DIE Genesis Coverband und vier der schönsten Konzerte die ich wohl jemals gesehen habe/sehen werde.
Hier hatte ich mal eine Erklärung in einem anderen Forum geschrieben, warum ich diese Band so sehr liebe. Diese war an gewisse Ignoranten adressiert, deswegen der Tonfall manchmal - man sehe ihn mir bitte also heute nach, weil ich den Text einfach fast so lasse wie er war.
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Ich erkläre es gern nochmal warum Musical Box nicht nur ne Coverband sind und sowas von todgeil für mich.
Fangen wir an mit den Coverbands:
Wenn ich im Sommer auf dem Schwabinger Strassenfest bin und an jeder Ecke spielen Bands und da ist ne Band, die spielt AC/DCs "Midnight prowler" und mich reisst es richtig hoch weil sie das richtig gut machen, dann freut es mich weil ich den Song mag.
Dann geh ich nicht hin und sag "Hey Jungs, diese Australier sind das Original und die haben den Song schon vor 20 Jahren gespielt und die haben den gut gespielt und überhaupt ist Bon Scott tot und ihr dürft das gar nicht was ihr da macht, weil ihr ja sowas von Kopierer seid". Ich mag den Song gern, Bon Scott wird ihn nicht mehr für mich singen und die Herren da an der Ecke machen das hörbar gerne und gut.
Ich würd mir übrigens auch gerne "Le sacre du printemps" von Strawinsky doch glatt von so nem Coverorchester reinziehen, weil ich glaube, das Originalorchester wird nicht mehr nach München kommen.
Kommen wir zu Genesis, dem Original.
Die leben alle noch, aber wollen bisher nicht mehr die Songs, die ich richtig, also richtig, wirklich RICHTIG liebe, also die wollen sie einfach nicht mehr spielen. Dürfen sie auch so machen wenn sie das so wollen.
Kommen wir zu Jerry.
Geboren 1964, hat mich im zarten Alter von 8, 9 und 10 Jahren meine Matchbox-Rennbahn, Lego-Burgen und rumbolzen im Englischen Garten einfach irgendwie völlig unverständlicherweise mehr interessiert, als mir "Supper's ready" im Konzert reinzuziehen. Muß da wohl ne schwache Phase gehabt haben.
Unverschämterweise wollten die Herrn Genesis aber nicht noch fünf Jahre warten, bis ich 15 war und ich vielleicht einen kleinen "Watcher of the skies" einer perfekten Legoburg vorgezogen hätte. Das ärgert mich sehr an ihnen
Kommen wir zu Genesis Platten:
Hab ich die halt gehört und mir Genesis nicht angeschaut, aus obigen Gründen. Hab auch gelesen über die Band. Hab auch gelesen was die damals, als ich noch in der Architekten-Branche untewegs war, für Shows hingelegt hatten, zu den Songs die da jetzt im legobereinigten Jerry-Room die Luft füllen. Schon arg arg blöde, dass ich das nie sehen konnte, wo ich doch ein sehr visueller Mensch bin und Theater selbst in diesem jugendlich frischen Alter schon gern mochte.
Hab auch geschaut nach anderen Bands ob die mir so ne Art visuellen Aspekt zu solch guten Songs in etwa liefern können. Warn keine da. Blöde Legosucht damals.
Kommen wir nun zu The Musical Box:
Sind ne Coverband, wahrscheinlich am Anfang auf Bierfesten wie in Schwabing unterwegs. War ihnen nicht genug. Wollten die Songs besser spielen. Ist ihnen gelungen. Ist ihnen SEHR gelungen. Ist ihnen, laut Aussagen der Original-Genesis, besser gelungen als die Originale es je drauf hatten. Diese hatten nämlich z.B. für die Live-Shows ihre etwas kompliziert konstruierten Songs etwas entschlackt um das hinzubekommen. Wollten Musical Box nicht so machen und spielten einfach die schwierigeren Studioversionen in Liveumsetzung.
Blöd, wo man doch NUR ne Coverband ist, die ja per se gar keine Berechtigung hat.
Kommen wir zum Sänger Denis Gagné. Ein echter Fan des Herrn Gabriel, schon seit jungen Jahren, war es sein größter Traum Herrn Gabriel zu schauspielern. Seine Stimme ist dem Original recht ähnlich, seine Gestik, Mimik ist das ORIGINAL, wieder Aussagen von Genesis selbst.
