Mary Coughlan - The House Of Ill Repute

sicher eine der ungewöhnlichsten neuen Platten!

 
firebyrd
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Mary Coughlan - The House Of Ill Repute

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Gepostet: 18.11.2008 - 13:58 Uhr  ·  #1
Mary Coughlan - The House Of Ill Repute



Mary Coughlan, Name einer Sängerin, den ich ganz besonders mit einem Stück verbinde: "Ride On" von der 1987er Produktion "Under The Influence", jener Celtic-Folk-inspirierten Nummer mit diesen unwiderstehlichen Uillean pipes vom Meister Davy Spillane!

Neben keltischem Folk waren es ganz besonders Jazz und Blues, denen sich die irische Sängerin stets zuwandte, bemerkenswert darunter eine gewagte Angelegenheit, das Album "Sings Billie Holiday", aus meiner Sicht nicht hundertprozentig gelungen.

Nach ihrem 1985er Debüt nun das 14. Album, und wieder etwas ganz Ungewöhnliches. Coughlan dreht das Rad der Zeit teilweise ganz weit zurück und man meint, sich in den 20er und 30er Jahren des 20.Jahrhunderts zu wähnen.

Vaudeville-Klänge, Stimmen einer vergangenen Zeit aus Freudenhäusern und Spelunken werden laut, Melancholie, Trauer, aber auch Freude, schäumender Übermut, Gelassenheit.

Wieder vereint mit dem niederländischen Produzenten Erik Visser legt sie dreizehn Perlen unterschiedlichen Ausdrucks vor.

Nach dem überschwänglichen Auftakt kommt eine melancholische Ballade mit sanftem Rockappeal, übrigens ein wunderschön harmonisches Stück mit sattem Arrangement ("Sleep On It")

Coughlan singt druckvoll und scheint die Aussage der Texte regelrecht 'herauszubellen', so rotzig kommt das schon auf Track drei, "Bad", mit sehr jazzigem Arrangement mit Klarinette heraus. Wiederum klingen hier die flapsigen Jahre am Anfang des 20.Jahrhunderts durch. Ungewöhnlich, so etwas heutzutage vorzustellen.
Weiter geht es mit Chanson-Feeling, das Akkordeon schwingt, als säßen wir an der Seine... und wir schunkeln und wir schunkeln in der Taverne, schaurig-schön, Toulouse-Lautrec scheint auch gerade hereinzuschauen.


"Love Is Extra", Coughlan lässt die Verruchte 'raushängen', das kommt so lasziv-überzeugend, man scheint schon fast zu erröten.
Wie ich las, fielen Beginn der Aufnahmen und das Ende einer Beziehung zusammen und bei den Stücken soll es sich u.a. wohl um die Aufarbeitung vergangener Geschehnisse handeln. Man spürt das in der Tat, denn die Musik fühlt sich regelrecht 'freigemacht' an.

Jazzelemente, Chanson, Folk, Pop, ein wenig Rock, Blues (# 6), eine sehr ungewöhnliche Melange, ganz anders, als das, was 'normalen' Hörgewohnheiten entspricht, auch nicht das, was man von Coughlan kennt und erwartet hätte. Die Musik 'springt den Hörer an', sie kommt so frech, dass man sich schon fast ertappt fühlt, auch ein wenig schuld an Marys Schicksal zu sein... sehr nahe gehend also.

"The House Of Ill Repute", ein Haus, das offensichtlich aus vielen Zimmern besteht, und allen scheint eines gemein zu sein, eben einen schlechten Ruf zu haben.
Tom Waits, Nick Cave, auch sie scheinen hier im Haus zu wohnen und Billie Holiday hat wohl auch ein kleines Kämmerlein.

Ein mich besonders anrührendes Stück ist "In Your Darkened Room", ein 'Schleicher' mit Piano- und Gitarrentupfern und einer hintergründigen Orgel, die Reminiszenzen an Matthew Fishers Tasten bei Procol Harum weckt. Sehr bewegend, mein persönlicher Top-Tipp des Albums!

"Some Cats Know" besticht durch lockeres Jazz-Feeling, sehr 'cooooool'!

Und dann sind sie wieder da, die in das Mark stechenden Uillean pipes auf "Antarctica". Coughlan singt über einem Drohnenton, bis zarte Violinen das Stück in eine andere Richtung bringen, die das Gemüt zum Zerfliessen bringen kann - unendliche Melancholie, welch ein Zauber, der dann vollends zum Abheben zwingt, als die pipes wieder einsetzen, mein Top-Tipp Nummer 2, dieses Stück!

Keltisch, aber energisch, geht es weiter mit der Hure aus Babylon ("Whore Of Babylon"). Hier erzeugen jedoch die vordergründigen Trommeln treibende Atmosphäre, die von der E-Gitarre noch betont wird, ein sehr ungewöhnliches Stück, auch sehr stark, Top-Tipp 3!

Zum Schluss dann "Tango", der mit Violinen und Akkordeon, unterstützt von Spinettklängen aus dem irgendwie unheimlichen Haus leitet...

Fazit: Ein verdammt schwierig zu entdeckendes Album, Musik, die nicht gerade zugänglich ist, aber von unsagbarer Offenheit, Ehrlichkeit und Schönheit strotzt.
Einfach immer und immer wieder hören, wahre Perlen, die Coughlan und Visser uns vorgelegt haben.

Die Musiker:


Mary Coughlan (vocals)
Pat Fitzpatrick (keyboards)
Conor Brady (guitars, banjo)
Rod Patterson (bass)
Peter McKinney (drums, percussion)
Michal Buckley (saxes, flute)
Ciaran Wilde (clarinet)
Ken Rice, Katie O'Connor (violins)
Roísin Nic Athlaoich (viola)
Eimear O'Grady (cello)
Shelley Buckspan, Jaime McEleney, Eve III (background vocals)
Dermot Dunne (accordion)
Danny Conway (zipper)
Cora Venus Lunny (violin)
Martin Nolan (Uillean pipes)

Und die Titel:

01:The House Of III Repute
02:Sleep On It
03:Bad
04:Pornography
05:Love Is Extra
06:Mary Mary
07:Tootsies
08:In Your Darkened Room
09:Some Cats Know
10:Moon In A Taxi Car
11:Antarctica
12:Whore Of Babylon
13:Tango

u.a. hier kann man kurz lauschen:

http://www.indigo.de/unser_programm/titel/91862/


Wolfgang
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Re: Mary Coughlan - The House Of Ill Repute

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Gepostet: 18.11.2008 - 18:03 Uhr  ·  #2
Habe ich, habe ich...
Trurl
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Re: Mary Coughlan - The House Of Ill Repute

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Gepostet: 18.11.2008 - 18:11 Uhr  ·  #3
Auf welcher ist das von Dir erwähnte Stück mit Davy Spillane? - das würde mich sehr interessieren

Trurl
firebyrd
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Re: Mary Coughlan - The House Of Ill Repute

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Gepostet: 18.11.2008 - 18:14 Uhr  ·  #4
Zitat geschrieben von Trurl
Auf welcher ist das von Dir erwähnte Stück mit Davy Spillane? - das würde mich sehr interessieren

Trurl


..."Under the influence" von 1987, und auf einer "best of"...
Trurl
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Re: Mary Coughlan - The House Of Ill Repute

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Gepostet: 18.11.2008 - 18:59 Uhr  ·  #5
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