Was für ein irres und gleichsam irreführendes Artwork! Ganz präsent der Monitor des ---> Schneidetisches Marke "Moviola ccMiola", in dem ein nach hinten blickender Cowboy zu sehen ist. Der Cutter scheint gerade seine Arbeit beendet zu haben, hängen doch unten noch die feinen Textilhandschuhe am Gerät, welche für das Anfassen des Filmstreifens unerlässlich sind. Alles an diesem Albumcover deutet auf einen tollen Soundtrack zu einem alten Western hin.
Aber - da haben sich 10cc wohl einen Scherz erlaubt, diese Spaßvögel. Nach einem Film, zu dem dieser Soundtrack entstanden sein könnte, wird man vergeblich suchen - selbst wenn das Album "The Original Soundtrack" betitelt ist. Der Film zu diesem Album entsteht im Kopf, sofern sich der Hörer auf Sound und Text einlässt.
10cc - The Original Soundtrack | 1975 GB | Rock, Artrock, Progressive Rock
Dieses ist das dritte Album der Band nach "10cc"(1973) und "Sheet Music" (1974). Ebenso ist es das letzte Album, welches neben dem 1976 erschienen Werk "How Dare You" in der Originalbesetzung erschienen ist:
Eric Stewart: Gesang, Gitarre
Graham Gouldman: Bass
Lol Creme: Gitarre, Keyboard, Gesang
Kevin Godley: Schlagzeug, Gesang
Nach "Sheet Music" trennten sich Lol Creme und Kevin Godley von 10cc, um fortan unter dem Namen GODLEY AND CREME eine erfolgreiche Solokarriere zu starten. Gleichwohl blieben auch 10cc mit neuen Mitgliedern erfolgreich und veröffentlichten noch zahlreiche Alben, welche in den Charts gut platziert waren. Für meinen Geschmack jedoch waren die ersten drei Alben die herausragenden Werke der Band, allen voran das hier vorgestellte "The Original Soundtrack".
Einem Hörspiel gleich beginnt das Album mit dem opernhaften, dreigeteilten Stück Une Nuit A Paris. Ein Erzähler führt durch das nächtliche, verruchte Paris, auch ein Tourist, ein Gauner oder eine Coquette (eine Frau, die unbeschwert flirtet und Charme, Unschuld und subtile Verführung ausstrahlt) kommen zu Wort:
Empfangsdame im "Hotel": Bonjour, Monsieur / Paris heißt Sie herzlich willkommen. / Das ist das beste Zimmer im Haus. / Vierzig Francs pro Nacht, okay?
Tourist: Denkt: Es ist verrückt. / Es ist keinen Cent wert. / Sagt: Ich nehme es.
Coquette : Oh mein Schatz, wünschte, du wärst mein. / Und ich zeige dir eine wundervolle Zeit. / Für den Preis eines billigen Champagners. / Ich zeige es dir noch einmal.
Der Opener erinnert mich mit seinen opernhaften Passagen sehr an Bohemian Rhapsody von QUEEN. Er könnte glatt als Blaupause für deren Song gedient haben. Une Nuit A Paris glänzt vor Ideeenreichtum und Witz, musikalischer Abwechslung und Vielschichtigkeit. Das Stück ist eingeteilt in drei Kapitel, 1) One Night In Paris / 2) The Same Night In Paris / 3) Later, The Same Night In Paris. Durch immer wieder eingestreute französische Akzente wirkt dieses kleine Hörspiel fast realistisch. Ganz nebenbei, wie bei allen Songs des Albums, freut sich jede HiFi-Anlage über den überragenden Sound der Scheibe.
Une Nuit A Paris
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=k0puHKg_CjQ
---> Blackmail schließt (auf LP!) die erste Seite des Albums ab. Dominiert wird dieser Song durch Eric Stewarts hervorragende Steel-Slide-Gitarre sowie den Falsett-Gesang und die treibenden Keyboards. Zwischendurch wird ein wenig gejammt, bevor der Track instrumental ausklingt.
