Eberhard Schoener - Bali-AgĂșng/Trance-Formation

 
firebyrd
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Eberhard Schoener - Bali-AgĂșng/Trance-Formation

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Gepostet: 11.11.2010 - 09:27 Uhr  ·  #1
Eberhard Schoener - Bali-AgĂșng/Trance-Formation


Eberhard Schoener wurde am 13.5.1938 in Stuttgart geboren und viele von uns werden mit diesem Musiker, Dirigenten und Komponisten auf die eine oder andere Weise bereits in BerĂŒhrung gekommen sein.

Nach einem Studium (Violine und Chorleitung) war er zunĂ€chst in der E-Musik als Dirigent und Violinist tĂ€tig. Mit der Einrichtung eines Labors fĂŒr elektronische Musik im Jahre 1968 wurde eine neue Ära eingeleitet. Experimente mit dem damals gerade neu aufgekommenen Moog-Synthesizer waren selbstverstĂ€ndlich, einige mögen sich noch an Schoeners Komposition als deutschem Beitrag zur Weltausstellung EXPO in Osaka im Jahre 1970 erinnern.
Ein besonderes Anliegen war dem Musiker stets, verschiedene Musikrichtungen zu integrieren, neben 'seiner' klassischen Musik sollten Weltmusik und populĂ€re Strömungen nicht außen vor bleiben.

So kam es im Laufe der Zeit zu vielen Begegnungen mit verschiedenartigen KĂŒnstlern, letztlich auch mit Musikern aus Bali, dokumentiert auf der von mir rezensierten Platte.
Gamelanorchester, so nennen sich jene dort, die diese spezielle Musik spielen. Das heißt, hier treffen traditionelle folkloristische KlĂ€nge mit europĂ€isch geprĂ€gter elektronischer Musik zusammen, durchaus eine gewisse Reibung vorausschickend und verheißend. Dieser Kontrast wird noch erweitert, indem mit dem Gitarristen Siegfried Schwab und dem Perkussionisten Pete York weitere Elemente hinzugefĂŒgt werden.
Ein Risiko besteht sicher darin, diese Elemente verschmelzen und sie nicht einzeln fĂŒr sich stehen zu lassen; eine jeweilige AnnĂ€herung an die Klangvorstellungen der verschiedenen Welten ist Bedingung, sonst kann ein solches Projekt Gefahr laufen, dass eine unangenehme AtmosphĂ€re entstehen kann, mit der Musik der einen Seite als Beiwerk der anderen Seite.
Darum geht es mir nun, dem nachzugehen und zu beurteilen, ob das den Musikern seinerzeit, genauer gesagt war das 1975, gelang.
Stark an Tangerine Dream erinnert "Tjandra", herrlich, diese MellotronklĂ€nge, ja, der Einsatz dieses Instrumentes vermag es immer wieder eine so ganz besondere Stimmung hervorzurufen. Beim zweiten Track geht es dann 'zur Sache' mit balinesischen VokalbeitrĂ€gen, untermalt von wie weit entfernten Synthietönen, und auf "Nadi" schließlich die bekannten KlĂ€nge der Gamelanorchester mit den elektronischen ZusĂ€tzen vermengt, dazu die Gitarre 

