Ist jetzt zwar schon etwas Patina auf der Veranstaltung aber vielleicht interessieren Euch auch meine Eindrücke, die ich dann auch so kurz wie möglich gestalte schon in der Vorfreude auf 2011, dann endlich (wieder) mit MAGMA. Vorab aber auch von mir die Anmerkung, dass mich die Photos von asterhicks umgeworfen haben. Ich suche nach besuchten Veranstaltungen ja immer nach Fotodokus, kann mich aber nicht daran erinnern, mal soooo grandiose Ablichtungen gefunden zu haben. Dickes Kompliment!
Nun aber zu meinen "Kurz"-kritiken:
TAG 1
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1) AGUA DE ANNIQUE
2006 hatte mich die gute Anneke mit GATHERING (die ich bis damals überhaupt nicht kannte) total in ihren Bann gezogen. Daher habe ich mich auf den Gig sehr gefreut, obwohl mir anhand der Tonträger schon klar war, dass mich hier keine musikalischen Sensationen erwarten sollten. Mit dieser Gewissheit wurde ich hier auch nicht enttäuscht. Stattdessen versprühte Anneke heuer noch viel mehr Ausstrahlung, dass ich am liebsten dahin geschmolzen wäre. Ein kleiner anschließender Plausch mit ihr unterstrich dann diesen Eindruck noch um ein Vielfaches...
Doch zurück zur Musik
2) NEKTAR
Hatte die Band zuletzt 1973 gesehen, was aber offenbar nicht viel Erinnerungsspuren bei mir hinterlassen hatte, da mich mein alter Schulfreund auf diesen Umstand erst wieder hinweisen musste... Fand den Auftritt nicht so schlecht wie er in der allgemeinen Kritik angekommen ist. Zugegeben: der Gesang war lausig, aber auch ich hatte da nicht wirklich viel Vergleichsmöglichkeiten. Für mich jedenfalls Daumen hoch.
3) LAZULI
OK, Lazuli kann ich mittlerweile kaum noch objektiv kommentieren. Deren Musik trifft mich so tief im Herzen, dass da nicht viel gegen "anstinken" kann. Mit der neuen Besetzung wirkten sie insgesamt eine Spur "härter" was ich persönlich als positiv empfunden habe. Schade, dass der Gesamtsound durch zu viele Bandeinspielungen aufpoliert werden muss. Für mich als "Puristen" hat das immer ein wenig "Geschmäckle". Dennoch für mich das absolute Festival-Highlight...
TAG 2:
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4) MAGNUS FRAA GARDEN
Eigentlich war ich so früh noch gar nicht aufnahmefähig für Musik und leider hatte ich mich nicht richtig vorab informiert, andernfalls wäre ich durch Charly's Empfehlung sicherlich auf die Band aufmerksam geworden. Glücklicherweise befand ich mich aber in FreakCity auf Shopping-Tour und konnte so eigentlich von Beginn an ein wenig der Musik lauschen, was dazu führte, dass ich meinen frisch erworbene Mahlzeit schnellstens herunterwürgte um im Eiltempo zur Freakstage zu gelangen. Die Arrangements der Stücke klangen für mich zu zappaesk um sie einfach an mir vorbeirauschen zu lassen. Hatte dann auch mächtig Spass mit dem Programm, durch das der "Sänger" (kann man das als Gesang bezeichnen) mit seinem lustig anmutenden dänisch-deutsch beschwingt führte, um das Publikum anschließend zum Mitmachen anzubrüllen.... sehr spassig! Echter Pluspunkt!
5) OSIBISA
War für mich irgendwie "Pflicht" weil ich die Band Anfang der 70er sehr gemocht hatte (damals auch live gesehen). Bei sonnigem Wetter die ideale Mucke um einen Caipi zu vertilgen und mit ein paar Freunden abzutanzen...
