Anna Kalk - Different Times
Heute stelle ich eine Musikerin aus Tartu, Estland, vor. Es handelt sich um Anna Kalk, die sich seit dem Alter von Zwölf mit der Gitarre beschäftigt. So soll sie sich zunächst mit dem Spielen von Songs der Band Nirvana befasst haben, bis sie zu einer Jazz-Gitarre griff. Dieses Genre war dann auch Inhalt ihres Studiums in Tallinn, dann bei der Estonian Music and Theater Academy, um schließlich in Weimar zu einem Bachelor-Abschluss zu gelangen.
Weitere Stufen erklomm sie an der Hochschule der Künste in Bern, wobei sie mit Jazzkollegen*innen wie Ronny Graupe, Kalle Kalima, Alexandra Grimal, Jim Black, Ralph Alessi, Django Bates und anderen studierte. 2022 war es so weit, dass sie ihr erstes Album veröffentlichte. Und nun liegt mit "Different Times" ihr aktuelles Werk vor. Laut Pressetext geht es inhaltlich um diese Thematik: »Das neue Album beschäftigt sich mit den Turbulenzen der letzten Jahre und den zyklischen Veränderungen des Lebens. In ihren introspektiven Kompositionen setzt sich Anna Kalk mit den dunkleren und intensiveren Momenten des Daseins auseinander: Verlust, Übergänge und Neuanfänge.« So hat Anna Kalk das auch auf Englisch im aufklappbaren Cover aufgeführt.
So versuche ich einerseits, diese Vorgaben nachzuvollziehen, andererseits jedoch gleichzeitig auch meine eigene Wahrnehmung einzubringen, ohne bereits mit diesen Angaben vorbelastet zu sein. Die Gitarristin musiziert im Quartettformat, diese Band gründete sich in der Schweiz, man lernte sich kennen während des Studiums an der Hochschule der Künste. Eines ist jedoch sofort auffällig und ganz klar, nämlich, dass die Vier dem modernen Jazz eine Art Frischeschub verpassen.
Frische, weil bereits der erste Song, "Only Answers", den Jazz auf recht eigenwillige Weise interpretiert. Für "Nicht-Jazzer" dürfte das bereits recht nervenaufreibend und schräg sein, wenn sich einfach kein Rhythmus etablieren will, und viele freie Passagen die Musik im Raum schweben lassen. Dazu diese spezielle Art der Protagonistin, mit ihrem Instrument umzugehen, diese recht perkussiv wirkende Umsetzung des Gitarrenspiels, mit diesem besonders wirkenden Anschlag, ja, eine recht individuell gefärbte Spielweise, da scheint so Einiges hängen geblieben zu sein angesichts des gemeinsamen Studiums mit Musikern wie Ronny Graupe und Kalle Kalima.
Grundsätzlich trifft diese Form von Besonderheit auf jeden Song zu, zum Beispiel ist auch "Alles leicht" ganz 'anders': teils abgehackte Gitarrenläufe, mittendrin wird der Fuzz aktiviert, das Heulen eines Wolfes scheint zu ertönen; das ist Trompeter Butscher, der hier aktiv wird, yeah – das ist irre, irre gut und wachrüttelnd, alte eingefahrene Strukturen werden aufgerissen, neu gestaltet zu diesem wilden Sound, der richtig packen kann, sofern man die Offenheit für solche 'Experimente' in sich trägt, und wenn, dann wird man halt belohnt!
Doch nicht nur kantig ist es durchgehend, sondern durchaus gibt es auch frei schwebende und sehr melodiöse Landschaften, und auch hier spielt Trompeter Butscher eine wichtige Rolle. Gemeinsam mit der Protagonistin setzen die Beiden auf "Whirlwind" auch ihre Stimmen zur Gestaltung ein. Die überwiegende Stimmung kommt schließlich mit einem großen emotionalen Anteil, auch humoristische Ansätze können hier und da einmal zum Ansatz kommen, mithin ist die Musik nie trocken oder zu ernsthaft, die Kontraste verschiedener emotionaler Ausdrücke sind es auch, die einen hohen Grad an Aufmerksamkeit erfordern. Im letzten Song, "Everything Is Something Else", muss ich teilweise an Musik denken, die ich aus den Siebzigern vom Münchener Label ECM kenne, ein recht ruhiger und schön klingender Abschluss einer Platte mit aufreizender Musik, die wirklich alle gemeinsam gestalten, Bassist und Schlagzeuger sind stets maßgeblich eingebracht.
