Simphiwe Dana - Kulture Noir

African Lounge???

 
firebyrd
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Simphiwe Dana - Kulture Noir

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Gepostet: 27.08.2010 - 08:17 Uhr  ·  #1
Simphiwe Dana - Kulture Noir

Vorweg: Es bedarf einer gewissen Affinität, um sich dieser Musik zu nähern.
So habe ich auch in diesem Sinne versucht, mich vorsichtig heran zu pirschen. Wird es mir gelingen, meine Ansprüche mit dem Gebotenen zu verknüpfen oder wird mir ein Zugang verwehrt bleiben?

Ich treffe auf Musik aus einer anderen Welt, die gleichwohl versucht, Elemente miteinander zu verknüpfen.
Um überhaupt einen Überblick zu bekommen, war es für mich wichtig, mich der Dame anamnestisch erst einmal zu nähern, um dann später zu einer klaren Diagnose zu gelangen.
Woher kommt sie? Welche musikalischen Vorbilder gibt es? Wie klingen frühere Platten?

Die Künstlerin stammt aus Südafrika, geboren 1980, und sang im Kirchenchor, als Einflüsse nennt sie die Jazzsängerinnen Lena Horne und Sarah Vaughan. Vornehmlich singt sie in der in der Heimat verbreiteten Sprache Xhosa.
Ihr erstes Album in Europa erschien im Jahre 2006 ("Zandisile") und weist noch einige Gospel-Strukturen auf, mit Beimengungen aus Soul, Rhythm & Blues, Hip Hop und Jazz.
Die dort vorherrschende Lebendigkeit und Vielseitigkeit, auch auf dem Nachfolgealbum "The One Love Movement On Bantu Biko Street" noch präsent, scheint auf dem neuesten Werk einem Mehr an Ruhe und Einkehr Platz gemacht zu haben.

Musik wird auch durch die Sprache empfangen und ist somit ein wichtiger Katalysator auf dem Weg zum Herzen des Hörers. Probleme können hierbei unverständliche Sprachen sein, und genau das ist der Fall bei dieser Musik.
Unbeachtet dessen, dass Dana ihre Titel mit ungewöhnlicher Stimme vorträgt, sind es genau die Sprache und auch die Sprachmelodie, die ein gewisses sperriges Element darstellen.
So versuche ich mein Augen- oder besser Ohrenmerk verstärkt auf die musikalische Umsetzung zu richten. Und die ist eigentlich auch relativ unspektakulär und es sind vielmehr die Zwischentöne, die kleinen Nuancen, die man innerhalb des entspannten Gebräus entdeckt.

Wie gesagt, das ist nichts für Jede(n), denn hier ist nichts, was einen unmittelbar anspringt. Hier sollte man sich Zeit und Ruhe für die schöne Musik nehmen und staunen, wie immer wieder kleine Überraschungen eingeflochten werden, wie viele afrikanische Instrumente, mal eine Violine, dann wieder ein Cello oder eine Mundharmonika. Und wenn es dann mal etwas flotter wird, empfängt uns federnder Rhythmus und auf "Ndim Ighawe (Part 2)", kommen dann noch jazzige Elemente mit hinzu.

Überwiegend ist es gelungen, eine vorwiegend afrikanisch gefärbte Atmosphäre zu schaffen, die sich vermengt mit westlichen Einflüssen, manchmal scheint auch die soulig-folkige Stimmung der Musik von Erykah Badu durch.

Ausgestattet ist die Musik durch eine verwobene Mischung afrikanischer Originalinstrumente mit den typischen Rhythmuswerkzeugen Bass und Schlagzeug, dazu dezente Gitarren- und Keyboardeinsätze. Manchmal auch ganz einfach 'schwebend', jedenfalls kann man nicht ein bestimmtes Instrument als Hauptakteur heraus stellen.

Ein gewagtes Unterfangen bleibt für mich jedoch noch immer die Wahl der Sprache, die zwar die Authentizität der Musik betont und ihr einen bestimmten Anstrich von Exotik verleiht, aber ob das hier wirklich viele Abnehmer finden wird?
Angesichts der überwiegend ruhigen Stimmung vielleicht etwas für coole Typen in Lounge Bars, denn dort ist es wahrscheinlich egal, was im Hintergrund läuft, Hauptsache ruhig und 'cool'.

Das wäre natürlich schade, wenn diese Musik dazu verkäme, denn ich halte das Gebotene für sehr hochwertig und mit seinen Feinheiten für den Feinschmecker sehr empfehlenswert. Alle, die den schnellen Kick suchen, sollten die Finger davon lassen, sie könnten gelangweilt sein.
Also, nehmt Euch doch einmal Zeit für die "Kulture Noir", versucht nicht zu verstehen, worüber gesungen wird, sondern genießt einfach die Stimme als Instrument und lasst Euch verwöhnen, was im Hintergrund so alles geschieht. Denn dann hat man genug zu lauschen und kann Freude an der an zarten Emotionen reichen Musik genießen.

Hier die Titel:


01:Ndimi Nawe
02:Umzali Wam
03:Ndim Ighawe (Part 1)
04:Ndim Ighawe (Part 2)
05:Ilolo (feat. Adam Glasser)
06:Zobuya Nin Iinkome (feat. Bongeziwe)
07:Undishiyile (feat. Mthwakazi)
08:Hayi Ihambo
09:Tola's Azania
10:Mayine
11:Ingoma Ka Maiane
12:Inkwenkwezi


http://www.simphiwedana.com/


Wolfgang
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Re: Simphiwe Dana - Kulture Noir

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Gepostet: 27.08.2010 - 10:00 Uhr  ·  #2
nach dem ich in 99% der Fälle den Gesang genauso Betrachte wie die Instrumente,
ist die Sprache für mich normalerweise zweitrangig.

Wichtiger ist mir da Klang, Intonation, Phrasierung, "Gefühl" und natürlich : passt der Gesang zur Musik.

Müßte ich in dem Fall einfach mal hören.

Wie immer kann ich natürlich in der Arbeit nix hören, aber neugierig hast du mich schon gemacht.
Für ein andermal: mal sehen (hören), hoffentlich ist der "Cool-Faktor" nicht zu hoch.
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