Roland Baisch - Countryboy

 
firebyrd
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Roland Baisch - Countryboy

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Gepostet: 03.12.2010 - 08:34 Uhr  ·  #1
Roland Baisch - Countryboy


Baisch ist Entertainer. Der in Amsterdam und Hamburg ausgebildete Schauspieler, der unter anderem mit einer Comedygruppe tourte und an Musicals arbeitete, singt nun Countrysongs.

Viele Klassiker und Standards dieses Genres bringt er uns zu Gehör.
"Blues Stay Away From Me", das ist mit gutem Feeling eingespielt worden, auch die Harmony Vocals halte ich für gelungen, insofern ein recht ordentlicher Auftakt, in angenehmer unaufgeregter Stimmung.
"Roll In My Sweet Baby's Arms", dieser Klassiker erklingt instrumental sehr engagiert, doch kann mich der Sologesang nicht vollends überzeugen, der Background-Chor macht seine Sache jedoch gut.
Und nun der nächste Klassiker, einer meiner liebsten Songs des Genres, der zwar hier nette Vokalharmonien aufweist, doch fehlt mir die Dramatik, die dem Titel eigentlich inne wohnt. Denn ganz so 'lost' klingt es auf dem Highway dann doch nicht. ("Lost Highway")
Und ob ich das nun 'verzeihen' kann? Einer meiner Favoriten der Flying Burrito Brothers, "Sin City", scheint mir regelrecht 'zerlegt' zu werden, es mag zwar gut gemeint sein, aber ein wenig klingt das wie 'Schunkelshanty' auf dem örtlichen Heimatfest.
"Spanish Harlem Incident" - eigentlich geht Bob Dylan immer, doch diese Version erlebt durch den Fast-Sprechgesang keine besonders aufregende Neuauflage. Es plätschert gefällig und auch nicht unbedingt störend.
Das alte 'Schlachtross' von Merle Travis, "Sixteen Tons", kann mich vom Feeling ebenfalls nicht überzeugen, das klingt wenig authentisch, sondern wirkt eher aufgesetzt, aber nun soll es auch wieder etwas Lob geben:

Schon beim nächsten Titel, "Solitary Man" von Neil Diamond. Dieser Track erklingt in einer mehr tiefen Tonlage, in einem - für meine Ohren - angenehmen Gewand. Das ist eine der Nummern, die ich als Beispiel dafür nehme, dass man einen Song auch individuell gestalten kann und dabei noch überzeugend klingt. Das gleiche, also wieder ein positives Beispiel, gilt für "Wayfaring Stranger", das einen Hauch Kris Kristofferson atmet, dazu das folkige Arrangement mit Akustikgitarre und Dobro, das ist bodenständig. Beide Lieder 'stehen' dem Künstler gut, diese Richtung fortzuschreiben, das sei meine Empfehlung für ihn. Hierzu kann sich noch "Loves Been Good To Me" gesellen, ein feine folkige Interpretation!
Gar komische Spuren enthält "Hangman": Ein wenig könnte der gute alte Spike Jones aus der Tiefe kommen und ein "Yippie-Ay-Ooh" rufen, ein wenig von der Atmosphäre von "Ghost Riders In The Sky" steckt auch darin.

Angenehm witzig à la Shel Silverstein mit einem leichten Outlaw-Anstrich steht "I Don't Even Know Your Name" ebenfalls auf der Habenseite der Platte.
Bei der Interpretation absoluter Klassiker wie "Wichita Lineman" bin ich immer etwas vorsichtig, wie so etwas angepackt wird. Hier war ich sehr angenehm überrascht und neben "Solitary Man" ist dieser Titel eines meiner Lieblingsstücke der CD.
Weniger überzeugend schließt die Scheibe mit dem Bonus-Track "Folsom Prison Blues", dessen flotte folkige Umsetzung mich weniger begeistert, das Thema scheint mir nicht überzeugend umgesetzt zu sein.

Unterm Strich stellen mich lediglich etwa die Hälfte der Songs zufrieden. Andere Hörer mögen vielleicht genau anders herum empfinden, immerhin ein Beleg dafür, dass wahrscheinlich für Jede(n) etwas dabei ist, oder?

Musiker:

Roland Baisch (vocals, harp)
Frank Wekenmann (6 & 12 string acoustic guitars, dobro, harmony vocals)
Florian Dohrmann (upright bass, Indian harmonium, harmony vocals)
Rudolph Blazer (mandolin, lap steel guitar, harmony vocals)
Nobert Dengler (banjo - #2,5)
Dieter Thomas Kuhn (harmony vocals - #4)
Uwe Schenk (piano - #13)
Wilfried Wohlbold (ped-a-bro, dobro - #2,5,11)

Titel:

01:Blues Stay Away From Me (Delmore, Delmore, Raney, Glover)
02:Roll In My Sweet Baby's Arms (trad.)
03:Lost Highway (Payne)
04:Sin City (Parsons, Hillman)
05:Spanish Harlem Incident (Dylan)
06:Sixteen Tons (Travis)
07:Solitary Man (Diamond)
08:Thirteen Women (Thompson)
09:Hangman (Reynolds, Yagodke)
10:Wayfaring Stranger (trad.)
11:I Don't Even Know Your Name (Jackson, Jackson, Loftin)
12:Loves Been Good To Me (McKuen)
13:Wichita Lineman (Webb)

Bonus track:
Folsom Prison Blues (Cash)


http://www.rolandbaisch.de/


Wolfgang
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Re: Roland Baisch - Countryboy

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Gepostet: 03.12.2010 - 12:46 Uhr  ·  #2
Was Du auch immer ausgräbst!

Klingt aber interessant! Trotzdem werde ich nicht zuschlagen, das ginge dann doch zuweit in Richtung Pleite!

Danke für die ausführliche Rezi!

Nobby
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