Da sind also fünf existenzunberechtigte Covermusiker und erdreisten sich akribisch ihre größte musikalische Liebe nachzustellen. Sie sind nämlich der Meinung, dass die Shows, welche Genesis im Jerry-Matchbox-Zeitalter spielten, rein vom visuellen Aspekt her schon mal ein rettenswertes Kulturgut wären, von der Liveumsetzung der Genesis-Songs und den Ansprüchen an die jeweiligen Musiker daraus, ganz zu schweigen.
Kommen wir wieder zu Jerry:
20 Jahre drüber gelesen, hie und da mal sehr verführerisch aussehende Photos gesehen, einen Film dazu gab es nie irgendwo aufzutreiben, seufzend akzeptiert, dass er das eben nie wird nachvollziehen können, wie es gewesen sein muss als Genesis ihre Musik bildlich umsetzten.
Jerry entdeckt The Musical Box:
Sagen die machen das. Die setzen das um, die spielen die Songs und spielen sie exakter, und......!!!! die spielen die Shows. Wie ? Was ? Die originalen Shows ? Mit DEN Kostümen ? DEN Effekten, Gestiken mit all dem was diese Shows angeblich so effektvoll, so anziehend, so anders als alle anderen Rock-Shows gemacht hat. Kaum zu glauben. Muß Jerry mal antesten.
Erstes Konzert in München, „Musical Box“ spielen die „Foxtrot“ Tour:
Jerry aufgeregt. Ob das WIRKLICH so spannend, so authentisch sein kann ? Es wird dunkel, die ersten, unglaublich schönen und auch durchdringenden Akkorde von „Watcher of the skies“ ertönen. Die Gänsehaut stellt sich ein, geiler Song. Ja und da steht er. Eine Kreatur im Schatten, mit schwarzem Umhang, Fledermausflügeln und Neon-Farbe um die Augen, welche das Schwarzlicht reflektiert. Die Gänsehaut wird zum Dauerzustand und – ja – ich hatte Tränen in den Augen. All die Fotos die ich gesehen habe von diesen Shows, all diese Eindrücke, all die Vorstellungen die ich mir gemacht hab, was Gabriel wohl an der Stelle gemacht hat, wie er das gesungen hat, welche Gestik er dabei benutzt hat – all das war da. Vor mir. Live in bewegten Bildern.
Dazu der Sound, der mir mal bewusst gemacht hat, dass der auf dem Album oft „harmlos“ und einfach nur schön wirkende Sound von Genesis, live ne ganz andere Dimension war. Rutherfords / Lamothe Basspedale blasen dir nämlich die Resthaare nach oben und Collins / Levacs Trommelei gibt dem ganzen einen Druck und einen Drive, dass mir zum ersten Mal richtig bewusst wurde – Hey Genesis ROCKTEN damals richtig, trotz aller Prog-Komplexität.
Und die Show. Einfach perfekt. Ich musste mir immer wieder bewusst machen, dass da NICHT Peter Gabriel ist, so gut und leidenschaftlich und liebevoll stellt er das dar. Und Liebe zu etwas spürt man. Ich spürte es. Denis Gagné liebt was er da tut. Er IST in diesen Momenten Peter Gabriel.
Dabei war diese Show noch nichtmal halb so ausgeklügelt und optisch anspruchsvoll, wie „Selling England by the pound“ oder „The lamb lies down on Broadway“.
Zweites Konzert in Gersthofen bei Augsburg, Musical Box spielen die „Selling“ Black-Show (d.h. mit schwarzen Vorhängen überall, anstatt der weißen Aufbauten wie üblich)
Nicht nur, dass sie mit der Black-Show etwas vorführten, was Genesis selbst nie in Europa spielten (es gab nur einige wenige Dates wo Genesis mit den schwarzen Vorhängen experimentierten um die Show noch effektvoller zu machen und Gabriel dazu etwas an den Masken veränderte.).