6) ARCHIVE
War auf die Band sehr gespannt, weil ich - obwohl offenbar sehr bekannt - die noch nie gehört hatte. Insgesamt klang mir das Ganze zwar nett, aber irgendwie auch zu beliebig und nicht spannend genug. Richtig schwach wurde es, wenn der Rapper seine Auftritte hatte.
7) HAWKWIND
nach geschätzten 1000 Konzerten, die ich in meinem Leben besucht hatte, hat es endlich mal hingehauen, auch die alten Hawkwind "auf die Ohren" zu bekommen. In meiner Campbegleitmannschaft war man sich offenbar einig, dass dieser Auftritt der Highlight des Festivals gewesen sei. Da war ich als alter "Brunnenvergifter" anderer Meinung...
Zugegeben: der trancige Teil gegen Ende der Show (gute 20-30 Min) war wirklich bockstark, sobald aber mainstream "gerockt" wurde, fand ich das Ganze musikalisch sehr beliebig. Schön allerdings, dass es Bands gibt, die das Theremin zu schätzen wissen... Gut unterhalten habe ich mich auch durch die verschiedenen spannenden Kostüme der Tänzerinnen gefühlt. Daher war mein Gesamteindruck auch insgesamt noch positiv.
ASTRA
Für mich ein gelungener Abschluss des Tages und für den Freitag die beste musikalische Erfahrung. Zugegeben: die Einflüsse aus der Belle-Etage der ProgWelt sind schon deutlich rauszuhören, dennoch hatte ich nie das Gefühl hier ein wirkliches Plagiat von irgendeiner Band zu hören. Gerne mehr davon... Hab mir deren erste und (wie ich verstanden habe) auch einzige CD geholt. Sehr empfehlenswert!
TAG 3:
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9) THE BREW
Hatte das Glück im Vorfeld des Festivals durch Zufall die CD "Joker" in einem 2ndHand-bin günstig erstehen zu können und wusste danach sofort, dass das "mein Ding" sein wird. Daher hielt mich der heftige Morgenregen (auch ohne Regencape) nicht davon ab, rechtzeitig vor Ort zu sein. Überraschenderweise war das Gelände für die ungewöhnliche Zeit und der Witterung dann auch insgesamt gut gefüllt. Offenbar ging der Band schon ein gewisser Ruf voraus. Und das wirklich zu Recht! Klassiche Powertriobesetzung mit Drums, Bass und Gitarre und was der junge Gitarrist hier auf seinem "Arbeitsgerät" abzog war schon vom Feinsten. Da verzeiht man ihm auch gerne die etwas peinliche Poserei...
10) TRIGGERFINGER
Und weil ich schon mal da war, habe ich mir auch gleich den Act danach "mal angehört". Zunächst bin ich lediglich eine Weile geblieben, weil mich die Attitüde der Musiker (namentlich des spassigen Gitarristen) amüsierte. Mit zunehmender Zeit registrierte ich dann, dass mich auch die Musik in ihren Bann zog. Zunächst hatte ich sie als etwas stupid laut daherkommend empfunden. Irgendwann signalisierte meine Muskulatur dann aber positive Signale zum Mitgrooven. Schöne Neuentdeckung für mich...
11) ROGER CHAPMAN & THE SHORT LIST
Hatte Chappo schon so oft in den vielen Jahren gesehen, dass ich nicht wirklich Lust auf den Auftritt hatte. Andererseits soll(te) es sich ja um die Abschiedstour handeln; auch hatte ich einem guten Freund versprochen, den Auftritt zu "dokumentieren". Also blieb ich, was ich dann später insgesamt sehr bedauert habe, weil ich dadurch HUMBLE GRUMBLE verpasst habe und der Auftritt des Altrockers auch sehr sehr mau war...
