1982, Zeitschriften wie "Rolling Stone", "Musik Express", "Audio" oder "Stereoplay" waren regelmäßige Pflichtlektüre. Einheitlich wurde durch diese Magazine das in diesem Jahr veröffentlichte vierte Soloalbum Peter Gabriels besprochen. Wie die Vorgänger, trug es lediglich die offizielle Bezeichnung "IV", auch bezeichnet als "Security". Die Rezensionen machten mich neugierig, und kurzerhand wurde die LP angeschafft. Um alsbald und umgehend im Regal zu verstauben. Was hatten sich die Rezensoren da erlaubt???
Acht Jahre später. Als einer von vielen nahm ich an einem beruflichen Neuorientierungskurs teil. Über einen Zeitraum von 18 Monaten gab es genügend Gelegenheiten, sich privat näher kennenzulernen. Und - auch über Musik zu fachsimpeln.
Einer aus unserer Runde erwähnte in einer musikalischen Gesprächsrunde das "phantastische Gabriel-Album "Security"", war voll des Lobes dieses experimentierfreudigen Künstlers und des Ergebnisses seiner Experimentierfreude. Was für ein Schwachkopf!
Neugierig, nach Kursende zuhause angekommen, wurde flugs der Plattendreher an- und die Scheibe aufgeworfen. Und drehte nicht nur eine Runde! Ich konnte kaum glauben, dass dieses Schätzchen eine so lange Zeit im Regal vor sich hinstaubte.
"Nachforschungen" zu dieser LP führten mich dann auch auf die deutschsprachige Ausgabe, die ebenfalls kurze Zeit später in meinem Heim landete. Ich war Gabriel-infiziert, und diese beiden Longplayer wurden im Laufe der Zeit mit weiteren Gabriel-Werken ergänzt.
Peter Gabriel IV - Deutsches Album
"Der Spiegel" 28/1980 schreibt zu dem Vorgängeralbum:
"Die "Vorherrschaft der englischen Sprache" in der Rockmusik, so der populäre Sänger, habe "einige Künstler völlig entmutigt", in ihrer eigenen Sprache zu schreiben. Zur Demonstration, daß es auch anders geht, hat Gabriel eine Platte außer in der englischen Originalversion (Titel: "Peter Gabriel") auch in Deutsch besungen."
"Der Drang des Rock-Artisten Gabriel, auch außerhalb angelsächsischer Sprachgrenzen verstanden zu werden, scheint berechtigt, denn er hat etwas zu sagen."
Die Setliste dieses Albums wurde gegenüber der englischsprachigen Version verändert, entspricht jedoch mit einer Laufzeit von 45:50 Minuten fast dem "Original" (45:46 Minuten). Die Textübersetzungen übernahm Horst Königstein, mein Schulenglisch ist der Meinung, dass dies sehr nah am Original liegt. Im Gegensatz zu seinem deutschsprachigen Vorgänger ist es Gabriel hier gelungen, verständlicher zu singen. Beim intensiven Hören dieser Scheibe ist das der CD beiliegende Booklet mit Texten zum Mitlesen nicht erforderlich.
1. Der Rhythmus der Hitze 5:36 (Rhythm of the heat)
2. Das Fischernetz 6:45 (The family and the fishing net)
3. Kon-takt! 4:31 (I have the touch)
4. San Jacinto 6:13 (San Jacinto)
5. Schock den Affen 5:43 (Shock the monkey)
6. Handauflegen 6:02 (Lay your hands on me)
7. Nicht die Erde hat dich verschluckt 5:59 (Wallflower)
8. Mundzumundbeatmung 4:54 (Kiss of life)
Dieses (englisch- sowie deutschsprachige) Album halte ich persönlich für Gabriels' bestes Werk: Innovativ, intensiv, düster, kraftvoll. Viele zunächst unbekannte und anfangs verstörende Geräusche nehmen schnell gefangen, der intensive Einsatz der verschiedenen Synthesizer (Moog, Prophet) sind eine wahre Bereicherung. Bei aller eingesetzer Technik wirkt dieses Album allerdings nie unterkühlt.