---> The Second Sitting For The Last Supper eröffnet Seite zwei fast im Heavy-Metal-Sound. Der Song treibt wunderbar voran, der Gesang von Eric Stewart wird immer wieder von kleinen, metalartigen Instrumentals unterbrochen. Insgesamt geht hier ganz schön die Post ab.
Ruhiger geht es mit ---> Brand New Day weiter. Kevin Godley eröffnet den Song mit seiner wunderbaren Stimme, im Verlauf des Stücks begleitet von Lol Creme.
Um das Thema Drogen und den Teufel, der dieses Zeug verbreitet, geht es im folgenden Stück ---> Flying Junk. Eine weitere Singleauskopplung, die Charterfolge erzielen konnte war neben I'm Not In Love das Stück Life Is A Minestrone. Es kommt locker-flockig daher, ein schöner, schmissiger Popsong mit skurrilem Text:
"Das Leben ist eine Minestrone / Serviert mit Parmesan / Der Tod ist eine kalte Lasagne / Im Tiefkühlfach / Liebe ist ein Feuer aus flammendem Brandy / Auf einem Crêpe Suzette"
DER Song, der 10cc möglicherweise den Musikfreunden bekannt machte, die bislang nichts von der Band wussten oder kannten, war ganz sicher I'm Not In Love. Geschrieben von Eric Stewart und Graham Gouldman, erreichte diese Singleauskopplung 11 Wochen Platz eins in den UK-Charts, 17 Wochen Platz zwei in den USA und 19 Wochen Platz 8 in Deutschland.
I'm Not In Love erzählt von einem Teenager, der selber nicht weiß, ob er richtig verliebt ist, ob er seinen Gefühlen trauen kann und somit zwischen Realität und Selbstmitleid hin- und hergerissen ist. Eingepackt in eine Melodie, die sich melancholisch in himmlische Sphären schraubt, ist dies für mich der Übersong dieses Albums. Um diesen gewaltigen "Chor" zu schaffen, bedienten sich 10cc eines technischen Tricks: einzelne Töne wurden gemeinsam auf ein 256-Mehrspurrekorder gesungen, woraus Endlosbänder mit den wesentlichen Akkorden des Liedes erstellt wurden. Am Mischpult konnten dann die benötigten Akkorde an den gewünschten Stellen der Aufnahme eingeblendet werden, wodurch die Band einen großen Chor simulieren konnte. Ein ähnlicher Effekt lässt sich mit dem Mellotron erzielen. Tatsächlich war ich auch bislang der Meinung, dass dieser Choreffekt durch ein Mellotron erzielt wurde, bis ich auf wikipedia mehr über das Entstehen des Songs gelesen hatte.
I'm Not In Love
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=cgJckGsR-T0
I'm Not In Love (Radio 2 Piano Room)
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=0V_sB6iMDmY
The Making of I'm Not in Love
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=3oxe4mlsQos
Das Magazin "Rolling Stone" vermeldete einmal: "Musikalisch ist mehr los als auf zehn Yes-Alben, aber insgesamt ist die Band so zugänglich wie eine reine Popband." Nun, das muss jeder für sich selber entscheiden. Für mich ist dies ein grandioses Werk, ein Meisterwerk, ich möchte fast behaupten, ein Konzeptalbum. Neben der herausragenden Musik und dem tollen Songwriting muss unbedingt das fantastische Artwork erwähnt werden. Es wurde erstellt von der britischen Firma Hipgnosis. Deren Cover dürften mittlerweile weltberühmt sein, eine Auswahl ist ---> hier zu bestaunen.
Müsste ich ein Album empfehlen, welches einem Ersthörer die Band 10cc schmackhaft machen sollte, es wäre zweifelsohne "The Original Soundtrack".
Ein Klassiker und ein zeitloses Stück Musikgeschichte.
