Indian Summer - Same

 
firebyrd
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Indian Summer - Same

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Gepostet: 25.07.2011 - 08:31 Uhr  ·  #1
Indian Summer - Same


Erstmalig 1971 erschienen auf Neon Records, gab es zwischenzeitlich einige Wiederveröffentlichungen von "Indian Summer", auch auf Repertoire Records, die diese einzige Platte der Band nun erneut vorlegen. Dieses Mal ganz in Pappe, ohne Plastik, die CD fein in eine edle Papierhülle gesteckt - man hat das ganz leichte Feeling einer LP im Miniformat. Alles schön glänzend, zum Aufklappen und mit einem Booklet samt neuen, von Chris Welch verfassten Linernotes versehen. Klar, auch die originalen Worte von Olav Wyper von 1971 fehlen nicht.
Doch wer war nun Indian Summer?

1969 formierte Bob Jackson zusammen mit Paul Hooper seine erste Band. Mit zwei weiteren Musikern nahmen sie zwei Jahre später diese einzige LP auf. Nach einem Besetzungswechsel - der Bassist wurde ausgetauscht - war es bereits 1972 mit dieser Eintagsfliege vorbei. Von Jackson sollte man später bei Rigor Mortis, Badfinger und der Byron Band noch einmal hören. Aktuell soll er der derzeitigen Formation der Fortunes angehören, auch der alte Kumpel Hooper mit von der Partie .
Seinerzeit besaß ein guter Freund diese Schallplatte, die mir eigentlich sofort wegen des Covers auffiel. Dieser große Kaktus, irgendwie fragend angeschaut von einem Koyoten... Aber wie war noch gleich die Musik?

Olav Wyper von RCA Records schreibt in den Linernotes, dass er und drei seiner Kollegen sich damals im November 1969 zwei Bands anschauen sollten. Eine davon bekam einen Vertrag, das war Black Sabbath. Über ein Jahr später sollte er erneut losfahren, mit dem Ergebnis, dass die abgelehnte Band nun auf Wohlgefallen stieß - Indian Summer.
Und er schwärmte: »Oh, and they're good too. Very good!« Die Burschen aus Coventry sollten aber letztlich nicht den erhofften Erfolg erzielen. Woran mag das gelegen haben? Angeblich fehlte die nötige Promotion und zudem war der Markt in jenen Tagen überschwemmt von immer neuen Bands. Dabei hatten die Vier durchaus Ansätze zu dem geliefert, was sich später in der Weiterentwicklung des Prog Rocks wiederfinden sollte - als Beispiel sei hier "God Is The Dog" genannt.

Das ist für die damalige Zeit typischer Sound mit schleppendem und gelegentlich leicht polterndem Rhythmus. Im Vordergrund steht die Hammondorgel, dazu mehrstimmige Vokalharmonien, die die leicht raue Stimme des Leadsängers unterstützen. Ein flexibel agierender Bass und eine klar klingende Gitarre runden das Bild ab, früher Prog also.
Jackson erhebt gelegentlich seine Stimme in höhere Gefilde, wie wir es von Ian Gillan damals auch gewohnt waren. Er zeigt ausdrucksstarke und gefühlvoll agierende Gesangsarbeit. Manchmal erinnert mich Jackson auch ein wenig an Steve Winwood. Klar, angesichts aller Zutaten liegen Vergleiche mit Deep Purple oder auch Uriah Heep durchaus auf der Hand. Doch ist hier der Sound weniger straff, weniger rockig, eher oft luftig und vom offensichtlichen Versuch beseelt, gewisse Strukturen zu durchstoßen.

Mitunter vermag ich Ansätze aus dem Bereich des Jazz Rock auszumachen, zum Beispiel im zweiten Titel, wenn dieser sich nach gut zwei Minuten plötzlich löst und der Gitarrist ein wirklich gutes Solo vom Stapel lässt, das mich weniger an Ritchie Blackmore & Co. als an dessen hervorragenden Kollegen Jim Mullen, seinerzeit in Diensten von Pete Brown & Piblokto, erinnert!
Auch der Drummer löst sich nun und es hätte nur noch eines kleinen Ticks bedurft, und man hätte den reinen Rockbereich wirklich verlassen. Möglicherweise ist dies einer der Gründe, warum die Band neben den 'Stallkollegen' von Black Sabbath nicht bestehen konnte.
Die Musik von Indian Summer war subtiler, feiner und kreativer, wenngleich nicht in den Kompositionen, die weniger in den Ohren 'hängen bleiben'. Das wäre schon der nächste Grund des Misserfolgs:
Wenig Wiedererkennungswert, die Käufer waren möglicherweise 'überfordert'. Mir jedenfalls gefällt es, wenn sich innerhalb der einzelnen, mit Jam-Charakter ausgestatteten Titel die Verhältnisse immer mal wieder dadurch ändern, dass ein unverhoffter Break kommt, sich ein feines Solo aus der Tiefe aufbaut, ein Mellotron die Hammond in ihrem Tun einlullend unterstützt oder sich die harmonische und 'weiche' Richtung von frühem Prog Rock herausschält.
Für mich ist dieses Album ein leider untergegangenes Kleinod, das es verdient, wieder entdeckt und angemessen gewürdigt zu werden.

