Abacaxi - Live au Périscope
Zitat Pressetext: "Das französische Trio Abacaxi hat sich als eine der aufregendsten Formationen der experimentellen Musikszene etabliert." Und weiter: "Ihr Sound ist explosiv, vielschichtig und kaum kategorisierbar." So wird hervorgehoben, dass es sich bei den drei Musikern um Klangarchitekten handelt, die mit Mustern und Strukturen spielen, um eine Musik zu erschaffen, die gleichzeitig experimentell, tanzbar und zugÀnglich ist.
Ja, nun bin ich natĂŒrlich ein wenig voreingenommen, will ich das einfach so stehen lassen, bevor ich mich daran halte, was ich höre. "Tanzbar und zugĂ€nglich", das kann ich irgendwie nicht kritiklos so stehen lassen. Wer sich zum Auftaktsong "Licasso" tanzend bewegen möchte, dĂŒrfte eine lustige Darbietung abliefern, vielleicht mit Knoten in den Beinen. Und das Thema "zugĂ€nglich" halte ich fĂŒr völlig verfehlt. Denn diesen Begriff sollte man schon darauf eingrenzen, welche Musikstrukturen in der allgemein zugĂ€nglichen Popularmusik vorherrschen, und ich nenne es mal "die Masse", wird sich mit der Musik der Band wohl kaum anfreunden können.
FĂŒr wen mag sie dann wohl zugĂ€nglich sein? Ich hole mal weit aus, um ein breites Spektrum abzudecken, ohne dass ich direkte Vergleiche heranziehen möchte. Frank Zappa, Captain Beefheart, ganz frĂŒhe Gong oder Soft Machine, ein wenig Sonny Sharrock, Arto Lindsay oder die Bands Krakatau und Capillary Action. Ganz heftig wird es dann zum Beispiel, wenn sich ein stetiger Strom breitflĂ€chig ausgebreiteter GitarrenwĂ€nde durch heftiges Drumming bewegt, z.B. bei "Quetzal part. II". Ja, dann komme ich nicht umhin, ganz spontan mit den KlangwĂ€nden der Band Sunn O))) zu assoziieren, die aber einen Tick "brutaler" damit umgeht.
Rock mag die Basis sein, aber das Wort Experiment steht klar im Vordergrund. Und besonders Gitarrist Desprez ist es, der sehr umfangreich das Spektrum seines Instruments ausnutzt. So meine ich zum Beispiel bei "Licasso" ein Saxofon zu hören, und entsprechend weitere Sounds erzeugt er durch Effektpedale. "Quetzal", diese dreiteilige Suite, ist ja wohl Dreh- und Angelpunkt der Platte. Im ersten Teil vernehme ich eine rhythmische Hinwendung zu Afrika, hypnotisch angelegt, entsteht hier doch tatsĂ€chlich die oben erwĂ€hnte "Tanzbarkeit". BezĂŒglich des zweiten Teils verweise ich auf meine AusfĂŒhrung im vorherigen Absatz, und mit Teil 3 wird das Wort Freiheit praktiziert, Elemente frei flieĂender Musik, ohne gleich Free Jazz zu sein, werden Grenzen aufgezeigt und wieder aufgehoben, weg von allen "normalen" Strukturen.
Ja, Gitarre, Bass, Schlagzeug, eine eigentlich klassische Formation, doch klassisch ist hier nichts, hier wird krĂ€ftig "gelĂ€rmt" auf der Basis von scheinbar sich spontan entwickelnden Ideen, voller blitzender Energie mit Hochspannung, Musik, die sehr unbequem fĂŒr so manche Hörer*innen sein dĂŒrfte. Irgendwie steht sie auch zwischen den StĂŒhlen, denn fĂŒr Liebhaber der reinen Avantgarde mag es hier bisweilen zu rockig sein, fĂŒr Free Jazz-Liebhaber ist es nicht frei flieĂend genug, und, wie es anfĂ€nglich erwĂ€hnt wurde, kaum kategorisierbar! So schleicht sich bei "Churros" ganz leicht das Element Funk ein, und irgendwie scheint Desprez zu trompeten mit der Gitarre, oder höre ich hier Elefanten? Funky wird es dann erst recht, und auch hier wieder kann das durchaus zum Tanz auffordern, mit dem lĂ€ngsten Song, dem fast vierzehnminĂŒtigen "Mainstream Desire", und hier freunde ich mich dann auch ein wenig mit dem Begriff der ZugĂ€nglichkeit an!
Es muss ja auch nicht sein, stets in gewohnten Kategorien zu denken, Musik einordnen zu mĂŒssen, doch als Basis kann man bei Abacaxi am ehesten an eine experimentelle Rockband denken, ist das nun Noise Rock? Das möge Jede/r fĂŒr sich selbst entscheiden, eindeutig ist es auĂergewöhnlich ungewöhnlich! Im Ăbrigen, und das spricht auch fĂŒr das Ungewöhnliche, sind diese sechs Songs live entstanden, anlĂ€Ălich eines Konzerts vom 24.Januar 2024 in Lyon!