12) JEFF BECK
Natürlich hatte ich mich auch riesig auf den Gitarrenmaestro gefreut und im Gegensatz zur allgemeinen Meinung hat MIR der Auftritt aber durchaus gefallen. Zugegeben: zum Gesamtinhalt des Festival hat er irgendwie nicht gepasst, das Ganze kam einfach zu klinisch und technisch rüber und der aktuelle Set ist mir insgesamt (wie auch die aktuelle Platte) irgendwie ein Potpourri aus Allem und Garnichts. Entsprechend konnte auch das Konzert wohl insgesamt die Massen nicht wirklich in ihren Bann ziehen. Ich jedenfalls war aber von der Darbietung sehr angetan, vor allem von der Bassistin Rhonda Smith...
13) NEW MODEL ARMY
Auch hier war ich irgendwie "Neuling" was die Historie dieser Band anbetraf und konnte so auch unvoreingenommen dem lauschen, was da kam. Wie ich mir hab sagen lassen war der Gig sowohl für die Band als auch insgesamt für Herzberg ein relativ "harter" Auftritt, was mir - der ich auch gerne Heavy Metal höre - persönlich entgegenkam. Hat mich sehr gut unterhalten.
14) ORANGE
Nun wirklich nicht ein musikalisches Highlight, hat mich der Auftritt von Orange doch ausgesprochen gut unterhalten, weil man hier so richtig den Bewegungsapparat in Wallung - wenn nicht Ekstase - bringen konnte. Etwas störend waren allerdings die Gesangspassagen...
TAG 4:
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15) TRAUMHAUS
Offen für jede ProgBand, die ich nicht kenne, habe ich mir (zumindest einen größeren Teil) des Sets von Traumhaus "angetan". Lang habe ich es da aber nicht ausgehalten, was definitiv nicht an den technischen Problemen lag, für das die Jungs nichts konnten, sondern einfach am Gesang und den Texten, die mir einfach auf den Zeiger gingen...
16) HAZMIT MODINE
Hochgelobt aber bei mir durchgefallen. Hab nach 10 Min aufgegeben, dem Mischmasch aus allem was in der Jazzloungewasweissichszene angesagt scheint, weiter zu lauschen.... sehr enttäuschend!
17) ASAF AVIDAN & THE MOJOS
Möchte ich nicht wirklich aburteilen. Musikalisch war das alles sehr ansprechend aber der Gesang ging mir so auf die "Eier", dass ich mich nach einer halben Stunde verabschiedete. Bitte alle Fans von Asaf nicht böse sein. Ich kann aus gleichem Grund auch Pavlovs Dog nicht ab; ist einfach eine persönliche Geschmackssache...
18) MIGHTY VIBEZ
Hab dann den Rest des Spätnachmittags am Teestand verbracht und dem Reggae von MV gelauscht. War aber auch eher ermüdend als anregend...
19) BLACK BONZO
War unterm Strich ein Ritt durchs Höhen- und Tiefental. Der Eindruck echt gut abgehender ansprechender Passagen (vor allem zu Beginn und gegen Ende des Konzerts) wurde leider getrübt durch - vor allem ermüdende Refrainwiederholungen im Songtext bedingte - höchst langweilige Passagen im Mittelteil....
20) VIBRAVOID
Nachdem ich im Vorjahr schon mit Quantum Fantay einen genialen Abschluss des Festivals erlebt hatte, war ich sehr gespannt auf den Auftritt von Vibravoid. Die Vorfreude wurde dann durch einen ewig langwierigen Soundcheck soooo sehr auf die Folter gespannt, dass es lange dauerte, bis man sich dem psychedelischen Klängen hingeben konnte. Zudem war der Sound in der ersten halben Stunde so miserabel, dass viele Leute vorzeitig bedauerlicherweise ihre Zelte aufsuchten. Diese haben sich dann allerdings eine Wahnsinnsversion des Can-Klassikers MOTHER SKY, über dessen Thema sage und schreibe eine Dreiviertelstunde "psymprovisiert" wurde, dass es eine reine Freude war, entgehen lassen.