Rufus Zuphall - Phallobst - 1971

 
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Rufus Zuphall - Phallobst - 1971

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Gepostet: 03.09.2006 - 16:44 Uhr  ·  #1
Das zweite Rufus Zuphall-Album wurde 1971 auf dem BASF-Sublabel Pilz veröffentlicht. Die Musik wurde damals als „neue deutsche Volksmusik“ verkauft (z. B. auf dem „Rapunzel“-Sampler), was durchaus seine Berechtigung hatte. Es handelt sich um exzellent gemachten progressiven Folk mit einer kräftigen Prise Rock, der manchmal, aber wirklich nur manchmal, an die frühen Jethro Tull erinnert. Wer z. B. das erste Hölderlin- oder Bröselmaschine-Album mag, wird auch dieses Album mögen.

Anbei ein Auszug aus dem Booklet:

„Durch eine Radiosendung wurde das Ohr-Label auf die Band aufmerksam, ein Zwei-Jahres-Vertrag wurde abgeschlossen und eine zweite LP - Phallobst - für 1971 geplant. Helmut Lieblang, der auch weiterhin der Texter der Band blieb, war kurz vor der LP-Produktion aus persönlichen Gründen ausgeschieden und durch Manfred Spangenberg ersetzt worden. Gleichzeitig kam mit Thomas Kittel ein weiterer Gitarrist in die Band. Die erste Version des Titels "Portland Town", der auf der CD "Avalon and On" (LHC 031) erschienen ist, war ein Demo-Track für die neue Plattenfirma, eingespielt in der erweiterten Besetzung.

Phallobst erschien dann Ende 1971 nicht wie angekündigt auf Ohr, sondern auf dem neuen BASF-Sublabel Pilz (ein längst vergriffenes Reissue gab es Mitte der achtziger Jahre). Im Juli 1971 war die LP im Dieter Dierks Studio in Stommeln bei Köln in weniger als einer Woche unter wohl eher unwirtschaftlichen Bedingungen eingespielt worden. Man fühlte sich unter Zeitdruck. Das Studio befand sich im Umbau. Günther Krause war irritiert, hinter dem Rücken der Gruppe hatte man ihn beiseite genommen und ihm eine Solo-Karriere als "deutscher Neil Young" nahe gelegt. Zwischen der Produktionsleitung und der Band gab es Differenzen um den Titel "I'm On My Way", der dann in einer von der Band abgelehnten Fassung auf die Platte kam - eine offene Wunde bis heute. Trotz der - auch musikalischen - Distanz zu den Produzenten formulierte Udo Dahmen diplomatisch in einem Interview über die Studioarbeit, man sei "mit dem Resultat weitgehend zufrieden".

Musikalisch war Rufus Zuphall mit dem neu hinzugekommenen zweiten Gitarristen vielseitiger geworden. Im Dierks-Studio war zudem ein Mellotron verfügbar. Andere Tasteninstrumente wurden ebenfalls eingesetzt. Man war hörbar bemüht, um einen vielschichtigeren und breiter instrumentierten Sound. Die spielerischen Elemente aus der Zeit der ersten LP "Weiß der Teufel" (LHC 029) traten in den Hintergrund. In lauten Passagen waren Rufus Zuphall jetzt härter, in leisen eher lyrischer, die Songs im Aufbau trotz aller Tempowechsel deutlich gestrafft.

Das Pressecho auf die Platte war durchweg positiv und hob auf die musikalische Weiterentwicklung seit "Weiß der Teufel" ab. Im TV wurden Rufus Zuphall ausführlich in der SWF-Sendung "Talentschuppen" vorgestellt, einem eingeführten Karrieresprungbrett für junge Künstler. Doch die Querelen mit der Plattenfirma gingen weiter. Man konnte sich nicht auf eine Singleveröffentlichung einigen, weder das Traditional "900 Miles" noch der Titel "Waste Land" fanden ein zustimmendes Ohr. Der Vorschlag der Plattenfirma, die Titel von Dierks neu arrangieren zu lassen, wurde von der Band nicht angenommen. Das Ohr-Management "ärgerte sich". In Aachen andererseits war man mit der Qualität des Vertriebs nicht zufrieden: es gibt einen denkwürdigen Brief dazu von der BASF (man wundere sich, dass die "Fallobst" nicht in den Läden stehe) und einen ebenso denkwürdigen Antwortbrief der Band: was denn von einem Vertrieb zu erwarten sei, der nicht einmal sein Produkt richtig buchstabieren könne ...

