Enrico Pieranunzi - Permutation
Der italienische Jazzpianist Enrico Pieranunzi wurde am 5. Dezember 1949 in Rom geboren. Vom Vater, einem Gitarristen, an Jazz herangeführt, studierte er zunächst klassisches Piano und widmet sich seit 1975 mit einer eigenen Band dieser Musik. In jenem Jahr erschien auch seine erste Platte. Klare Einflüsse seines Stils stammen von McCoy Tyner und Bill Evans, eigentlich zwei relativ unterschiedliche Pianisten hinsichtlich ihrer Stilistik. Neben eigenen Veröffentlichungen war er als Musiker bei zahlreichen Produktionen namhafter Jazzstars aktiv.
Die Aufnahmen zu "Permutation" wurden im November 2009 in den Bauer Studios in Ludwigsburg eingespielt. Der Kalifornier Scott Colley und der Mexikaner Antonio Sanchez begleiten ihn. Während der Bassist bereits als etablierter Musiker gilt, zählt Sanchez zu einer neuen, aufstrebenden Generation von Schlagzeugern und machte sich vor allem dadurch bekannt, lateinamerikanische Rhythmen stärker zu integrieren.
Im edlen Hochglanzbooklet, wie man es vom CAM Jazz gewohnt ist, erklärt der Pianist zu seinen Begleitern: “Scott and Antonio are not merely a bass player and drummer, they are two extremely talented artistic personalities, excellent musicians and highly original jazz performers and composers.“
Nun könnte man denken: Das ist ja schon wieder ein Pianotrio. Ja, richtig, aber das Gute ist auch, dass trotz der Eingrenzung auf drei Instrumente letztlich auch drei Musiker für die Musik verantwortlich sind. Das sind nun nicht unbedingt wenige Möglichkeiten der Gestaltung. Und das ist das Stichwort: Gestaltung. Nicht nur der Pianist arrangiert maßgeblich, sondern die Rhythmusabteilung ist hierbei integriert und nicht zu reinen Rhythmusgebern degradiert.
Pieranzunzi zeichnet sich durch eine perkussive Spielweise aus, die mich in dieser Hinsicht tatsächlich schnell an McCoy Tyner denken lässt. Dazu breitet er intelligente Harmonien aus, die spontan und sprunghaft erscheinen. Insofern bietet er höchste Kurzweil und Abwechslung. Gern lauscht man, wie er Themen vorgibt, diese langsam auflöst, sie erweitert, sich in ein Meer von Improvisation stürzt, und dabei auch einmal aus dem Jazzbereich ausbricht und seine klassische Schulung durchschimmern lässt. Bassist und Schlagzeuger sind voll bei der Sache und ziehen mit. Gegenseitig scheinen sich die drei Musiker hierbei anzutreiben, wechseln plötzlich mittendrin das Tempo, es wird beschleunigt, die Stimmung spontan gewechselt, ein gutes Beispiel hierfür ist der dritte Titel, der Namensgeber der CD.
Der Italiener geht weit über das hinaus, was wir von den klassischen Pianisten des Be Bop kennen. Er scheint auf seinem Weg auch weitergehende Entwicklungen aufgeschnappt und verarbeitet zu haben. Auch aus dem Randbereich der Fusion höre ich gelegentliche Einschübe - dazu fällt mir dazu manchmal die Musik von Chick Corea ein.
Das Zusammenspiel der Drei ist faszinierend, offen und geschlossen gleichzeitig, lediglich bei den Balladen - wie dem wunderschönen "Distance From Departure" - rücken sie ganz eng zusammen und lassen dennoch wieder viel Raum, vielleicht ein Zeichen dafür, wie perfekt sie harmonieren. So hat man den Eindruck, dass die Musiker aufeinander hören, dass sie wahrlich kommunizieren und so mag sich dann auch die anfänglich aufgeführte Aussage von Pieranunzi erklären. Bei "Horizontes Finales" wird man förmlich von der erzeugten fröhlichen Stimmung mitgerissen. Viele angenehme Harmonien umschmeicheln mich als Hörer, sehr locker, leichtfüßig und unbeschwert, genauso wie das im eleganten Walzertakt vorgestellte "Every Smile Of Yours". Frisch und unverbraucht, mit vielen lyrischen und träumerischen Momenten, aber auch mit Feuer und Energie fließt die Musik dahin, sich scheinbar immer wieder erneuernd.
Ich kann mich eigentlich gar nicht entscheiden, ob ich die virtuos treibenden Titel oder die so wunderschön dahinschwebenden Balladen bevorzuge. Abschließend bleibt mir eigentlich nur noch, McCoy Tyner zu zitieren: “A new approach to the top Jazz piano world!“
Musiker:
Enrico Pieranunzi (piano)
Scott Colley (bass)
Antonio Sanchez (drums)
Titel:
01:Strangest Consequences (5:30)
02:Critical Path (5:36)
03:Permutation (6:34)
04:Distance From Departure (6:43)
05:Horizontes Finales (5.13)
06:Every Smile Of Yours (4:52)
07:Within The House Of Night (5:01)
08:The Point At Issue (5:50)
09:A Different Breath (4:45)
(all music composed by Enrico Pieranunzi)
http://www.enricopieranunzi.com/
Wolfgang
Der italienische Jazzpianist Enrico Pieranunzi wurde am 5. Dezember 1949 in Rom geboren. Vom Vater, einem Gitarristen, an Jazz herangeführt, studierte er zunächst klassisches Piano und widmet sich seit 1975 mit einer eigenen Band dieser Musik. In jenem Jahr erschien auch seine erste Platte. Klare Einflüsse seines Stils stammen von McCoy Tyner und Bill Evans, eigentlich zwei relativ unterschiedliche Pianisten hinsichtlich ihrer Stilistik. Neben eigenen Veröffentlichungen war er als Musiker bei zahlreichen Produktionen namhafter Jazzstars aktiv.