Da waren jetzt alle die Show-Elemente nach denen ich mich so gesehnt hatte sie zu sehen. Das Watcher-Kostüm, die Sonnenblume, der Alte Mann, der Lawnmower-Man, der Gang-Boss, das Licht, die Effekte und nicht zuletzt was ich nämlich gar nicht vorher wusste, die witzigen und intelligenten Ansagen die Gagné ebenso von Gabriel übernahm. Ich wusste gar nicht, dass PG so witzig war damals. Wundervolle Songs in wundervollen, anspruchsvollen optischen Umsetzungen. Mein Auge konnte endlich mitessen. Da gab es soviel zu sehen, ich wusste gar nicht wo zuerst. Und zu hören dazu.
Und schließlich die Lamb-Show. Die Krönung des Ganzen. Die Dia-Show die synchron zur Show laufen muß, weniger Kostüme (dafür das Unglaublichste von allen, der „Slipperman“), noch mehr Ausdruck durch Gestik, Dias und die Texte. Die Musik, die damals übliche Prog-Pfade fast völlig verlies und eine eigene Mixtur servierte, welche auch Genesis selbst weder vorher noch nachher drauf hatten. Wie viele Feinheiten, wie viele ausgeklügelte Arrangements diese Musik eigentlich hat, ja das wurde mir erst durch die Live-Umsetzung von Musical Box bewusst, und auch nicht durch mehrmaliges Hören der Lamb-Platte zuhause.
Zweimal hab ich die Lamb-Show gesehen und müsste sie wohl noch zehnmal sehen um alles so halbwegs zu entdecken, begreifen, verarbeiten was da auf der Bühne so akustisch und optisch abging. Mehr als Musik. Rock-Theater.
Ich LIEBE The Musical Box. Ich LIEBE diese Hingabe, diese Leidenschaft, diese Akribie die sie in ihre Arbeit steckten, um Leute anzuhauen, aufzutreiben, auszuquetschen. Um Original-Instrumente aus Mitte der 70er zu beschaffen, Effektgeräte neu bauen zu lassen, um einen Projektor aufzutreiben welcher nur einen einzigen Effekt machen muß (die Flammen bei Suppers Ready) und wo sie nur noch nen gebrauchten in einem ausrangierten Kino auftreiben konnten usw. usw.
Sie hauten Genesis an, um in deren Archiven wühlen zu dürfen, leihten sich von Rutherford ne Gitarre für den Nachbau und und und.
Man macht sich keine Vorstellung was diese Herren an Mühe, Arbeit und Liebe einfliessen ließen, um diese Shows zu reproduzieren. Weil sie die Musik WIRKLICH lieben und weil sich Lamothe und vor allem Gagné damit einen Kindheitstraum erfüllen wollten.
Musical Box eine Coverband ? Wer es jetzt immer noch nicht verstanden hat, dem fehlt vielleicht diese Liebe zu etwas. Das war ein Teil ihres Lebens, das ist ein Teil der zwangsweise natürlich irgendwann beendet sein wird und das ist ein Traum ihres Lebens den sie sich erfüllt hatten. Und das ist mehr als die meisten Menschen von sich sagen können.
……und das war ein Traum, ein grosser grosser grosser Traum den sie einem nicht mehr so jungen Musikfan aus München erfüllt haben. Das er diese Shows sehen konnte und sie sich nicht nur vorstellen muß von nun an, dafür werd ich ihnen wirklich auf ewig dankbar sein. Und das hat mich während der Shows wirklich tief bewegt und zu Tränen gerührt.
Für mich ist Musik mehr, viel mehr als nur die akustische Seite. Ich bin ein sinnlicher Mensch und ganz besonders ein sehr visueller Mensch. Meine Liebe zur Covergestaltung hatte ich schon erwähnt. Das fehlt mir bei so vielen Bands. Ich soll zahlen um ins Konzert zu gehen und alles was mir visuell bleibt sind rote-grüne-blaue Lampen und ein paar Herren die ich mir anschauen kann. Der visuelle Sinn hungert bei mir schon lange in Konzerten und drum blieb ich auch immer mehr weg. Denn auf die Finger schauen (was mich auch sehr interessiert) kann ich den Herren viel besser per Live DVD.
The ERKLÄRUNG to end all ERKLÄRUNGENS
Jerry
P.S: Noch ein Satz der mir dazu eingefallen ist: Ich verehre Songs und/oder Shows, nicht die Musiker. Mit Heldenverehrung hab ichs nicht so. Das Werk spricht für den Musiker und das Werk überlebt ihn im besten Fall und das Werk will dann auch weitergehört werden.
