John Abercrombie „Timeless“
ECM (1047), rec. Juni 1974, Generation Sound Studios, New York
Die Besetzung:
John Abercrombie - Guitar
Jan Hammer - Organ, Synthesizer, Piano
Jack DeJohnette - Drums
Die Titel:
1. Lungs (Jan Hammer) 12:08
2. Love Song ( John Abercrombie) 04:34
3. Ralph’s Piano Waltz (John Abercrombie) 04:52
4. Red And Orange (Jan Hammer) 05:21
5. Remembering (John Abercrombie) 04.32
6. Timeless (John Abercrombie) 11:57
Rückblickend und heute hörend, handelt es sich bei John Abercrombies Platte „Timeless“ nicht unbedingt um eine zeitlose; die Entstehungszeit und Herkunft zumindest einer der Hauptakteure, nämlich Jan Hammer, der gerade dabei war sich vom Mahavishnu Orchestra John McLaughlins zu verabschieden, ist deutlich zu bemerken. Selbst der Aufbau einiger Stücke erinnert mich an Titel des Mahavishnu Orchestra. Es handelt sich jedoch aber definitiv um eine Platte, die musikalisch gesehen, die Zeit bestens überdauert hat.
Und sie hatte bei mir lange genug die Chance, auch die Wartezeit bis zur Wiederentdeckung zu überdauern – geschlagene fünf Jahre, was ich anhand des noch beiliegenden Kassenzettels feststellen konnte. Gekauft und nicht für gut befunden, verschwand die Platte im Regal. Gleichwohl sie unterm Buchstaben A einsortiert war (logisch, alles alphabetisch geordnet), d.h. gleich nach dem Buchstaben Z kommend. Denn meine Sammlung fängt mit Z wie Zappa an. (Ja, ja, die selbst ernannten Zappanatiker!) Ich empfand die Musik wie ein Plagiat, wie einen Abklatsch von Ideen aus dem Mahavishnu Orchestra Fundus der ersten beiden Platten, also „The Inner Mounting Flame“(1971) und „Birds Of Fire“(1973). Dies lag allerdings nur daran, dass ich die Musik fast brüsk zurückwies, anstatt sie öfters und mit Bedacht zu hören.
Hier nun beginnt die lange Zeit des Wartens auf die Wiederentdeckung der Platte. Zur Untermalung müsste ich eigentlich ein paar Leerseiten einfügen, aber lassen wir das.
2005 kaufte ich mir Ralf Dombrowskis Büchlein „Basis-Diskothek Jazz“ (Reclam). Ein kleines, nettes Büchlein mit Kauf – oder Hörempfehlungen bestimmter Jazzplatten, die Ralf Dombrowski als Basis einer Jazz-Diskothek empfiehlt. 120 Alben von A – Z. Und gleich die erste besprochene Platte ist? Genau, richtig, eben jene. Hier kam dann auch gleich mein Resterinnerungsvermögen ins Spiel und „Timeless“ wurde entstaubt und auf- bzw. eingelegt.
Ralf Dombrowski hilft mir jetzt mächtig auf die Sprünge und lässt mich schreiben, dass alle drei Musiker der besagten Platte vom „Powerplay“ kamen. Wüsste ich so nicht zu benennen, aber man lässt sich manchmal gerne belehren bzw. informieren.
John Abercrombie (*1944) war Studioprofi im Dunstkreis der Brecker Brothers, Billy Cobhams oder Gato Barbieris.
Jan Hammer (*1948) kam vom Mahavishnu Orchestra (und wurde meiner Meinung nach nie wieder so gut wie bei McLaughlin, auf der Platte „Timeless“ oder seinen eigenen Platten „Like Children“ (1974 mit Jerry Goodman),
„The First Seven Days“ (1975), „Oh Yeah“ (1976) und der schönen Platte „Jeff Beck With The Jan Hammer Group“ (1977).
