John Coltrane - A love supreme

Meine Inselplatte

 
firebyrd
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John Coltrane - A love supreme

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Gepostet: 08.05.2006 - 08:27 Uhr  ·  #1
JOHN COLTRANE – A love supreme

Es gibt so einige Alben, die ich zu meinen liebsten zähle.
Doch hier gilt:

DAS IST MEIN DEFINITIVES INSELALBUM!

Ein Album, über das sicher bereits viel diskutiert und geschrieben wurde, vielleicht am intensivsten in dem Buch von ASHLEY KAHN :“ A Love Supreme, John Coltrane’s legendäres Album.“
Darum will ich hier weitestgehend meine eigenen Eindrücke zu diesem Album schildern.

Ein Album als Wendepunkt eines Musikers zu einem Zeitpunkt, als sich auch der Jazz wieder einmal wendete, oder besser, weiter entwickelte.

Coltrane hatte sich vor Einspielung dieses Albums mit Rhythm ‚n’ Blues beschäftigt, spielte treibenden Bebop, kam mit Miles Davis zusammen in jener Zeit, als Coltrane für seine „sheets of sound“ bekannt war, indem er mit rasend schnellen Läufen auf dem Saxofon einen starken Widerpart zu dem ruhig agierenden Davis bot, und brachte auf seiner ständigen musikalischen Suche Einflüsse aus Afrika und Indien mit in seine Musik. Von jener Spielweise, die sich noch auf Harmoniegerüsten bewegte, war Coltrane mit Davis in jene Richtung vorgedrungen, die sich durch die sogenannte modale Spielweise ausdrückte, wo Akkorde mit Leben gefüllt wurden und sich dadurch eine für den Hörer spürbare Atmosphäre des „Entrückten“ öffnete, als sei die Musik manchmal „nicht von dieser Welt“.

So war 1964 das Jahr, in dem Coltrane den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere mit enormer Popularität erreicht hatte und es war Zeit für etwas Neues.

Und dieses neue, dieses „new thing“, läutete er mit dieser Platte ein.
Nachfolgend sollte er den Weg frei machen für kollektive Improvisation und freie Tonalität, verbunden auch mit personellen Umbesetzungen, Coltrane wurde „free“....

„A Love Supreme“ ist ein Gebet, ein persönlicher Ausdruck zu seiner Hinwendung zu Gott, im Austausch zu Drogen und Alkohol, eingespielt innerhalb einer einzigen Aufnahmesession am 9.12.1964 in den „Van Gelder Studios, Englewood Cliffs, New Jersey“.

„A Love Supreme“, das ist eine vierteilige Suite, „Acknowledgement – Resolution – Pursuance – Psalm“.

In dieser Suite trifft sich die Vergangenheit mit der Zukunft, vielleicht Coltrane’s persönliche „crossroads“.

Hier ist der Musiker, der alle seine Erfahrungen, seine technischen Entwicklungen einbringt, auf dem Boden seiner Spiritualität, mit einer Musik, die die Richtung vorgibt, die da noch kommen sollte, und teilweise leider nicht mehr kam

Eingespielt mit seinem „klassischen Quartett“ mit McCoy Tyner , Jimmy Garrison und Elvin Jones wurde es zu einer der meistverkauften Jazzplatten, die insofern auch ein Highlight im Programm seines damaligen Plattenlabels IMPULSE darstellte.

Die Einleitung der Suite hat dieses berühmte Mantra-Thema, dass Coltrane nachher sogar mit seiner Stimme aufnimmt, und das wohl das einzige Mal ist, dass Coltrane „singt“, wenngleich auch immer nur die repetativen Worte „a love supreme“, aber so eindringlich, das es unter die Haut geht.

Herrlich hier diese „uhrwerkartige“ Schlagzeugbegleitung des großartigen Elvin Jones.
Der Bass (Jimmy Garrison) trägt das Thema und es gibt auch ein Solo .
Coltrane spielt sehr einfühlsam und sehr harmonisch.

Im Part Two geht es dann etwas heftiger zu und die Musik nimmt an Fahrt auf ,McCoy Tyner am Piano setzt deutliche Akzente mit seinem kraftvollem Spiel.

