Camel – Groningen/NL, 25.10.13
Abfahrt: 14:45 Uhr - Ankunft: ca. 17:30 Uhr.
Nach guten drei Stunden Fahrzeit war das Ziel erreicht: „De Oosterpoort Grote Zaal" – Groningen. Die Konzerthalle, ein moderner Bau mit 2 Konzertsälen, liegt mitten in Groningen und ist nicht zu verfehlen.
Obwohl der Einlass erst ab 19:30 Uhr begann, bauten sich bereits die ersten Fans vor der Saaltür auf. Ein kleines Pläuschchen mit den sich nach und nach versammelnden Fans ließ erkennen: hier trafen sich wohl rein zufällig mehrere Mitglieder eines (englischen???) Musikforums. Ein Fan aus Kalifornien machte sogar auf seiner Durchreise speziell für dieses Konzert einen Zwischenstopp in Groningen. Wahre Fans!!! Und so war ein Kunterbunt an Sprachen zu vernehmen: niederländisch, englisch, französisch, deutsch. Musik verbindet eben.
In der Mitte der fünften Reihe hatten wir einen sehr guten Sitzplatz ergattert – fast freie Sicht auf die Bühne und optimal ausgerichtet zur Lautsprecheranlage. Gute Akustik war also zu erwarten. Nun noch knapp eine Stunde Wartezeit, bis das Camel-Konzert begann und Zeit, sich in der ausverkauften Halle (1150 Plätze) umzusehen. Wir erblickten nicht nur ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Andy, good to see you again“...
Ziemlich genau um 20:30 Uhr ging das Saallicht aus, die Band betrat die Bühne, und was dann geschah, dürfte bei uns in Deutschland wohl eine absolute Ausnahme sein: die Zuschauer standen auf und es gab minutenlange „Standing-Ovations“, bevor der erste Ton erklang. Die Camels schienen sichtlich gerührt. Immer wieder Rufe aus dem Publikum: „Nice to see you again“. Auf den Ruf „Nice, that you're here again” antwortet Latimer: „Nice to be anywhere“. …eine Gänsehaut jagt die andere.
Es folgte die kurze Erklärung, dass die Show in Part One und Two aufgeteilt ist, Beifall und los geht’s.
Part One, das war natürlich das komplette Album „The Snow Goose”. Die Geschichte der Schneegans und dem verkrüppelten Maler Rhayader, der sich unglücklich in Fritha verliebt, wurde intensiv und voller Gefühl dargeboten. Es war ein Genuss zu sehen, wie Latimer jede Note seines Gitarrenspiels mit seinem Körper durchlebte, wie sein Gesicht jede Stimmung seiner Gitarre nachzeichnete. Im Saal herrschte eine fast absolute Stille, die lediglich kurz bei den ersten Erkennungstakten eines neuen Stückes durch Applaus unterbrochen wurde. Wer die Geschichte „The Snow Goose“ gelesen hat, kann die musikalische Umsetzung bestens nachvollziehen. Alle Stimmungen und Episoden konnten in der Musik wiedergefunden werden. Die Band wirkte wie aus einem Guss, war vollkommen aufeinander eingespielt. Jeder Ton saß punktgenau, Höhen, Tiefen, laute und leise Passagen erfüllten die akustisch hervorragende Halle mit Musik allererster Güte. Und so ging ein begeistertes Publikum nach guten 60 Minuten erwartungsvoll in eine kleine Pause.
Part Two startete mit Never Let Go, welches am Anfang und Ende um schöne Gitarrensoli veredelt wude. Was dann folgte, war ein perfekter Querschnitt durch viele Cameljahre. Alle Songs wurden nah am Original gespielt, geringfügige Abweichungen in spannende Improvisationen wurden immer wieder eingestreut. Die Stücke der Phase mit Mel Collins klangen neben den Improvisationen allein schon deshalb anders, weil sein Saxophon fehlt. Auch die jazzigen Anteile der ersten Jahre fehlten, und so nahm Andy Latimers Gitarrenspiel wesentlich mehr Raum ein.
Die Scheinwerfer waren in der ersten Hälfte des Abends fast überwiegend auf ihn, Latimer, gerichtet. Ich hatte den Eindruck, genau er ist es, den das Publikum sehen wollte. Bei jedem Gitarrensolo gab es Zwischenapplaus – und das zu Recht: Latimer, so der Eindruck, lebt jeden Ton seines Gitarrenspiels.
Erst später während der Show brachten sich die anderen Musiker mehr ein. Denis Clement, der eindeutig den Schalk im Nacken sitzen hat, kommt auch schon mal hinter seinem Schlagzeug hervor, um den Bass zu übernehmen. Colin Bass wechselt dann an die akustische Gitarre.
