Ich will mal versuchen, am Beispiel meiner Jugend in Schwäbisch Hall zu erzählen, wie das damals, also so 1964 – 1967, war.
Die Bands:
Natürlich waren das alles Amateure. Schüler, Lehrlinge, zwischen 16 und 19 Jahren alt, die in der Freizeit in einem muffigen Keller geprobt haben und anhand von Singles versucht haben, Beat-Hits nachzuspielen. Noten konnten nur die wenigsten lesen.
Jede Provinzstadt hatte ihre Lokal-Matadore. In Schwäbisch Hall gab es zwei Bands, die erbittert um die Vorherrschaft gekämpft haben.
Einmal die Peers und dann die Yankees.
Die Peers waren von ihren instrumentalen Fähigkeiten klar im Vorteil. Bei den Yankees konnte es schon mal vorkommen, dass sie mitten in einem Song abbrechen mussten, weil sie den Faden verloren hatten und nicht wussten, wie es weitergeht.
Die Besetzung war natürlich klar: Lead-Gitarre, Rhythmus-Gitarre, Bass, Schlagzeug, für die vocals war meist der Rhythmus-Gitarrist zuständig.
Das Equipment:
Gitarren, Mikros und Schlagzeug unbekannter Marken, meistens gebraucht irgendwo billig erstanden. Verstärker/Lautsprecher: ebenso, da standen auf Stühlen so kleine Geräte, die kaum in der Lage waren, auch nur einen Raum von 100 qm ordentlich zu beschallen. PA-Anlagen gab es nicht, die damals sogenannten „Gesangsverstärker“ bestanden aus kleinen schmalen Böxchen, der Schlagzeuger musste mangels elektrischer Verstärkung eben genügend Krach machen – aber nicht zu viel, sonst hat man Gitarren und Gesang nicht mehr gehört. Falls sich mal ein Gitarrist, weil er wohlhabende Eltern hatte, einen Echolette-Verstärker zulegen konnte, war er schon fast ein Gott.
Das Repertoire:
Cover-Songs, keine Eigenkompositionen. Erstaunlicherweise bei uns damals kaum Beatles- oder Stones-Songs. Eher Sachen von den Animals, Yardbirds, Kinks, The Who usw. Dann mal so ein paar aktuelle Eintagsfliegen von Casey Jones & The Governors, Sam The Sham , um dem Publikum etwas Neues zu bieten. Das alles reichte gerade mal für zwei 30-minütige Gigs, dann hat man eben wieder von vorne angefangen.
Die Locations:
Turnhallen. Oder gelegentlich mal – wenn der Wirt „progressiv“ war, der Saal einer Gaststätte, in dem sonst der örtliche Gesangsverein geprobt und seine Weihnachtsfeier abgehalten hat. Meist mit furchtbarer Akustik. In Schwäbisch Hall war die Turnhalle des Ringer-Vereins ASV das Mekka der Beat-Musik.
Vor der meist provisorisch aufgebauten Bühne in diesen Lokalitäten gab es eine Tanzfläche, dahinter dann lange Tische und Bänke. Als Getränke gab es – entsprechend dem jugendlichen Publikum – nur Alkoholfreies: Cola, Bluna, Apfelsaft.
Die Konzerte fanden am Wochenende, meist am Sonntag, statt. Beginn 18 Uhr, Ende pünktlich 22 Uhr. Dies aus zwei Gründen: erstens, weil das jugendliche Publikum dann zuhause sein musste und zweitens, weil dann die Band schon zum mindest dritten Mal ihr Repertoire durchgespielt hatte.
Vor den Locations standen reihenweise die Mopeds und sogenannten 50 ccm – „Kleinkrafträder“, meistens von Typ Kreidler Florett.
Das Publikum:
Eigentlich immer das gleiche. Alles, was zwischen 14 und 20 Jahren alt war und nicht dem deutschen Schlager der 60er oder dem zu Ende gehenden Rock & Roll verfallen war. Manche Jungs mit sehr „kühnem“ Haarschnitt, d.h., die Länge der Haare überschritt die 3 cm-Grenze geringfügig und die obere Hälfte der Ohren war leicht bedeckt, und, wenn sie ganz progressiv sein wollten, ohne Krawatte. Die Mädchen mit hochtoupierten Haaren und, wenn sie ganz gewagt aussehen wollten, mal mit einem Rock, der die Knie sehen lies. Man ist zu diesen meist 2-wöchentlich stattfindenden Beat-Abenden gepilgert und hat sich eigentlich immer die gleichen Songs wieder angehört wie 2 Wochen vorher und die gleichen Leute getroffen. Die ASV-Halle war immer voll.
Das Ende:
Irgendwie war 1967 Schluss. Die Bands haben sich aufgelöst, das Publikum hatte kein Interesse mehr an der mittlerweile überholten Beat-Musik. Viele sind in die Niederungen der trivialen Pop-Musik abgewandert, andere – wie ich – haben sich mit neuen, interessanteren Formen der zeitgenössischen populären Musik beschäftigt.
