Liebe ArtistInnen,
es hat leider etwas länger gedauert als geplant, aber nun kommt mein MAI-Beitrag. Da hier viele "alte S..." sind (mich eingeschlossen), dachte ich, es wird Zeit, mal etwas "moderneres" zu präsentieren. Also begeben wir uns in Jahr 1983. Außerdem ist mein Motto für diesen Thread, über LPs/CDs zu schreiben, die mich bewegt haben.
Wenn ich mich richtig erinnere, lag ich im Studium in den letzten Zügen, und war seit 1979/80 neben meinem Progrock und den 60-Klassikern auch voll auf der "New Wave"-Schiene und in dieser Kombination in meinem damaligen Bekanntenkreis recht allein. Immerhin hatte ich auf der Uni 'nen Kumpel, der genau so offen für alles war und Gitarre spielte. Daher beschallten wir uns immer mit unseren Platten und zogen gemeinsam durch die Plattenläden. Ab und an machten wir auch 'ne Session zusammen, er Gitarre, ich Korg-MS-20. (bevor Anfragen kommen, es gibt leider keine Tondokumente)
Und es gab eine Band, die immer wieder genannt wurde, die ich vom Namen nach kannte, aber bis zu dem Jahr nie gehört hatte, weil mich deren LP-Cover nie wirklich ansprachen und ich immer was wichtigeres zum kaufen fand.
Bis, ja bis eines Tages im Radio ein Song erklang mit einem sägenden Gitarrenriff, dubmäßigem Bass und einem Sänger, der für mich völlig dandyhaft sang. Der Song hieß "She's in parties" und die Band nannte sich Bauhaus. Also ab in den Plattenladen und schwupps hatte ich deren 4. Studio-LP "Burning from the inside" in meinem Besitz. Das Cover war endlich eines, das mir sofort gefiel und mich auch zum Blindkauf animiert hätte. Die Band hatte einen neuen Fan, ironischerweise mit ihrem letzten regulären Album, da sie sich nach der Tour zur LP auflösten.
Bauhaus - Burning from the inside (1983)
1."She's in Parties" 5:46
2."Antonin Artaud" 4:09
3."Wasp" (instrumental)0:20
4."King Volcano" 3:29
5."Who Killed Mr. Moonlight?" 4:54
6."Slice of Life" 3:43
7."Honeymoon Croon" 2:52
8."Kingdom's Coming" 2:25
9."Burning from the Inside" 9:21
10."Hope" 3:17
CD reissue bonus tracks
11."Lagartija Nick" 3:30
12."Here's the Dub" 3:01
13."Departure" 4:50
14."Sanity Assassin" 4:05
Peter Murphy – vocals, guitar
Daniel Ash – guitar, vocals
David J – bass guitar, vocals
Kevin Haskins – drums
BAUHAUS gelten neben Joy Division, Siouxsie and the Banshees oder den Cure als Vertreter der Dark Wave/Gothic-Szene. Für Bauhaus-Fans der ersten Stunde dürfte diese LP nicht unbedingt die Nummer 1 sein, für mich, der quasi erst im Nachhinein zur Gruppe stieß, enthält sie zwei meiner absoluten Lieblingslieder der Gruppe: neben dem schon erwähnten "She's in Parties" auch "Who killed Mr. Moonlight", einer meiner TOP 10 aus dieser Epoche. Im Grunde ist es ein sehr einfach gehaltener Song, Piano/Stimme und ein verlorenes Saxophon bilden die Strophen, während der Refrain das Tempo anzieht und mit einer unwirklich klingenden Orgel (?) aufwartet. Ich liebe es, wenn Murphy den Refrain singt.
Peter Murphy war zur Entstehungszeit schwer erkrankt, so begannen die anderen drei ohne ihn mit den Aufnahmen zur LP. Es ging soweit, dass Daniel Ash und David J bei einigen Titeln die Leadvocals übernahmen. Daher klingt die LP in meinen Ohren fast weniger nach den klassischen Bauhaus und mehr nach dem Nachfolgeprojekt der drei Instrumentalisten "Love and Rockets". Stilistisch ist es viel weiter gefasst als frühere Aufnahmen, es reicht vom am mittelalterlichen Folk angelehnten "King Volcano", über das pianogeschwängerte "Who killed...",den von akustischer Gitarre geprägten "Kingdom Come" oder "Hope" bis hin zu düster-stakkatohaften Titeln wie "Burning from the Inside", " Atonin Artaud" oder "She's in Parties". Auch Dub-Einflüsse sind hörbar, man achte einfach mal auf "Honeymoon croon".