Hier hatte ich mal eine Erklärung in einem anderen Forum geschrieben, warum ich diese Band so sehr liebe. Diese war an gewisse Ignoranten adressiert, deswegen der Tonfall manchmal - man sehe ihn mir bitte also heute nach, weil ich den Text einfach fast so lasse wie er war.
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Ich erkläre es gern nochmal warum Musical Box nicht nur ne Coverband sind und sowas von todgeil für mich.
Fangen wir an mit den Coverbands:
Wenn ich im Sommer auf dem Schwabinger Strassenfest bin und an jeder Ecke spielen Bands und da ist ne Band, die spielt AC/DCs "Midnight prowler" und mich reisst es richtig hoch weil sie das richtig gut machen, dann freut es mich weil ich den Song mag.
Dann geh ich nicht hin und sag "Hey Jungs, diese Australier sind das Original und die haben den Song schon vor 20 Jahren gespielt und die haben den gut gespielt und überhaupt ist Bon Scott tot und ihr dürft das gar nicht was ihr da macht, weil ihr ja sowas von Kopierer seid". Ich mag den Song gern, Bon Scott wird ihn nicht mehr für mich singen und die Herren da an der Ecke machen das hörbar gerne und gut.
Ich würd mir übrigens auch gerne "Le sacre du printemps" von Strawinsky doch glatt von so nem Coverorchester reinziehen, weil ich glaube, das Originalorchester wird nicht mehr nach München kommen.
Kommen wir zu Genesis, dem Original.
Die leben alle noch, aber wollen bisher nicht mehr die Songs, die ich richtig, also richtig, wirklich RICHTIG liebe, also die wollen sie einfach nicht mehr spielen. Dürfen sie auch so machen wenn sie das so wollen.
Kommen wir zu Jerry.
Geboren 1964, hat mich im zarten Alter von 8, 9 und 10 Jahren meine Matchbox-Rennbahn, Lego-Burgen und rumbolzen im Englischen Garten einfach irgendwie völlig unverständlicherweise mehr interessiert, als mir "Supper's ready" im Konzert reinzuziehen. Muß da wohl ne schwache Phase gehabt haben.
Unverschämterweise wollten die Herrn Genesis aber nicht noch fünf Jahre warten, bis ich 15 war und ich vielleicht einen kleinen "Watcher of the skies" einer perfekten Legoburg vorgezogen hätte. Das ärgert mich sehr an ihnen
Kommen wir zu Genesis Platten:
Hab ich die halt gehört und mir Genesis nicht angeschaut, aus obigen Gründen. Hab auch gelesen über die Band. Hab auch gelesen was die damals, als ich noch in der Architekten-Branche untewegs war, für Shows hingelegt hatten, zu den Songs die da jetzt im legobereinigten Jerry-Room die Luft füllen. Schon arg arg blöde, dass ich das nie sehen konnte, wo ich doch ein sehr visueller Mensch bin und Theater selbst in diesem jugendlich frischen Alter schon gern mochte.
Hab auch geschaut nach anderen Bands ob die mir so ne Art visuellen Aspekt zu solch guten Songs in etwa liefern können. Warn keine da. Blöde Legosucht damals.
Kommen wir nun zu The Musical Box:
Sind ne Coverband, wahrscheinlich am Anfang auf Bierfesten wie in Schwabing unterwegs. War ihnen nicht genug. Wollten die Songs besser spielen. Ist ihnen gelungen. Ist ihnen SEHR gelungen. Ist ihnen, laut Aussagen der Original-Genesis, besser gelungen als die Originale es je drauf hatten. Diese hatten nämlich z.B. für die Live-Shows ihre etwas kompliziert konstruierten Songs etwas entschlackt um das hinzubekommen. Wollten Musical Box nicht so machen und spielten einfach die schwierigeren Studioversionen in Liveumsetzung.
Blöd, wo man doch NUR ne Coverband ist, die ja per se gar keine Berechtigung hat.
Kommen wir zum Sänger Denis Gagné. Ein echter Fan des Herrn Gabriel, schon seit jungen Jahren, war es sein größter Traum Herrn Gabriel zu schauspielern. Seine Stimme ist dem Original recht ähnlich, seine Gestik, Mimik ist das ORIGINAL, wieder Aussagen von Genesis selbst.
