Genesis - die Jahre 1980 - 2004

 
hmc
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Genesis - die Jahre 1980 - 2004

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Gepostet: 24.04.2009 - 09:29 Uhr  ·  #1
Duke
(1980 - Banks, Collins, Rutherford)

Das erste Genesisalbum der 80er Jahre ist um einiges besser gelungen als "...and then there were three". "Behind the Lines" und "Duchess" sind zwei sehr gelungene Progrock-Songs, wobei es aber schon mehr in Richtung Rock geht. Erstklassigen Rock. "Duchess" klingt in der Retrospektive sogar wie der vorweggenommene eigene Abgesang der Band als Mitte der 90er Jahre - zumindest in den USA - niemand mehr nach Zugaben verlangte und die "Calling All Stations" Tour in den Staaten wegen Mangels an Interesse abgesagt werden mußte.

Der Rest des Albums präsentiert sich nicht immer progressiv. Mit "Turn it on again" gibt es einen lupenreinen Popklassiker der Band, der bis zum Ende von Genesis auf jedem Konzert gespielt wurde. Bei "Misunderstanding" wird Phil Collins' größerer kompositorischer Einfluß bei Genesis bemerkbar. Der Song erinnert vom Sound her an die Singlehits der 60er, mit progressiver Rockmusik hat all das zwar nichts mehr zu tun, kann aber trotzdem sehr gefallen.

Die Gruppenarbeit verstärkt sich bei "Duke" endlich wieder, Banks, Collins, Rutherford komponieren die allermeisten Stücke nun in Teamarbeit und der Anteil des Solomaterials läßt deutlich nach. Die Band klingt auch immer dann am besten, wenn sie ihren kreativen Output gemeinsam bündelt.

Duke kennzeichnet den endgültigen Abschluß der großen Prog-Rock Ära von Genesis. Mit dem Instrumentalstück "Duke's Travels" und "Duke's End" klingt es auch auf der CD progressiv aus, wenn auch nicht mehr so brillant wie zu Beginn der 70er.

Insgesamt ist die Musik auf "Duke" größtenteils gelungen. Es gibt schöne Rockpop-Lieder, einige Progrock-Perlen, wobei die Texte dazu nun zunehmends Beziehungen und Liebe zum Thema haben und nicht mehr in Metaphern und Phantasiewelten schwelgen.

Das Album ist ebenso wie "...and then there were three" Hardcore Progrock-Fans nicht immer zu empfehlen, alle anderen werden auch "Duke" sehr gern haben, bietet es doch einige Klassiker der Band. Genesis waren endgültig dabei, als Rockband in ungeahnte Sphären aufzusteigen.

13 Punkte

Abacab
(1981 - Banks, Collins, Rutherford)

Genesis änderten ihren Sound völlig, wohl sicherlich auch, um nicht in Gefahr zu geraten, sich ständig zu wiederholen. Auch ist Phil Collins' Stimme, wie schon bei Duke zu hören, etwas gesetzter geworden, er klingt nun sehr viel dynamischer und aggressiver als in früheren Jahren. Bei Abacab gibt es einige gewollt skurille bzw. gewollt schlechte Momente - sei es der - wie Tony Banks selber sagt - eher sinnlose Text von Dodo/Lurker oder das gewollt schlechte "Whodunnit", das irgendwie schon wieder lustig ist auf positive Art und Weise. Wobei man es sich aber auch nur einmal anhören mag.

Abacab, jahrelang ein Liveklassiker der Band, ist sicherlich das beste Lied des Albums, durchaus ein wenig progressiv, aber insgesamt sehr viel geradliniger als frühere Stücke. Voller Dynamik und Power reißt Abacab den Zuhörer mit, auf der Liveversion bei "Three sides live" sogar noch ein wenig mehr, da dort der Instrumentalteil ausgearbeitet wurde.

Der Rest des Albums hingegen läßt von früheren Zeiten überhaupt nichts mehr erahnen. Bei "No reply at all" setzen Genesis sogar Bläser ein, die Phoenix Horns, die Collins auch auf vielen Soloalben benutzte.

Mir gefällt Abacab bis auf das Titelstück und das schöne, traurige "Man on the corner" und "Like it or not", das sehr leidenschaftlich geraten ist, nicht so gut. Man hört, daß Genesis etwas anderes WOLLTEN und auch geschafft haben, angesichts der frühen 80er Jahre sicherlich eine logische Entwicklung, auch muß einer Gruppe zugestanden werden, sich nicht immer wiederholen zu müssen. Abacab als endgültiger Scheidepunkt von der Vergangenheit aber klingt als Album dabei nicht immer gut.