Über allen schwebt fast immer die Stimme von Peter Murphy, die immer klingt, als ob er selbst nur geisterhaft anwesend ist. Stellenweise erinnert er an Bowie aus den 70er in Art und Ausdruck. Wenn ich die LP/CD insgesamt beschreiben sollte: New (Dark) Wave-Psychedelic der dunklen Art An die Psychedelic erinnert mich die Verspieltheit und die Art der Produktion, mit den vielen Gimmicks und Effekten. Das Dunkle kommt natürlich vom Tempo und dem klassischen 80er Sound aus dem damaligen England. Besonders diese sägenden Gitarrenriffs haben es mir angetan.
Fazit: für mich ein großes Album und eine große Band. Wer auf den Geschmack kommt, dem empfehle ich unbedingt die beiden "Deluxe"-Ausgaben der Alben "Mask" und "In the flat field", die zusätzliche Disks und sehr informative Booklets enthalten. Es gibt aber auch eine sehr preiswerte Box mit den Studioalben der Band.
Das CD-Reissue bietet noch einige Bonustitel, die damals nur auf Singles erschienen sind, oder erst später auf Compilationalben.
She's in parties"
Antonin Artaud
Wasp
King volcano
Who killed Mr. Moonlight"
Slice of Life
Honeymoon croon
Kingdom's coming
Burning from the inside
Hope
Nach Bauhaus gründete Daniel Ash mit Kevin Haskins und ihrem Roadie Glenn Campling die Band Tones on Tail, Peter Murphy und David J begannen Solokarrieren. Später entstand aus Tones on Tail mit David J zusammen die Band Love and Rockets. Peter Murphy arbeitete auch mit dem Ex-JAPAN Mick Karn als Dalis Car auf zwei CDs zusammen. Bauhaus selbst reformierten sich 1998 und 2005-2008 noch zweimal für Touren bzw. eine letzte Studioplatte.
P.S.: mit dieser "Rezi" löse ich ein "Versprechen" an badger ein, wenn ich mich richtig erinnere, mag er Bauhaus auch so wie ich. Und ich denke, er kann noch viel mehr zur Gruppe erzählen. Manchmal finde ich es tragisch, Englisch nicht als Muttersprachler zu haben.
trurl
es hat leider etwas länger gedauert als geplant, aber nun kommt mein MAI-Beitrag. Da hier viele "alte S..." sind (mich eingeschlossen), dachte ich, es wird Zeit, mal etwas "moderneres" zu präsentieren. Also begeben wir uns in Jahr 1983. Außerdem ist mein Motto für diesen Thread, über LPs/CDs zu schreiben, die mich bewegt haben.
Wenn ich mich richtig erinnere, lag ich im Studium in den letzten Zügen, und war seit 1979/80 neben meinem Progrock und den 60-Klassikern auch voll auf der "New Wave"-Schiene und in dieser Kombination in meinem damaligen Bekanntenkreis recht allein. Immerhin hatte ich auf der Uni 'nen Kumpel, der genau so offen für alles war und Gitarre spielte. Daher beschallten wir uns immer mit unseren Platten und zogen gemeinsam durch die Plattenläden. Ab und an machten wir auch 'ne Session zusammen, er Gitarre, ich Korg-MS-20. (bevor Anfragen kommen, es gibt leider keine Tondokumente)
Und es gab eine Band, die immer wieder genannt wurde, die ich vom Namen nach kannte, aber bis zu dem Jahr nie gehört hatte, weil mich deren LP-Cover nie wirklich ansprachen und ich immer was wichtigeres zum kaufen fand.
Bis, ja bis eines Tages im Radio ein Song erklang mit einem sägenden Gitarrenriff, dubmäßigem Bass und einem Sänger, der für mich völlig dandyhaft sang. Der Song hieß "She's in parties" und die Band nannte sich Bauhaus. Also ab in den Plattenladen und schwupps hatte ich deren 4. Studio-LP "Burning from the inside" in meinem Besitz. Das Cover war endlich eines, das mir sofort gefiel und mich auch zum Blindkauf animiert hätte. Die Band hatte einen neuen Fan, ironischerweise mit ihrem letzten regulären Album, da sie sich nach der Tour zur LP auflösten.
