Ed Harcourt – Lustre

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firebyrd
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Ed Harcourt – Lustre

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Gepostet: 18.06.2010 - 08:13 Uhr  ·  #1
Ed Harcourt – Lustre

Edward Henry Richard Harcourt-Smith wurde am 14.8.1977 in Wimbledon geboren. Mitte der Neunziger war er Mitglied der Band Snug und im Jahr 2000 erschien ein Mini-Album als Debüt ("Maplewood EP"). "Lustre" ist das fünfte, danach folgende Album.

Dazu ist es sein erstes Album auf einem eigenen Label: auf 'Piano Wolf Recordings'.
Grundsätzlich kann man den Musiker in die lange Reihe bekannter Singer/Songwriter einreihen, angefangen von Tim Buckley , Phil Ochs über Jeff Buckley zu aktuellen wie z. B. Rufus Wainwright.

Nur, ganz so einfach ist es nicht. Denn einerseits ist es zwar ein gewisser Wiedererkennungswert, etwas Typisches, was allen Genannten gemein ist, doch ich habe bei Harcourt den Eindruck, dass da noch etwas anderes ist.
Vielleicht helfen einige Hördurchgänge bei der Entscheidungsfindung.

Ein Damenchor, ein Streicherarrangement, so wird über einem E-Piano-Teppich der erste Text erzählt, das Titelstück (»... the future is so bizarre« eröffnet schon einmal sehr interessant. Ein toller Auftakt, der sich dann steigert durch den Einsatz weiterer Instrumente und mit energischem Rhythmus voranschreitet ... und immer wieder von diesem hervorragenden Streichereinsatz umrahmt. Dazu der eine oder andere Wechsel, das ist eine kleine Suite in sich und verdient hinsichtlich des Arrangements ein hohes Prädikat.

Beatles-mäßig im Ausdruck, aber viel moderner ist "Haywired". Auch dieser Track 'badet' in einer sehr starken Klangfülle, das ist ausgeklügelte und intelligent gemachte Musik mit Einfühlungsvermögen, man ist sofort angesprochen, man ist gleich mittendrin im Geschehen. Ja, das ist packende Atmosphäre, man muss zuhören ob der Vielseitigkeit und der Harmonie, die sich jedoch abseits gängiger Pfade abspielt. Eindeutig scheint es Leidenschaft zu sein, auf die man als Hörer trifft, Leidenschaft, die man teilen kann, wenn man sich einlässt auf diesen ungewöhnlichen Klangkosmos des Interpreten.

Musikalisch fließen natürlich die letzten Jahrzehnte ein, beginnend mit den Sechzigern. Jede Epoche spiegelt sich wider. Harcourt hat es geschafft, aus all den guten Zutaten ein modernes, zeitgemäßes, würziges Süppchen zu kochen - grundsätzlich schmackhaft, jedoch nicht für den normalen Konsumenten, aber 'Tütensuppe' ist es auch nicht.
Denn immer wieder tauchen Stücke auf, die das Ganze noch ungewöhnlicher und vielleicht sperriger machen. So wirkt "Heart Of A Wolf" zeitweilig unglaublich 'aufgeblasen' im Arrangement, so dass man das erst einmal 'schlucken' muss. Für viele ist das schlicht und einfach 'schräg'! Mit 'flirrendem' Pianosound und dem leichten Anflug „Brian Wilson'scher“ Genialität ist "Do As I Say Not As I Do" auch nicht gerade einfach zu konsumieren, aber solche Nummern sind jene Elemente, die diese Platte so besonders machen.

"Killed By The Morning Sun" ist ein für mich wunderschön folkiger Titel, bisher am ehesten der Sparte 'Singer/Songwriter' gerecht werdend. Von akustischer Gitarre getragen, mit feiner Pianoausmalung und an- und abschwellendem Arrangement, wird hier eine beschauliche und schöne Melancholie verbreitet. Vielleicht der schönste Song der Platte.

Es bleibt festzuhalten, dass fast jedes Stück kleine feine Überraschungen parat hält, beim wiederholten Hören tauchen stets neue auf.

Ganz klasse gemacht ist das, Harcourt hat sich wirklich enorm viel Mühe gegeben. Insgesamt eine Tendenz zur Verspieltheit, doch auch härter kann es mal zugehen, wie etwa auf "A Secret Society", das mich irgendwie auch an die Waterboys erinnert, dann aber plötzlich wieder nicht, letztlich aber etwas für die Schublade 'Independent'.

Auch fernöstliche Sprenkel halten dezent Einzug, und zwar auf "When The Lost Don't Want To Be Found". Ein übrigens auch üppiges Arrangement mit kräftigen Drums, ewas mehr und man könnte auf Phil Spector schließen. Dieser Titel ist ein weiterer Lieblingstrack, der Refrain bohrt sich ein, genial gemacht, das ist für mich großartige Popmusik.
In Gegensatz zu den fetten Arrangements steht das genaue Gegenteil mit "So I've Been Told" auf dem Programm, nur mit Piano und Akkordeon trägt Harcourt mit bewegter Stimme seine kleine Geschichte vor.

Eines noch - gelegentlich vermag ich Ähnlichkeiten im Ausdruck zu Elvis Costello zu erkennen.

Ausser:

Ed Harcourt (piano, guitar, bass guitar, drums)

...sind keine weiteren Musiker bekannt.

Die Titel:


01:Lustre (4:06)
02:Haywired (4:15)
03:Church Of No Religion (4:54)
04:Heart Of A Wolf (4:16)
05:Do As I Say Not As I Do (4:09)
06:Killed By The Morning Sun (5:06)
07:Lachrymosity (3:05)
08:A Secret Society (4:33)
09:When The Lost Don't Want To Be Found (4:09)
10:So I've Been Told (4:21)
11:Fears Of A Father (5:54)

website:

http://www.edharcourt.com/

Wolfgang
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Re: Ed Harcourt – Lustre

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Gepostet: 18.06.2010 - 08:57 Uhr  ·  #2
Zitat geschrieben von firebyrd

Beatles-mäßig im Ausdruck, aber viel moderner ist "Haywired".

...sind ja auch 40 bis 45 Jahre dazwischen...solche neuen Anleihen machen mit natürlich gierig:

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...gefällt mir!

Das Line-Up scheint er (wenn nichts anderes auf dem Cover steht) komplett selbst bestritten zu haben. Dafür nehme ich schon mal den Hut ab und werde mir mal anders vom Album auch anhören...
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