Julien Desprez (guitare, composition)
Jean-François Riffaud (basse)
Francesco Pastacaldi (batterie)
1 Licasso (9:31)
2 Quetzal part. I (4:33)
3 Quetzal part. II (8:15)
4 Quetzal part. III (9:18)
5 Churros (10:12)
6 Mainstream Desire (13:43)
https://www.juliendesprez.com/project
Zitat Pressetext: "Das französische Trio Abacaxi hat sich als eine der aufregendsten Formationen der experimentellen Musikszene etabliert." Und weiter: "Ihr Sound ist explosiv, vielschichtig und kaum kategorisierbar." So wird hervorgehoben, dass es sich bei den drei Musikern um Klangarchitekten handelt, die mit Mustern und Strukturen spielen, um eine Musik zu erschaffen, die gleichzeitig experimentell, tanzbar und zugÀnglich ist.
Ja, nun bin ich natĂŒrlich ein wenig voreingenommen, will ich das einfach so stehen lassen, bevor ich mich daran halte, was ich höre. "Tanzbar und zugĂ€nglich", das kann ich irgendwie nicht kritiklos so stehen lassen. Wer sich zum Auftaktsong "Licasso" tanzend bewegen möchte, dĂŒrfte eine lustige Darbietung abliefern, vielleicht mit Knoten in den Beinen. Und das Thema "zugĂ€nglich" halte ich fĂŒr völlig verfehlt. Denn diesen Begriff sollte man schon darauf eingrenzen, welche Musikstrukturen in der allgemein zugĂ€nglichen Popularmusik vorherrschen, und ich nenne es mal "die Masse", wird sich mit der Musik der Band wohl kaum anfreunden können.
FĂŒr wen mag sie dann wohl zugĂ€nglich sein? Ich hole mal weit aus, um ein breites Spektrum abzudecken, ohne dass ich direkte Vergleiche heranziehen möchte. Frank Zappa, Captain Beefheart, ganz frĂŒhe Gong oder Soft Machine, ein wenig Sonny Sharrock, Arto Lindsay oder die Bands Krakatau und Capillary Action. Ganz heftig wird es dann zum Beispiel, wenn sich ein stetiger Strom breitflĂ€chig ausgebreiteter GitarrenwĂ€nde durch heftiges Drumming bewegt, z.B. bei "Quetzal part. II". Ja, dann komme ich nicht umhin, ganz spontan mit den KlangwĂ€nden der Band Sunn O))) zu assoziieren, die aber einen Tick "brutaler" damit umgeht.
Rock mag die Basis sein, aber das Wort Experiment steht klar im Vordergrund. Und besonders Gitarrist Desprez ist es, der sehr umfangreich das Spektrum seines Instruments ausnutzt. So meine ich zum Beispiel bei "Licasso" ein Saxofon zu hören, und entsprechend weitere Sounds erzeugt er durch Effektpedale. "Quetzal", diese dreiteilige Suite, ist ja wohl Dreh- und Angelpunkt der Platte. Im ersten Teil vernehme ich eine rhythmische Hinwendung zu Afrika, hypnotisch angelegt, entsteht hier doch tatsĂ€chlich die oben erwĂ€hnte "Tanzbarkeit". BezĂŒglich des zweiten Teils verweise ich auf meine AusfĂŒhrung im vorherigen Absatz, und mit Teil 3 wird das Wort Freiheit praktiziert, Elemente frei flieĂender Musik, ohne gleich Free Jazz zu sein, werden Grenzen aufgezeigt und wieder aufgehoben, weg von allen "normalen" Strukturen.
Ja, Gitarre, Bass, Schlagzeug, eine eigentlich klassische Formation, doch klassisch ist hier nichts, hier wird krĂ€ftig "gelĂ€rmt" auf der Basis von scheinbar sich spontan entwickelnden Ideen, voller blitzender Energie mit Hochspannung, Musik, die sehr unbequem fĂŒr so manche Hörer*innen sein dĂŒrfte. Irgendwie steht sie auch zwischen den StĂŒhlen, denn fĂŒr Liebhaber der reinen Avantgarde mag es hier bisweilen zu rockig sein, fĂŒr Free Jazz-Liebhaber ist es nicht frei flieĂend genug, und, wie es anfĂ€nglich erwĂ€hnt wurde, kaum kategorisierbar! So schleicht sich bei "Churros" ganz leicht das Element Funk ein, und irgendwie scheint Desprez zu trompeten mit der Gitarre, oder höre ich hier Elefanten? Funky wird es dann erst recht, und auch hier wieder kann das durchaus zum Tanz auffordern, mit dem lĂ€ngsten Song, dem fast vierzehnminĂŒtigen "Mainstream Desire", und hier freunde ich mich dann auch ein wenig mit dem Begriff der ZugĂ€nglichkeit an!
Es muss ja auch nicht sein, stets in gewohnten Kategorien zu denken, Musik einordnen zu mĂŒssen, doch als Basis kann man bei Abacaxi am ehesten an eine experimentelle Rockband denken, ist das nun Noise Rock? Das möge Jede/r fĂŒr sich selbst entscheiden, eindeutig ist es auĂergewöhnlich ungewöhnlich! Im Ăbrigen, und das spricht auch fĂŒr das Ungewöhnliche, sind diese sechs Songs live entstanden, anlĂ€Ălich eines Konzerts vom 24.Januar 2024 in Lyon!
Julien Desprez (guitare, composition)
Jean-François Riffaud (basse)
Francesco Pastacaldi (batterie)
1 Licasso (9:31)
2 Quetzal part. I (4:33)
3 Quetzal part. II (8:15)
4 Quetzal part. III (9:18)
5 Churros (10:12)
6 Mainstream Desire (13:43)
https://www.juliendesprez.com/project
