Martin Orford - Classical Music And Popular Songs

 
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Martin Orford - Classical Music And Popular Songs

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Gepostet: 02.03.2009 - 12:56 Uhr  ·  #1
Martin Orford - Classical Music And Popular Songs
(2000)

Martin Orford ist als Keyboarder von IQ den meisten Progfans gewiß ein Begriff. Orford zählt sicherlich zu den besten Keyboard-Spielern im Progressive Rock der Neuzeit - hier legt er nun sein erstes Soloalbum vor.

Die Besetzungsliste liest schon schon sehr prominent - Gary Chandler und Steve Christey von Jadis sind dabei, bei denen Orford ja wieder vor einiger Zeit eingestiegen ist. John Jowitt, Bandkumpel von IQ und ehedem Bassist von Arena zupft die Baßsaiten, dazu gibt es noch Gastauftritte von John Wetton, Peter Nicholls, Mike Holmes, Paul Cook und David Kilminster (Mitglied der John Wetton Band) - es sind also alle Bandmitglieder von IQ dabei, wenn auch außer Jowitt nur auf einzelne Songs beschränkt.

Das Material auf dem Soloalbum ist fast durchweg älteren Datums, einige Lieder wurden schon in den 70ern komponiert - und für dieses Soloalbum neu bzw. erstmals aufgenommen.

Martin Orford präsentiert mit seinem Album einen Querschnitt durch seine musikalischen Vorzüge - also sehr viel Progressiver Rock, dazu aber auch klassische Klavierstücke, und überraschend auch eine sanfte Akustikgitarrenbalade, sowie den einen oder anderen eher rockorientierten Song.

Um es schon mal vorweg zu nehmen: Martin Orford ist ein wirklich schönes Album gelungen, das einige großartige Momente und keinen schwachen Augenblick hat. Selbst die drei eher geradlinigen Rocknummern gefallen durch angenehme Melodie.

Bemerkenswert ist, daß Orford bis auf zwei Ausnahmen alle Stücke selbst singt - und auch dabei voll überzeugen kann. Zuerst dachte ich, Gary Chandler von Jadis - der auf auf fast allen Stücken an der Gitarre ist - würde singen, aber ein Blick ins Booklet hat mich eines besseren belehrt. Orfords Stimme kommt einem deshalb so bekannt vor, da bei Jadis viele Sachen eigentlich durch Überlagerung von Chandlers und Orfords Stimme entstehen. Respekt auf jeden Fall für Orford, der eine sehr angenehme Stimme hat.

In der Musik fällt eines durchweg auf - während manch andere Soloscheibe eines Keyboarders durch, nun ja, übermäßigen Keyboardseinsatz besticht, spielt bei Martin Orford immer die Band die Hauptrolle und die Keyboards sind außer auf den zwei klassischen Klavierstücken integraler Bestandteil der Musik, nicht dominierender Faktor. Es gibt sehr viele und sehr schöne Gitarrensoli, wer also zuerst befürchtet hat, Martin Orford würde sich in endlosen Keyboardschwelgereien verlieren, kann seine Bedenken ruhig ablegen.

Ein Grund vielleicht, warum die E-Gitarre auch so stark vertreten ist (man denke im Gegensatz dazu mal an viele Tony Banks Solowerke...), ist wohl die Aussage von Orford selbst, nachdem er melodische Gitarrensoli liebt, die scheinbar endlos weitergehen... Beispiele dafür sind das rockige "A Part Of Me" mit John Wetton am Gesang und das rassige Proginstrumental "Fusion" mit Mike Holmes an der Gitarre.
Natürlich gibt es auch brillante Keyboardsoli aber sie sind nie Selbstzweck.

Wer Fan von IQ ist, sollte auf jeden Fall dieses Album kaufen - nicht nur wegen der diversen Gastauftritte ist das Album den Kauf wert. Man bekommt eine gute Mischung aus Progrock, klassischen Klavierstücken und ein wenig AOR-Rock. Wer hingegen IQ bisher nicht mochte, wird wahrscheinlich auch Martin Orfords CD erstmals skeptisch gegenüber stehen, obschon Martin Orford alles andere als ein Soloalbum im IQ-Stil abliefert. Dafür ist die Mischung zu divers. Also einfach mal reinhören, es lohnt sich wirklich.

Und wem AOR-Rock generell ein Greuel ist, der wird die drei geradlinigeren Lieder auf der CD gewiß nicht mögen, bekommt dafür aber immer noch ein paar exzellente Prognummern und schöne Pianostücke.

Mir persönlich gefällt "Classical Music And Popular Songs" durchweg gut bis sehr gut. Was noch auffällt - in den Linernotes wird darauf hingewiesen, daß Martin Orford einige der Stücke, die typisch progressiv klingen und vielleicht Erinnerungen an gestanden Progbands wachwerden lassen könnten, komponiert hat, bevor er überhaupt Musik von solchen Bands in den 70ern gehört hatte.

Vielleicht ein Beispiel dafür, daß gewisse Ähnlichkeiten in Struktur und Arrangement mit bekannten Progbands nicht immer auch bedeuten, abgeschrieben zu haben oder den Stil einer Band bewußt imitieren zu wollen.

12/15 Punkte

TO für den Musikzirkus
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