Part Three wird mit einem Solo Elvin Jones’ eingeleitet, bevor es heftig und schnell swingend davonprescht mit hervorragenden Solobeiträgen Coltranes und Tyners.
Coltrane setzt hier bereits erste „freie“ Akzente in seinem Spiel und reißt den Zuhörer förmlich mit.
Jones übernimmt mit seinem Solo wieder, dann Garrison , der in den letzten Teil dieses Gebets überleitet:

„Psalm“ das ist schließlich reinste „Meditation“, einfach nur herrlich und schön, so zuversichtlich, so verträumt und verklärt klingt Trane hier, ein perfekter Ausklang für eine der besten Jazzplatten überhaupt..., und man wünscht sich, dass das Stück nie enden möge, so verzaubert und verzückt es.

Eine mittlerweile erschienene „DeLuxe-Edition“ bietet neben der üblichen CD noch eine komplette Live-Version eines Konzertes aus 1965 vom Festival in Antibes, wo die Weichen, die Trane mit der Studioaufnahme stellte, bereits befahren werden, denn diese Version kommt schon einen Tick wilder und freier.

Dazu noch alternative Takes zur Original-CD , wobei auf Part 1 noch Archie Shepp (tenorsax ) und Art Davis (bass ) dazustoßen, Aufnahmen, die einen Tag später aufgenommen, aber auf Coltrane’s Wunsch nicht verwendet wurden, er bevorzugte letztlich die Quartetteinspielung.

Und auch ich meine: nichts geht über das Original, so schön die Zugabe auch sein mag.

Diese Musik hat viele andere Musiker, aus allen Bereichen der Musik, inspiriert, am bekanntesten wohl jene wie Carlos Santana und John McLaughlin, die letzlich zusammen auch eine Version auf ihrem Album „Love, Devotion and Surrender“ veröffentlichten.

Dieses ist Musik, die mich sehr tief berührt und viel Energie beinhaltet, Energie, die man spürt und die man aufnehmen kann.

Musiker:

John Coltrane – tenor saxophone,
McCoy Tyner – piano
Jimmy Garrison – bass
Elvin Jones – drums

Auf den weiteren Einspielungen:

Archie Shepp – tenor saxophone (CD 2, #6-9)
Art Davis – bass (CD 2, #6-9)


Die Titel:

01.Part 1: "Acknowledgement" – 7:42
02.Part 2: "Resolution" – 7:19
03.Part 3: "Pursuance" - 10:42
04. Part 4: "Psalm" – 7:02


und auf der “DeLuxe-Edition” zusätzlich:

01.Introduction by Andre Francis – 1:13
02.Part 1: "Acknowledgement" [Live] – 6:11
03.Part 2: "Resolution" [Live] – 11:36
04.Part 3: "Pursuance" [Live] – 21:30
05.Part 4: "Psalm" [Live] – 8:49
06.: "Resolution" [Alternate take] –7:24
07.: "Resolution" [Breakdown] – 2:13
08.: "Acknowledgement" [Alternate take] – 9:09
09.: "Acknowledgement" [Alternate take] – 9:22


Wolftrane
firebyrd
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Re: John Coltrane - A love supreme

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Gepostet: 13.11.2008 - 10:52 Uhr  ·  #2
aus gegebenem Anlass:

Noch einmal überarbeitet und ergänzt, auch für alle jene, die die Rezi noch nicht kennen.....

Wolftrane :8)
nobbygard
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Re: John Coltrane - A love supreme

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Gepostet: 13.11.2008 - 12:35 Uhr  ·  #3
Nachdem ich ja vor Jahren meine LP bei ibäh versteigert habe, bin ich seit einiger Zeit wieder im Besitz einer CD, zwar nicht der DeLuxe-Edition, aber ich habe meine Inselscheibe wieder! Mir reicht auch diese Version!

Nobby
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Re: John Coltrane - A love supreme

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Gepostet: 13.11.2008 - 14:03 Uhr  ·  #4
Wenn bei "eine der besten Jazzplatten überhaupt" das "eine" nicht wär, könnte ich Deinen (upps...schon über 2 Jahren alten) Worten bedingungslos zustimmen.

Die Platte schießt direkt ins Herz und in die Tiefen des Unterbewußtseins. Wer es wirklich ernst meint, seinem Hier und Jetzzt musikalisch näher zu kommen, sollte dieses Album zu seiner Lebzeit auf keinen Fall verpassen.