Zwei Titel heben sich etwas aus der Gesamtheit hervor. Einmal ist dies "From The Film Of The Same Name", weil es rein instrumental ist und klar und deutlich vor Augen hält, dass gute Musiker am Werk waren. Herrlich ist das, wie sich die Jungs hier interaktiv und ideenreich die Bälle zuwerfen, und mittendrin wieder ein sehr vom Jazz angehauchtes Solo von Colin Williams kommt. Ach, hätte der doch Karriere machen können! Der zweite Titel, der auffällt, ist der letzte Song, der urplötzlich nach gut eineinhalb Minuten mit einer Soloexkursion des Gitarristen abhebt, nachdem er recht ruhig und beschaulich begann. Eine interessante Note erhält der Track durch das im Hintergrund versteckt agierende Vibraphon. Nach 5:30 Minuten ist wieder 'Alltag' eingekehrt - der Song klingt aus.


Die Band:

Bob Jackson (keyboards, vocals)
Colin Williams (guitar, vocals)
Paul Hooper (drums, percussion, vocals)
Malcolm Harker (bass, vibes, vocals)

Alle Titel:

01:God Is The Dog (6:34)
02:Emotions Of Men (5:40)
03:Glimpse (6:41)
04:Half Changed Again (6:23)
05:Black Sunshine (5:23)
06:From The Film Of The Same Name (5:50)
07:Secrets Reflected (6:46)
08:Another Tree Will Grow (6:06)
(all songs written by Bob Jackson, Colin Williams, Paul Hooper & Malcolm Harker)

Wolfgang
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freaksound
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 25.07.2011 - 13:53 Uhr  ·  #2
Zitat geschrieben von firebyrd
................Für mich ist dieses Album ein leider untergegangenes Kleinod, das es verdient, wieder entdeckt und angemessen gewürdigt zu werden............



jau - tust du wohl daran.

finde das Scheibchen auch recht fein und oft eine strich neben der Masse.

Danke für die Rezi!
Tom Cody
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 25.07.2011 - 15:29 Uhr  ·  #3
@Firebyrd, besten Dank für diese feine Vorstellung!

Ich finde dieses Album großartig! Es ist, wie Du auch geschrieben hast, eines dieser vergessenen Werke.

Klar, mir imponiert der Klang der Hammondorgel, aber auch das Gitarrensolo auf "Another Tree Will Grow" ist klasse.

Schön, daß Du dieses Album so ausführlich besprochen hast.
womus-205
 
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 25.07.2011 - 16:48 Uhr  ·  #4
Zitat
wenn sich innerhalb der einzelnen, mit Jam-Charakter ausgestatteten Titel die Verhältnisse immer mal wieder dadurch ändern, dass ein unverhoffter Break kommt, sich ein feines Solo aus der Tiefe aufbaut, ein Mellotron die Hammond in ihrem Tun einlullend unterstützt oder sich die harmonische und 'weiche' Richtung von frühem Prog Rock herausschält.


... und das alles in einer Atmosphäre der Nostalgie, Sehnsucht und leichten Trauerns die durch Sonnenstrahlen des Altweibersommer aufgewärmt werden. Eine wahre Perle der Rock Geschichte, die ohne diese Platte bestimmt ärmer wäre. Der Opener God is the dog hat für mich denselben emotionalen Wert und dieselbe musikalische Perfektion wie Caravan's "For Richard", Yes "Close to the edge" oder "Supper's ready" von Genesis.


Eine wundervolle Rezi Wolfgang !! Danke !

PS. Hiere findet man noch ein paar zusätzliche Informationen über Indian Summer :

INDIAN SUMMER

..und Bob Jackson : Bob Jackson
hmc
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 26.07.2011 - 16:49 Uhr  ·  #5
Wunderbare Rezi, die mich sehr anspricht.