7 Punkte

Genesis
(1983 - Banks, Collins, Rutherford)

Das selbstbetitelte Album der Band gehört gewiß mit zum besten, was die Rockmusik hervorgebracht hat, "Mama" ist für mich eines der besten Rocklieder überhaupt, voller Atmosphäre, Leidenschaft und Dichte, und Collins setzt all das stimmlich eindringlich und beeindruckend um. Mit "Home by the sea" tauchen auch einige leichte progressive Momente auf, so wie sie bei Genesis in den 80ern und 90ern immer wieder sporadisch vorhanden waren.

Anonsten handelt es sich um ein beeindruckendes Rock/Pop Album, das dabei weit aus der Masse hervorsticht. Wer gute Rockmusik mit leicht progressiven Einflüssen mag, wird auch dieses Album lieben. In gewisser Weise ist die Qualität ähnlich hoch wie bei "Foxtrot" oder "Selling England..." - nur auf anderem Terrain.

13 Punkte

Invisible Touch
(1986 - Banks, Collins, Rutherford)

Das Album "Invisible Touch" war ein absoluter Megaseller in den mittleren 80ern und lieferte einige Topsinglehits für Genesis. Und mit "Tonight, tonight, tonight" sowie "Domino" gibt es auch wieder leicht progressiv angehauchte Stücke, wobei der Mainstream Rock/Pop aber eindeutig auf dem Album überwiegt. Wie immer in erstklassiger Qualität und komplex durcharrangiert ist das Album sehr gelungen auf diesem Gebiet. An frühere Zeiten erinnert hier aber natürlich fast gar nichts mehr.

Es ist dennoch eines meiner Lieblingsalben, was sicherlich daran liegt, daß ich es damals 1986 als mein allererstes Genesis-Album kaufte, damals noch auf MC, da ich keinen Plattenspieler hatte. Ein langer Weg seitdem, die CD steht natürlich inzwischen bei mir im Regal - und als kommerzielles Rockalbum ist "Invisible Touch" immer noch ein Meisterwerk.

13 Punkte

We Can't Dance
(1991 - Banks, Collins, Rutherford)

In den 80ern waren die Pausen zwischen den einzelnen Genesisalben immer länger geworden, was nicht zuletzt auf die immer erfolgreicher werdenen Soloprojekte von Collins und etwas später auch Mike Rutherfords Mechanics zurückzuführen ist.

So mußte man 5 Jahre auf dieses Album warten. Es lieferte mit "I can't dance" den Sommerhit 92 ab, der Opener "No son of mine" ist ein wundervolles Lied, insgesamt aber ist mein Eindruck von diesem Album nicht sehr gut.

Die Popliedchen nehmen auf diesem Album Überhand, ob das nun Collins' Einfluß ist, sei dahingestellt, seine eigenen Alben wurden nach "But seriously" ja auch immer belangloser, und dieses Gefühl stellte sich hier bei mir ebenfalls ein. "We can't dance" hat einige, wenige gute Momente, "No son of mine", "Fading lights" mit einem großartigen Keyboardsolo von Tony Banks, "Living Forever" und das sehr gefühlvolle "Hold on my heart" - der Rest jedoch ist entweder ein wenig fade oder aber gar völlig belanglos. Zudem fällt es auf, daß Collins' Stimme ein wenig nachgelassen hat, sie wirkt ein wenig "quakend" manchmal auf mich, nicht mehr so scharf, dynamisch und aggressiv wie in den 80er Jahren. Wie diesmal die Musik, die oft jede Innovation und Dynamik vermissen läßt. Es gibt mittelmäßige Popsongs ohne jeden Erinnerungswert.

Die nachfolgende Tournee war trotzdem ein großer Erfolg und das nachfolgende Livealbum "The way we walk - The Longs" bietet ein erstklassiges Medley von alten Stücken aus den 70ern sowie andere hochkarätige Lieder aus den 80ern - "We can't dance" als Album jedoch wirkt auf mich irgendwie uninspiriert, langweilig und in negativer Weise von einem späten Collins geprägt.