Jack DeJohnette (*1942) wurde als Drummer der Miles Davis Platte „Bitches Brew“ bekannt. Heute ist er quasi der ECM Hausdrummer im Keith Jarrett Trio. Dombrowski bescheinigt DeJohnette, ein „Polyrhythmiker mit Sinn für feine Dynamiknuancen“ zu sein. Dies kann ich getrost unterschreiben. Wenn man wie ich zuweilen „selektiv“ hört, also das eine oder andere Ohr - gut, lassen wir’s zwei sein (Stereo!), einem speziellen Instrument der Aufnahmen leiht, dann kann man schon feststellen, dass der betreffende Musiker, hier DeJohnette, ein hervorragender Drummer ist. Und was er auf der „Timeless“ abliefert könnte man, nun ja, zeitlos nennen? Jedenfalls wird mit Meisterschaft getrommelt. Es würde mich nicht wundern, wenn so mancher Rockdrummer seine Drumsticks nach Anhören des herrlichen Schlagzeugspiels DeJohnettes dauerhaft abgäbe.
Die drei Musiker haben wohl vor 1974, vor Aufnahme der Platte „Timeless“, schon sporadisch zusammen gespielt. Im Juni 1974 bekamen sie dann die Möglichkeit zur Plattenaufnahme und es wurde natürlich eine ECM Platte, auf der sie sich “treiben ließen“. Dombrowski spricht von einem „weit gehaltenen stilistischen Spektrum“ bei der Aufnahme; nachvollziehen konnte ich dies erst nicht und vor allem nicht beim ersten Anhören der Platte. Sie wurde danach quasi in die Ecke gefeuert von mir. Wie erwähnt, ich höre auf „Timeless“ immer und immer wieder Ähnlichkeiten / Passagen aus Mahavishnu Orchestra Stücken.
„Lungs“ fängt mit einem „harboppigem Intro“ an. Jan Hammer bedient die Orgel mit flinken Fingern, jazzlike sozusagen. Im Wechsel wirft er sich mit John Abercrombie die musikalischen Bälle zu. Der Anfang gleicht einem Parforceritt, allerdings einem mit Leichtigkeit bestrittenen. Jack DeJohnette wirbelt mehr oder weniger im Hintergrund, erzeugt ein dichtes Geflecht an Trommelwirbeln und Beckenschlägen, spielt, als gelte es fertig zu werden oder Erster zu sein. Bei ca. 3:18 min scheint dann abrupt der zweite Titel zu beginnen, aber nein, „Lungs“ geht nur in den zweiten, ruhigeren Teil über. DeJohnette hebt sich hervor, Gitarre und Orgel improvisieren, bis sich die Sache bzw. der Teil des Stückes mehr oder weniger zum Drumsolo aufschwingt. Immer und immer wieder scheinen Gitarre und Orgelspiel auf. Ab 7:00 beginnt der dritte Teil des Stückes, alles geht nahtlos ineinander über, jedoch merkte ich immer und immer wieder bei den Tempiwechseln auf, weil ich dachte, der nächste Titel beginne. Blick aufs Display, nein, immer noch Titel 1! Jan Hammer lässt die Orgel rhythmisch in tiefen Tönen schwelgen, Abercrombie improvisiert dazu und DeJohnette bedient, einem Rockdrummer gleich, seine Trommeln. Hier erinnert mich mancher Trommelwirbel an Cobhams Spiel auf oben genannten Mahavishnu Orchestra Platten, ansatzweise ebenso die verzerrte Gitarre Abercrombies. Es wird nicht kopiert, wohl aber intoniert bzw. im besten Sinne „ähnlich“ gespielt.
„Love Song“ (ein balladeskes Duo mit Abercrombie und Hammer) erinnert mich doch an „A Lotus Of Irish Stream“ (The Inner Mounting Flame) bzw. an „Thousand Island Park“ (Birds Of Fire). Die perlenden Pianoläufe in den Stücken ähneln sich – mein ganz subjektiver Eindruck! – doch sehr. Aber kein Wunder, schließlich drückt derselbe Pianist die Tasten. Dies tut der Sache jedoch keinen Abbruch, schön ist das Stück trotzdem.