Was das heisst, muss ich nicht weiter ausführen.
Tom Cody
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 13.09.2012 - 18:18 Uhr  ·  #6
Der Herbst steht an...... 😉
Jersch
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 13.09.2012 - 20:07 Uhr  ·  #7
Diese Scheibe hat mich trotz der vielen Lobeshymnen nie richtig überzeugen können, irgendwie war da was, aber es hat nie klick gemacht. Finde ich schade!
Tom Cody
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 19.03.2013 - 19:08 Uhr  ·  #8
Zitat geschrieben von Jersch

Diese Scheibe hat mich trotz der vielen Lobeshymnen nie richtig überzeugen können, irgendwie war da was, aber es hat nie klick gemacht. Finde ich schade!


Ja, wirklich schade für Dich, aber die Scheibe ist aus meiner Sicht ein Volltreffer! 8)
badger
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 19.03.2013 - 21:00 Uhr  ·  #9
Zitat geschrieben von Tom Cody

Zitat geschrieben von Jersch

Diese Scheibe hat mich trotz der vielen Lobeshymnen nie richtig überzeugen können, irgendwie war da was, aber es hat nie klick gemacht. Finde ich schade!


Ja, wirklich schade für Dich, aber die Scheibe ist aus meiner Sicht ein Volltreffer! 8)


da stelle ich mich schiedlich-friedlich zwischen euch beide: ich mag Indian Summer, aber wiederum
nicht so sehr, daß sie mit auf die einsame insel käme. guter, angenehm zu hörender prog-rock,
hat aber nicht das ganz große profil. anders gesagt, ich könnte so aus dem ärmel heraus kein
lieblingsstück nennen, aber auch keines, das ich nicht mag.
Rabatz
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 20.03.2013 - 19:00 Uhr  ·  #10
Also, der Gitarrenpart dieses Songs zählt zu meinen echten Lieblingen :h:

http://www.youtube.com/watch?v…detailpage
Tom Cody
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 21.03.2013 - 17:44 Uhr  ·  #11
Zitat geschrieben von Rabatz

Also, der Gitarrenpart dieses Songs zählt zu meinen echten Lieblingen :h:

http://www.youtube.com/watch?v…detailpage


Absolute klasse schallt es auch von der Gegentribüne! 8)
badMoon
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 13.04.2014 - 21:17 Uhr  ·  #12
Also, ...im Gegensatz zu Herrn Jersch hat es bei mir sofort geklickt. Ob ich die Scheibe mit auf eine Insel nehmen würde, weiß ich nicht. Meine Inselscheibenauswahl ist noch immer nicht fertiggestellt. Wie auch, ...bei den permanenten Neuerscheinungen.

So oder so - hoch mit der Scheibe resp. der Rezi.

8)
Tom Cody
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 14.04.2014 - 21:55 Uhr  ·  #13
Zitat geschrieben von badMoon

Ob ich die Scheibe mit auf eine Insel nehmen würde, weiß ich nicht. Meine Inselscheibenauswahl ist noch immer nicht fertiggestellt.


Vielleicht sollte man die Sache anders angehen! 8) Einfach eine größere Insel nehmen.... :lol:
sunny
 
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 15.04.2014 - 09:30 Uhr  ·  #14
Firebyrd, vielen Dank für diese tolle Vorstellung
ich reihe mich in die Reihe der positiven Meinungen ein. :D
Tom Cody
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 30.03.2019 - 13:16 Uhr  ·  #15
Die Sonne scheint....
...und dieser Klassiker sollte nicht länger im Keller verstauben! ;-)
firebyrd
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 07.04.2021 - 17:45 Uhr  ·  #16
Tom Cody
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 04.08.2023 - 17:16 Uhr  ·  #17
Zitat geschrieben von Guestuser

ich reihe mich in die Reihe der positiven Meinungen ein. :D

Absolut verständlich für mich. ^_^
Stattmeister
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Re: Indian Summer - Same

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Gepostet: 07.08.2023 - 09:01 Uhr  ·  #18
Dank deines Reminders höre ich gerade in das komplette Album rein. Feiner Stoff! Gefällt mir. Der Rezi von Firebyrd kann ich nur zustimmen. Und: die Repertoire Ausgabe ist sogar noch für einen vertretbaren Preis zu bekommen. Da werde ich wohl. ;-)
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