7 Punkte

Calling All Stations
(1997 - Banks, Rutherford, Wilson)

Nach Phil Collins' Weggang von Genesis war kurze Zeit nicht klar, ob damit auch Genesis am Ende ist, doch mit Ray Wilson wurde ein Nachfolger gefunden, der besser nicht hätte sein können.

Ray ist erklärter Anhänger der Genesis-Musik aus den 70ern und er würde es gerne haben, wenn sich die Gruppe wieder ein wenig mehr an dem Sound von damals orientiert, was auf zukünftige Alben hoffen läßt.

"Calling All Stations" jedenfalls ist sehr viel besser und vor allem dynamischer als "We can't dance", die Stimmung ist bei weitem nicht mehr so poppig, eher wieder etwas dunkler, auch wieder mit etwas mehr Gitarre (wenn auch nur auf dem Titelstück), die Mike Rutherford auf den letzten Alben recht verstauben ließ.

Das Titelstück "Calling all Stations" ist überraschend hart (wenn man das Material des letzten Albums zugrunde legt) und endlich wieder voller Kraft, Leidenschaft und Gefühl.

Ray Wilson klingt streckenweise ein wenig wie Peter Gabriel und fügt sich mit seiner Stimme wunderbar in die Musik ein. Progressive Elemente gibt es wieder ein wenig mehr bei "Calling All Stations", "Alien Afternoon", "The dividing line" (wo der Nachfolger von Collins am Schlagzeug, Nir Zidkyahu, zeigt, daß er ein erstklassiger Drummer ist) und auch "One man's fool" können voll überzeugen und sind durchaus im Progrock anzusiedeln.

Es gibt auf dem Album auch sehr schöne Popmusik, wenn manche sagen, daß "Calling All Stations" dabei aber stellenweise nach Mike and the Mechanics klingt, so finde ich es umgekehrt, Mike and the Mechanics klingen aufgrund des Komponisten natürlich stellenweise nach Genesis, so könnte "Not about us" auch durchaus von Paul Carrack gesungen werden, was aber der Güte des Albums alles andere als schadet.

Jedenfalls ist "Calling All Stations" ein interessantes Genesisalbum und weist in die richtige Richtung. Es läßt auf mehr hoffen.

Nachtrag aus dem Jahr 2004: leider jedoch war dem Album international trotz großer PR-Kampagne kein Erfolg beschieden. Während in Europa Genesis in kleineren Hallen spielten und von den Fans allermeist mit Wohlwollen empfangen wurden, interessierte sich in den USA für ein Genesis ohne Phil Collins so gut wie niemand. Konsequenz war, daß die Nordamerikatour abgesagt werden mußte. Danach hingen Genesis eine Weile in der Schwebe, ehe dann Tony Banks und Mike Rutherford urplötzlich das Aus der Gruppe verkündeten. Zumindest würde es kein weiteres Album mehr mit Ray Wilson geben.

Den sympathischen Schotten traf diese Entscheidung unvorbereitet und ließ ihn für die nächsten zwei Jahre in eine tiefe Krise taumeln. Ray Wilson für den Untergang der einst so glorreichen Band verantwortlich zu machen ist aber grundfalsch. Ray Wilson ist ein begnadeter Sänger und paßte hervorragend zu Genesis in der Tradition von Peter Gabriel. Aber letztlich erwies sich der Weggang der einstigen Lichtgestalt Phil Collins als zu großer Schlag für die große Masse der Käufer, die Genesis nicht als Progressive Rock Band, sondern als Stadionband aus den 80er Jahren kannten, als Singlehits die Hitparaden stürmten. Tony Banks vor allem wollte sich den Rückschritt in die kommerzielle Bedeutungslosigkeit nicht antun. Also wurde Genesis zumindest auf Eis gelegt.

Seitdem gab es immer wieder mal Gerüchte über eine Wiedervereinigung und Phil Collins erklärte sich durchaus auch bereit, sich ans Schlagzeug zu setzen, nur singen will er nicht mehr. Ob es jemals wieder etwas von Genesis zu hören geben wird ist im Jahr 2004 mehr als unwahrscheinlich. Die Hoffnung stirbt aber bekanntlich zuletzt und noch sind Peter Gabriel, Phil Collins, Tony Banks, Mike Rutherford und natürlich Steve Hackett nicht zu alt. So endet die Geschichte einer der besten und wichtigsten Bands des Progressive Rocks nicht mit einem Knall, sondern unspektakulär gänzlich ohne Feuerwerk. Vielleicht war "Fading Lights" vom letzten Erfolgsalbum "We Can't Dance" auch schon eine Vorahnung. Die Lichter gehen also aus. Die Bühne ist leer. Aber Genesis werden weiterleben. Keine Frage.

