Jorma Kaukonen - River Of Time

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firebyrd
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Jorma Kaukonen - River Of Time

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Gepostet: 27.04.2009 - 08:41 Uhr  ·  #1
Jorma Kaukonen - River Of Time


Jorma Kaukonen - ein auf Anhieb vielleicht nicht jedem gleich bekannter Name.

Wenn ich aber Bands wie Jefferson Airplane und Hot Tuna ins Spiel bringe, mag sich das ändern und sich ein „Aha-Effekt“ einstellen.
Denn Kaukonen ist Mitglied der ersten Stunde der Band, die den damaligen Sound aus San Francisco entscheidend prägte, und er war es, der den Sound von Jefferson Airplane durch sein eigenwilliges Gitarrenspiel mit bestimmte.

Sein von Folk- und Blueseinflüssen beeinflusstes, mit typischem Klang ausgerichtetes Spiel, oft unter Einsatz von Wah Wah war es auch, das mich - neben der Stimme der späteren Sängerin Grace Slick, auf die Band aufmerksam machte.

Später, 1970, kam es zur Gründung des Seitenprojektes mit dem Airplane-Bassisten Jack Casady, Hot Tuna - einer Band, die sich mit ihrem live eingespielten Erstling dem Folk und Country Blues widmete.

Nachdem Kaukonen 2002 auf "Blue Country Heart" dem Bluegrass frönte, erschien 2007 mit Stars In My Crown wieder ein Folk-orientiertes Album, dem er nun ein weiteres folgen lässt - das nun zweite für das Label Red House.

Der mittlerweile 68-Jährige führt uns auf "River Of Time" zurück in seine Zeit vor Jefferson Airplane und zu Hot Tuna.

Mit nasaler und noch mehr gereifter Stimme, leitet er uns auf einer Reise durch Folk (Roy Book Binder), Delta Blues (Mississippi John Hurt) und Country (Merle Haggard).

Neben fünf Eigenkompositionen sowie einer Zusammenarbeit mit Barry Mitterhoff und Larry Campbell trägt er neben Titeln oben Genannter auch solche von Reverend Gary Davis und Ron 'Pigpen' McKernan (Grateful Dead), Alton & Haydon Delmore sowie ein Traditional vor.

Der Start ist ein Remake eines alten Hot Tuna-Songs: "Been So Long". Einst 1971 auf der "First Pull Up, Then Pull Down" elektrisch eingespielt - hier in einer akustischen Neufassung.
Reverend Gary Davis war angeblich einer von Kaukonens Vorbildern und wird in diesem Track mit einer leichtgängigen Version seines Titels "There's A Bright Side Somewhere" geehrt.
Levon Helm, der ehemalige Vokalist und Schlagzeuger von The Band, hat für die Aufnahmen sein Studio zur Verfügung gestellt und trägt mit seinem prägnanten Stil auch zum Gelingen einiger Stücke bei. So erfährt "Cracks In The Finish" einen sanft shuffelnden Rhythmus und bei "Trouble In Mind", einem feinen Bluestitel, setzt Helm eine punktgenaue Grundlage für den sanft rockenden Titel!

Das größte „Arbeitspferd“ der Aufnahmen ist jedoch der Mulitinstrumentalist Larry Campbell, der auch als Produzent zeichnet. Wunderschön zum Beispiel sein Einsatz auf dem Instrumentalstück "Izze's Lullaby", mit dem er dem von schlichter Eleganz geprägten Titel einen ganz besonderen Anstrich verleiht. Dieses empfinde ich ähnlich bei einem der anderen Instrumentals, "A Walk With Friends".

Nicht so gelungen halte ich das Grateful Dead-Stück "Operator", das hätte sich Jorma gern sparen können, es scheint mir irgendwie schlapp und inspirationslos.
Interessant hingegen seine folkige Bearbeitung der Merle Haggard-Nummer "More Than My Old Guitar". Die hat er sich durch seine Interpretation durchaus zu eigen gemacht.

Wunderbar lebhaft ist die andere Bearbeitung eines Country-Songs. Der "Nashville Blues" geht richtig gutgelaunt ab...
Im Titeltrack, in exzellentem Bluegrass-Stil gehalten, beschreibt Kaukonen den Lauf der Zeit, über Generationen hinweg, leichte Wehmut inklusive.

Es handelt sich um ein Album mit wirklich sehr guter, „warmherziger“ und „erdiger“ Musik, der man anhört, dass sie von Herzen kommt.
Dennoch - irgendwie bleibt die Referenz noch immer die 1974er Platte "Quah", sein erstes reines Soloalbum, zumindest was den folkigen Anteil betrifft.
Insofern ist "River Of Time" von seiner Vielseitigkeit her zu betrachten. Und dann ist es schon verdammt gut!!!

Die waren alle dabei:



Jorma Kaukonen (guitar, vocals)
Lincoln Schleifer (bass - #1,2,3,5,6,7,9,10,11,12)
Larry Campbell (mandolin - #1, cittern - #1,6, baritone guitar - #2,13, percussion - #2, resophonic guitar - #3,5, fiddles - #3,6,7,9,12, guitar - #4,7,8,12, mandolin - #8,11, pedal steel - #9, dobro - #10)
Barry Mitterhoff (mandolin - #2,3,6,8,9,10,12,13, tenor guitar - #7, banjo - #11)
Levon Helm (drums - #3,5,7)
Teresa Williams (vocals - #7,8,11)
Myron Hart (bass - #8, vocals - #11)
Justin Guip (drums - #8,10)


Und hier noch alle Titel:


01:Been So Long [Kaukonen] (3:58
02:There's A Bright Side Somewhere [Reverend Gary Davis] (3:01)
03:Cracks In The Finish [Kaukonen] (3:30 )
04:Another Man Done A Full Go Round [Roy Bookbinder] (3:39 )
05:Trouble In Mind [Trad.] (3:25)
06:Izze's Lullaby [Kaukonen] (3.32 )
07:More Than My Old Guitar [Merle Haggard] (3:45)
08:Nashville Blues [Alton & Hayton Delmore] (3:23 )
09:A Walk With Friends [Kaukonen, Mitterhoff, Campbell] (4:33)
10:Operator [Ron McKernan] (3:48)
11:Preachin' On The Old Camp Ground [Mississippi John Hurt] (3:48)
12:River Of Time [Kaukonen] (2:56)
13:Simpler Than I Thought [Kaukonen] (6:10)


Wolfkonen
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Re: Jorma Kaukonen - River Of Time

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Gepostet: 27.04.2009 - 08:52 Uhr  ·  #2
Das nenne ich eine Rezi! :daumen: Respekt.

Mir gefällt das Album auch sehr gut.
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