„Ralph’s Piano Waltz“, eine Ballade mit „humorvollem Frohsinn im 6/8 Takt“, ist auf Anhieb als swingendes Jazzstück zu erkennen. Ein feines Triostück, bei dem vielleicht, wie auf der ganzen Platte, doch Jan Hammers exzellentes Spiel hervorzuheben wäre. Zumal Jan Hammer sich nicht in Effekthascherei verliert, sondern, und hier muss ich Dombrowski zitieren, weil ich es nicht besser ausdrücken könnte, „experimentiert als einer der führenden Jazzkeyboarder der Siebziger mit den Möglichkeiten der Sounds, die ihm die noch archaischen Geräte boten. Seine Synthesizer sangen und erzählten, die Effekte waren zweckgebunden und wurden nicht um ihrer selbst willen eingesetzt.“ Auch hier wieder fliegen die musikalischen Bälle durch die notengeschwängerte Luft, Gitarre und Schlagzeug stehen den Keyboards in nichts nach; mit der Hammondorgel werden zusätzlich Basslinien erzeugt.
„Red and Orange“ lässt mich an das Mahavishnu Orchestra denken, ohne jedoch wie eine Nachahmung irgendeines MO Titel zu wirken. Hier sind auf allen Instrumenten flinke Finger am Werk, eine schönes uptempo Stück. Abercrombie versucht stellenweise die Gitarre ähnlich wie McLaughlin zu bedienen, jedenfalls könnte man wie ich auf diese Idee kommen, wenn man das Stück hört. Alles natürlich rein subjektiv empfunden, wie immer.
„Remembering“, ein Piano-Gitarren Duo, gleicht „Love Song“, und beschwört “A Lotus On Irish Streams“ und „Thousand Island Park“. Jan Hammer ist als exzellenter Pianist zu hören und John Abercrombie spielt beseelt die Guitarre.
Das Titelstück „Timeless“ erinnert stark an „You Know You Know“ (The Inner Mounting Flame) bzw. an „Sanctuary“ (Birds Of Fire). Ohne allerdings den Stücken McLaughlins zu gleichen, lediglich Parallelen könnten gezogen werden. Ein dunkler, dräuender Synthesizerton leitet ein, die Gitarre kommt perlend hinzu. Nach ca. 4:10 min spielen Gitarre und Synthesizer eine schöne Melodie, das Schlagzeug wird bedient. John Abercrombie, der hier „am Anfang seines Single-Note-Stils“ steht, „war im Sound und bei den Fills stellenweise noch von John McLaughlin und Carlos Santana beeinflusst.“ „Trotzdem“, so bescheinigt ihm Ralf Dombrowski, „bewährte er sich bereits als einfallsreicher Melodiker mit einer Neigung zu überraschenden Wendungen.“ Nach 11:57 min klingt das schöne Stück aus. Schade!
„Timeless“ – eine Platte, die ich rundum empfehlen kann, vor allem auch für Artisten, die vielleicht meinen, mit „Jazz“ (Bäh!) nichts anfangen zu können oder „Jazz“ (Igitt!) ganz einfach nicht mögen. Hier sind schlicht und einfach drei gute Musiker zu hören, man wird nicht überfordert, und diese Platte zu hören macht, selten genug vorkommend!, Spaß.
„Timeless“ – eine Platte, über die ich froh bin, sie wiederentdeckt zu haben.
Und abschließend Ralf Dombrowskis Statement zur Platte, der Schlusssatz seiner kurzen Plattenkritik, den ich fundierter und besser nicht hätte schreiben können:
„Timeless war … ein früher Knotenpunkt dreier noch wachsender Karrieren, an dem die Stränge von Rock, Rock-Avantgarde, Modern Jazz und Soundentwicklung zusammenliefen.“
radiot grüßt!
