Iceberg

Fusion, Jazz Rock, Spanien

 
Rainer The Mage
 
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Iceberg

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Gepostet: 23.12.2013 - 18:25 Uhr  ·  #1
Es gibt unzählige Band aus dem Jazz-Rock und Fusion Sektor, bei denen man sofort den Mahavishnu Orchestra ließt, wenn man sich mit ihnen beschäftigt. Waren ja auch sehr einflussreich und wirklich stark. Aber irgenwie ist das immer ein bisschen unfair den genannten, meist kleineren Gruppen gegenüber. Wie beispielsweise bei Jazz Q so steht dies auch ganz bei jeder Beschreibung von Iceberg immer wieder geschrieben. Die spanische Formation ist im folgenden Beitrag gemeint, nicht die walisische Combo um Deke Leonard ;)



Die Spanier wurden wie die Kollegen von Fusioon ebenfalls in Barcelona gegründet und bestand aus Max Sunyer (Guitar), Josep Mas Kitflus (Keyboards), Primi Sancho (Bass) und Jordi Colomer (Drums). Der Sänger Angel Riba war nur beim ersten Album Tutankhamon mit von der Partie. Das Album gefällt mir sehr gut, wobei ich einfach nicht der totale Fan von Jazz-Fusion-Sound mit Gesang bin. Ich finde die spacigen Passagen kommen instrumental eigentlich besser, aber zurück zu dem Album. Es gibt den gewohnten Mix aus Folklore, Jazz, Rock und symphonischen Elementen, welche hier aber noch etwas im Vordergrund stehen. Irgendwie passt diese Mischung auf sehr viele Bands aus dem südländischen Raum. Hier bewegen sich die Stücke munter durch die Stimmungslandschaft, mal fließend, dann wieder etwas vertrackter. Keyboard und Gitarre wechseln sich gekonnt bei den Soli ab und so entsteht ein schönes Fusion-Teil im Stil von den so oft zitierten Mahavishnu Orchestra oder auch Return To Forever, hier speziell das Album Hymn Of The Seventh Galaxy von Chick Corea und Konsorten. Die Energie könnte man am ehesten mit der von Santana vergleichen.

Es zeigt sich bereits auf dem Debut, dass Iceberg zurecht als eine, wenn nicht sogar die beste Prog-Band aus Spanien waren. Zudem ragte bei ihnen im Vergleich zu allen anderen auch der Jazz- und Fusion-Anteil heraus. Trotz der Vergleiche hat die Musik trotzdem ihren eigenen Charakter und ist keineswegs eine bloße *opie ihrer Vorbilder.

Auf dem Nachfolger Coses Nostres (1976) lässt Max Sunyer an der Gitarre dann endgültig die Sau raus und kann so problemlos mit McLaughlin oder Al Di Meola mithalten. Er bringt dabei auch seine eigene, spanische Note mit ein. Hier dominiert so auch der jazzige Anteil und es kommt immer wieder zu komplexen Rhythmuswechseln und so erkennt man auch schnell die Qualitäten von Colomer am Schlagzeug und auch Sacho's Bass sorgt für eine gute Basis. Auf dieser tobt sich neben Sunyer auch Keyboarder Kitflus prächtig aus. Die Band wird auch mit Area verglichen, jedoch fällt dabei der Gesang eben weg. Ich kann dazu wenig sagen, weil ich Area noch nicht kenne, erwähne es aber trotzdem, weil die Band ja doch dem ein oder anderen hier bekannt ist.

Sentiments aus dem Jahre 1977 setzt den Sound der Band gekonnt fort. Auch hier gehts immer mal wieder in ordentlichem Tempo zur Sache, ohne dass versucht wird, steril einfach nur das musikalische Können zu präsentieren. Ergänzt wird das ganze immer wieder von elektronischen Klangteppichen des Mellotrons und der Synthisizer. Trotz all der Komplexität dieser Musik wirken sie durch das mediterrane Flair einfacher und weniger verkopft wie manche der amerikanischen Größen.

Im folgenden Jahr veröffentlichte die Band mit En Directe ihr erstes und leider auch einziges Live-Album. Das Teil stellt für mich den durchgeknalltesten Ansatz eines Live-Dokuments auf, da die Band nur die Songs veröffentlichen wollte, welche auf keinem Studio-Album konserviert waren. Somit ergibt sich eine Scheibe mit 3 Longtracks und gerade mal 35 Minuten Spieldauer. Der erste "Song" besteht allerdings aus zwei verschiedenen, welche nicht voneinander getrennt wurden. Ansonsten kann man schon an der begeisterten Menge am Anfang hören, dass es hier schön abgefahren zur Sache geht.