Da sind also fünf existenzunberechtigte Covermusiker und erdreisten sich akribisch ihre größte musikalische Liebe nachzustellen. Sie sind nämlich der Meinung, dass die Shows, welche Genesis im Jerry-Matchbox-Zeitalter spielten, rein vom visuellen Aspekt her schon mal ein rettenswertes Kulturgut wären, von der Liveumsetzung der Genesis-Songs und den Ansprüchen an die jeweiligen Musiker daraus, ganz zu schweigen.
Kommen wir wieder zu Jerry:
20 Jahre drüber gelesen, hie und da mal sehr verführerisch aussehende Photos gesehen, einen Film dazu gab es nie irgendwo aufzutreiben, seufzend akzeptiert, dass er das eben nie wird nachvollziehen können, wie es gewesen sein muss als Genesis ihre Musik bildlich umsetzten.
Jerry entdeckt The Musical Box:
Sagen die machen das. Die setzen das um, die spielen die Songs und spielen sie exakter, und......!!!! die spielen die Shows. Wie ? Was ? Die originalen Shows ? Mit DEN Kostümen ? DEN Effekten, Gestiken mit all dem was diese Shows angeblich so effektvoll, so anziehend, so anders als alle anderen Rock-Shows gemacht hat. Kaum zu glauben. Muß Jerry mal antesten.
Erstes Konzert in München, „Musical Box“ spielen die „Foxtrot“ Tour:
Jerry aufgeregt. Ob das WIRKLICH so spannend, so authentisch sein kann ? Es wird dunkel, die ersten, unglaublich schönen und auch durchdringenden Akkorde von „Watcher of the skies“ ertönen. Die Gänsehaut stellt sich ein, geiler Song. Ja und da steht er. Eine Kreatur im Schatten, mit schwarzem Umhang, Fledermausflügeln und Neon-Farbe um die Augen, welche das Schwarzlicht reflektiert. Die Gänsehaut wird zum Dauerzustand und – ja – ich hatte Tränen in den Augen. All die Fotos die ich gesehen habe von diesen Shows, all diese Eindrücke, all die Vorstellungen die ich mir gemacht hab, was Gabriel wohl an der Stelle gemacht hat, wie er das gesungen hat, welche Gestik er dabei benutzt hat – all das war da. Vor mir. Live in bewegten Bildern.
Dazu der Sound, der mir mal bewusst gemacht hat, dass der auf dem Album oft „harmlos“ und einfach nur schön wirkende Sound von Genesis, live ne ganz andere Dimension war. Rutherfords / Lamothe Basspedale blasen dir nämlich die Resthaare nach oben und Collins / Levacs Trommelei gibt dem ganzen einen Druck und einen Drive, dass mir zum ersten Mal richtig bewusst wurde – Hey Genesis ROCKTEN damals richtig, trotz aller Prog-Komplexität.
Und die Show. Einfach perfekt. Ich musste mir immer wieder bewusst machen, dass da NICHT Peter Gabriel ist, so gut und leidenschaftlich und liebevoll stellt er das dar. Und Liebe zu etwas spürt man. Ich spürte es. Denis Gagné liebt was er da tut. Er IST in diesen Momenten Peter Gabriel.
Dabei war diese Show noch nichtmal halb so ausgeklügelt und optisch anspruchsvoll, wie „Selling England by the pound“ oder „The lamb lies down on Broadway“.
Zweites Konzert in Gersthofen bei Augsburg, Musical Box spielen die „Selling“ Black-Show (d.h. mit schwarzen Vorhängen überall, anstatt der weißen Aufbauten wie üblich)
Nicht nur, dass sie mit der Black-Show etwas vorführten, was Genesis selbst nie in Europa spielten (es gab nur einige wenige Dates wo Genesis mit den schwarzen Vorhängen experimentierten um die Show noch effektvoller zu machen und Gabriel dazu etwas an den Masken veränderte.).
