Marshall Tucker Band - Searching For A Rainbow | 1975

Marshall Tucker Band - Searchin' For A Rainbow (Caricorn 1975)

1972: Im Melody Maker gab es ein kleines Bandfoto. Einer der Gitarristen sah ein bißchen aus wie Obelix.
'Allmans Like Us' stand darunter.
Ohne je einen Ton dieser Truppe gehört zu haben und ohne es erklären zu können, wußte ich instinktiv:
DIE werden demnächst zu meinen Lieblingsgruppen zählen. Denn was die Allmans mögen, das muß ich
auch mögen. 'Southern Rock'..., die Szene war noch in der Erstehungsphase... das wird mein Ding werden,
100 pro!

Capricorn Records waren damals in Bonn nicht zu kriegen, ich mußte auf den nächsten Besuch in London
warten, um dort die schon zweite MTB - A New Life zu finden. Natürlich schlug die ein und war nur der
Grundstein für eine tolle Scheibe nach der anderen. Wieder mal ein Musikstil, der so recht für mich
gemacht schien; genug Gitarren, die aber nie kreischend klangen, viel Rhythmus, aber auch jede Menge
Melodie und dazu sehr gefühlsbetonte, dabei aber nie matschige Stücke. Textlich immer wieder geradlinige
Themen aus dem täglichen Leben gegriffen. Ein bißchen Cowboy- und Pionierromantik war auch dabei,
manchmal ein kleines bißchen verklärend... nunja, sie besangen schließlich die Gefühlswelt von Kerlen,
die mit ihrer Heimat und deren Leuten verbunden sind.



Searching For A Rainbow war ganz zwangsläufig ein weiterer Volltreffer und zeigte schon auf dem
Cover, was zu erwarten war: Bandnamen und Titel aus Lassos zusammengefügt, dazu ein Rodeoreiter auf
einem bockenden Bronco, der bei seiner Regenbogensuche durch dunkle Nachtwolken ritt.

Fire On The Mountain beginnt mit Toy Caldwell's klagender Steelgitarre und rockt dann in einem lockeren
Galopp ab, schnell und zügig, aber eben nicht ZU schnell und zügig. Da hat jemand seine Heimat in Virginia
verlassen um Gold, das 'Feuer' in den Bergen im damals noch unerforschten Westen zu suchen.
Aber er wird in dieser gesetzlosen Welt erschossen und beklagt (als Toter) das Schicksal seiner Witwe.
Jerry Eubanks liefert wie auch in fast allen anderen Stücken ein bedächtiges Saxophon oder gar eine
entspannte Flöte (!) dazu. Tatsächlich: das passt.

Searchin' For A Rainbow: erneut sehr gefühlvolle Steelgitarre mit gallopierendem Rhythmus, die den
Sänger von Kaff zu Kaff trägt, zunächst wieder auf der Suche nach dem Gold (in einem Topf) am Ende
des Regenbogens, bevor er erkennt, daß er doch eigentlich nach der Frau fürs Leben sucht. Und dann
kann sich der Goldtopf gerne zum Teufel scheren. Dickey Betts von den Allmans steuert ein Solo bei
und Doug Gray's beschwörende Stimmlage geht unter die Haut

Walkin' And Talkin' - ein kleines jazziges Stück mit wiederum leichtem Aufgallopp und heiterem Klimperpiano
des Capricorn-Produzenten Paul Hornsby. Wie bei allen folgenden Stücken liefert Toy Caldwell
mal kurze, mal extensivere Gitarrensoli. Textlich ist unser Held immer noch unterwegs, will aber jetzt
zu Mami zurückkehren, weil er von der Welt da draußen doch genug hat.

Virginia - Ein verhaltenes Liebeslied über die Frau, die trotz aller Alltagshärten zu unserem Helden
steht, der ihr natürlich ein besseres Leben bieten möchte.

Bob Away My Blues - Ruhiges Traben ist angesagt für einen Song über das Sitzen und Sorgenvergessen
unter einem schattigen Baum, wieder paßt Toy's Steelgitarre bestens in die Stimmung, die jetzt
einfach nur glücklich ist.

Keeps Me From All Wrong - natürlich wird weitergetrabt, mit erneut hochemotionaler Steel und Klimperpiano
denn es ist mitzuteilen, das diese 'Sie' ihn von allen Übeln dieser Welt abhält und er das zu schätzen weiß.
Ein 'Zuhör'-Song eindringlichster Art mit gewohnt verhaltener aber hervorragender Rhythmusarbeit.

Bound And Determined - Jerry Eubanks legt ein entschlossenes Saxophon-Intro vor, Chuck Leavell von den
Allmans liefert das aufbauende Piano dazu und dann gehts bißchen hörenswerter Gitarrenarbeit zwischen
Toy und George McCorkle los; wie schon der Titel sagt: 'Fest Entschlossen' sind sie;
und zwar so positiv, daß man die Nummer gerne dreimal länger hätte.

Can't You See - obwohl doch bis jetzt jedes Stück absolut gelungen ist, gelingt es hier, das Werk mit einem
ewigen Fanfavoriten abszuschließen. Doug Gray teilt uns nämlich mit, daß er bereit ist, alles, aber auch
wirklich alles zu tun, um die Frau seines Lebens zu überzeugen. Ein Liebeslied, das man, so seltsam es
auch klingen mag, dem Mädel in die Ohren 'Brüllen' muß, weil man nämlich so ungeheuer entschlossen ist.
Und dabei fühlt man sich plötzlich unglaublich positiv, man wird alles tun und man wird sein Ziel erreichen;
verdammt nochmal, die ganze Welt muß es wissen und Doug haut alles raus, was er hat und schreit aber
auch auf den Hörer ein: Los, Mach Mal Richtig Radau!
Toy und George lassen sich bei gleichzeitig verhaltenen und doch auch wieder eindringlichen Gitarrenriffs
nicht lumpen, es 'Muss' einfach jeder sehen und begreifen.