1979 erschien mit Arc-en-Ciel ihr viertes und letztes Studio-Werk, wobei man hier schon hört, dass sie etwas nachlassen. Es kommt teils entspannter daher, was nicht schlecht sein muss, allerdings sind ein paar Ideen einfach Standard dieser Periode und etwas durchschaubar. Es geht insgesamt mehr in die Latin-Ecke.

Danach verließen die kreativen Köpfe Sunyer und Kitflus gemeinsam die Band um die Supergroup Pegasus ins Leben zu rufen. Mit dabei waren noch Rafael Excote, ehemals Bassist bei Gotic und der Drummer Santi Arisa, welcher bereits bei Fusioon trommelte. Zudem wurden noch ein paar Solo-Werke veröffentlicht.

Ich persönlich würde die Band bedenkenlos jedem Fusion-Freund ans Herz legen und empfehlen, denn diese Truppe kann sich mit den Flagschiffen der Szene problemlos messen. Leider haben es die Spanier genau wie ihre Lanzleute von Fusioon scheinbar immer etwas eillig und so ist gerademal ein Album herausgekommen, welches die 40-Minuten-Marke nennenswert überschreitet. Faszinierend ist allerdings, dass sie dafür in den ca. 4 Jahren ihres Bestehens 4 Alben und einen Live-Mitschnitt zustande brachten.


TUTANKHAMON (1975)

1. Tebas (1:16)
2. Prologo (3:08 )
3. Sacerdotes de Amon (2:53)
4. Amarna (2:56)
5. Lying on the sand (5:27)
6. Amenofis IV (3:05)
7. Himno al sol (4:35)
8. La muerte (4:19)
9. Close to God (4:08 )
10. Too young to be a Pharaoh (3:35)
11. Tebas (reprise) (1:49)

Total Time: 37:11





COSES NOSTRES (1976)

1. Preludi I record (2:14)
2. Nova (musica de la Llum) (8:56)
3. L'acustica (referencia d'un canvi interior) (9:10)
4. La d'en Kitflus (6:49)
5. La flamenca electrica (5:56)
6. A Valencia (8:45)
7. 11/8 (Manifest de la follia) (6:54)

Total Time: 48:44





SENTIMENTS (1977)

1. Sentiments (1:50)
2. Andalusia, Andalusia (5:37)
3. A Sevilla (5:13)
4. Ball De Les Fulles (5:30)
5. Magic (6:23)
6. Joguines (3:00)
7. Alegries Del Mediterrani (9:17)

Total Time: 35:50





EN DIRECTE (1978)

1. Oh! Un ánec simfónic
2. Ones (17:40)
3. Cançó per qualsevol orquestra (7:30)
4. Históries (10:54)

Total Time: 36:04





ARC-EN-CIEL (1979)

1. El caminant nocturn (8:21)
2. Càntics de la carn (11:18 )
3. Riu d'agost (7:41)
4. Embrujo (6:14)
5. Crisàlide (6:30)

Total Time: 40:04

Triskell
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Re: Iceberg

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Gepostet: 23.12.2013 - 18:59 Uhr  ·  #2
:_vr Klasse!

Muss morgen unbedingt in den Keller, denn ich glaube, von denen habe ich noch 2 Lp´s da unten stehen.
Total vergessen diese Band. :ee
Rainer The Mage
 
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Re: Iceberg

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Gepostet: 23.12.2013 - 20:24 Uhr  ·  #3
So gehts mir mit solchen Bands aber auch gerne mal, schwupps vergessen, aber jedesmal wieder toll, wenn man es dann mal wieder genießen kann.

Hier noch ein paar Hörproben:
http://www.youtube.com/watch?v…xHeuz7FEnf
freaksound
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Re: Iceberg

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Gepostet: 02.01.2014 - 14:26 Uhr  ·  #4
schöne Rezi !!

in dem Zusammenhang möchte ich auch auf Tapman hinweisen (da war Max Sunyer auch mal)

forum/topic.php?t=1778
Rainer The Mage
 
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Re: Iceberg

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Gepostet: 02.01.2014 - 21:10 Uhr  ·  #5
Hah, das wusste ich nicht. Ein Grund mehr mich mal wieder mit dem Teil zu beschäftigen.
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