PS (in hoffentlich nicht eigener Sache):
Wer noch ein (fast) ebenbürdig- intensives musikalische Gebet hören möchte, dem ist die "Survivor`s Suite" von Keith Jarrett (s.a. viewtopic.php?t=5356&highlight=suite+jarrett ) sehr zu empfehlen.
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Re: John Coltrane - A love supreme

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Gepostet: 29.09.2009 - 20:40 Uhr  ·  #5
Auch ich würde das Album mit auf die Insel nehmen. Es war eines der Werke, die mir den Jazz nache gebracht haben. Seit heute steht die CD nun endlich im Regal, allerdings nur die normale Ausgabe.
Mr. Upduff
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Re: John Coltrane - A love supreme

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Gepostet: 30.09.2009 - 08:25 Uhr  ·  #6
Hier noch eine erbauliche Kritik zur Live-Version bei Amazon:

"Auf dieses Album bin ich gekommen, weil es immer wieder mal in der Liste der besten 100 Alben aller Zeiten auftaucht. Nachdem es mir auf diversen Listen mehrfach begegnet ist, kaufte ich es mir, ohne vorher auch nur hineinzuhören.
... und das hätte ich besser nicht gemacht. Also, wenn Jazz nur bedeutet, dass man ewig und drei Tage lang einfach wild vor sich hinspielen kann, dann kann man dieses Album durchaus gut finden. Mich hingegen nerven die ewigen Schlagzeugsoli bzw. auch die Herumimprovisieren mit verschiedenen Blasinstrumenten. Es wäre wirklich schön, wenn zwischen den einzelnen Stücken noch ein Unterschied erkennbar wäre bzw. wenn auch mal ansatzweise so etwas wie eine Melodieführung erkennbar wäre.

Ganz ehrlich: Nach einem Mal Anhören dieser CD war ich so aggressiv, dass ich am liebsten an irgendetwas meinen Dampf abgelassen hätte. So etwas kenne ich ansonsten nicht einmal von AC/DC, Metallica oder sonstigen hardrocklastigen Bands.

Nein, diese CD konnte mich keine einzige Minute überzeugen und wird es auch in zukunft nicht tun, denn so etwas muss ich schnell aus meiner Plattensammlung verbannen."
firebyrd
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Re: John Coltrane - A love supreme

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Gepostet: 30.09.2009 - 08:36 Uhr  ·  #7
das ist erheiternd, fürwahr.... :lol: :lol: :lol:

der arme Bursche, der....

a) unter den besten 100 Alben ist mit Sicherheit nicht die Live-Version gelistet, sondern wohl die originale Studio-Version

b)dieses Beispiel zeigt wieder einmal, daß man sich, ungeachtet obiger Anmerkung, nicht auf irgendwelche Bestenlisten verlassen sollte

c) kann das demnach bedeuten, daß man sich, auch wenn man eine bestimmte Musikrichtung nicht mag, alles kaufen sollte, nur, weil es in einer TOP-Liste steht???? 😉

Fazit: Wer nichts von Jazz versteht, sollte zum eigenen Schutz die Finger davon lassen und wer dann dennoch eine Rezension über ein Album abliefert, sollte dieses etwas qualifizierter angehen. Im Gegenzug erkläre mich gern bereit, ein Review über ein Death Metal - Album abzuliefern, obwohl ich keine Ahnung von der Musik habe und auch keine Zuneigung dafür empfinde.....

Wolfgang :D
hmc
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Re: John Coltrane - A love supreme

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Gepostet: 30.09.2009 - 08:52 Uhr  ·  #8
AC/DC hochklassig? :haeh:
Das sagt mir einiges und hilft zum besseren Verständnis bezüglich des Verfaßers.
Jersch
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Re: John Coltrane - A love supreme

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Gepostet: 03.10.2009 - 17:06 Uhr  ·  #9
Fürwahr ein Meilenstein der Musikgeschichte, einfach nur ergreifend und mir immer wieder auf`s neue zeigend, wie schön Musik sein kann, ja der Jazz hat was!!!

Und der von JOHN COLTRANE insbesonders!
Mr. Upduff
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Re: John Coltrane - A love supreme

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Gepostet: 30.12.2011 - 20:56 Uhr  ·  #10
Wer den Jahreswechsel auf einer Insel verbringen will sollte dieses Album unbedingt einpacken!
nobbygard
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Re: John Coltrane - A love supreme

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Gepostet: 30.12.2011 - 21:10 Uhr  ·  #11
Zum Glück steht es immer griffbereit vor mir!
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