Die Aufnahmen zu "Permutation" wurden im November 2009 in den Bauer Studios in Ludwigsburg eingespielt. Der Kalifornier Scott Colley und der Mexikaner Antonio Sanchez begleiten ihn. Während der Bassist bereits als etablierter Musiker gilt, zählt Sanchez zu einer neuen, aufstrebenden Generation von Schlagzeugern und machte sich vor allem dadurch bekannt, lateinamerikanische Rhythmen stärker zu integrieren.
Im edlen Hochglanzbooklet, wie man es vom CAM Jazz gewohnt ist, erklärt der Pianist zu seinen Begleitern: “Scott and Antonio are not merely a bass player and drummer, they are two extremely talented artistic personalities, excellent musicians and highly original jazz performers and composers.“
Nun könnte man denken: Das ist ja schon wieder ein Pianotrio. Ja, richtig, aber das Gute ist auch, dass trotz der Eingrenzung auf drei Instrumente letztlich auch drei Musiker für die Musik verantwortlich sind. Das sind nun nicht unbedingt wenige Möglichkeiten der Gestaltung. Und das ist das Stichwort: Gestaltung. Nicht nur der Pianist arrangiert maßgeblich, sondern die Rhythmusabteilung ist hierbei integriert und nicht zu reinen Rhythmusgebern degradiert.
Pieranzunzi zeichnet sich durch eine perkussive Spielweise aus, die mich in dieser Hinsicht tatsächlich schnell an McCoy Tyner denken lässt. Dazu breitet er intelligente Harmonien aus, die spontan und sprunghaft erscheinen. Insofern bietet er höchste Kurzweil und Abwechslung. Gern lauscht man, wie er Themen vorgibt, diese langsam auflöst, sie erweitert, sich in ein Meer von Improvisation stürzt, und dabei auch einmal aus dem Jazzbereich ausbricht und seine klassische Schulung durchschimmern lässt. Bassist und Schlagzeuger sind voll bei der Sache und ziehen mit. Gegenseitig scheinen sich die drei Musiker hierbei anzutreiben, wechseln plötzlich mittendrin das Tempo, es wird beschleunigt, die Stimmung spontan gewechselt, ein gutes Beispiel hierfür ist der dritte Titel, der Namensgeber der CD.
Der Italiener geht weit über das hinaus, was wir von den klassischen Pianisten des Be Bop kennen. Er scheint auf seinem Weg auch weitergehende Entwicklungen aufgeschnappt und verarbeitet zu haben. Auch aus dem Randbereich der Fusion höre ich gelegentliche Einschübe - dazu fällt mir dazu manchmal die Musik von Chick Corea ein.
Das Zusammenspiel der Drei ist faszinierend, offen und geschlossen gleichzeitig, lediglich bei den Balladen - wie dem wunderschönen "Distance From Departure" - rücken sie ganz eng zusammen und lassen dennoch wieder viel Raum, vielleicht ein Zeichen dafür, wie perfekt sie harmonieren. So hat man den Eindruck, dass die Musiker aufeinander hören, dass sie wahrlich kommunizieren und so mag sich dann auch die anfänglich aufgeführte Aussage von Pieranunzi erklären. Bei "Horizontes Finales" wird man förmlich von der erzeugten fröhlichen Stimmung mitgerissen. Viele angenehme Harmonien umschmeicheln mich als Hörer, sehr locker, leichtfüßig und unbeschwert, genauso wie das im eleganten Walzertakt vorgestellte "Every Smile Of Yours". Frisch und unverbraucht, mit vielen lyrischen und träumerischen Momenten, aber auch mit Feuer und Energie fließt die Musik dahin, sich scheinbar immer wieder erneuernd.
Ich kann mich eigentlich gar nicht entscheiden, ob ich die virtuos treibenden Titel oder die so wunderschön dahinschwebenden Balladen bevorzuge. Abschließend bleibt mir eigentlich nur noch, McCoy Tyner zu zitieren: “A new approach to the top Jazz piano world!“
Musiker:
Enrico Pieranunzi (piano)
Scott Colley (bass)
Antonio Sanchez (drums)
Titel:
01:Strangest Consequences (5:30)
02:Critical Path (5:36)
03:Permutation (6:34)
04:Distance From Departure (6:43)
05:Horizontes Finales (5.13)
06:Every Smile Of Yours (4:52)
07:Within The House Of Night (5:01)
08:The Point At Issue (5:50)
09:A Different Breath (4:45)
(all music composed by Enrico Pieranunzi)
http://www.enricopieranunzi.com/
Wolfgang
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