Zum Thema “Can” wollte ich mich melden: „da can ich nix“, schrieb ich wohl, jetzt habe ich endlich Gelegenheit dazu.
Platten resp. CDs von Can dürfte ich alle haben, Bootlegs außen vor gelassen. Gehört hatte ich Can zu Zeiten ihrer Existenz nie. Warum? Ganz einfach: sie traten halt nie in der DDR auf!
Allerdings hatte ich damals im weitgefächerten Bekannten- und Freundeskreis auch niemanden bzw. kannte niemanden, der eine Can-Platte sein eigen nannte. Wir hörten natürlich alles Mögliche, alle möglichen verrückten Sachen, oder auch nicht verrückte. Krautrock war durchaus ein Begriff, einige Platten gab es schon bei Freunden oder in der Rotation des Verborgens oder man hatte sogar selbst eine Originalplatte. Alles was Anfang der 70er so in war und kursierte, bekam man früher oder später auch mal in die Finger. Miles Davis natürlich, Zappa ganz klar, von dem erwartete man ja Wunderdinge (damals klappte dies auch!), Soft Machine, Birthcontrol, UFO, ELP, ja Lindenberg auch. Pink Floyd natürlich, Tangerine Dream, Klaus Schulze, Jefferson Airplane („Bark“ war die erste Jefferson die ich damals hörte – heute noch mein Favorit), ja, ja, Hendrix, keine Frage, der sowieso, Janis Joplin, Santana, McLaughlin solo oder dann das Mahavishnu Orchestra, Yes, Oldfield, Amon Düül („Singvögel rückwärts & Co.“ – mein Gott, was hockten wir vor dieser Platte und zogen sie uns rein, immer in der Hoffnung, das da auch was drauf wäre, was man verstehen könnte!), Traffic, sicher, sicher. Doldingers Passport, auch klar, man stürzte sich eben auf alles. Von den Ostblock Heros ganz zu schweigen, Niemen, SBB, Omega, Fermata, Blue Effect und, und und…
Aber Can? Kannte ich nicht, keine Ahnung davon. Den Namen mal gehört, ok. Im (West)Radio gehört? Ich glaub nicht, so progressiv war’s dann doch nicht. Gedruckte Infos gab es nicht, es war ein bisschen wie hinterm Mond. Umso verblüffender ist es, dass damals niemand im Freundeskreis von Can schwärmte, denn die Musik hätte und hat es verdient. Erstaunlich heute, in der Retrospektive, so gute Musik aus Deutschland verpasst zu haben, nichts davon geahnt zu haben! Freejazz affin waren wir ja, keine Frage. Natürlich hielten wir uns auch für fortschrittlich, wir waren fast Avantgarde, bloß weil wir ein bisschen andere Musik hörten, das Haar lang trugen und gegen den Staat sowieso waren. Aber Can? Nicht die Bohne! Beschäftigung mit Can dann erst intensiver ab 1989, ganz klar. Und nur einmal gehört die Jungs, natürlich nicht als Can sondern als:
The Can-Solo-Projects tour, which featured Holger Czukay & U-She, Jaki Liebezeit's Club Off Chaos, Irmin Schmidt & Kumo plus Michael Karoli's Sofortkontakt!, started on March 19th 1999 in Berlin at the Columbia Halle.
Unbestritten ein Erlebnis. Alte Sackmusik pur. Einmalig.
Und wie war es im freien Teil der Welt? Kannte jeder Can? Waren die Platten auch im kleinstädtischen Plattenladen oder in der Karstadt Musikabteilung zu bekommen? Lief die Musik im Radio? Die Musikpresse fleißig studiert und informiert gewesen? Würde mich mal interessieren!
Radiot grüßt! :8)