Eine besondere Magie nimmt von Beginn des StĂŒckes an ihren Lauf, die Musik hat einen sehr meditativen Charakter. Ich halte das fĂŒr sehr gelungen, diese Synthese verschiedener Welten, die zum Schluss noch durch Sequenzereinsatz an Fahrt gewinnt, aber letztlich ruhig ausklingt 
 bis sich geheimnisvoll und dumpf klingend "Surija (die Sonne)" erhebt.
Im "Ketjak-Rock" hat Pete York seinen Einsatz und wird von stakkatohaften Vokalfetzen und zirpenden SynthieklĂ€ngen begleitet. Einen stark asiatisch klingenden Ausdruck erleben wir beim Track sieben, bevor ruhig fließende SynthieklĂ€nge ĂŒbernehmen. In der letzten Nummer verbreiten Flöte und Trommeln ein wieder eher balinesisches Bild; integriert ist auch wieder Drummer York mit kurzen EinsĂ€tzen.
Insgesamt gesehen ist dieses im Umfeld der elektronischen Musik eine Platte mit einem besonderen Stellenwert, die ihre Besonderheit dadurch gewinnt, dass die Musiker aus Bali integriert wurden und die allen jenen, denen rein elektronische Musik zu langweilig ist, sehr entgegen kommen dĂŒrfte.
Der Hintergrund zur Entstehung des Projekts ist hervorragend dokumentiert auf der beiliegenden DVD "Bali-AgĂșng oder die andere Zeit". Dieser Dokumentarfilm wurde von Schoener mit Hilfe von Johannes Schaaf, Ernst Rothe und Theo Meier auf Bali gedreht. Der Film ist damals auch im Fernsehen gezeigt worden und wurde 1976 sogar ausgezeichnet. Die Geschichte eines kleinen MĂ€dchens am Strand, das GesprĂ€ch mit einem Raben, die Ankunft der Musiker im touristisch orientierten Bali und die Suche nach der UrsprĂŒnglichkeit, eine Begegnung mit dem Fledermaustempel und dann die hervorragende und faszinierende Vorstellung von Pete York am Schlagzeug, der im Zusammenspiel mit den Gamelanmusikern brilliert und das unter der dirigierenden Regie von Schoener; das alles sind mitreißende EindrĂŒcke, die man beim Schauen des Filmes gewinnen kann. Eine notwendige ErgĂ€nzung, die als Gesamtprojekt Freude aufkommen lĂ€sst!
Hier noch einige Worte vom KĂŒnstler selbst zu diesem Projekt:
"Sie lassen diese sehr schwierige Musik, die aus sieben und fĂŒnf Takten besteht, einfach in sich hineinfließen. Sie spielen, ohne genau zu wissen, was sie tun. Ihre hohe technische Fertigkeit können sie an ein musikalisches SelbstverstĂ€ndnis binden und umsetzen, ohne ĂŒber den Kopf gesteuert zu sein. Als ich sie nach dem Prinzip ihrer Spielweise fragte, erklĂ€rten sie mir, die Musik gleite durch die Finger in das Instrument. Da verstand ich, warum sie so ein beeindruckendes Erinnerungsvermögen haben: weil sie den Weg vom Kopf zu den Fingern ausklammern und stattdessen den Weg vom Bauch zu den Fingern nehmen. Das Prinzip beruhte also auf Intuition. Genauso lernen die Kinder: Sie sitzen zwischen den Beinen der Musiker und ihre HĂ€nde werden so lange gefĂŒhrt, bis sie die musikalische Abfolge verinnerlicht haben."
In Schoeners Diskografie findet man darĂŒber hinaus noch solche Arbeiten wie Auftragsarbeiten zu Filmmusik und zu Fernsehserien, ich nenne hier einmal "Das Erbe der Guldenburgs", "Potsdamer Platz - Herz von Berlin", "Ansichten eines Clowns", "Der Alte", "Derrick", "Traumstadt", "Trotta", "Die Hausmeisterin". Daher meine anfĂ€ngliche Bemerkung, dass viele von uns mit diesem Musiker mit Sicherheit bereits in BerĂŒhrung gekommen sind!

Auch die gleichzeitig wiederveröffentlichte Produktion aus dem Jahre 1977, "Trance-Formation", stellt eine absolute Besonderheit dar, bedient sie doch gleich mehrere Genres. Ob es der Einsatz von MönchsgesĂ€ngen, des Tölzer Knabenchors oder des Gitarristen Andy Summers, der im gleichen Jahr mit Police seine nĂ€chste Station bestieg, ist - viele Zutaten hat Schoener zu einem besonderen Ganzen verarbeitet. Chor und perkussiv-trocken agierende Rhythmusgitarre, Mellotroneinsatz und mitten hinein preschende, scharfe GitarreneinwĂŒrfe. Hier mag der Titel Programm sein, indem man durch "Falling In Trance" in ebensolche verfallen könnte.
Die interessantesten StĂŒcke sind meiner Meinung nach eindeutig die beiden ĂŒber zwölf Minuten langen Kompositionen, "Shape Of Things" und "Trance-Formation". Der erste schleicht sich ganz langsam mit mystischen SynthieklĂ€ngen in das GemĂŒt, diese begleiten uns auch wĂ€hrend der ganzen Zeit, dazu Choreinspielungen und ein im Ausdruck mitunter an David Gilmour erinnerndes Solo von Summers (so kenne ich ihn von Police gar nicht, schon eher aus seiner Zeit mit Eric Burdon). Ansonsten bleibt es bei einer dahinfließenden AtmosphĂ€re, nur der Synthie knarzt zum Ende hin etwas kraftvoller.