[Die Tracks]
1. Une nuit à Paris (8:38) :
- One Night in Paris (2:25)
- The Same Night in Paris (2:52)
- Later the Same Night in Paris (3:21)
2. I'm Not in Love (6:08)
3. Blackmail (4:32)
4. The Second Sitting for the Last Supper (4:30)
5. Brand New Day (4:05)
6. Flying Junk (4:15)
7. Life Is a Minestrone (4:46)
8. The Film of My Love (5:08)
Zu guter Letzt noch 10cc - BBC In Concert - Full Concert aus 1974.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=GvAjmvA4O70
Aber - da haben sich 10cc wohl einen Scherz erlaubt, diese Spaßvögel. Nach einem Film, zu dem dieser Soundtrack entstanden sein könnte, wird man vergeblich suchen - selbst wenn das Album "The Original Soundtrack" betitelt ist. Der Film zu diesem Album entsteht im Kopf, sofern sich der Hörer auf Sound und Text einlässt.
10cc - The Original Soundtrack | 1975 GB | Rock, Artrock, Progressive Rock

Eric Stewart: Gesang, Gitarre
Graham Gouldman: Bass
Lol Creme: Gitarre, Keyboard, Gesang
Kevin Godley: Schlagzeug, Gesang
Nach "Sheet Music" trennten sich Lol Creme und Kevin Godley von 10cc, um fortan unter dem Namen GODLEY AND CREME eine erfolgreiche Solokarriere zu starten. Gleichwohl blieben auch 10cc mit neuen Mitgliedern erfolgreich und veröffentlichten noch zahlreiche Alben, welche in den Charts gut platziert waren. Für meinen Geschmack jedoch waren die ersten drei Alben die herausragenden Werke der Band, allen voran das hier vorgestellte "The Original Soundtrack".
Einem Hörspiel gleich beginnt das Album mit dem opernhaften, dreigeteilten Stück Une Nuit A Paris. Ein Erzähler führt durch das nächtliche, verruchte Paris, auch ein Tourist, ein Gauner oder eine Coquette (eine Frau, die unbeschwert flirtet und Charme, Unschuld und subtile Verführung ausstrahlt) kommen zu Wort:
Empfangsdame im "Hotel": Bonjour, Monsieur / Paris heißt Sie herzlich willkommen. / Das ist das beste Zimmer im Haus. / Vierzig Francs pro Nacht, okay?
Tourist: Denkt: Es ist verrückt. / Es ist keinen Cent wert. / Sagt: Ich nehme es.
Coquette : Oh mein Schatz, wünschte, du wärst mein. / Und ich zeige dir eine wundervolle Zeit. / Für den Preis eines billigen Champagners. / Ich zeige es dir noch einmal.
Der Opener erinnert mich mit seinen opernhaften Passagen sehr an Bohemian Rhapsody von QUEEN. Er könnte glatt als Blaupause für deren Song gedient haben. Une Nuit A Paris glänzt vor Ideeenreichtum und Witz, musikalischer Abwechslung und Vielschichtigkeit. Das Stück ist eingeteilt in drei Kapitel, 1) One Night In Paris / 2) The Same Night In Paris / 3) Later, The Same Night In Paris. Durch immer wieder eingestreute französische Akzente wirkt dieses kleine Hörspiel fast realistisch. Ganz nebenbei, wie bei allen Songs des Albums, freut sich jede HiFi-Anlage über den überragenden Sound der Scheibe.
Une Nuit A Paris
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=k0puHKg_CjQ
---> Blackmail schließt (auf LP!) die erste Seite des Albums ab. Dominiert wird dieser Song durch Eric Stewarts hervorragende Steel-Slide-Gitarre sowie den Falsett-Gesang und die treibenden Keyboards. Zwischendurch wird ein wenig gejammt, bevor der Track instrumental ausklingt.
---> The Second Sitting For The Last Supper eröffnet Seite zwei fast im Heavy-Metal-Sound. Der Song treibt wunderbar voran, der Gesang von Eric Stewart wird immer wieder von kleinen, metalartigen Instrumentals unterbrochen. Insgesamt geht hier ganz schön die Post ab.
