Jerry Jennings - Shortcut To The Center

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firebyrd
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Jerry Jennings - Shortcut To The Center

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Gepostet: 13.09.2010 - 07:52 Uhr  ·  #1
Jerry Jennings - Shortcut To The Center


Wir haben es hier mit einem sicher nicht so sehr bekannten Musiker zu tun. Oder gibt es spontan ein 'Aha-Erlebnis' angesichts des Namens Jerry Jennings?
Als der kalifornische Gitarrist diese Platte im Jahre 2005 veröffentlichte, hatte sie bereits zwei Vorgänger aus den Jahren 1993 und 2002.

Seinerzeit ist die von Ronnie Montrose produzierte CD meist über Liveveranstaltungen erhältlich gewesen und wurde nun wiederveröffentlicht.
Der Musiker, der das Gitarrenspiel im Alter von zwölf Jahren aufnahm, soll von Bands und Musikern wie Grand Funk Railroad,Deep Purple,
Led Zeppelin , Jimi Hendrix und Frank Zappa beeinflusst worden sein.

Andere Quellen sprechen von einer typischen Spielweise, wie sie schon lange zurückliegt - in jener Zeit, als die Musik von 'Gitarrengöttern' wie Eric Clapton und Jeff Beck beherrscht wurde.
Auch Jazzeinflüsse werden genannt, und so erwähnte die Presse anlässlich eines Livekonzerts noch Pat Metheny, Weather Report und Steely Dan. Das sind eine Menge an 'Vorschusslorbeeren'; ich war gespannt, welche Mischung sich hieraus ergeben würde.

So beginnt "Observation" an einer Schnittstelle zwischen Rock und Fusion vielversprechend mit leichtem Reggae-Rhythmus, verliert sich dann in für mich langweilendes Einerlei und verabschiedet sich schnell in der Ausblendung, das Gefühl hinterlassen zu haben, dass eigentlich gar nicht viel passiert ist, oder war das hinsichtlich des Titels erst einmal eine zaghafte 'Observation'???

Ronnie Montrose unterstützt ihn dann auf der elektrischen Gitarre beim nächsten Titel und Erinnerungen an Ronnies eigene Fusion-Scheibe aus 1978 ("Open Fire") werden wach. Beim dritten Stück kommt ein leichter Groove ins Spiel, mit zartem Anklang an Jeff Beck, stellt Jennings allerdings noch andere Spielarten der Gitarre vor, ein Track, der mir gut gefällt.
"She's" ist eine Ballade, die mit Stimmung spielt, vielleicht prädestiniert dafür, mittels einer Zeitmaschine transferiert, 1969/1970 von Peter Green und Danny Kirwan interpretiert zu werden.

"Feeding Time": Leider fehlt mir auch hier ein bestimmtes Thema, ein kompositorisches Element und es bleibt weitestgehend bei plätscherndem Sound. Ganz nett, aber letztlich Musik, die auch beim Einkaufen nicht stören würde. Wo sind Druck und Energie, wo ist die Idee? Lichtblick ist hier eindeutig das Keyboardsolo, den Mann hätte ich gern öfter gehört, aber er bleibt mit seinem Enthusiasmus relativ allein, keine Drums, die ihn vielleicht noch etwas antreiben könnten. Es fehlt irgendwie eine gewisse Zwiesprache zwischen den Musikern, es wirkt steril. Weitere Spielarten der Gitarre werden zweifelsohne immer wieder geboten, so auch bei "Bones", doch stehen auch hier viele Einzelzutaten, die nicht zusammen kommen wollen.

"A Dime For The Phone" fällt angenehm aus dem Rahmen. Hier vernehme ich im langsamen Aufbau des Stückes eine Idee, hier höre ich deren Entwicklung, hier entsteht eine dezent 'verträumt-abgehobene' Atmosphäre, und das hinzugenommene Saxofon bringt in die sonst eher bestehende Eintönigkeit Farbe und neue Nuancen, doch gerade, wenn der Saxer anheben will, wird brutal ausgeblendet. Das lässt meine gerade aufkeimende Freude wieder in Enttäuschung umklappen.

Insgesamt leider vorwiegend Musik, die ohne Anfang und Ende daherkommt. Es fehlt oft die gewisse 'Hookline' mit Wiedererkennungswert, ein Thema, auf das man sofort zurückgreifen könnte. Angesichts der vielen geschilderten Einflüsse, leiden Ausdruck und Interpretation wahrscheinlich genau darum an Eigenständigkeit, an typischem Wiedererkennungswert und bestimmten Akzenten und der Musiker erscheint dadurch oft austauschbar.
Dennoch ist Jennings zweifelsohne ein sehr guter Gitarrist mit guten solistischen Leistungen. Ab und zu ist es der Keyboarder, der zusätzliche Farbe ins Spiel bringt und ihn hätte ich auch noch etwas mehr eingebunden in das Gesamtkonzept.
Fazit: Ich halte Jennings für einen hervorragenden Gitarristen, der wirklich viele Tricks und Kniffs und ein breites Spektrum vorweisen kann, doch ist das Produkt im Zusammenspiel mit den Mitmusikern einfach zu wenig von einer gewissen Leidenschaft geprägt, mir fehlen die mitreißenden Momente, die ich erwarte von einer solchen Musik, die im Spannungsfeld zwischen Jazz und Rock doch so viel Möglichkeiten bietet, und mehr Zauber.

Musiker:


Jerry Jennings (guitars)
Ronnie Montrose (electric guitar - #2, acoustic guitar - #1)
Scott Reams (keys)
Marty Holland (bass)
Bruce Spencer (drums)
Gene Jennings (rhythm guitar - #1)
Artur Trinchera (sax - # 10)

Titel:

01:Observation
02:One Blue Lady
03:Rule 14
04:She's
05:Feeding Time
06:Bones
07:Weather Manipulation
08:The Next Mile
09:Meltdown
10:A Dime For The Phone
(all songs composed by Jerry Jennings, except #6 by Jerry Jennings/Gene Jennings)



http://www.jerryjenningsmusic.com/


Wolfgang
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