GODDESS T - Electric Shiatsu

 
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GODDESS T - Electric Shiatsu

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Gepostet: 09.05.2006 - 09:24 Uhr  ·  #1
Would you like some tea? And would you like some infinitea? Or would you like some Goddess T? (frei nach Daevid Allen)

Einer der zahllosen Gong Ableger ist das hier.

„It’s a strange place here“ nennt sich das erste Stück – und wahrlich das könnte das Motto dieser CD sein.

Esoterisch spacige elektronische Hintergrundklänge mit dezenten breakbeat-artigen Rhythmen versehen – so beginnt es hier gleich mal. Und das sind schon mal die Hauptbestandteile der Musik dieses Albums. Dazu kommt natürlich über die ganze Scheibe verteilt Gilli Smyths eigene Art des Hauchgesangs, „Space Whisper Vocals“ nennt sie das selbst.

Mal gibt’s nen ganz leichten Reggae-Rhythmus (in „Sugar Path“) mit sanften Gitarrentupfern dazu, mal wird es dub-artiger wie in „Triple Helix“, bleibt aber immer total ruhig spacig abgedreht in anderen Welten.

Spannender wird es in „Sirius Ma“, wo über ruhigen Beats erst ein echoartiges Synthigeräusch sich ständig wiederholt, um dann von einer Violine a la Simon House (Hawkwind) abgelöst zu werden. Nach dreieinhalb Minuten zieht das Tempo an, und nun liegt das Echo auf der Violine. Dazu kommen dann wieder die Space Whisper. Je länger das vor sich hinblubbert, desto mehr stellt sich tatsächlich ein Trance-Effekt ein. Gefällt mir.

Der kleine Wal ist ein kurzes, sehr spaciges Stück wo man tatsächlich so etwas ähnliches wie Walgesänge zu hören glaubt. Ob das jetzt gesampelte echte Walgesänge sind oder Effekte des elektronischen Equipments, vermag ich nicht zu sagen. Das Booklet schweigt dazu.

Mit „Ali Baba“ werden wir per Sitar in den fernen Osten entführt. Und hier gibt’s erstmal auch richtig Text den Gilli Smyth in ihrem unnachahmlichen Stil dahinhaucht. Bei den vorherigen Stücken handelt es sich oft um ein paar Wortfetzen oder einzelne wiederholte Sätze. Zu Gillis Hauchen stöhnt im Hintergrund eine gewisse Sonia Chermarin, sodaß man manchmal glaubt, sie ist mit dem guten Ali Baba bereits kräftig zugange. Gilli rezitiert weiter, und der Song groovt mit echt gespielten Tablas unterlegt dahin. Gefällt auch.

Nun kommt der zweite Teil von „Strange Place“ und lässt kurz wieder Walgesänge erahnen, die aber sofort von einem sich steigernden gepitchten Soundeffekt überlagert werden. Im Hintergrund beginnen dann dumpfe Beats, steigern sich und tatsächlich haben wir hier ein richtig schnelles Techno-Stück mit leichtem Psychedelic-Touch. Naja – das können die ganzen Goa-Trance Elektroniker um Längen spannender. Ein wirklich nervender Skip-Kandidat, der auf diesem durch und durch ruhigen Album besonders unangenehm auffällt.

Kommen wir zum längsten Stück und zum Höhepunkt der Scheibe. Und zum Grund warum die CD noch in meiner Sammlung ist. Denn ehrlich gesagt – was man bisher zu hören bekam ist teils ganz nett, manchmal interessant, oftmals banal und zeitweilig ärgerlich.

Doch die Reise des Weissen Wales ist ein anderes Kaliber. Tatsächliche Walgesänge der Wale Wally & Trish aus dem Oceania Project in Harvey Bay, Australien, wurden eingebettet in eine Collage aus sanften Tönen von Daevid Allens Glissando-Gitarre, tauchen auf und wieder weg, ganz so als ob die Tiere an einem vorbeischwimmen und wieder ausser Sichtweite geraten. Allerlei sanfte Effekte aus dem elektronischen Gerät unterstützen dieses außerweltliche Unterwasser-Gefühl noch. Irgendwann im Stück beginnt dann dazu noch eine Viola zu spielen, manchmal zart gestrichen und deutlich vernehmbar im Vordergrund, dann auch wieder verschwindend um wieder kurz in kleinen Sequencen aufzutauchen. Gilli Smyths Stimme erscheint ebenso immer wieder und haucht "Remember" leise in die Klänge hinein. Schwer zu beschreiben dieses Hörerlebnis. Ich habe dabei Bilder im Kopf wie diese: Ich schwimme auf einem anderen Planeten in einem unbekannten Meer und lasse mich dahintreiben, tauche manchmal ab. Sowohl unter Wasser als auch beim Auftauchen vernehme ich ferne musikartige ruhige Klänge, die sich mit den Geräuschen des Wassers und der Lebewesen darin aber immer wieder vermischen. Manchmal sind ganz leise von fern auch stammesartige Gesänge kurz zu vernehmen. Und je länger ich diesen Geräuschen und Lauten ausgesetzt bin, desto mehr verschwimmen Raum und Zeit.

Dieses Stück kann ich nicht wirklich beschreiben. Es sind aber unglaublich wunderschöne 21 Minuten, die ich mir manchmal dreimal hintereinander programmiere, um eine Stunde lang wegzudriften in andere Welten. Das Album als Ganzes zu bewerten ist schwer. Zum „nur entspannen“ muß man schon mal „Strange Place Part 2“ wegprogrammieren. Spacig im Sinne von Gong oder Hawkwind ist das hier auch nur in ganz kleinen Ansätzen. Menschen die sich sehr für Esoterik begeistern, könnten Gefallen daran finden. Ich finde das Album so am Stück zu hören ganz okay (wie gesagt ... wegprogrammieren), aber meist lege ich mir eben doch nur das wunderbare „Journey of the White Whale“ rein und freue mich einfach an diesem faszinierend anderen Werk.

1. It's A Strange Place Here 6:06
2. Sugar Path 7:31
3. Sirius Ma 8:38
4. Little Whale 2:06
5. Ali Baba 8:28
6. Strange Place (Part 2) 6:19
7. Triple Helix 8:14
8. Journey Of The White Whale 20:44

Jerry

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