Da waren jetzt alle die Show-Elemente nach denen ich mich so gesehnt hatte sie zu sehen. Das Watcher-Kostüm, die Sonnenblume, der Alte Mann, der Lawnmower-Man, der Gang-Boss, das Licht, die Effekte und nicht zuletzt was ich nämlich gar nicht vorher wusste, die witzigen und intelligenten Ansagen die Gagné ebenso von Gabriel übernahm. Ich wusste gar nicht, dass PG so witzig war damals. Wundervolle Songs in wundervollen, anspruchsvollen optischen Umsetzungen. Mein Auge konnte endlich mitessen. Da gab es soviel zu sehen, ich wusste gar nicht wo zuerst. Und zu hören dazu.
Und schließlich die Lamb-Show. Die Krönung des Ganzen. Die Dia-Show die synchron zur Show laufen muß, weniger Kostüme (dafür das Unglaublichste von allen, der „Slipperman“), noch mehr Ausdruck durch Gestik, Dias und die Texte. Die Musik, die damals übliche Prog-Pfade fast völlig verlies und eine eigene Mixtur servierte, welche auch Genesis selbst weder vorher noch nachher drauf hatten. Wie viele Feinheiten, wie viele ausgeklügelte Arrangements diese Musik eigentlich hat, ja das wurde mir erst durch die Live-Umsetzung von Musical Box bewusst, und auch nicht durch mehrmaliges Hören der Lamb-Platte zuhause.
Zweimal hab ich die Lamb-Show gesehen und müsste sie wohl noch zehnmal sehen um alles so halbwegs zu entdecken, begreifen, verarbeiten was da auf der Bühne so akustisch und optisch abging. Mehr als Musik. Rock-Theater.
Ich LIEBE The Musical Box. Ich LIEBE diese Hingabe, diese Leidenschaft, diese Akribie die sie in ihre Arbeit steckten, um Leute anzuhauen, aufzutreiben, auszuquetschen. Um Original-Instrumente aus Mitte der 70er zu beschaffen, Effektgeräte neu bauen zu lassen, um einen Projektor aufzutreiben welcher nur einen einzigen Effekt machen muß (die Flammen bei Suppers Ready) und wo sie nur noch nen gebrauchten in einem ausrangierten Kino auftreiben konnten usw. usw.
Sie hauten Genesis an, um in deren Archiven wühlen zu dürfen, leihten sich von Rutherford ne Gitarre für den Nachbau und und und.
Man macht sich keine Vorstellung was diese Herren an Mühe, Arbeit und Liebe einfliessen ließen, um diese Shows zu reproduzieren. Weil sie die Musik WIRKLICH lieben und weil sich Lamothe und vor allem Gagné damit einen Kindheitstraum erfüllen wollten.
Musical Box eine Coverband ? Wer es jetzt immer noch nicht verstanden hat, dem fehlt vielleicht diese Liebe zu etwas. Das war ein Teil ihres Lebens, das ist ein Teil der zwangsweise natürlich irgendwann beendet sein wird und das ist ein Traum ihres Lebens den sie sich erfüllt hatten. Und das ist mehr als die meisten Menschen von sich sagen können.
……und das war ein Traum, ein grosser grosser grosser Traum den sie einem nicht mehr so jungen Musikfan aus München erfüllt haben. Das er diese Shows sehen konnte und sie sich nicht nur vorstellen muß von nun an, dafür werd ich ihnen wirklich auf ewig dankbar sein. Und das hat mich während der Shows wirklich tief bewegt und zu Tränen gerührt.
Für mich ist Musik mehr, viel mehr als nur die akustische Seite. Ich bin ein sinnlicher Mensch und ganz besonders ein sehr visueller Mensch. Meine Liebe zur Covergestaltung hatte ich schon erwähnt. Das fehlt mir bei so vielen Bands. Ich soll zahlen um ins Konzert zu gehen und alles was mir visuell bleibt sind rote-grüne-blaue Lampen und ein paar Herren die ich mir anschauen kann. Der visuelle Sinn hungert bei mir schon lange in Konzerten und drum blieb ich auch immer mehr weg. Denn auf die Finger schauen (was mich auch sehr interessiert) kann ich den Herren viel besser per Live DVD.
The ERKLÄRUNG to end all ERKLÄRUNGENS
Jerry
P.S: Noch ein Satz der mir dazu eingefallen ist: Ich verehre Songs und/oder Shows, nicht die Musiker. Mit Heldenverehrung hab ichs nicht so. Das Werk spricht für den Musiker und das Werk überlebt ihn im besten Fall und das Werk will dann auch weitergehört werden.