Und so ging dann eine Ära zu Ende.
Reinhard
Die Bands:
Natürlich waren das alles Amateure. Schüler, Lehrlinge, zwischen 16 und 19 Jahren alt, die in der Freizeit in einem muffigen Keller geprobt haben und anhand von Singles versucht haben, Beat-Hits nachzuspielen. Noten konnten nur die wenigsten lesen.
Jede Provinzstadt hatte ihre Lokal-Matadore. In Schwäbisch Hall gab es zwei Bands, die erbittert um die Vorherrschaft gekämpft haben.
Einmal die Peers und dann die Yankees.
Die Peers waren von ihren instrumentalen Fähigkeiten klar im Vorteil. Bei den Yankees konnte es schon mal vorkommen, dass sie mitten in einem Song abbrechen mussten, weil sie den Faden verloren hatten und nicht wussten, wie es weitergeht.
Die Besetzung war natürlich klar: Lead-Gitarre, Rhythmus-Gitarre, Bass, Schlagzeug, für die vocals war meist der Rhythmus-Gitarrist zuständig.
Das Equipment:
Gitarren, Mikros und Schlagzeug unbekannter Marken, meistens gebraucht irgendwo billig erstanden. Verstärker/Lautsprecher: ebenso, da standen auf Stühlen so kleine Geräte, die kaum in der Lage waren, auch nur einen Raum von 100 qm ordentlich zu beschallen. PA-Anlagen gab es nicht, die damals sogenannten „Gesangsverstärker“ bestanden aus kleinen schmalen Böxchen, der Schlagzeuger musste mangels elektrischer Verstärkung eben genügend Krach machen – aber nicht zu viel, sonst hat man Gitarren und Gesang nicht mehr gehört. Falls sich mal ein Gitarrist, weil er wohlhabende Eltern hatte, einen Echolette-Verstärker zulegen konnte, war er schon fast ein Gott.
Das Repertoire:
Cover-Songs, keine Eigenkompositionen. Erstaunlicherweise bei uns damals kaum Beatles- oder Stones-Songs. Eher Sachen von den Animals, Yardbirds, Kinks, The Who usw. Dann mal so ein paar aktuelle Eintagsfliegen von Casey Jones & The Governors, Sam The Sham , um dem Publikum etwas Neues zu bieten. Das alles reichte gerade mal für zwei 30-minütige Gigs, dann hat man eben wieder von vorne angefangen.
Die Locations:
Turnhallen. Oder gelegentlich mal – wenn der Wirt „progressiv“ war, der Saal einer Gaststätte, in dem sonst der örtliche Gesangsverein geprobt und seine Weihnachtsfeier abgehalten hat. Meist mit furchtbarer Akustik. In Schwäbisch Hall war die Turnhalle des Ringer-Vereins ASV das Mekka der Beat-Musik.
Vor der meist provisorisch aufgebauten Bühne in diesen Lokalitäten gab es eine Tanzfläche, dahinter dann lange Tische und Bänke. Als Getränke gab es – entsprechend dem jugendlichen Publikum – nur Alkoholfreies: Cola, Bluna, Apfelsaft.
Die Konzerte fanden am Wochenende, meist am Sonntag, statt. Beginn 18 Uhr, Ende pünktlich 22 Uhr. Dies aus zwei Gründen: erstens, weil das jugendliche Publikum dann zuhause sein musste und zweitens, weil dann die Band schon zum mindest dritten Mal ihr Repertoire durchgespielt hatte.
Vor den Locations standen reihenweise die Mopeds und sogenannten 50 ccm – „Kleinkrafträder“, meistens von Typ Kreidler Florett.
Das Publikum:
Eigentlich immer das gleiche. Alles, was zwischen 14 und 20 Jahren alt war und nicht dem deutschen Schlager der 60er oder dem zu Ende gehenden Rock & Roll verfallen war. Manche Jungs mit sehr „kühnem“ Haarschnitt, d.h., die Länge der Haare überschritt die 3 cm-Grenze geringfügig und die obere Hälfte der Ohren war leicht bedeckt, und, wenn sie ganz progressiv sein wollten, ohne Krawatte. Die Mädchen mit hochtoupierten Haaren und, wenn sie ganz gewagt aussehen wollten, mal mit einem Rock, der die Knie sehen lies. Man ist zu diesen meist 2-wöchentlich stattfindenden Beat-Abenden gepilgert und hat sich eigentlich immer die gleichen Songs wieder angehört wie 2 Wochen vorher und die gleichen Leute getroffen. Die ASV-Halle war immer voll.
Das Ende:
Irgendwie war 1967 Schluss. Die Bands haben sich aufgelöst, das Publikum hatte kein Interesse mehr an der mittlerweile überholten Beat-Musik. Viele sind in die Niederungen der trivialen Pop-Musik abgewandert, andere – wie ich – haben sich mit neuen, interessanteren Formen der zeitgenössischen populären Musik beschäftigt.
Und so ging dann eine Ära zu Ende.
Reinhard