Floh De Cologne - Fließbandbabys Beat-Show - 1970

„Fließbandbabys Beatshow“, das zweite Album von Floh De Cologne, war das erste Album, das auf dem legendären Ohr-Label erschien! Seitdem ich damals ein paar Tracks davon auf der legendären „Ohrenschmaus“-Doppel-LP gehört habe, bin ich ein Fan dieses großartigen Albums!

Die Instrumente werden sparsam aber effektiv eingesetzt. Die Musik ist beatig und meliodiös und dient als Vehikel für die kritischen, aber dennoch sehr witzigen Texte. Die Texte spiegeln den damaligen Zeitgeist wieder und machen dem Hörer auf verblüffende Weise klar, wie sehr sich die Einstellung zum Thema „Arbeit“ im Laufe der Jahre verändert hat.

Ich erinnere mich an eine Autofahrt vor ca. 30 Jahren, als ich zum ersten Mal das Lied „Johnny“ hörte. Der Text ist sehr lustig und sehr „versaut“, und das war irgendwie so lustig, das ich an den Straßenrand fahren mußte, weil ich Tränen in den Augen hatte. Meine Beifahrer und ich haben ca. 5 Minuten gebraucht, bis wir uns wieder beruhigt hatten.

Bei vielen anderen Textpassagen bekomme ich auch heute immer noch eine Gänsehaut.

Alle anderen Floh De Cologne-Alben, die ich außerdem noch gehört habe, haben mich absolut gelangweilt.

Hansi Frank (drums, organ)
Dieter Klemm(rhythm, bass)
Markus Schmidt (bass, guitar, organ)
Dick Städtler (guitar, organ, bass)
Gerd Wollschon (rhythm, organ)


Trackliste:

Fließband
Fließbandbaby, manchmal träum ich
Komm mit mir ins Wegschmeißwunderland
Sei ruhig, Fließbandbaby
Ford Capri
Hey Johnny
Arbeit macht Freitag
Wenn Springer mal rülpst
Armer junger Krupp
Die oberen Zehntausend
Fließbandbaby, wir sind wieder wer
Mädchen, mach die Beine breit
Fließbandbaby, du sitzt im Gefängnis

LP - Ohr, 1970
CD – zyx, 1999

Bewertung Musik: 8 von 10 Punkten.
Bewertung: Texte: 9 von 10 Punkten.

in etwa:

Arbeit = "sich ohne Chance auf eine bessere Zukunft in grauen Fabriken am Fließband stehend kaputtzubuckeln, damit die fetten Unternehmerschweine noch reicher werden."

Das mag ja zur damaligen Zeit durchaus aktuell gewesen sein. Ich kann zumindest aus eigener Erfahrung bestätigen, dass Lehrlinge nichts als billige Arbeitskräfte waren, die zwar viel gearbeitet, aber wenig gelernt haben. Großartige Rechte hatten sie auch nicht.

Wenn ich mir überlege, wie wir uns in meinem kleinen Unternehmen abtun, damit unsere Auszubildenden etwas lernen...



mir auch!

"Ich will aber nicht immer nur gehorchen! Sei ruhig, Fließbandbaby, heiraten. Ich will aber nicht immer das gleiche tun! Sei ruhig, Fließbandbaby, Familie gründen! Ich will aber nicht immer arbeiten gehen und Fließbandbaby, Auto kaufen. Ich will aber nicht total verblöden! Sei ruhig, Fließbandbaby, Fernsehen. Ich will aber meine Gesundheit nicht ruinieren! Sei ruhig, Fließbandbaby, fürs Alter vorsorgen. Ich will aber nicht immer nur! Sei ruhig, Fließbandbaby, arbeiten."



der Ausschnitt war absolut grauenhaft und macht keinen Appetit auf mehr.

Rudi

wenn man aus Köln kommt dann ist man in den 70ern nicht um diese Gruppe herumgekommen. Irgendwo spielten die immer ( für ne Mark 50 )
Schulen , Straßenfesten , Demos usw. Mein Ding war es nie so. Ich hab allerdings noch die LPs " Lucky Streik " und " Mumien " im Regal stehen

Die Texte stehen hier klar im Vordergrund, genau, das ist aber auch mein Problem mit dieser Platte.

Generell sind - für einen "Nachgeborenen" wie mich - politische Texte von damals nur in Ausnahmefällen gelungen bzw. die beabsichtigte "Zeitkritik" oder Komik kaum noch nachvollziehbar.

Ein solcher Ausnahmefall ist z.B. die "Geier-Symphonie" von Floh De Cologne, anlässlich der Beerdigung von Friedrich Flick entstanden und mit Ausschnitten von Politikerreden von damals versehen. Schon eine Weile nicht mehr gehört, aber das ist auch heute nicht nur witzig, sondern von einem beißenden bitteren Sarkasmus, der noch lange nicht verjährt ist und deutlich macht, wie aktuell die Themen eigentlich doch sind.

Aber die Texte von "Fließband Babys Beat Show" sind (meiner Erinnerung nach) kein solcher Ausnahmefall.

Sicherlich nicht so sehr "Scheibenwischer-Lyrik" für Arme wie z.B. bei (im Extremfall) Franz K.s "Sensemann" oder auch (entschuldigt, es muss sein) Eulenspygel, aber lachen konnte ich da an keiner Stelle.

Natürlich stehen hier die Texte im Vordergrund und die Musik transportiert das ganze nur. Finde ich auch gar nicht mal schlecht, denn auf die Aussagen kam es doch damals an. Das Stück "Die oberen Zehntausend" kannte ich von dem Sampler "Ohrenschmaus". Der Track, insbesonders der Refrain, hatte es für mich in sich, so daß ich mir als Jugendlicher auch dieses Album gekauft habe. Die Probleme der damaligen Zeit wurden ohne Umschweife direkt angesprochen. Das war schon was - Anfang der 70ziger jedenfalls.

Folgende weitere CDs der Band stehen im Regal:

- Profitgeier
- Mumien
- Vietnam
- Lucky Strike

Hmc, ganz klar: entweder die "Fließband Baby" oder die "Profitgeier". Die anderen sind nicht mehr so stark wie diese beiden.

Mir ist eingefallen, dass ich Fließband Babys Beatshow auch live gesehen habe, die Karte habe ich allerdings nicht mehr, war aber auch im Eichhof damals, war sehr angesagt da, gute Konzerte.

Bei Lucky Streik war ich Helfer bei der Veranstaltung, da waren noch mehr Bands: Geronimo, "Lerryn, Frederik und Dadazuzu", Süverkrüp.....

Irgendwie habe ich damals nicht an Autogramme gedacht, ich habe sie doch alle hautnah erlebt?

Nobby

Nobby, :Respekt Live habe ich die Truppe leider nicht gesehen.

Auwei, Floh De Cologne. Mal ein Beispiel für die schlimme Seite der deutschen Szene. Humorbefreite Menschen mißbrauchen unschuldige Musikinstrumente, um platte Agitation zu betreiben.

Dazu darf man sicherlich auch eine andere Meinung haben! :8)

40 Minuten Hörgenuß.....

https://www.youtube.com/watch?v=w-GmaZDaYxQ

Diese Ansicht von Green- brain im Jahr der Gründung des Forums teile ich auch heute noch voll und ganz.