ECM (1047), rec. Juni 1974, Generation Sound Studios, New York
Die Besetzung:
John Abercrombie - Guitar
Jan Hammer - Organ, Synthesizer, Piano
Jack DeJohnette - Drums
Die Titel:
1. Lungs (Jan Hammer) 12:08
2. Love Song ( John Abercrombie) 04:34
3. Ralph’s Piano Waltz (John Abercrombie) 04:52
4. Red And Orange (Jan Hammer) 05:21
5. Remembering (John Abercrombie) 04.32
6. Timeless (John Abercrombie) 11:57
Rückblickend und heute hörend, handelt es sich bei John Abercrombies Platte „Timeless“ nicht unbedingt um eine zeitlose; die Entstehungszeit und Herkunft zumindest einer der Hauptakteure, nämlich Jan Hammer, der gerade dabei war sich vom Mahavishnu Orchestra John McLaughlins zu verabschieden, ist deutlich zu bemerken. Selbst der Aufbau einiger Stücke erinnert mich an Titel des Mahavishnu Orchestra. Es handelt sich jedoch aber definitiv um eine Platte, die musikalisch gesehen, die Zeit bestens überdauert hat.
Und sie hatte bei mir lange genug die Chance, auch die Wartezeit bis zur Wiederentdeckung zu überdauern – geschlagene fünf Jahre, was ich anhand des noch beiliegenden Kassenzettels feststellen konnte. Gekauft und nicht für gut befunden, verschwand die Platte im Regal. Gleichwohl sie unterm Buchstaben A einsortiert war (logisch, alles alphabetisch geordnet), d.h. gleich nach dem Buchstaben Z kommend. Denn meine Sammlung fängt mit Z wie Zappa an. (Ja, ja, die selbst ernannten Zappanatiker!) Ich empfand die Musik wie ein Plagiat, wie einen Abklatsch von Ideen aus dem Mahavishnu Orchestra Fundus der ersten beiden Platten, also „The Inner Mounting Flame“(1971) und „Birds Of Fire“(1973). Dies lag allerdings nur daran, dass ich die Musik fast brüsk zurückwies, anstatt sie öfters und mit Bedacht zu hören.
Hier nun beginnt die lange Zeit des Wartens auf die Wiederentdeckung der Platte. Zur Untermalung müsste ich eigentlich ein paar Leerseiten einfügen, aber lassen wir das.
2005 kaufte ich mir Ralf Dombrowskis Büchlein „Basis-Diskothek Jazz“ (Reclam). Ein kleines, nettes Büchlein mit Kauf – oder Hörempfehlungen bestimmter Jazzplatten, die Ralf Dombrowski als Basis einer Jazz-Diskothek empfiehlt. 120 Alben von A – Z. Und gleich die erste besprochene Platte ist? Genau, richtig, eben jene. Hier kam dann auch gleich mein Resterinnerungsvermögen ins Spiel und „Timeless“ wurde entstaubt und auf- bzw. eingelegt.
Ralf Dombrowski hilft mir jetzt mächtig auf die Sprünge und lässt mich schreiben, dass alle drei Musiker der besagten Platte vom „Powerplay“ kamen. Wüsste ich so nicht zu benennen, aber man lässt sich manchmal gerne belehren bzw. informieren.
John Abercrombie (*1944) war Studioprofi im Dunstkreis der Brecker Brothers, Billy Cobhams oder Gato Barbieris.
Jan Hammer (*1948) kam vom Mahavishnu Orchestra (und wurde meiner Meinung nach nie wieder so gut wie bei McLaughlin, auf der Platte „Timeless“ oder seinen eigenen Platten „Like Children“ (1974 mit Jerry Goodman),
„The First Seven Days“ (1975), „Oh Yeah“ (1976) und der schönen Platte „Jeff Beck With The Jan Hammer Group“ (1977).