13 Punkte

Platinum Collection
(2004 - Banks, Collins, Gabriel, Hackett, Mayhew, Nir Z, Phillips, Rutherford, Wilson)

Normalerweise würde ich hier keine simple "Best Of" Kompilation einer Band rezensieren, da solche Alben in der Regel nichts neues bieten und eigentlich nur dazu dienen, lediglich noch mehr Geld den kaufwilligen Fans aus der Tasche zu ziehen.

Nun ist man allerdings als Genesis Fan für jedes noch so kleine Lebenszeichen der Band dankbar, und sei es in Form von Archivboxen oder irgendwelchen Kompilationen. Wobei die "Platinum Collection" viel mehr als eine gewöhnliche Best Of Auswahl ist, auch wenn es auf den ersten Blick genau so aussieht. Man bekommt drei randvoll gefüllte CDs geboten, die einen beinah kompletten Querschnitt durch die Bandhistorie bieten. Von "Calling All Stations" bis hin zu "Trespass" ist jedes Album vertreten, allein auf "From Genesis To Revelation" hat man verzichtet, was aber auch nicht sonderlich schmerzt.

Über die Liedauswahl bei einer Best Of Sammlung kann man immer streiten. Hier jedoch hat die Band ein tüchtiges Wort mitgeredet und auch wenn sicherlich der ein oder andere Fan etwas vermissen wird, bekommt man als Anhänger der 80er und 90er Jahre Genesis einen mehr als guten Überblick über die glorreichen Tage als Progressive Rock Band geboten. Während all jene, die Genesis als Popband verachtet haben, auf der ersten CD gnadenlos alle großen und kleineren Hits präsentiert bekommen und die Gelegenheit erhalten, die kommerziellere Seite von Genesis kennenzulernen.

Doch all das wäre immer noch keine Erwähnung wert. Der eigentliche Kaufgrund sind die Remixes der hauptsächlich älteren Genesisstücke von Nick Davies, der schon einige Male mit Genesis zusammengearbeitet hat. Wobei das Wort "Remix" etwas in die Irre führt. Nick Davies hat genaugenommen die originalen Masterbänder neu abgemischt und nachbearbeitet, etwas, das für die vor einigen Jahren erschienenen "Definitive Remaster" Ausgaben nicht getan wurde. Herausgekommen sind klanglich generalüberholte Lieder, die in der Neuabmischung so gut wie perfekt nun klingen. Und somit ist die "Platinum Collection" eigentlich ein Pflichtkauf für alle Genesisfans.

Denn was Nick Davies vor allem aus den älteren Aufnahmen qualitativ herausholt ist meisterlich. Man kann plötzlich Nuancen und Feinheiten heraushören, die zwar auch vorher bereits vorhanden waren, aber nun endlich voll zur Geltung kommen. Hier und da wurden auch zusätzliche Elemente hinzugemischt, die bei den Originalaufnahmen noch unter den Tisch gefallen waren und den Liedern durchaus gut tun. Herausgekommen sind absolut beeindruckende Fassungen eigentlich altbekannter Lieder, die durch die Generalüberholung neues Leben und Dynamik eingehaucht bekommen haben.

So kann man bei "Firth of Fifth" jetzt sogar hören, wie Tony Banks die Pedale des Pianos bedient, ebenso kann man nun seine Keyboardarbeit beim exzellenten "Ripples" bewundern. Aber auch Steve Hacketts Gitarrenparts kann man in voller Pracht genießen. Was zuvor im Originalmix zu leise, zu sehr in den Hintergrund gemischt war oder einfach nur generell etwas schlecht klang, wurde gründlich aufpoliert.

Wirklich überraschend ist auch, wie hervorragend plötzlich "The Knife" aus dem Jahr 1970 klingt. Zuvor wirkte das Lied auf mich, als wäre es im mit Wolldecken ausgepolsterten Pappkarton aufgenommen worden, jetzt erstrahlt es im neuen Glanz. Gleiches gilt für "The Musical Box", das bisher zum Ende hin einfach nur noch laut dröhnte. Jetzt ist Gabriels Gesang in aller Klarheit herauszuhören und Steve Hacketts aggressive Gitarrenparts klingen besser als je zuvor.