Viel Zeit wird dem Song Fox Hill gegeben. Mit sichtlicher Freude erklärte Colin Bass ausführlich die Geschichte hinter dem Song. Und so wurde dieser fast zu einem leicht vertonten Hörspiel mit viel Gestik und Mimik, an dem das Publikum seine wahre Freude hatte.
Mit For Today kündigte die Band ihren letzten Song an, was im Saal mit wenig Begeisterung aufgenommen wurde. Der Hinweis von Andy Latimer: „Wir werden alle nicht jünger“ konnte die Fans aber beruhigen. Dennoch kam die Band nicht um eine Zugabe herum, und die Rufe aus dem Publikum nach Lady Fantasy wurden auch prompt erhört.
Die Keyboards und Moogs wurden mal stimmungsvoll-zurückhaltend, mal brachial-intensiv bearbeitet und sorgten nicht nur beim "Rausschmeißer" immer wieder für die richtige Stimmung.
Ein grandioses Finale mit ebenfalls wieder nicht endenden Standing Ovations, bis das Saallicht angeht und klar wird: jetzt kommt nichts mehr.
Der Abend lässt sich ohne große Worte ganz kurz zusammenfassen:
Sechs Stunden Autofahrt haben sich mehr als gelohnt. Steve Hackett war bereits ein Highlight, von dem ich nicht dachte, dass es zu toppen wäre. Camel jedoch hat dies mit knappem Vorsprung, vielleicht auch wegen des emotionalen Anteils, geschafft. Noch vor kurzem hätte wohl niemand daran geglaubt, Latimer noch einmal auf einer Bühne zu sehen. Und dies war für mich ein ganz großer, bewegender Moment.
Die Setlist
PART ONE
The Snow Goose Album:
The Great Marsh
Rhayader
Rhayader Goes to Town
Sanctuary
Fritha
The Snow Goose
Friendship
Migration
Rhayader Alone
Flight of the Snow Goose
Preparation
Dunkirk
Epitaph
Fritha Alone
La Princesse Perdue
The Great Marsh (reprise)
PART TWO
Never Let Go (Album Camel - 1973)
Song Within a Song (Moonmadness - 1976)
Air Born (Moonmadness - 1976)
Echoes (Breathless - 1978)
The Hour Candle (A Song for My Father) (Harbour of Tears - 1996)
Tell Me (Rain Dances - 1977)
Wait (I Can See Your House From Here - 1979)
Watching the Bobbins (Harbour of Tears - 1996)
Fox Hill (A Nod and a Wink - 2002)
For Today (A Nod and a Wink - 2002)
Zugabe:
Lady Fantasy (Mirage – 1974)
Besetzung
Andy Latimer – Gitarre, Querflöte, Gesang
Colin Bass – Bass, Gesang
Denis Clement - Schlagzeug
Guy LeBlanc - Keyboards
Jason Hart - Keyboards
Abfahrt: 14:45 Uhr - Ankunft: ca. 17:30 Uhr.
Nach guten drei Stunden Fahrzeit war das Ziel erreicht: „De Oosterpoort Grote Zaal" – Groningen. Die Konzerthalle, ein moderner Bau mit 2 Konzertsälen, liegt mitten in Groningen und ist nicht zu verfehlen.
Obwohl der Einlass erst ab 19:30 Uhr begann, bauten sich bereits die ersten Fans vor der Saaltür auf. Ein kleines Pläuschchen mit den sich nach und nach versammelnden Fans ließ erkennen: hier trafen sich wohl rein zufällig mehrere Mitglieder eines (englischen???) Musikforums. Ein Fan aus Kalifornien machte sogar auf seiner Durchreise speziell für dieses Konzert einen Zwischenstopp in Groningen. Wahre Fans!!! Und so war ein Kunterbunt an Sprachen zu vernehmen: niederländisch, englisch, französisch, deutsch. Musik verbindet eben.
In der Mitte der fünften Reihe hatten wir einen sehr guten Sitzplatz ergattert – fast freie Sicht auf die Bühne und optimal ausgerichtet zur Lautsprecheranlage. Gute Akustik war also zu erwarten. Nun noch knapp eine Stunde Wartezeit, bis das Camel-Konzert begann und Zeit, sich in der ausverkauften Halle (1150 Plätze) umzusehen. Wir erblickten nicht nur ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Andy, good to see you again“...
Ziemlich genau um 20:30 Uhr ging das Saallicht aus, die Band betrat die Bühne, und was dann geschah, dürfte bei uns in Deutschland wohl eine absolute Ausnahme sein: die Zuschauer standen auf und es gab minutenlange „Standing-Ovations“, bevor der erste Ton erklang. Die Camels schienen sichtlich gerührt. Immer wieder Rufe aus dem Publikum: „Nice to see you again“. Auf den Ruf „Nice, that you're here again” antwortet Latimer: „Nice to be anywhere“. …eine Gänsehaut jagt die andere.
Es folgte die kurze Erklärung, dass die Show in Part One und Two aufgeteilt ist, Beifall und los geht’s.


