CHARLIE MUSSELWHITE - DELTA HARDWARE

 
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CHARLIE MUSSELWHITE - DELTA HARDWARE

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Gepostet: 09.09.2006 - 18:18 Uhr  ·  #1
Delta Hardware (Real World Records 2006)

Mit jetzt 62 zeigt Charlie immer noch keine Anzeichen von altersbedingter Lahmheit; ganz im Gegenteil legt er mit dieser neuen CD eine der besten seiner 40-jährigen Karriere vor.
Der dienstälteste weiße Harmonikaspieler und Sänger gehört nach wie vor auch zu den besten seiner Zunft aber dieses Mal hat er mit voller, ungebrochener Energie auch 8 der 10 vorliegenden Stücke geschrieben (2 davon im Tandem, die anderen 6 solo).
Und das sind fast alles sehr kräftige Nummern, kein Vergleich also mit
den letzten, teils sehr akkustischen und mit Fremdkomkpositionen überladenen Werken (Darkest Hour).

Unterstützt wird er diesmal von einem auf größter Hitze kochendem Trio; June Core an den Drums legt einen überaus heftig treibenden Beat vor; das takt daher wie ein Uhrwerk; knapp, präzise; haut alles weg, was den
Schwung trüben könnte.
Den Rhythmus begleitet Randy Bermudes Bass mit schönstem 'treppensteigenden' Läufen; immer ein halbes Nötchen höher rauf und dann wieder knarzend nach unten. Und dann ist da ein norwegisches Wunderkind an einer der vollfettesten, vibrierendsten Gitarren, die man sich denken kann:
Chris Andersen, der sich seine Sporen (wie übrigens auch June Core) schon auf der letzten J.R. Mischo -CD (He Came To Play) verdiente. Das ist wirklich der pure 50er-Retro-Sound, aber so fett (und dennoch knarzig-griffig) produziert, wie
es die Aufnahmetechniken damals noch nicht zuließen.

Charlie stammt aus Mississippi, daher ist der Titel Programm für ihn; er kehrte für dieses Werk heim um sich von den
kleinen, verschlafenen Nestern inspirieren zu lassen zu Stilleben wie Church Is Out,
One Of These Morings, Sundown, Town To Town, Gone Too Long
;
all diese Titel sind schon selbsterklärend.
Muddy Waters' Geburtsort hat er auch mal wieder besucht und im Clarksdale Boogie verewigt; alles vorgetragen mit
der rauhen, knurrigen Stimme eines alten Bluesmannes, und dann immer wieder zurückgreifend auf seine fett-röhrende Hohner (ich setz jetzt mal voraus, daß es immer noch Hohner sind, die er spielt, was sonst...).

Das ganze wurde eine Hommage an längst vergangene Jugendtage und verstorbene Familienmitglieder, gefühlvoll, ohne je emotional kitschig zu werden und ohne dabei zu vergessen, daß Blues und Boogie immer
noch untrennbar zusammengehören. Dieses Teil versteht also auch mit Volldampf zu rocken.
Der Blues ist längst aus Mississippi verschwunden, aber all diese verschlafenen Käffer in denen Schwarze im Schaukelstuhl
auf der Veranda sitzen, die gibt es noch und irgendwie denks du, daß sie jetzt doch gleich nochmal ihre Dobros und Harmonikas rausholen werden.
Charlie hat es ihnen hier jedenfalls schon vorgemacht.

Ich bin jetzt mal so unverschämt dreist zu behaupten, daß es Charlie's bestes Opus seit Stand Back ist.
Und das war 1967 seine erste Scheibe für Vanguard !!!
Ein ganz dickes Lob ist fällig, dies ist eine absolute Empfelung für
Freunde des satten, retro-geprägten Blues!
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freaksound
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Re: CHARLIE MUSSELWHITE - DELTA HARDWARE

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Gepostet: 11.09.2006 - 12:18 Uhr  ·  #2
Habe leider nur die "Stone Blues" und "Tennessee Woman" , letztere gefällt mir fast besser.

Das iat doch schön lässig und groovig.

Werde jetzt bei deiner Beschreibung stutzíg:

June Core an den Drums legt einen überaus heftig treibenden Beat vor; das takt daher wie ein Uhrwerk; knapp, präzise; haut alles weg, was den Schwung trüben könnte.

Für meine Ohren ist schon viel Musik durch ultra-exakte und ultra-straighte Schlagzeuger totgemacht worden.
Groovt das wirklich, oder knallt einem nur auf die 100tel Sekunde genau Snare, Bass und Hi-Hat um die Ohren?
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Re: CHARLIE MUSSELWHITE - DELTA HARDWARE

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Gepostet: 11.09.2006 - 12:40 Uhr  ·  #3
Zitat geschrieben von freaksound
Habe leider nur die "Stone Blues" und "Tennessee Woman" , letztere gefällt mir fast besser.

Das iat doch schön lässig und groovig.

Werde jetzt bei deiner Beschreibung stutzíg:

June Core an den Drums legt einen überaus heftig treibenden Beat vor; das takt daher wie ein Uhrwerk; knapp, präzise; haut alles weg, was den Schwung trüben könnte.

Für meine Ohren ist schon viel Musik durch ultra-exakte und ultra-straighte Schlagzeuger totgemacht worden.
Groovt das wirklich, oder knallt einem nur auf die 100tel Sekunde genau Snare, Bass und Hi-Hat um die Ohren?


vielleicht hab ichs falsch formuliert als ich ausdrücken wollte, daß dieser
drummer den hier vorherrschenden schwung (SWING) ganz hervorragend unterstützt, und zwar indem er genau die beats setzt (die meiner bescheidenen meinung nach) an ort und stelle passen. kein rumgeknatter, aber auch kein idiotenbeat a la 1 - paff, 2 - paff.

vielleicht kennst du june core ja von der letzten R.J. Mischo.

wenn dir die Stone Blues schon gefällt, die Stand Back ist gar noch besser, sie wird oftmals auf die gleiche stufe wie die erste beiden lps der
Butterfield Blues Band gestellt.
dieses neue werk ist natürlich keine *opie des blues der frühen 60er, sondern steht schon mit beiden beinen im hier und jetzt.

neben der letzten R.J. Mischo und natürlich den ganz fabulösen Lightnin Moe ist Delta Hardware das derzeit (für mich) beste, was es im aktuellen blues oder blues rock gibt.
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