Jack DeJohnette (*1942) wurde als Drummer der Miles Davis Platte „Bitches Brew“ bekannt. Heute ist er quasi der ECM Hausdrummer im Keith Jarrett Trio. Dombrowski bescheinigt DeJohnette, ein „Polyrhythmiker mit Sinn für feine Dynamiknuancen“ zu sein. Dies kann ich getrost unterschreiben. Wenn man wie ich zuweilen „selektiv“ hört, also das eine oder andere Ohr - gut, lassen wir’s zwei sein (Stereo!), einem speziellen Instrument der Aufnahmen leiht, dann kann man schon feststellen, dass der betreffende Musiker, hier DeJohnette, ein hervorragender Drummer ist. Und was er auf der „Timeless“ abliefert könnte man, nun ja, zeitlos nennen? Jedenfalls wird mit Meisterschaft getrommelt. Es würde mich nicht wundern, wenn so mancher Rockdrummer seine Drumsticks nach Anhören des herrlichen Schlagzeugspiels DeJohnettes dauerhaft abgäbe.
Die drei Musiker haben wohl vor 1974, vor Aufnahme der Platte „Timeless“, schon sporadisch zusammen gespielt. Im Juni 1974 bekamen sie dann die Möglichkeit zur Plattenaufnahme und es wurde natürlich eine ECM Platte, auf der sie sich “treiben ließen“. Dombrowski spricht von einem „weit gehaltenen stilistischen Spektrum“ bei der Aufnahme; nachvollziehen konnte ich dies erst nicht und vor allem nicht beim ersten Anhören der Platte. Sie wurde danach quasi in die Ecke gefeuert von mir. Wie erwähnt, ich höre auf „Timeless“ immer und immer wieder Ähnlichkeiten / Passagen aus Mahavishnu Orchestra Stücken.
„Lungs“ fängt mit einem „harboppigem Intro“ an. Jan Hammer bedient die Orgel mit flinken Fingern, jazzlike sozusagen. Im Wechsel wirft er sich mit John Abercrombie die musikalischen Bälle zu. Der Anfang gleicht einem Parforceritt, allerdings einem mit Leichtigkeit bestrittenen. Jack DeJohnette wirbelt mehr oder weniger im Hintergrund, erzeugt ein dichtes Geflecht an Trommelwirbeln und Beckenschlägen, spielt, als gelte es fertig zu werden oder Erster zu sein. Bei ca. 3:18 min scheint dann abrupt der zweite Titel zu beginnen, aber nein, „Lungs“ geht nur in den zweiten, ruhigeren Teil über. DeJohnette hebt sich hervor, Gitarre und Orgel improvisieren, bis sich die Sache bzw. der Teil des Stückes mehr oder weniger zum Drumsolo aufschwingt. Immer und immer wieder scheinen Gitarre und Orgelspiel auf. Ab 7:00 beginnt der dritte Teil des Stückes, alles geht nahtlos ineinander über, jedoch merkte ich immer und immer wieder bei den Tempiwechseln auf, weil ich dachte, der nächste Titel beginne. Blick aufs Display, nein, immer noch Titel 1! Jan Hammer lässt die Orgel rhythmisch in tiefen Tönen schwelgen, Abercrombie improvisiert dazu und DeJohnette bedient, einem Rockdrummer gleich, seine Trommeln. Hier erinnert mich mancher Trommelwirbel an Cobhams Spiel auf oben genannten Mahavishnu Orchestra Platten, ansatzweise ebenso die verzerrte Gitarre Abercrombies. Es wird nicht kopiert, wohl aber intoniert bzw. im besten Sinne „ähnlich“ gespielt.
„Love Song“ (ein balladeskes Duo mit Abercrombie und Hammer) erinnert mich doch an „A Lotus Of Irish Stream“ (The Inner Mounting Flame) bzw. an „Thousand Island Park“ (Birds Of Fire). Die perlenden Pianoläufe in den Stücken ähneln sich – mein ganz subjektiver Eindruck! – doch sehr. Aber kein Wunder, schließlich drückt derselbe Pianist die Tasten. Dies tut der Sache jedoch keinen Abbruch, schön ist das Stück trotzdem.