Ruhiger geht es mit ---> Brand New Day weiter. Kevin Godley eröffnet den Song mit seiner wunderbaren Stimme, im Verlauf des Stücks begleitet von Lol Creme.
Um das Thema Drogen und den Teufel, der dieses Zeug verbreitet, geht es im folgenden Stück ---> Flying Junk. Eine weitere Singleauskopplung, die Charterfolge erzielen konnte war neben I'm Not In Love das Stück Life Is A Minestrone. Es kommt locker-flockig daher, ein schöner, schmissiger Popsong mit skurrilem Text:
"Das Leben ist eine Minestrone / Serviert mit Parmesan / Der Tod ist eine kalte Lasagne / Im Tiefkühlfach / Liebe ist ein Feuer aus flammendem Brandy / Auf einem Crêpe Suzette"
DER Song, der 10cc möglicherweise den Musikfreunden bekannt machte, die bislang nichts von der Band wussten oder kannten, war ganz sicher I'm Not In Love. Geschrieben von Eric Stewart und Graham Gouldman, erreichte diese Singleauskopplung 11 Wochen Platz eins in den UK-Charts, 17 Wochen Platz zwei in den USA und 19 Wochen Platz 8 in Deutschland.
I'm Not In Love erzählt von einem Teenager, der selber nicht weiß, ob er richtig verliebt ist, ob er seinen Gefühlen trauen kann und somit zwischen Realität und Selbstmitleid hin- und hergerissen ist. Eingepackt in eine Melodie, die sich melancholisch in himmlische Sphären schraubt, ist dies für mich der Übersong dieses Albums. Um diesen gewaltigen "Chor" zu schaffen, bedienten sich 10cc eines technischen Tricks: einzelne Töne wurden gemeinsam auf ein 256-Mehrspurrekorder gesungen, woraus Endlosbänder mit den wesentlichen Akkorden des Liedes erstellt wurden. Am Mischpult konnten dann die benötigten Akkorde an den gewünschten Stellen der Aufnahme eingeblendet werden, wodurch die Band einen großen Chor simulieren konnte. Ein ähnlicher Effekt lässt sich mit dem Mellotron erzielen. Tatsächlich war ich auch bislang der Meinung, dass dieser Choreffekt durch ein Mellotron erzielt wurde, bis ich auf wikipedia mehr über das Entstehen des Songs gelesen hatte.
I'm Not In Love
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=cgJckGsR-T0
I'm Not In Love (Radio 2 Piano Room)
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=0V_sB6iMDmY
The Making of I'm Not in Love
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=3oxe4mlsQos
Das Magazin "Rolling Stone" vermeldete einmal: "Musikalisch ist mehr los als auf zehn Yes-Alben, aber insgesamt ist die Band so zugänglich wie eine reine Popband." Nun, das muss jeder für sich selber entscheiden. Für mich ist dies ein grandioses Werk, ein Meisterwerk, ich möchte fast behaupten, ein Konzeptalbum. Neben der herausragenden Musik und dem tollen Songwriting muss unbedingt das fantastische Artwork erwähnt werden. Es wurde erstellt von der britischen Firma Hipgnosis. Deren Cover dürften mittlerweile weltberühmt sein, eine Auswahl ist ---> hier zu bestaunen.
Müsste ich ein Album empfehlen, welches einem Ersthörer die Band 10cc schmackhaft machen sollte, es wäre zweifelsohne "The Original Soundtrack".
Ein Klassiker und ein zeitloses Stück Musikgeschichte.
[Die Tracks]
1. Une nuit à Paris (8:38) :
- One Night in Paris (2:25)
- The Same Night in Paris (2:52)
- Later the Same Night in Paris (3:21)
2. I'm Not in Love (6:08)
3. Blackmail (4:32)
4. The Second Sitting for the Last Supper (4:30)
5. Brand New Day (4:05)
6. Flying Junk (4:15)
7. Life Is a Minestrone (4:46)
8. The Film of My Love (5:08)
Zu guter Letzt noch 10cc - BBC In Concert - Full Concert aus 1974.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=GvAjmvA4O70