Grant Green & Herbie Hancock - Goin' West + Feelin' The Spirit

 
firebyrd
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Grant Green & Herbie Hancock - Goin' West + Feelin' The Spirit

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Gepostet: 19.10.2013 - 19:19 Uhr  ·  #1
Grant Green & Herbie Hancock - Goin' West + Feelin' The Spirit

Fast alle kennen sie, die Gitarrenhelden des Rock, ob sie Jimi Hendrix, Eric Clapton oder
Rory Gallagher heißen. Für einige Blueser und Kollegen aus dem Jazz Rock-Bereich mag es auch noch reichen, aber wenn es um Jazzgitarristen geht, werden viele verständlicherweise passen müssen. Dabei hat die Geschichte der Jazzgitarre, angefangen vielleicht bei Charlie Christian, eine lange Geschichte und im Laufe derer eine Menge großartiger Musiker hervorgebracht.

Einer davon ist Grant Green, der vom 6. Juni 1935 bis zum 31. Januar 1979 lebte. Seine größten Einflüsse waren keine Gitarristen, sondern Saxofonisten - allen voran Charlie Parker. Sein stark vom Rhythm & Blues geprägtes Spiel zeichnet sich durch warmen, perlenden und sehr flüssigen Sound aus, dazu ist es noch einen Hauch perkussiv, auf jeden Fall mit hohem Wiedererkennungswert. Als weiterer Bandleader sei Herbie Hancock genannt, der am 12. April 1940 geborene Pianist und Keyboarder. Sein Debütalbum erschien 1962 und so deckt sich das Veröffentlichungsjahr dieser beiden auf einer CD zusammengefassten Alben mit diesem. Zwei Themenalben sind zusammengefasst worden. Einmal geht es um Songs des Westens (# 1-5) und einmal um Gospels und Spirituals (#6-10). Dazu gibt es noch einen Bonustrack aus dem Jahr 1961.

Alte Haudegen des Westerngenres zu verjazzen, klingt wie ein gewagtes Unterfangen, zum Beispiel "Tumblin' Tumbleweeds". Aber Green ist ein solch guter Musiker, dass er und seine Mitstreiter diese vermeintliche Kluft mühelos überwinden und jeweils moderne Interpretationen der gestandenen 'Schlachtrösser' des Genres vorlegen. "On Top Of Old Smokey", mit leichtem Latin-Flair, hat so das Zeug zu einem kleinen Hit, "I Can't Stop Loving You" bringt die gleiche Stimmung wie in der Interpretation von Ray Charles, mit einem leichten Hauch Gospel, und bei "Wagon Wheels" läuft der Soundtrack zum Film vor meinem geistigen Auge und die lange Reihe des Trecks zieht gemächlich vor sich hin.

Ähnlich beherzt geht man den Gospeltiteln zu Leibe, beispielsweise erfährt "Joshua Fit The Battle Of Jericho" einen sehr soulvollen Groove mit einer coolen Stimmung und exzellenten Gitarrenlicks. Hancock glänzt mit viel Gefühl in seinem vorwiegenden begleitenden Spiel. "Go Down Moses", ein wenig im Boogaloo-Style mischt sich mit dem Funk eines Horace Silver, und durch das Tamburin klingen die Songs ein wenig nach der damals populären Musik von Ramsey Lewis. "Nobody Knows The Trouble I've Seen" ist eine zurückhaltende melancholische Ballade und "Sometimes I Feel Like A Motherless Child" ist dezent funky und ganz cool groovend. Green spielt melodische Phrasen, die ihre Intensität durch ihre Beständigkeit und Wiederholungen erfahren. Die so aufgebaute Spannung kann überzeugen und Hancock klingt so, wie man ihn von seinen Songs wie "Watermelon Man" u. ä. kennt.

Warum allerdings der bisher auf einer Einzel-CD-Ausgabe dieser Platte veröffentlichte Titel "Deep River" fehlt und stattdessen der aus einer ganz anderen Session mit ganz anderen Musikern eingespielte Titel "Shadrack" aufgenommen wurde, kann ich nicht verstehen. Im Booklet wird dazu erklärt, dass ursprünglich das langsame Tempo des Songs nicht zum Album passte. Nun gut, dennoch hätte man das hier nachholen können (zumal "Nobody Knows The Trouble I've Seen" ebenfalls eine Ballade ist)!

Darüber hinaus halte ich eher "Shadrack" als ungeeigneter für den Bonustrack, wird hier doch für mich eine ganz andere Stimmung verbreitet, die sich stilistisch nicht unbedingt einfügt, weil der Song viel swingender und jazziger ist als bei den originalen, eher Funk- und Groove-geprägten Titeln und Sonny Clark mit seinem Spiel eine völlig andere Nuance einbringt. Ein Fehler hat sich übrigens eingeschlichen, denn die Besetzungsangaben auf dem Cover stimmen nicht. So ist der Einsatz der jeweiligen Bassisten vertauscht worden und das Tamburin erklingt nur auf den Titeln sechs bis zehn!
Was bleibt, ist Musik, die auch Jazzneueinsteigern hierzu Hilfestellung bieten kann, zumal sie recht entgegenkommend ist in ihrer offenen und überschaubaren Ausprägung.

Grant Green (guitar)
Herbie Hancock (piano)
Reggie Workman (bass - #1-5)
Billy Higgins (drums)
Butch Warren (bass - #6-10)
Garvin Masseaux (tambourine - #6-10)
Sonny Clark (piano - #11)
Sam Jones (bass - #11)
Louis Hayes (drums - #11)


01:On Top Of Old Smokey [Traditional) (7:04)
02:I Can't Stop Loving You [Gibson) (3:26)
03:Wagon Wheels [DeRose, Hill) (6:22)
04:Red River Valley [Traditional) (6:05)
05:Tumbling Tumbleweeds [Nolan) (11:03)
06:Just A Closer Walk With Thee [Traditional] (7:23)
07:Joshua Fit The Battle Of Jericho [Traditional] (8:02)
08:Nobody Knows The Trouble I've Seen [Traditional] (6:10)
09:Go Down Moses[Traditional] (7:27)
10:Sometimes I Feel Like A Motherless Child [Traditional] (9:02)
11:Shadrack [MacGimsey] (6:21)



Wolfgang
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Re: Grant Green & Herbie Hancock - Goin' West + Feelin' The Spirit

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Gepostet: 19.10.2013 - 20:24 Uhr  ·  #2
Zwei gabz große Musiker! Ich habe zwar nicht (mehr) viel von Grant, aber einiges steht noch und immer wenn ich irgendwo eine günstig sehe, schlage ich zu... nur nicht mehr bei den Amis, die sind für mich jetzt endgültig gestorben.

Diese "beiden" Scheiben kenne ich nicht, aber ich werde mich umtun, weil ich beide Musiker sehr schätze. Den modernen Hancock allerdings mit Abstrichen...

Nobby
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