Ernest Dawkins - Afro Straight

genau - etwas Afro, etwas 'straight'....

 
firebyrd
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Ernest Dawkins - Afro Straight

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Gepostet: 27.02.2013 - 08:01 Uhr  ·  #1
Ernest Dawkins - Afro Straight

Ernest Dawkins ist für seine eher experimentelle Spielweise bekannt und davon zeugt unter anderem die Musik, die er mit dem New Horizons Ensemble vorlegte. Schon früh, im Alter von acht Jahren, an Musik herangeführt, entwickelte er durch des Vaters Platten eine Hinwendung zum Jazz. Später lernte er Mitglieder der Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM) - eine Vereinigung, die den Free Jazz fördert - kennen, wodurch er in eine freie Spielweise geführt wurde.

Im Verhältnis zu den oft radikalen Ansätzen und Ausprägungen seiner Musik treffen wir nun auf gemäßigte Klänge - auf Jazz, wie er sicher einen größeren Hörerkreis ansprechen mag. Dazu kommt noch eine lateinamerikanische Ausrichtung, für einige gar Inbegriff von 'Unterhaltungsjazz'. Da unbeschadet dessen Jazz für mich ohnehin Unterhaltungsmusik ist, ist auch diese Musik nicht durchgehend glatt und wohl auch nicht 'Lounge-geeignet'. Für solch zarte Seelen wird dann wohl doch zu viel 'gequietscht'. Ein Hinweis auf die Ausrichtung der Musik gibt sicher auch ein Blick auf die Titelliste: Neben zwei Eigenkompositionen sind ausschließlich Standards und zwei aus der Feder von John Coltrane und gar drei des Saxofonkollegen Wayne Shorter vertreten. Letztlich eine gelungene Mischung aus afrikanischen, lateinamerikanischen und 'klassischen' Jazzeinflüssen als Summe gesammelter persönlicher Erfahrungen des Musikers.

Zusammen mit jungen Mitstreitern, die voller Energie sprühen und die Hoffnung bewahren, dass Jazz wohl noch lange nicht ausstirbt, gestaltet Dawkins eine lebendige Atmosphäre, die sich durch Spielfreude, Interaktion und Leidenschaft auszeichnet. Hier scheint wirklich Jeder Jedem zuzuhören und spontane Ideen zum Nutzen des Gesamten umzusetzen. Betörend ist allein die Rhythmusarbeit der Schlagwerker, die zum Beispiel bei "United" dazu führt, dass die Musik so ganz locker und leger dahinfließt, ganz ohne Anstrengung. Dazu bietet diese Basis den jeweiligen Solisten einen sicheren Untergrund, um auch einmal abzuheben. Die Soli können sich aufbauen und langsam in ihrer Kreativität steigern. Das kurze Titelstück ist übrigens ausschließlich den Perkussionsinstrumenten vorbehalten und versprüht feurige Akzente. Anschließend daran folgt der Klassiker von Trane, wohl ganz im Sinne des Meisters dargeboten mit dem typischen spirituell geprägten Ausdruck. Dem Bebop wird mit einem weiteren Klassiker der Jazzgeschichte gehuldigt: "Woody 'N You" - herrlich, wie das swingt. Hier spielt Wilkes seine gedämpfte Trompete mit coolem Sound, und der Pianist vermittelt nicht nur hier das Gefühl des kraftvollen Kollegen McCoy Tyner.

Den Eindruck einer mit einem Gospelchor angereicherten Andacht in einer Kirche vermittelt die Hammondorgel auf dem wunderschönen "God Bless The Child". Entgegen wilden Gesangs wäre es eher an Billie Holiday, diesen Song noch einmal vorzutragen - ja, ich höre sie im Geiste… Die für mich beeindruckendste Sängerin des Jazz ist irgendwie immer gegenwärtig. Gesang gibt es auf dieser Platte dann auch noch: Beim "Old Man Blues" nimmt der Protagonist selbst das Mikro zur Hand, hält sich jedoch sehr zart und behutsam zurück und wagt einen kleinen Ansatz zum Scat. Doch zum Schluss wird es noch einmal so richtig wild und aktiv. Hier zeigt sich des Saxofonisten Schule eindeutig und ich wünschte, er würde vollends ausbrechen. Doch dafür gibt es andere Platten, hier ist es wohltuend, die Freiheit, Spontaneität und Virtuosität seines Spiels als wichtiges Element genießen zu dürfen. Wirklich klasse, diese Kraft und Wucht zum Schluss der Platte, und das von der gesamten Band, die wirklich erstklassig agiert!
Besetzung:

Ernest Dawkins (alto & tenor saxophone, percussion, vocals - #9)
Corey Wilkes (trumpet)
Willerm Delisfort (piano)
Junius Paul (bass)
Isaiah Spencer (drums)
Ruben Alvarez, (congas, bongos, chimes, shaker)
Greg Carmouche (congas - #1, 6)
Greg Penn (congas - #3, 10)
Ben Paterson (Hammond B3 - #7)

Titel:

01:Mr. PC [Coltrane] (6:48)
02:United [Shorter] (7:58)
03:Afro Straight [Dawkins] (1:34)
04:Central Park West [Coltrane] (7:53)
05:Woody 'N You [Gillespie/Passman] (4:30)
06:Softly As In A Morning Sunrise [Hammerstein/Romberg] (8:14)
07:God Bless The Child [Holiday/Herzog] (4.55)
08:Footprints [Shorter] (8:24)
09:Old Man Blues [Dawkins] (7:13)
10:Juju [Shorter] (9:52)


http://ernestdawkins.com/

Wolfgang

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