Dramatisch-düster trommelnd beginnt die Scheibe mit "Der Rhythmus der Hitze", beschwörend in Klang und Text. Und die Orientierung Richtung "Weltmusik" ist nicht zu überhören. Dies gilt auch für das Folgestück, "Das Fischernetz". Es erreicht nicht ganz die Düsternis des Vorgängers, ist deswegen aber nicht weniger intensiv. Was auch für meinen Favoriten "San Jacinto" gilt. Höchstatmosphärisch, dicht und intensiv wird hier der Raubbau der Weißen am indianischen Land besungen und kritisiert. Ein Song, wie ihn Gabriel kein zweites mal geschrieben hat.
San Jacinto
Mit "Schock den Affen" findet sich hier tatsächlich ein durchaus tanzbarer Song - allerdings ohne ein Schielen auf den Mainstream. Daran anschließend, spannend und bedrohlich, "Handauflegen". Das dürfte der auf seinen Konzerten sehnsüchtig erwartete Titel (Original: "Lay your hands on me") sein, wirft sich der Künstler doch hier am Ende des Songs, während bedrohlich die Trommeln dröhnen, rücklings unter tosendem Applaus in das Publikum. Gänsehaut! Und nicht nur einmal dürften Gabriels Klamotten dabei in Fetzen gerissen worden sein.
Hand auflegen (Lay your hands on me)
Es ist mir nicht ganz verständlich, weshalb an manchen Stellen zu lesen ist, dass dieses Album bereits poporientiert sein soll. Für mich ist es ein Album Richtung Artrock oder Weltmusik. Aber - was spricht dagegen, sich selber mit diesem Album zu beschäftigen? Solange es noch zu erschwinglichen Preisen am Markt erhältlich ist, sollte der neugierige Musikfreund ein Öhrchen wagen. Und gegen die ganze Zweiohr-Aufmerksamkeit hat der Künstler sicher auch nichts einzuwenden.
Nicht die Erde hat Dich verschluckt (Wallflower)
Besetzung:
Peter Gabriel / Vocals, Drums, Percussion, CMI Synthesizers
David Rhodes / Guitars, Backing Vocals
Larry Fast / Moog, Synthesizers
Tony Levin / Bass, Stick
Jerry Marotta / Drums, Percussion
sowie Gastmusiker
Der Rhythmus der Hitze
https://www.youtube.com/watch?…UbneW9qW4p
Lay your hands on me
Lay Your Hands On Me
Acht Jahre später. Als einer von vielen nahm ich an einem beruflichen Neuorientierungskurs teil. Über einen Zeitraum von 18 Monaten gab es genügend Gelegenheiten, sich privat näher kennenzulernen. Und - auch über Musik zu fachsimpeln.
Einer aus unserer Runde erwähnte in einer musikalischen Gesprächsrunde das "phantastische Gabriel-Album "Security"", war voll des Lobes dieses experimentierfreudigen Künstlers und des Ergebnisses seiner Experimentierfreude. Was für ein Schwachkopf!
Neugierig, nach Kursende zuhause angekommen, wurde flugs der Plattendreher an- und die Scheibe aufgeworfen. Und drehte nicht nur eine Runde! Ich konnte kaum glauben, dass dieses Schätzchen eine so lange Zeit im Regal vor sich hinstaubte.
"Nachforschungen" zu dieser LP führten mich dann auch auf die deutschsprachige Ausgabe, die ebenfalls kurze Zeit später in meinem Heim landete. Ich war Gabriel-infiziert, und diese beiden Longplayer wurden im Laufe der Zeit mit weiteren Gabriel-Werken ergänzt.
Peter Gabriel IV - Deutsches Album
"Der Spiegel" 28/1980 schreibt zu dem Vorgängeralbum:
"Die "Vorherrschaft der englischen Sprache" in der Rockmusik, so der populäre Sänger, habe "einige Künstler völlig entmutigt", in ihrer eigenen Sprache zu schreiben. Zur Demonstration, daß es auch anders geht, hat Gabriel eine Platte außer in der englischen Originalversion (Titel: "Peter Gabriel") auch in Deutsch besungen."