Part Two startete mit Never Let Go, welches am Anfang und Ende um schöne Gitarrensoli veredelt wude. Was dann folgte, war ein perfekter Querschnitt durch viele Cameljahre. Alle Songs wurden nah am Original gespielt, geringfügige Abweichungen in spannende Improvisationen wurden immer wieder eingestreut. Die Stücke der Phase mit Mel Collins klangen neben den Improvisationen allein schon deshalb anders, weil sein Saxophon fehlt. Auch die jazzigen Anteile der ersten Jahre fehlten, und so nahm Andy Latimers Gitarrenspiel wesentlich mehr Raum ein.


Die Scheinwerfer waren in der ersten Hälfte des Abends fast überwiegend auf ihn, Latimer, gerichtet. Ich hatte den Eindruck, genau er ist es, den das Publikum sehen wollte. Bei jedem Gitarrensolo gab es Zwischenapplaus – und das zu Recht: Latimer, so der Eindruck, lebt jeden Ton seines Gitarrenspiels.

Erst später während der Show brachten sich die anderen Musiker mehr ein. Denis Clement, der eindeutig den Schalk im Nacken sitzen hat, kommt auch schon mal hinter seinem Schlagzeug hervor, um den Bass zu übernehmen. Colin Bass wechselt dann an die akustische Gitarre.



Viel Zeit wird dem Song Fox Hill gegeben. Mit sichtlicher Freude erklärte Colin Bass ausführlich die Geschichte hinter dem Song. Und so wurde dieser fast zu einem leicht vertonten Hörspiel mit viel Gestik und Mimik, an dem das Publikum seine wahre Freude hatte.



Mit For Today kündigte die Band ihren letzten Song an, was im Saal mit wenig Begeisterung aufgenommen wurde. Der Hinweis von Andy Latimer: „Wir werden alle nicht jünger“ konnte die Fans aber beruhigen. Dennoch kam die Band nicht um eine Zugabe herum, und die Rufe aus dem Publikum nach Lady Fantasy wurden auch prompt erhört.
Die Keyboards und Moogs wurden mal stimmungsvoll-zurückhaltend, mal brachial-intensiv bearbeitet und sorgten nicht nur beim "Rausschmeißer" immer wieder für die richtige Stimmung.




Ein grandioses Finale mit ebenfalls wieder nicht endenden Standing Ovations, bis das Saallicht angeht und klar wird: jetzt kommt nichts mehr.
Der Abend lässt sich ohne große Worte ganz kurz zusammenfassen:
Sechs Stunden Autofahrt haben sich mehr als gelohnt. Steve Hackett war bereits ein Highlight, von dem ich nicht dachte, dass es zu toppen wäre. Camel jedoch hat dies mit knappem Vorsprung, vielleicht auch wegen des emotionalen Anteils, geschafft. Noch vor kurzem hätte wohl niemand daran geglaubt, Latimer noch einmal auf einer Bühne zu sehen. Und dies war für mich ein ganz großer, bewegender Moment.



Die Setlist
PART ONE
The Snow Goose Album:
The Great Marsh
Rhayader
Rhayader Goes to Town
Sanctuary
Fritha
The Snow Goose
Friendship
Migration
Rhayader Alone
Flight of the Snow Goose
Preparation
Dunkirk
Epitaph
Fritha Alone
La Princesse Perdue
The Great Marsh (reprise)
PART TWO
Never Let Go (Album Camel - 1973)
Song Within a Song (Moonmadness - 1976)
Air Born (Moonmadness - 1976)
Echoes (Breathless - 1978)
The Hour Candle (A Song for My Father) (Harbour of Tears - 1996)
Tell Me (Rain Dances - 1977)
Wait (I Can See Your House From Here - 1979)
Watching the Bobbins (Harbour of Tears - 1996)
Fox Hill (A Nod and a Wink - 2002)
For Today (A Nod and a Wink - 2002)
Zugabe:
Lady Fantasy (Mirage – 1974)
Besetzung
Andy Latimer – Gitarre, Querflöte, Gesang
Colin Bass – Bass, Gesang
Denis Clement - Schlagzeug
Guy LeBlanc - Keyboards
Jason Hart - Keyboards