Generell hat Nick Davies bei den Remixes dafür gesort, daß die einzelnen Instrumente und vor allem der Gesang hervorgehoben werden. Davies hat also die Lieder der einzelnen Epochen klanglich etwas mehr auf das gleiche Niveau gehoben. Vor allem bei den älteren Aufnahmen fällt sofort auf, daß Phil Collins' Gesang prominenter im Vordergrund steht, wie es in den 80ern und 90ern der Fall war. Es sind außerdem bei weitem nicht nur die Aufnahmen der 70er Jahre, die von der Neubearbeitung profitiert haben, vor allem die Songs aus der Abacab/Duke/and then there were three Phase wurden deutlich aufgewertet.

Man merkt sofort, daß manche bisher nicht so beachteten Alben wie "…and then there were three" damals wohl auch ein wenig unter der Produktion gelitten haben. "Undertow" z.B., das ich bisher wenig beachtet hatte, gefällt mir plötzlich um so besser.

Aber auch "Duchess" hat enorm dazugewonnen. Der Crumcomputer zu Beginn kommt jetzt mit aller Macht daher, nicht mehr so dünn und schwach wie 1980. Man merkt es vor allem im Vergleich zum vorherigen "Behind The Lines", das leider, wie auch fast alle Songs der ersten CD, nicht überholt wurde.

Und das ist dann auch der einzige Wermutstropfen der "Platinum Collection": es wurden leider nicht alle Lieder neu abgemischt. Darunter so essentielle Stücke wie "Supper's Ready", das gewiß enorm von einem Remix profitiert hätte.

Nun litt Nick Davies allerdings auch unter großer Zeitnot. Die "Platinum Collection" sollte rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft in den Läden stehen, weshalb u.a. "Supper's Ready" nicht bearbeitet wurde. Auch meinte die Band, daß vor allem jene Aufnahmen, die mit Hugh Padgham gemacht wurden, keine Neubearbeitung unbedingt benötigen, was ich allerdings anders sehe. Vor allem das "Genesis"-Album aus dem Jahr 1983, könnte durch eine Generalüberholung dazugewinnen.

Allerdings ist die "Platinum Collection" letztlich auch nicht mehr als ein Appetithappen. 2005 könnte für Genesisfans ein teures aber auch ergiebiges Jahr werden. Die "Platinum Collection" ist nämlich der Startschuß für ein groß angelegtes Dolby 5.1 und SACD Projekt. Nach und nach sollen die Genesis Alben in Dolby 5.1 und als davon abgeleiteter neuer Stereomix erscheinen. Die Versionen auf der "Platinum Collection" sind also eine erste Kostprobe. Man darf sich damit schon mal auf komplett überarbeitete Fassungen von "The Lamb Lies Down On Broadway" "Selling England By The Pound" oder auch "Foxtrot" freuen.

Wer erstmal die Neufassungen auf der "Platinum Collection" gehört hat, wird die Neuerscheinungen sicherlich heiß herbeisehnen. Es ist natürlich ärgerlich für alle jene, die die "Definitive Remasters" ihr eigen nennen, die nun klanglich nicht mehr mithalten können. Doch der Qualitätssprung der Neubearbeitungen ist so enorm, daß sich die erneute Investition für jeden Genesisfan lohnen sollte.

Zurück zur "Platinum Collection": ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist die Reihenfolge der Lieder. So hat man sich dafür entschieden chronologisch rückwärts vorzugehen, war aber nicht so mutig, die Lieder von "Calling All Stations" an den Anfang der ersten CD zu setzen. Man findet sie nun stiefmütterlich ans Ende der ersten CD versetzt, so als wolle man beschämt Ray Wilson unter den Teppich kehren - was weder Ray Wilson noch die Stücke von "Calling All Stations" verdienen.

Unter dem Strich jedoch bleibt eine ausgezeichnete Compilation übrig, die für eventuelle Neueinsteiger bei Genesis einen umfassenden Überblick über alle Schaffensperioden der Band bietet und den altgedienten Fan mit den klanglichen Neubearbeitungen auf ganzer Linie überzeugt.

Für mich persönlich hat die "Platinum Collection" auch so etwas wie eine kleine Renaissance für Genesis eingeläutet. Hatte ich die Band in den letzten Jahren etwas weniger gehört rotiert momentan täglich Genesis im Player bei mir.

14 Punkte


TO
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