Yuri Honing's Peace Orchestra - Same

... ist er doch einer, der, und das gilt nicht nur für diese Veröffentlichung, ständig mit kreativen Höchstleistungen aufwartet.

 
firebyrd
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Yuri Honing's Peace Orchestra - Same

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Gepostet: 24.09.2025 - 23:16 Uhr  ·  #1
Yuri Honing's Peace Orchestra - Same


Den niederländischen Saxofonisten Yuri Honing hatte ich bereits mehrmals vorgestellt, zuletzt 2023 mit seiner Veröffentlichung "Heaven On My Mind". Zu seiner Arbeitsweise führte der Protagonist einmal aus: „Ich komponiere von einem Kern und arbeite von dort bis zu den Rändern, ebenso wie harmonische Strukturen, die in der Mitte beginnen und sich ausbreiten“.

Nun, wie wird er das aktuell umgesetzt haben mit seinem Peace Orchestra? Gleich vorweg, weil ich kann es nicht bei mir behalten, es ist ein großartiges und hervorragendes Werk gelungen. Sogleich mit dem ersten Song, einem der drei Live-Songs des Albums, „For A Script“ fühle ich mich gefangen, erst einmal durch die wunderschön klingende Einleitung mit der Harfe von Remy van Kesteren, und dann baut sich der Song langsam auf, Yoràn Vroom mit seinem Schlagzeug gibt dem Ganzen einen federnden Background, leichte Einwürfe der Gitarre, und dann tritt er auf, und eine Gänsehaut ist garantiert, zumindest bei mir, Yuri Honing bringt eine völlig emotional losgelöste Stimmung ein, ich scheine den Geist Pharoah Sanders zu spüren, dann hauchen elektronische Elemente, einem sanften Sturm gleichend, es ist sehr ungewöhnlich, diese Melange aus den verschiedenen Stimmungen, die folkloristische Seite mit der Harfe, die Jazzelemente und die elektronische Bearbeitung.

„Asturiana“ ist der erste im Studio eingespielte Song, eine Bearbeitung der Komposition von Manuel de Falla, hier fliesst es dahin, eine sanfte, nachdenkliche und beschauliche Stimmung durchzieht die Interpretation, und dann erscheint „Imagine“ von Lennon, Ella Zarina ist mit der Gitarre vorrangig eingebunden und man bedient sich relativ lange des Themas und bietet durch diese Version durchaus Raum dafür, sich mit dem Text des Songs zu befassen, werden ihn doch viele kennen aufgrund seines Bekanntheitsgrades.

„Isola“ bringt einige Fusion-Elemente ein, die darlegen, wie unterschiedlich doch die Gestaltung dieser acht Songs wahrgenommen wurde. Und so wird man resümierend feststellen können, wie sicher und schlüssig es gelungen ist, verschiedene Elemente und Stimmungen unter einen Hut zu bringen.

Wenn ich genau hinhöre, kann ich mich in verschiedenen Zeiten der Musikgeschichte gedanklich wiederfinden. Da ist einmal der bereits erwähnte Pharoah Sanders, der durch das Spiel des Protagonisten stark in den Vordergrund gerückt wird und dessen besondere Spiritualität, bis hin zum Sprung in die Jetztzeit mittels der elektronischen Bearbeitungen, die jedoch, und das ist löblich, als geringe Zutat verwendet wurde, jedoch stets an den richtigen Stellen. Durch Gitarre und Schlagzeug werden auch Elemente ausserhalb des reinen Jazz' bedient, Tony Overwater am Bass hält sich nach allen Seiten recht offen und das ganz besondere Element ist halt die Harfe von Remy van Kesteren.

Dieses Mal gibt es nur eine Eigenkomposition von Honing, das ist „Kaïn & Abel“, ein wunderbar schwebender Song, der mit kreativer Gestaltung einen langsamen Aufbau und Entwicklung vollzieht, inklusive plötzlich eintretender Rock-Elemente. Und genau das zeigt auf, dass sich Honing erneut bestimmter Schubladen entledigt und musikalische Freiheit präsentiert, Musik zwischen festen Strukturen und losgelöster Freiheit. Und – es ist mir unbegreiflich, warum der Musiker nur nicht bekannter wurde, ist er doch einer, der, und das gilt nicht nur für diese Veröffentlichung, ständig mit kreativen Höchstleistungen aufwartet.

Yuri Honing (tenor saxophone)
Remy van Kesteren (harp & electronics)
Ella Zarina (guitar)
Tony Overwater (double bass & bass guitar)
Yoràn Vroom (drums)

1 For a Script (live) (7:30) [van Kesteren]
2 Asturiana (5:35) [de Falla]
3 Imagine (3:41) (live) [Lennon]
4 Isola (4:19) [van Kesteren]
5 Carte di Amore (3:53) [Gismonti]
6 Magnificent (she says) (4:49) [Garvey]
7 Kaïn & Abel (live) (6:57) [Honing]
8 Sufi (6:52) [traditional]

http://www.yurihoning.com/

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Re: Yuri Honing's Peace Orchestra - Same

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Gepostet: 25.09.2025 - 08:28 Uhr  ·  #2
In der Tat sehr hörenswert. Habe gerade mal nur den Soundschnipsel auf der Homepage angeklickt (ist leider nicht ersichtlich um welchen Song es sich handelt, aber aufgrun der Einleitung mit Harfe könnte es der von dir beschriebene "For A Script" sein). Da werde ich mal tiefer einsteigen. Witzig der Hinweis auf seiner Seite "The Nick Cave Of Jazz".

Und als Hinweis: wäre irgendwann später mal ein schönes Bilderrätsel :-) )
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