Der Titelsong beginnt ganz einfach mit GerĂ€uschen, die allerlei Assoziationen aus der Natur wecken könnten, aber auch eine Darstellung dessen, was in den menschlichen Nervenbahnen geschieht, ist fĂŒr mich durchaus eine Vorstellung wert. Angesichts dieser zirpenden und teils fauchenden GerĂ€usche - ist das die Reise durch das Innere des Körpers? Doch plötzlich ein Tusch, aus dem sich die zarten Stimmen des Knabenchors erheben, wir sind mitten in einer Kirche des 25.Jahrhunderts, oder? Im Gegensatz zum anderen langen StĂŒck ist hier so richtig etwas los, dabei erscheint es relativ konzeptlos, ich kann jedenfalls kein bestimmtes Muster erkennen.
So mag Schoener selbst sicher am besten seine Intention darstellen, ich halte es ganz einfach fĂŒr eine Aneinanderreihung verschiedener Komponenten auf der Suche nach einem Weg zum Ganzen. Drohende OrgelklĂ€nge bis hin zu Dissonanzen verdichtet und aufgeschichtet, zerren an den Nerven und vermögen sicher Bilder in jedem Einzelnen zu gestalten, und plötzlich nimmt der Synthie ein repetatives Muster auf, auf dem sich die Gitarre mit verzerrten und unkontrollierten KlĂ€ngen austobt und Mary Gregory scheint sich als OpernsĂ€ngerin zu versuchen. Ehrlich, "Shape Of Things" ist mir da lieber, oder ich habe den Sinn der Transformation nicht erfassen können. Aus damaliger Sichtweise ein Experiment, und Liebhaber elektronischer Töne mag das sicher begeistern angesichts der Ungewöhnlichkeit.
Aber ich halte mich dann lieber auch an "Signs Of Emotion", dem Namen entsprechend auch emotional vorgetragen mit wiederum 'schönem' Gitarreneinsatz, oder "Frame Of Mind" mit ChorgesÀngen der Knaben als auch der Mönche, geschickt ineinander verflochten, und dazu kommen, wie verschoben wirkend, Perkussion, Gitarre und Keyboards.
Sehr ungewöhnlich, der in dieser Hinsicht interessanteste Titel der Platte.

Die jeweiligen Musiker:

Bali-AgĂșng:
Eberhard Schoener (Moog synthesizer, mellotron)
Pete York (percussion)
Siegfried Schwab (classic guitar)
The Gamelanorchestras of Saba and Pinda of Prince AgĂșng Raka


Trance-Formation:
Eberhard Schoener (Moog-Synthesizer, organ, piano, mellotron)
Andy Summers (guitar)
Hansi Stroer (bass guitar)
Nippy (percussion)
Mary Gregory (vocals)
Raimund Elleder (keyboards)
Members Of The Tölzer Knabenchor
Orchestra Of The Munich Chamber Opera
Monks Of The Monastery Of SAMA

Die jeweiligen Titel:


Bali-AgĂșng:
01:Tjandra [der Mond] (5:32)
02:Rawana [der DÀmonenkönig] (3:00)
03:Nadi [in Trance sein] (10:33)
04:Surija [die Sonne] (3:43)
05:Ramayana [Balinesisches MĂ€rchen] (3:13)
06:Ketjak-Rock (2:17)
07:AgĂșng Raka - Dalang [AgĂșng Raka der Schattenspieler] (5:44)
08:Gong - Gede [Orchester] (5:40)
(all tracks composed by Eberhard Schoener)


Trance-Formation:
01:Falling In Trance (5:42)
02:Shape Of Things (12:26)
03:Frame Of Mind (5:18)
04:Signs Of Emotion (2:53)
05:Trance-Formation (12:19)
(all tracks composed by Eberhard Schoener)


Wolfgang
Mr. Upduff
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Re: Eberhard Schoener - Bali-AgĂșng/Trance-Formation

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Gepostet: 11.11.2010 - 09:36 Uhr  ·  #2
Die Magie des "Trance-Formation"-Albums hat mich von Beginn an in den Bann gezogen - mit "Events" (s.a. viewtopic.php?t=9069&highlight=eberhard+schoener ) fĂŒr mich sein inhaltvollstes Album.

Die "Bali-Agung" ist "damals" evtl. aufgrund der fremden Klangwelten etwas an mir vorbeigegangen...ich sollte dem Album aufgrund der Neuveröffentlichung als CD nun doch mal eine zweite Chance geben....danke fĂŒr die Erinnerung...
Punker
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Re: Eberhard Schoener - Bali-AgĂșng/Trance-Formation

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Gepostet: 11.11.2010 - 11:14 Uhr  ·  #3
joh die trance-formation find ich töfte.
aber auch die videomagic hatte mirs damals angetan - ein fehlkauf meines erzeugers *kannst haben war wohl ein fehlgriff* fĂŒhrte den kleenen damals wieder in ganz andere klangsphĂ€ren.
sting, andy summers wers n det?
diese frage wurde ja wohl kurze zeit spÀter mit dem erscheinen der polizei beantwortet.

shine on
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