Gerry Griffin - The Passage Of Time

 
firebyrd
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Gerry Griffin - The Passage Of Time

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Gepostet: 05.11.2013 - 20:01 Uhr  ·  #1
hier schon einmal gab es etwas zu dem Herrn:
forum/topic.php?t=18172&page=f…ht=griffin

Gerry Griffin - The Passage Of Time

Griffins letzte Platte war Moment To Moment aus dem Jahr 2011. Bereits in dieser Betrachtung hatte ich festgestellt, dass die Musik sehr ungewöhnlich ist. Das hat sich zwischenzeitlich nicht geändert und die seinerzeit beschriebene Offenheit im Ausdruck sehe ich erneut bestätigt, mit dem Unterschied, dass ich die Musik nun als zugänglicher und weniger sperrig empfinde.
Die Songs entstanden - so ist den Angaben im Booklet zu entnehmen - über einen längeren Zeitraum, nämlich zwischen 1988 und 2010. Gleich sehr interessant und sehr exotisch startet die Platte mit dem Titelsong, der als Besonderheit den Einsatz der Turkish Saz aufweist, von Gerry Griffins selbst gespielt. Schade, dass dieses Instrument nur bei diesem einen Song zu hören ist, trägt es doch mit seinem speziellen Klang zur Besonderheit in der Gestaltung, zu dieser individuellen Färbung bei.

Erneut steht des Künstlers extrem rauchige Stimme im Vordergrund und bestimmt ganz erheblich die Musik. Man kann in diesem Zusammenhang wirklich nicht behaupten, dass Griffin ein in üblichem Sinne guter Sänger ist. Jedoch vermag er mit seinem Markenzeichen derart prägend zu wirken, dass ihm schnell verziehen ist. Im Klangspektrum zwischen einem Peter Gabriel mit belegter Stimme und Tom Waits klingt er oft, als leide er unter einer Kehlkopfentzündung.
Ein weiteres Markenzeichen ist immer dann, wenn sie eingesetzt wird, die positiv aufdringlich wirkende Lap Steel, die mich sehr an die Spielweise von David Lindley erinnert. Durch die Platte ziehen sich Einflüsse aus Folk, manchmal etwas aus der Spätphase der Byrds ("The Eye Of The Storm"), aber auch ein wenig Reggae fehlt nicht, auf "Just A Little Bit Of Rain" zu vernehmen. "Not Noticing" atmet dann etwas Gospel, so als würde Tom Waits diesen interpretieren und entgegen dieser tiefen und grummelnden Stimme schraubt Griffin diese in dem nachfolgenden Titel in Höhen hinauf. Wir hören also sehr zugängliche Musik, sehr offen und dem Hörer zugeneigt, als würde man mit offenen Armen empfangen.

Mit Sicherheit ist diese Platte eine der ungewöhnlichsten, die mir in letzter Zeit über den Weg gelaufen ist, mit Musik, die auf ihre Art mit Sicherheit eine einzigartige Ausstrahlung oder zumindest einen gewissen Seltenheitswert aufweist. Die auch wieder nicht üppig vorhandenen Instrumente vermögen mit ihrem jeweiligen Einsatz eine unglaublich packende Spannung zu erzeugen - alles scheint elastisch zu fließen, nichts ist verkrampft oder wirkt bemüht. Im Rahmen dieses Spektrums fließen wie natürlich auch Einflüsse aus anderen Musikrichtungen und Kulturen ein, so auch Richtung Afrika durch den Einsatz des Daumenpianos.

Textlich lässt uns Gary Griffin an seiner Welt teilhaben, indem er neben den im Booklet abgedruckten Texten auch Kurzerläuterungen zu den Stücken abgibt. In Statements zu sozialen Themen, zu politischen Anschauungen, zu seiner Gefühlswelt, steckt auch hier eine ganze Menge an Ausdruckskraft. Ja, der Mann hat etwas zu sagen! So ist ein wirklich hervorragendes Album entstanden und ich freue mich schon richtig auf eine Fortsetzung!

Gerry Griffin (vocals, background vocals, turkish saz - #1, lap steel guitar - #1-3,6-8, programming - #1,2,5, acoustic guitar - #2-10, electric guitar - #2, tremolo electric guitar - #3, 5, harmonicas - #10)
Heather Houston (background vocals , thumb piano - #1,8-10, Appalachian dulcimer - #2,3)
Cara Griffin (background vocal - #1,3)
Andy Roberts (upright bass - #1,2,5-10)
T. Bruce Wittet (drums - #1,2,5-10)
Alison Gowan (hurdy gurdy - #2)
Terry Tufts (Dan-bro guitar (*banjo*part) - #3, Baritone acoustic guitar - #4, 12-string acoustic guitar -#4)
Richard Ewald (bass - #3)
Scott Donnelly (drums - #3)
John Dymond (electric bass - #4)
Michel Pouilot (drums - #4)


01:The Passage Of Time (3:33)
02:The Eye Of The Storm (3:10)
03:Here's To The Boys (3:42)
04:Just A Little Bit Of Rain (4:33)
05:Not Noticing (4:25)
06:I Can't Believe [I Could Fall In Love Again] (4:42)
07:One Night In A Hotel (4:29)
08:The Ultimate Solution (4:27)
09:War [warning: strong language] (3:16)
10:That's What Friends Are For (3:56)
(all songs written by G. J. Griffin)

Wolfgang

Mr. Upduff
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Re: Gerry Griffin - The Passage Of Time

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Gepostet: 06.11.2013 - 19:45 Uhr  ·  #2
"Im Rahmen dieses Spektrums fließen wie natürlich auch Einflüsse aus anderen Musikrichtungen und Kulturen ein, so auch Richtung Afrika durch den Einsatz des Daumenpianos. "...


...wäre vielleicht mal wieder was für mich...vor allem deswegen, weil ich mir vor Jahrzehnten mal eine Dauempiano-Solo(!!!)-Platte bei 2001 gekauft hatte, die dort als (wie man das ja von 2001 fast zu JEDEN Produkt kannte) afrikanische MUST-HAVE-Platte angepriesen wurde...da fiel mir beim Hören (und ich habe es nur 1x ganz geschafft) glatt der Daumen runter..
frimp
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Re: Gerry Griffin - The Passage Of Time

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Gepostet: 06.11.2013 - 19:55 Uhr  ·  #3
Hoppla - guter Tipp. Und die ersten Takte nebst einsetzendem Gesang liessen mich sofort an Gabriel denken. Eigentlich verwende ich den Begriff "Weltmusik" ungern, aber bei soviel Einflüssen passt er hier ganz gut!
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