Da geht eine fantastische Scheibe zu Ende. Ein Werk nicht nur für die Insel, sondern viel eher eines für
das Tagesgeschäft und der totalen Entschlossenheit, sich davon nicht kleinkriegen zu lassen.
Der Bronco hat jedenfalls galoppierend die Bergkuppel erreicht, wo er wiehernd das Feuer grüßt.

Eine von mehreren Platin-LPs, später noch dutzendemal (!) neu aufgelegt.
Es war weder der erste, noch der letzte Volltreffer der MTB, aber natürlich kamen auch sie nach 9, 10
LPs an ihr kreatives Ende, vor allem, weil auch die beiden Caldwell-Brüder sehr früh von uns gingen.
George McCorkle wurde leider ebenfalls nicht alt.

Und ich krame gelegentlich das alte Bild aus dem Melody Maker raus:
'The Allmans Like Us'
.... and Badger Loves Us... müßte da noch stehen.

1 Fire On The Mountain 3:53
2 Searchin' For A Rainbow 3:48
3 Walkin' And Talkin' 2:25
4 Virginia 4:54
5 Bob Away My Blues 2:42
6 Keeps Me From All Wrong 4:13
7 Bound And Determined 4:20
8 Can't You See 6:25

Drums – Paul Riddle
Electric Guitar, Acoustic Guitar – George McCorkle
Saxophone, Flute, Vocals – Jerry Eubanks
Vocals, Bass Guitar – Tommy Caldwell
Vocals, Electric Guitar, Acoustic Guitar, Steel Guitar – Toy Caldwell
Vocals, Percussion – Doug Gray

Guest, Congas – Jerome Joseph
Guest, Electric Piano – Chuck Leavell
Guest, Fiddle – Charlie Daniels
Guest, Mandolin – Al McDonald
Guest, Soloist, Guitar – Richard Betts (Titel: 2)

Die hier vorhandenen vier Alben der MTB (A New Life / Carolina Dreams / The Marshall Tucker Band / die hier rezensierte) wurden tatsächlich schon ewig nicht mehr gehört und waren bereits aus meinem Gedächtnis verschwunden. So ist unser Zirkus nicht nur eine gute Quelle, Kritiken über die verschiedenen Bands und Stilrichtungen zu lesen, sondern auch ein prima Reminder, Ungehörtes wieder hervorzukramen.

Nun also - nach langer Zeit mal wieder ran an das Album.

Wie bereits auf dem Cover zu sehen und erahnen und wie Du es bereits geschrieben hast, erwartet uns hier ein Country-Album. Cowboy-Country, würde ich sagen. Aber nicht nur, einen schönen Southernrock beschert uns der Titel Bound and Determined, bei dem Song Walkin’ and Talkin’ bin ich mir nicht sicher - ist das noch Southernrock oder saftig swingender Jazz? Egal, beide Nummern kommen schön schmissig aus den Boxen. Mein Favorit auf diesem Album ist die krachende Livenummer Can’t You See. Neben der tollen Instrumentierung gefällt ganz besonders der kräftige, inbrünstige Gesang. Nicht zu vergessen die kleinen Gitarrensoli natürlich.

Ein Song, der in der Rezi nicht erwähnt wurde, hört auf den Namen It Takes Time, auch eine schöne, rockig swingende Nummer, die hier als CD-Bonus das Werk abschließt.

Insgesamt ein feines Album, zu dem ich noch die schöne Fiddle erwähnen möchte, die die Countrysongs begleitet. Jetzt heißt es hier "ran an die anderen drei MTB-Alben", mal sehen, wie diese zünden.

Hallo Wolfgang,
schön, daß Du Dir die Zeit genommen hast, eine auch inhaltlich interessante Antwort zu schreiben.

Trotzdem hätte ich Deinem Wunsch mal wieder etwas zu schreiben nicht nachkommen dürfen.
Gegen Apathie und Desinteresse kann man nicht ankämpfen, die Degeneration nicht stoppen
und egal was man versucht, am Ende fällt man jedesmal mental auf die Fresse.
Ich habs doch vorher gewußt.

Ach, "das alte Thema".
Sicher gibt es Gründe. Aber wie bereits bei früheren Versuchen wurden diese nicht umfassend wirklich dargelegt.

Also - noch 'ne Umfrage?

Mit 4 Teilnehmern?

Selbst bekannte Rubriken wie der Brezel lahmen immer mehr, nach dem letzten Aufbäumen gab es ja gaaaaanz kurzfristig das Bestreben, das Vorgestellte etwas näher zu erläutern, ein wenig bemühe ich mich jedenfalls..

Einfach nur Fotos und Titel einzustellen, sagt nichts aus. Und wirklich, sollte das Cover interessant aussehen, forscht man wirklich näher nach??? (war nur ein Beispiel?

Und dokumentierte Zugriffe mögen zwar als Aussage herhalten, aber eine Aussenwirkung vermag ich jeweils nicht zu erkennen-----

nun ja, "überbevölkert" sind wir hier ja nun nicht gerade....

Solange und in welchem Rahmen man etwas für sich selbst verantworten kann und man nicht unzufrieden mit sich selbst ist, sollte man das fortführen, wonach Einem gerade gesinnt. Läuft das aus dem Ruder, dann sollte Schluss sein, es ist Alles eine Abwägung persönlicher Interessen.