Trotz der Querelen erzielte Phallobst zufriedenstellende Verkaufszahlen. Bonustracks sind die Titel des zweiten Teils des Farewell!-Live Aachen 1972-Konzertes. Damit ist nun das gesamte Konzert auf CD erhältlich. Die demnächst erscheinende dritte CD "Avalon And On" (LHC 031) komplettiert das Gesamtwerk der frühen Jahre der Gruppe auf CD.“

Günter Krause (guitars, mellotron, vocals)
Thomas Kittel (guitars, clavinet)
Manfred Spangenberg (bass)
Klaus Gülden (flute)
Udo Dahmen (drums, percussion)

Trackliste:

Closing Time (03:25)
Wenn schon, denn schon (03:36)
Schupfner (05:16)
Waste Land (05:11)
Makröjel (06:11)
Prickel Pit (03:53)
Portland Town (03:55)
I'm On My Way (05:08)

Bonustracks: (Farewell! Live Aachen 1972 Part II )

Paint It Black (02:45)
Kartoffeltango (04:24)
Wade In The Water (05:54)
Sau Aas (09:16)
Spanferkel (02:29)
Schupfner (07:25)
Portland Town (04:13)
Makröjel (06:09)

LP - Pilz, 1970
CD – Longhair, 2004

8 von 10 Punkten.
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Re: Rufus Zuphall - Phallobst - 1971

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Gepostet: 03.09.2006 - 21:56 Uhr  ·  #2
Hab im Moment nur die erste und die Colder than hell von ihnen. Aber die Phallobst wird noch folgen.

Klaus Gülden ist ein Klasse-Flötist, der bringt schon das gewisse Etwas in die Band.

Jerry
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Re: Rufus Zuphall - Phallobst - 1971

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Gepostet: 04.09.2006 - 06:59 Uhr  ·  #3
Zitat geschrieben von Jerry Garcia
Hab im Moment nur die erste und die Colder than hell von ihnen. Aber die Phallobst wird noch folgen.

Klaus Gülden ist ein Klasse-Flötist, der bringt schon das gewisse Etwas in die Band.

Jerry


die "Same" gilt zwar als absoluter Klassiker, aber mir gefällt die Phallobst noch besser, weil ich sich als viel ausgereifter empfinde.

Die erste "Kontaktaufnahme" zu Rufus Zuphall fand übrigens im Bayreuther Hertie-Kaufhaus (oder war es der Kaufhof?) statt, wo damals der legendäre Rapunzel-Sampler zum Preis von 5 DM angeboten wurde.

Rudi
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Re: Rufus Zuphall - Phallobst - 1971

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Gepostet: 04.09.2006 - 16:06 Uhr  ·  #4
eine sehr inspirierende und ans gemüt gehende erinnerung an eine sehr
feine band. hab sie in der harmonie/bonn beim krautrockfestival gesehen
und obwohl offensichtlich der zahn der zeit sehr an ihnen genagt hatte, war es ein erlebnis.
mir gefallen beide alben sehr gut, aber laut deiner vorstellung muß ich mir die Phallobst wohl noch einmal zulegen. meine ist eine (höchstswahrscheinlich illegale) luxemburgische ausgabe, ohne die boni,
versteht sich. und die interessieren mich schon sehr.

das die 'Avalon And On' demnächst erscheinen, war eine sehr willkommene nachricht.

fahre jetzt gleich nach belgien und hätte nicht übel lust, in aachen einen kleinen zwischenstop einzulegen um die band nocheinmal zu erleben.
vielleicht wirds ja nochmal was.
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Re: Rufus Zuphall - Phallobst - 1971

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Gepostet: 04.09.2006 - 16:16 Uhr  ·  #5
@Badger: Die "Avalon and on" gibts schon. Das war ein Auszug aus dem Booklet Text als es die noch nicht gab.

Jerry
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Re: Rufus Zuphall - Phallobst - 1971

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Gepostet: 09.09.2008 - 21:45 Uhr  ·  #6
Eine sehr schöne Scheibe. Auch die Bonustracks sind absolut klasse!
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Re: Rufus Zuphall - Phallobst - 1971

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Gepostet: 21.06.2010 - 18:37 Uhr  ·  #7
ich finde beide scheiben von rufus zuphall in etwa gleich stark. wobei ich die phallobst aber öfter auflege. die bonusnummern sind gut und eigentlich ein muss, hätten aber auf ein separates album gehört.
Tom Cody
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Re: Rufus Zuphall - Phallobst - 1971

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Gepostet: 31.07.2011 - 18:30 Uhr  ·  #8
Mal nach oben damit! 😉
Tom Cody
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Re: Rufus Zuphall - Phallobst - 1971

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Gepostet: 16.01.2016 - 12:04 Uhr  ·  #9
Wie es der Zufall so will.....
....der Fahrstuhl fährt nach oben. :O
Proggy
 
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Re: Rufus Zuphall - Phallobst - 1971

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Gepostet: 16.01.2016 - 12:13 Uhr  ·  #10
Zitat geschrieben von Tom Cody

Wie es der Zufall so will.....
....der Fahrstuhl fährt nach oben. :O


Prima Scheibe!
sunny
 
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Re: Rufus Zuphall - Phallobst - 1971

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Gepostet: 08.04.2016 - 15:52 Uhr  ·  #11
Absolut ein gut gelungenes Album.

Danke für die Vorstellung einer Band die ich sehr gerne mag.

Bis vor ein paar Jahren war die Band noch aktiv,
doch leider wie so oft, irgendwann ist halt Schluss.

Schade....

Hörprobe:
https://www.youtube.com/watch?v=IqDtVwmC6ao
Tom Cody
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Re: Rufus Zuphall - Phallobst - 1971

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Gepostet: 17.04.2025 - 10:48 Uhr  ·  #12
Raus aus dem Keller...... :police:
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