„Ralph’s Piano Waltz“, eine Ballade mit „humorvollem Frohsinn im 6/8 Takt“, ist auf Anhieb als swingendes Jazzstück zu erkennen. Ein feines Triostück, bei dem vielleicht, wie auf der ganzen Platte, doch Jan Hammers exzellentes Spiel hervorzuheben wäre. Zumal Jan Hammer sich nicht in Effekthascherei verliert, sondern, und hier muss ich Dombrowski zitieren, weil ich es nicht besser ausdrücken könnte, „experimentiert als einer der führenden Jazzkeyboarder der Siebziger mit den Möglichkeiten der Sounds, die ihm die noch archaischen Geräte boten. Seine Synthesizer sangen und erzählten, die Effekte waren zweckgebunden und wurden nicht um ihrer selbst willen eingesetzt.“ Auch hier wieder fliegen die musikalischen Bälle durch die notengeschwängerte Luft, Gitarre und Schlagzeug stehen den Keyboards in nichts nach; mit der Hammondorgel werden zusätzlich Basslinien erzeugt.
„Red and Orange“ lässt mich an das Mahavishnu Orchestra denken, ohne jedoch wie eine Nachahmung irgendeines MO Titel zu wirken. Hier sind auf allen Instrumenten flinke Finger am Werk, eine schönes uptempo Stück. Abercrombie versucht stellenweise die Gitarre ähnlich wie McLaughlin zu bedienen, jedenfalls könnte man wie ich auf diese Idee kommen, wenn man das Stück hört. Alles natürlich rein subjektiv empfunden, wie immer.
„Remembering“, ein Piano-Gitarren Duo, gleicht „Love Song“, und beschwört “A Lotus On Irish Streams“ und „Thousand Island Park“. Jan Hammer ist als exzellenter Pianist zu hören und John Abercrombie spielt beseelt die Guitarre.
Das Titelstück „Timeless“ erinnert stark an „You Know You Know“ (The Inner Mounting Flame) bzw. an „Sanctuary“ (Birds Of Fire). Ohne allerdings den Stücken McLaughlins zu gleichen, lediglich Parallelen könnten gezogen werden. Ein dunkler, dräuender Synthesizerton leitet ein, die Gitarre kommt perlend hinzu. Nach ca. 4:10 min spielen Gitarre und Synthesizer eine schöne Melodie, das Schlagzeug wird bedient. John Abercrombie, der hier „am Anfang seines Single-Note-Stils“ steht, „war im Sound und bei den Fills stellenweise noch von John McLaughlin und Carlos Santana beeinflusst.“ „Trotzdem“, so bescheinigt ihm Ralf Dombrowski, „bewährte er sich bereits als einfallsreicher Melodiker mit einer Neigung zu überraschenden Wendungen.“ Nach 11:57 min klingt das schöne Stück aus. Schade!
„Timeless“ – eine Platte, die ich rundum empfehlen kann, vor allem auch für Artisten, die vielleicht meinen, mit „Jazz“ (Bäh!) nichts anfangen zu können oder „Jazz“ (Igitt!) ganz einfach nicht mögen. Hier sind schlicht und einfach drei gute Musiker zu hören, man wird nicht überfordert, und diese Platte zu hören macht, selten genug vorkommend!, Spaß.
„Timeless“ – eine Platte, über die ich froh bin, sie wiederentdeckt zu haben.
Und abschließend Ralf Dombrowskis Statement zur Platte, der Schlusssatz seiner kurzen Plattenkritik, den ich fundierter und besser nicht hätte schreiben können:
„Timeless war … ein früher Knotenpunkt dreier noch wachsender Karrieren, an dem die Stränge von Rock, Rock-Avantgarde, Modern Jazz und Soundentwicklung zusammenliefen.“
radiot grüßt!