Bauhaus - Burning from the inside (1983)
1."She's in Parties" 5:46
2."Antonin Artaud" 4:09
3."Wasp" (instrumental)0:20
4."King Volcano" 3:29
5."Who Killed Mr. Moonlight?" 4:54
6."Slice of Life" 3:43
7."Honeymoon Croon" 2:52
8."Kingdom's Coming" 2:25
9."Burning from the Inside" 9:21
10."Hope" 3:17
CD reissue bonus tracks
11."Lagartija Nick" 3:30
12."Here's the Dub" 3:01
13."Departure" 4:50
14."Sanity Assassin" 4:05
Peter Murphy – vocals, guitar
Daniel Ash – guitar, vocals
David J – bass guitar, vocals
Kevin Haskins – drums
BAUHAUS gelten neben Joy Division, Siouxsie and the Banshees oder den Cure als Vertreter der Dark Wave/Gothic-Szene. Für Bauhaus-Fans der ersten Stunde dürfte diese LP nicht unbedingt die Nummer 1 sein, für mich, der quasi erst im Nachhinein zur Gruppe stieß, enthält sie zwei meiner absoluten Lieblingslieder der Gruppe: neben dem schon erwähnten "She's in Parties" auch "Who killed Mr. Moonlight", einer meiner TOP 10 aus dieser Epoche. Im Grunde ist es ein sehr einfach gehaltener Song, Piano/Stimme und ein verlorenes Saxophon bilden die Strophen, während der Refrain das Tempo anzieht und mit einer unwirklich klingenden Orgel (?) aufwartet. Ich liebe es, wenn Murphy den Refrain singt.
Peter Murphy war zur Entstehungszeit schwer erkrankt, so begannen die anderen drei ohne ihn mit den Aufnahmen zur LP. Es ging soweit, dass Daniel Ash und David J bei einigen Titeln die Leadvocals übernahmen. Daher klingt die LP in meinen Ohren fast weniger nach den klassischen Bauhaus und mehr nach dem Nachfolgeprojekt der drei Instrumentalisten "Love and Rockets". Stilistisch ist es viel weiter gefasst als frühere Aufnahmen, es reicht vom am mittelalterlichen Folk angelehnten "King Volcano", über das pianogeschwängerte "Who killed...",den von akustischer Gitarre geprägten "Kingdom Come" oder "Hope" bis hin zu düster-stakkatohaften Titeln wie "Burning from the Inside", " Atonin Artaud" oder "She's in Parties". Auch Dub-Einflüsse sind hörbar, man achte einfach mal auf "Honeymoon croon".
Über allen schwebt fast immer die Stimme von Peter Murphy, die immer klingt, als ob er selbst nur geisterhaft anwesend ist. Stellenweise erinnert er an Bowie aus den 70er in Art und Ausdruck. Wenn ich die LP/CD insgesamt beschreiben sollte: New (Dark) Wave-Psychedelic der dunklen Art An die Psychedelic erinnert mich die Verspieltheit und die Art der Produktion, mit den vielen Gimmicks und Effekten. Das Dunkle kommt natürlich vom Tempo und dem klassischen 80er Sound aus dem damaligen England. Besonders diese sägenden Gitarrenriffs haben es mir angetan.
Fazit: für mich ein großes Album und eine große Band. Wer auf den Geschmack kommt, dem empfehle ich unbedingt die beiden "Deluxe"-Ausgaben der Alben "Mask" und "In the flat field", die zusätzliche Disks und sehr informative Booklets enthalten. Es gibt aber auch eine sehr preiswerte Box mit den Studioalben der Band.
Das CD-Reissue bietet noch einige Bonustitel, die damals nur auf Singles erschienen sind, oder erst später auf Compilationalben.
She's in parties"
Antonin Artaud
Wasp
King volcano
Who killed Mr. Moonlight"
Slice of Life
Honeymoon croon
Kingdom's coming
Burning from the inside
Hope
Nach Bauhaus gründete Daniel Ash mit Kevin Haskins und ihrem Roadie Glenn Campling die Band Tones on Tail, Peter Murphy und David J begannen Solokarrieren. Später entstand aus Tones on Tail mit David J zusammen die Band Love and Rockets. Peter Murphy arbeitete auch mit dem Ex-JAPAN Mick Karn als Dalis Car auf zwei CDs zusammen. Bauhaus selbst reformierten sich 1998 und 2005-2008 noch zweimal für Touren bzw. eine letzte Studioplatte.
P.S.: mit dieser "Rezi" löse ich ein "Versprechen" an badger ein, wenn ich mich richtig erinnere, mag er Bauhaus auch so wie ich. Und ich denke, er kann noch viel mehr zur Gruppe erzählen. Manchmal finde ich es tragisch, Englisch nicht als Muttersprachler zu haben.
trurl