Anna Regina Kalk (guitar, compositions, voice – #7)
Paul Butscher (trumpet, flugelhorn, voice – #)
Loïc Baillod (double bass)
Xavier Kaeser (drums)
1 Only Answers (4:27)
2 Different Times (7:15)
3 Alles leicht (5:14)
4 Endstart (4:53)
5 Aftermath (6:02)
6 Intro To An Intro (2:34)
7 Whirlwind (3:55)
8 Two Windows (4:11)
9 Everything Is Something Else (5:29)
https://www.annareginakalk.com/
Heute stelle ich eine Musikerin aus Tartu, Estland, vor. Es handelt sich um Anna Kalk, die sich seit dem Alter von Zwölf mit der Gitarre beschäftigt. So soll sie sich zunächst mit dem Spielen von Songs der Band Nirvana befasst haben, bis sie zu einer Jazz-Gitarre griff. Dieses Genre war dann auch Inhalt ihres Studiums in Tallinn, dann bei der Estonian Music and Theater Academy, um schließlich in Weimar zu einem Bachelor-Abschluss zu gelangen.
Weitere Stufen erklomm sie an der Hochschule der Künste in Bern, wobei sie mit Jazzkollegen*innen wie Ronny Graupe, Kalle Kalima, Alexandra Grimal, Jim Black, Ralph Alessi, Django Bates und anderen studierte. 2022 war es so weit, dass sie ihr erstes Album veröffentlichte. Und nun liegt mit "Different Times" ihr aktuelles Werk vor. Laut Pressetext geht es inhaltlich um diese Thematik: »Das neue Album beschäftigt sich mit den Turbulenzen der letzten Jahre und den zyklischen Veränderungen des Lebens. In ihren introspektiven Kompositionen setzt sich Anna Kalk mit den dunkleren und intensiveren Momenten des Daseins auseinander: Verlust, Übergänge und Neuanfänge.« So hat Anna Kalk das auch auf Englisch im aufklappbaren Cover aufgeführt.
So versuche ich einerseits, diese Vorgaben nachzuvollziehen, andererseits jedoch gleichzeitig auch meine eigene Wahrnehmung einzubringen, ohne bereits mit diesen Angaben vorbelastet zu sein. Die Gitarristin musiziert im Quartettformat, diese Band gründete sich in der Schweiz, man lernte sich kennen während des Studiums an der Hochschule der Künste. Eines ist jedoch sofort auffällig und ganz klar, nämlich, dass die Vier dem modernen Jazz eine Art Frischeschub verpassen.
Frische, weil bereits der erste Song, "Only Answers", den Jazz auf recht eigenwillige Weise interpretiert. Für "Nicht-Jazzer" dürfte das bereits recht nervenaufreibend und schräg sein, wenn sich einfach kein Rhythmus etablieren will, und viele freie Passagen die Musik im Raum schweben lassen. Dazu diese spezielle Art der Protagonistin, mit ihrem Instrument umzugehen, diese recht perkussiv wirkende Umsetzung des Gitarrenspiels, mit diesem besonders wirkenden Anschlag, ja, eine recht individuell gefärbte Spielweise, da scheint so Einiges hängen geblieben zu sein angesichts des gemeinsamen Studiums mit Musikern wie Ronny Graupe und Kalle Kalima.
Grundsätzlich trifft diese Form von Besonderheit auf jeden Song zu, zum Beispiel ist auch "Alles leicht" ganz 'anders': teils abgehackte Gitarrenläufe, mittendrin wird der Fuzz aktiviert, das Heulen eines Wolfes scheint zu ertönen; das ist Trompeter Butscher, der hier aktiv wird, yeah – das ist irre, irre gut und wachrüttelnd, alte eingefahrene Strukturen werden aufgerissen, neu gestaltet zu diesem wilden Sound, der richtig packen kann, sofern man die Offenheit für solche 'Experimente' in sich trägt, und wenn, dann wird man halt belohnt!
Doch nicht nur kantig ist es durchgehend, sondern durchaus gibt es auch frei schwebende und sehr melodiöse Landschaften, und auch hier spielt Trompeter Butscher eine wichtige Rolle. Gemeinsam mit der Protagonistin setzen die Beiden auf "Whirlwind" auch ihre Stimmen zur Gestaltung ein. Die überwiegende Stimmung kommt schließlich mit einem großen emotionalen Anteil, auch humoristische Ansätze können hier und da einmal zum Ansatz kommen, mithin ist die Musik nie trocken oder zu ernsthaft, die Kontraste verschiedener emotionaler Ausdrücke sind es auch, die einen hohen Grad an Aufmerksamkeit erfordern. Im letzten Song, "Everything Is Something Else", muss ich teilweise an Musik denken, die ich aus den Siebzigern vom Münchener Label ECM kenne, ein recht ruhiger und schön klingender Abschluss einer Platte mit aufreizender Musik, die wirklich alle gemeinsam gestalten, Bassist und Schlagzeuger sind stets maßgeblich eingebracht.
Anna Regina Kalk (guitar, compositions, voice – #7)
Paul Butscher (trumpet, flugelhorn, voice – #)
Loïc Baillod (double bass)
Xavier Kaeser (drums)
1 Only Answers (4:27)
2 Different Times (7:15)
3 Alles leicht (5:14)
4 Endstart (4:53)
5 Aftermath (6:02)
6 Intro To An Intro (2:34)
7 Whirlwind (3:55)
8 Two Windows (4:11)
9 Everything Is Something Else (5:29)

https://www.annareginakalk.com/