Kelly Dalton - Everything Must Go

 
firebyrd
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Kelly Dalton - Everything Must Go

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Gepostet: 20.07.2010 - 08:30 Uhr  ·  #1
Kelly Dalton - Everything Must Go

Kelly Dalton, ein relativ unbekannter Name hinsichtlich dessen, ihn als bekannten Musiker spontan zuordnen zu wollen. Wer ist nun dieser Dalton?

Offensichtlich scheint er ein sehr sensibler Mensch zu sein, führt er in den Liner Notes doch aus, dass seine Gefühle oft sehr tief reichen, manchmal wahrscheinlich zu tief. So sei es ihm auch nie leicht gefallen, diese Gefühle zu teilen und er freue sich, zu den Glücklichen zu zählen, sich durch die Musik ausdrücken zu können. Seit seinen letzten Album habe er verschiedene Hochs und Tiefs im Leben erlebt, manch' neue Gefühle erlebt und andere, vor denen er am liebsten weggelaufen sei. Die Lieder, die er für diese neue Platte aufgenommen habe, reflektieren diese mannigfaltigen Stimmungen. In Texas und Kalifornien sind diese aufgenommen worden.

Kelly stammt aus New York aus einer Musikerfamilie, die Eltern spielten in einer Band namens The Back Porch Majority, einem Folk-Ensemble. Der Künstler selbst wurde noch beeinflusst durch Musiker wie Simon & Garfunkel sowie James Taylor und spielte später in den 90ern in einer Punkband, Kingpin. Seit dem Jahr 2005 ist er solo und überwiegend akustisch unterwegs.

Zarte und gefühlvolle Klänge lassen so gar nicht vermuten, dass dieser Herr einst Punk spielte. Auf jeden Fall transportiert Dalton die von ihm getätigte Aussage über die Vielfalt seiner Gefühlswelt absolut nachvollziehbar für den Hörer im Ausdruck seiner Musik, so vielfältig wie seine Gefühle so sind auch die Ausprägungen der einzelnen Titel, obgleich sich grundsätzlich ein gewisser 'roter Faden' durch die Platte schlängelt. Denn es regieren Schönklang, Harmonie und eine Art von Zufriedenheit.
Jedenfalls ist es das, was ich empfinde.
Das ist Musik, die hochsensibel in den Fingerspitzen zu prickeln scheint, und wenn sich dann im Hintergrund eine Slidegitarre vernehmen lässt, die die ganze Zeit über den Eindruck erweckt, als müsse sie gleich explodieren, dann ist das einer der zahlreichen Momente in den Arrangements, wo eine subtile Spannung aufgebaut wird ("Forgotten"). Die Gitarre explodiert übrigens nicht, vielmehr übernehmen mellotronartige Klänge die weitere dominierende Ausgestaltung des Titels.

Mit schönen Pianoklängen plus Gesang, so beginnt "It Comes Easy", bis sich schließlich das Streicherarrangement tief ins Mark bohrt, aber gleich wird dieses wieder zurückgefahren für den weiteren Gesangsvortrag, und immer mehr scheint sich der Titel aufzubauen, die Dramatik nimmt ihren Lauf und zum Schluss klingt es sanft aus ... Cello, Klavier, Drums, dann noch E-Gitarre, Bass und Streicher dazu, "It Comes Easy" ist für mich ein feines Kleinod, ein wichtiges Stück der Platte.

"Rescue Me" und "That Face" sind von ähnlicher Schönheit und zum Schluss, wenn "Hang On" anhebt, glaubt man, eine alte Nummer von Neil Young aus dessen 'Harvest-Phase' zu vernehmen, dieses schleppende Schlagzeug, diese typische Mundharmonika! Ein Gesangsvergleich ist hier nicht möglich, bleibt das Stück letztlich instrumental.

Aber gesanglich geht Dalton auch in eine ganz andere Richtung. Von verhalten bis druckvoll mit stark emotionalem Ausdruck, dem jeweiligem Stück angepasst, ist seine Stimme stets zugänglich und sehr sympathisch. Einen Hauch Nick Drake kann man hören, doch stärker und zupackender im Ausdruck. "Seen It All", hier ist es überhaupt kräftiger und zupackender mit shuffelndem Rhythmus und dezenter Akkordeonbegleitung verbreitet dieser Song eine gewisse positiv-melancholische gute Stimmung. Überhaupt ist auch hier das Arrangement sehr 'dicht', niemand versucht sich in den Vordergrund zu spielen, die Instrumente werden nicht nur in diesem Stück eher songdienlich und gestaltend eingesetzt. Die vorab im Hintergrund schwelende Gitarre darf dann etwas ran auf "A Message", aber auch hier kann man eigentlich nicht von einem Solo sprechen, davon gibt es ab und zu eines auf der Mundharmonika.

Ein rundum sehr zufrieden stellendes Album, das von hohem musikalischem Potenzial Zeugnis abgibt.
Ich wünsche Kelly Dalton die musikalische Anerkennung, die er aus meiner Sicht unbedingt verdient hat, denn das ist Musik mit Herzblut!


Die Musiker:

Kelly Dalton (vocals, piano, acoustic guitar, harmonica)
Cisco DeLuna (guitars, lap steel, accordion, mandolin)
Mick Flowers (drums, percussion)
Ben Pringle (bass, vocals, acoustic guitar)
Chuck Vaughan (Hammond organ, vocals)
Dony Wynn (drums - #9, percussion - #2)
Milo DeCruz (bass - #2, 3, 9)
Thom Flowers (guitars, keyboards, vocals, string arrangement - #3)
Emile Millar (keyboards, vocals)
Joy Camp (vocals - #2)
Angus Cooke (cello)
Elizabeth Warren (violin, viola)
Joey Newman (string arrangement - #4)

Die Titel:

01:Believe Me
02:Forgotten
03:It Comes Easy
04:Rescue Me
05:Seen It All
06:Borrow Your Heart
07:Breakthrough
08:That Face
09:A Message
10:Hang On
(all songs written by Kelly Dalton)



http://www.myspace.com/kellydalton


Wolfgang
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