Paula Morelenbaum – Telecoteco

vielleicht auch für Freunde der Musik Sakamotos

 
firebyrd
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Paula Morelenbaum – Telecoteco

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Gepostet: 02.09.2010 - 08:17 Uhr  ·  #1
Paula Morelenbaum – Telecoteco

Der Geburtsname der am 31.7.1962 in Rio de Janeiro geborenen Künstlerin ist Martins. Ihr Ehemann Jacques Morelenbaum verhalf ihr zum heutigen Namen.

Lange spielten beide zusammen mit Antonio Carlos Jobim. 1992 erschien das erste Soloalbum und wurde sogleich mit einem Preis in der Heimat bedacht. Im Jahre 2001 ergab sich eine Zusammenarbeit des Ehepaares mit dem Japaner Ryuichi Sakamoto, der auch auf dem aktuellen Album wieder zugegen ist. Die Sängerin zählt mittlerweile zur Elite der aktuellen Bossa Nova-Bewegung.

Auf dem neuen Album wird versucht, einen Brückenschlag zwischen der Tradition der 40er und 50er Jahre in die Moderne zu realisieren. Insofern kommt es zu einer Mischung aus akustischen und elektronischen Elementen, die für moderne brasilianische Popmusik stehen. Wir erleben so eine Musik zwischen Gestern und Heute, in einem sehr eleganten, federleichten melodischen Umfeld.
Diese Musik regt nicht auf, es sei denn, jemand fühlt sich durch die für ihn fremde Sprache 'bedrängt'.

Kurzum, das klingt wie Sommer, von dieser Musik geht die typische Leichtigkeit des Bossa Novas aus, die in ihrer typischen Art gespielte akustische Gitarre, die so angenehm mit dem Rhythmus verschmilzt, wird durch sanfte Keyboardklänge ergänzt.
Einige technische Spielereien mit der Stimme und ab und zu irgendetwas, das im Hintergrund geschieht, bringen loungige Atmosphäre hinzu.
Samba und Bossa Nova habe ich durch den Jazz kennen gelernt, das war damals durch Stan Getz. Hier finden sich auch wieder diese zurückhaltenden jazzigen Elemente: Sei es durch den Einsatz von Trompete (# 2) oder durch Pianosoli, die den Hörer in einen Nachtclub der Fünfziger versetzen würden, wären da nicht diese immer wieder auftauchenden elektronischen Spielereien, die als unaufdringliche Elemente nie störend wirken, aber zu erkennen geben, dass sich die brasilianische Popmusik in das 21. Jahrhundert begeben hat.
Das ist betörende Musik, und ich denke, es wird Sakamoto sein, der der Musik seinen Einfluss spendiert hat.

Der Titelsong als Eröffnung veranlasst den Körper bereits zu sanften Schunkelbewegungen, insbesondere der Hüfte, hier kribbelt es bereits vor Emotion und einer bestimmten Erotik.
Sehr viel dahinschwebender sind "Manhwl" (mit Trompetenklängen geht das schon leicht in Richtung David Sylvian) und "Love Is Here To Stay" mit perlendem Piano, bis es dann wieder in diese laszive Bewegungsaufforderung übergeht.

"Nao Me Diga Adeus" - da brennt südamerikanisches Feuer, Celloklänge sägen sich behäbig durch schwebend-schwingenden Rhythmus, und hier zeigt sich erstmals die moderne Ausrichtung des Bossa Nova-Gedankens.

Auf "O Samba E O Tango" herrscht Tangofeeling mit Akkordeon, dazu programmierte Sounds, klingt sehr ungewöhnlich und bezaubert auf besondere Weise.
"Voce Nao Sabe Amar" schafft die Atmosphäre einer Bar mit edlem Ambiente und jazzigem Anstrich, bei "Ternura Antiga" entsteht unglaubliche Reibung durch die Gegensätze, indem Streicherklänge auf elektronische Perkussion treffen, dazu zupfen die Geigen, die Bläser akzentuieren dezent im Hintergrund und darüber dieser lang gezogene verträumte und sich dehnende Gesang.

"O Que Vier Eu Traço" ist ein treibender, energischer Titel mit schneller Sprachfolge, fast schon erzählend. Noch treibender, mit brasilianischer Perkussion und einem schönen Bläserarrangement ist "Luar E Batucada". Sehr feingliedrig dann die akustische Bearbeitung mit tupfendem Piano und zupfender Gitarre auf dem Klassiker "Manha De Carnaval".

Morelenbaums Stimme ist kräftiger im Ausdruck als jene, mehr gehauchte, von Astrud Gilberto, mit klarem Vortrag, dabei sehr elastisch in der Phrasierung und dennoch immer mit diesem verträumten Anstrich. So begleitet uns die Künstlerin durch einen Reigen faszinierender Musik, die den Atem des Sommers haucht, und dabei einige herbstliche Elemente oder den einen oder anderen Sonnenuntergang mitbringt.

Ganz wunderbar, ganz einzigartig, eine wahre Königin der brasilianischen Musikszene!

Die Titel:


01:Telecoteco (3:38)
02:Manhwl (4:49)
03:Nao Me Diga Adeus (3:22)
04:O Samba E O Tango (3:36)
05:Love Is Here To Stay (3:51)
06:Um Cantinho E Você (3:50)
07:Ilusao À Toa (4:03)
08:Sei Lá Se Tá (3:01)
09:O Que Vier Eu Traço (3:18)
10:Voce Nao Sabe Amar (3:34)
11:Ternura Antiga (4:18)
12:Luar E Batucada (3:45)
13:Manha De Carnaval (Acoustic Version) (6:16)


http://www.paulamorelenbaum.com.br/


Wolfgang
freaksound
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Re: Paula Morelenbaum – Telecoteco

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Gepostet: 13.09.2010 - 14:25 Uhr  ·  #2
hier regnet es bei ca. 10°C - vielleicht sollte ich mir die Scheibe mal antun und dabei die Augen schließen und den Heizlüfter einschalten........................
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