Harvey Mandel – The Snake

der etwas andere Gitarrenheld

 
firebyrd
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Harvey Mandel – The Snake

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Gepostet: 06.03.2009 - 11:44 Uhr  ·  #1
...auf Wunsch eines einzelnen Herrn, aber auch für alle anderen:

Harvey Mandel – The Snake

1972 erschienen, war diese Platte zur damaligen Zeit nicht unbedingt ein “Knaller”.

Wahrscheinlich war Mandel seiner Zeit bereits etwas voraus oder aber seine Musik passte entweder nicht in die Zeit oder saß „zwischen den Stühlen“.

Dabei hatte er doch eigentlich bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht, nämlich bei jenem Personenkreis, die sich für die Musik von Canned Heat oder John Mayall interessierte.
In Canned Heat’s Diensten stand er von 1969 bis 1971 und mit John Mayall nahm er auch in jenem Zeitraum auf.

Bereits davor war er aktiv in den Bands von Charlie Musselwhite und Barry Goldberg.
Eine Menge verschiedener Einflüsse also, die er in seinen seit 1968 aufgenommen Soloalben verarbeiten konnte.

Hier also nun die mittlerweile fünfte Veröffentlichung unter seinem Namen.
War die erste Platten noch mit Musik versehen, die teilweise sehr stark , bisweilen gar überarrangiert war, und nahmen bei den Nachfolgern noch stark bluesorientierte Töne großen Raum ein, schien sich erst bei „Baby Batter“ ein Wandel einzustellen.
Und damit war eine Musik entstanden, die wohl nicht in das „Weltbild“ von Mayall- und Heat-Fans passte.

Letztlich ist Mandel auch ein sehr versierter und kreativer Gitarrist, der nicht unbedingt in das übliche Schema passt, so hat er bereits früh jene Technik des „Two-handed fretboard tappings“ entwickelt, mit der sich dann später Gitarristen wie Eddie van Halen u.a. einen Namen machten

Wie auch immer, Mandel ist ein Musiker mit einem eigenen Profil, einer mit Wiedererkennungswert, ein Individualist, der nicht auf „je schneller, desto besser“ setzte, sondern mehr auf Innovation.

Genau das belegt er auch mit diesen Aufnahmen, einem Mix aus Rock, Blues und Jazz, alles mit einem guten Groove ausgestattet.

Die Musiker auf dem Album:


Harvey Mandel (Guitar),
Charles Lloyd (Flute),
Jim Taylor (Piano),
Larry Taylor (Bass),
Kevin Burton (Organ,Keyboards),
Victor Conte (Bass)
Antonio de la Barreda (Bass),
Chuck Domanico (Bass),
Don "Sugarcane" Harris(Violin),
Paul Lagos (Drums),
Earl Palmer (Drums),
Randy Resnick (Guitar),
Freddie Roulette (Guitar (Steel)
Adolfo de la Parra (Drums)

Und die Titel:


01:The Divining Rod (Harvey Mandel) (3:01)
02:Pegasus (Jim Taylor) (3:26)
03:Linda Love (Harvey Mandel) (2:30)
04:Peruvian Flake (Harvey Mandel) (3:27)
05:The Snake (Harvey Mandel, Samuel Taylor) (3:06)
06:Uno Ino (Samuel Taylor) (2:33)
07:Ode to the Owl (Harvey Mandel) (2:36)
08:Levitation ( Lloyd ) (5:12)
09:Bite the Electric Ell (Harvey Mandel, Victor Conte, Don "Sugarcane" Harris, Paul Lagos, Randy Resnick( (4:11)


Ein “Killerstück” ist für mich bereits gleich der “opener”, die Eigenkomposition “The Divining Rod”, das so recht Mandel’s leicht vertrackte Spielweise zeigt.

Ein echter Höhepunkt auf diesem Album ist die Mitarbeit von Don „Sugarcane“ Harris, der mit seiner Geige verflechtende Elemente zu Mandel’s ungewöhnlichem Sound einbringt.

Wunderbar „schräg“ klingt auch „LYNDA LOVE“, ich liebe dieses Stück, dass passt fast in die “Jazz-Rock-Landschaft“, ist aber leider, wie alle Titel, viel zu kurz, da wäre doch noch „was drin gewesen“, gerade hinsichtlich Mandel’s hoher Virtuosität. Aber vielleicht wollte es der Produzent so???

Ebenso mit starken Jazz-Rock-Elementen versehen, groovet der Titelsong daher, auch ein sehr ansprechendes Stück aus meiner Sicht.

„ODE TO THE OWL” soll ja wohl eine Widmung an den verstorbenen früheren Canned Heat-Kollegen Al “Blind Owl” Wilson sein.

Beschwingt kommt das vom stets zur Fusion bereiten Musiker Charles Lloyd verfasste „Levitation“ mit Lloyd’s Querflöte, und rockend beisst sich der „Electric Eel“ dann abschließend noch einmal durch und bringt die Platte zu einem guten Ende.

Ungewöhnliche Musik eines ungewöhnlichen Musikers

Über weitere Stationen mit Don”Sugarcane” Harris und “Pure Food And Drug Act” landete er schließlich beim „Auswahlverfahren“ der Rolling Stones“, als diese einen neuen festen Gitarristen suchten und mehrere Kandidaten im Rahmen der Aufnahmen für ihr Album „Black and Blue“ testeten, unter anderem eben Mandel, der dort auf „Hot Stuff“ und „Memory Motel“ zu hören ist.

Wie wir alle wissen, erhielt dann Ron Wood den „Zuschlag“. Wahrscheinlich war Mandel zu prägend und individuell, als dass sich die Glimmer Twins dieses über länger hätten gefallen lassen.

Wolfgang
stanweb
 
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Re: Harvey Mandel – The Snake

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Gepostet: 06.03.2009 - 11:55 Uhr  ·  #2
Danke für die schöne Rezi.

Was ich sehr faszinierend an Mandels Stil finde, ist das er scheinbar schleppt.
Immer etwas hinter dem Groove her und dadurch alleine schon unverwechselbar.
freaksound
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Re: Harvey Mandel – The Snake

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Gepostet: 06.03.2009 - 13:11 Uhr  ·  #3
tolle Beschreibung eines ebenso tollen Albums welches ich schon seit Jahren sehr schätze !!
xanadu
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Re: Harvey Mandel – The Snake

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Gepostet: 06.03.2009 - 19:29 Uhr  ·  #4
Habe diese Scheibe erst letztens gekauft und hatte bin beim erstenmal hören nicht richtig reingekommen, aber mittlerweile finde ich diese Scheibe klasse.

Und danke für die ausführliche Rezi dazu, kann man nichts mehr hinzufügen.
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