"Der Drang des Rock-Artisten Gabriel, auch außerhalb angelsächsischer Sprachgrenzen verstanden zu werden, scheint berechtigt, denn er hat etwas zu sagen."
Die Setliste dieses Albums wurde gegenüber der englischsprachigen Version verändert, entspricht jedoch mit einer Laufzeit von 45:50 Minuten fast dem "Original" (45:46 Minuten). Die Textübersetzungen übernahm Horst Königstein, mein Schulenglisch ist der Meinung, dass dies sehr nah am Original liegt. Im Gegensatz zu seinem deutschsprachigen Vorgänger ist es Gabriel hier gelungen, verständlicher zu singen. Beim intensiven Hören dieser Scheibe ist das der CD beiliegende Booklet mit Texten zum Mitlesen nicht erforderlich.
1. Der Rhythmus der Hitze 5:36 (Rhythm of the heat)
2. Das Fischernetz 6:45 (The family and the fishing net)
3. Kon-takt! 4:31 (I have the touch)
4. San Jacinto 6:13 (San Jacinto)
5. Schock den Affen 5:43 (Shock the monkey)
6. Handauflegen 6:02 (Lay your hands on me)
7. Nicht die Erde hat dich verschluckt 5:59 (Wallflower)
8. Mundzumundbeatmung 4:54 (Kiss of life)
Dieses (englisch- sowie deutschsprachige) Album halte ich persönlich für Gabriels' bestes Werk: Innovativ, intensiv, düster, kraftvoll. Viele zunächst unbekannte und anfangs verstörende Geräusche nehmen schnell gefangen, der intensive Einsatz der verschiedenen Synthesizer (Moog, Prophet) sind eine wahre Bereicherung. Bei aller eingesetzer Technik wirkt dieses Album allerdings nie unterkühlt.
Dramatisch-düster trommelnd beginnt die Scheibe mit "Der Rhythmus der Hitze", beschwörend in Klang und Text. Und die Orientierung Richtung "Weltmusik" ist nicht zu überhören. Dies gilt auch für das Folgestück, "Das Fischernetz". Es erreicht nicht ganz die Düsternis des Vorgängers, ist deswegen aber nicht weniger intensiv. Was auch für meinen Favoriten "San Jacinto" gilt. Höchstatmosphärisch, dicht und intensiv wird hier der Raubbau der Weißen am indianischen Land besungen und kritisiert. Ein Song, wie ihn Gabriel kein zweites mal geschrieben hat.
San Jacinto
Mit "Schock den Affen" findet sich hier tatsächlich ein durchaus tanzbarer Song - allerdings ohne ein Schielen auf den Mainstream. Daran anschließend, spannend und bedrohlich, "Handauflegen". Das dürfte der auf seinen Konzerten sehnsüchtig erwartete Titel (Original: "Lay your hands on me") sein, wirft sich der Künstler doch hier am Ende des Songs, während bedrohlich die Trommeln dröhnen, rücklings unter tosendem Applaus in das Publikum. Gänsehaut! Und nicht nur einmal dürften Gabriels Klamotten dabei in Fetzen gerissen worden sein.
Hand auflegen (Lay your hands on me)
Es ist mir nicht ganz verständlich, weshalb an manchen Stellen zu lesen ist, dass dieses Album bereits poporientiert sein soll. Für mich ist es ein Album Richtung Artrock oder Weltmusik. Aber - was spricht dagegen, sich selber mit diesem Album zu beschäftigen? Solange es noch zu erschwinglichen Preisen am Markt erhältlich ist, sollte der neugierige Musikfreund ein Öhrchen wagen. Und gegen die ganze Zweiohr-Aufmerksamkeit hat der Künstler sicher auch nichts einzuwenden.
Nicht die Erde hat Dich verschluckt (Wallflower)
Besetzung:
Peter Gabriel / Vocals, Drums, Percussion, CMI Synthesizers
David Rhodes / Guitars, Backing Vocals
Larry Fast / Moog, Synthesizers
Tony Levin / Bass, Stick
Jerry Marotta / Drums, Percussion
sowie Gastmusiker
Der Rhythmus der Hitze
https://www.youtube.com/watch?…UbneW9qW4p
Lay your hands on me
Lay Your Hands On Me