
Künstler: Tindersticks (plus Strings)
Datum: 09. März
Ort: Konzerthaus Dortmund
Delegation vom Zirkus: Stattmeister und Gattin
Gebe ich den Begriff „Tindersticks“ in die Suchmaske unseres Forums ein, so erhalte ich nur wenige Treffer. Tatsächlich war unser ehemaliger Mitartist YETI mal 2012 bei einem Konzert und berichtete darüber, aber ansonsten wurde die britische Band höchstens mal im Brezel (zuletzt 2017!) erwähnt. Ganz so unbekannt, wie ich dachte, sind sie also hier doch nicht.
Die Tindersticks machten Anfang der 1990er Jahre mit ihrem Verschmelzen von Gitarren-Pop und Kammermusik auf sich aufmerksam. Die Band um Sänger Stuart A. Staples entstand 1992 als Nachfolger der Band Asphalt Ribbons in Nottingham. Bereits in ihrer ersten Phase von 1992 bis zur Auflösung der Band im Jahr 2003 war der Einsatz von klassischen Instrumenten wie Streichern, Perkussions- und Blasinstrumenten charakteristisch für ihren Stil. So ergänzte am Sonntag auch ein kleines Streicherensemble den Sound, in dem auch Saxophone, Trompete und Klarinette ihren Platz finden und nicht nur schmückendes Beiwerk sind.

Ich lernte die Band eher zufällig mit ihrem dritten Album „Curtains“ 1997 kennen und schätzen. Danach vervollständigte ich meinen Bestand mit den ersten beiden Alben sowie dem „Comeback-Album“ aus 2010 „Falling Down A Mountain“. Die Veröffentlichungen aus der jüngeren Zeit habe ich dann nicht mehr verfolgt, war aber sofort Feuer und Flamme als ich las, dass sie tatsächlich im März für einige Gigs nach Deutschland und sogar in das von mir geschätzte Konzerthaus kommen. Tatsächlich gab es, als ich die Tickets in den Warenkorb legen wollte, nur noch wenige Restkarten auf der oberen Galerie, aber für 18 Euro wurde auch nicht lange überlegt. Angesichts der ausufernden Ticketpreise geradezu ein Schnäppchen.


Die Musik der Tindersticks zeichnet sich durch tiefgründige Texte und eine ausgeprägte emotionale Tiefe aus. Die Lieder sind oft von einer nostalgischen Melancholie geprägt, die durch Staples’ markante Stimme und den Einsatz der Streichinstrumente verstärkt wird. Sie haben sich im Laufe der Jahre einen Ruf als Meister der stimmungsvollen Balladen erarbeitet. Ihre Musik kombiniert oft langsame Tempi mit reichhaltigen Arrangements, was zu einem hypnotischen Hörerlebnis führt.
Dies können sicher alle Zuhörer (gut 1500) bestätigen, die am 9.März im Konzerthaus anwesend waren. In der einzigartigen akustischen Umgebung entfalteten die Songs eine ganz besondere Wirkung. Diese besondere Akustik konnten wir bereits bei zahlreichen klassischen Konzerten erfahren, aber auch Lambchop und die Kings Of Convenience erlebten wir hier.
Angelehnt an die klassische Rechteckform des Wiener Musikvereinssaals ist auch das Konzerthaus Dortmund ein Saal im »Schuhkarton«-Format – nicht so klein, aber ähnlich proportioniert: Der Saal hat eine Länge von 55 m und jeweils eine Breite sowie Höhe von 25 m. Nahezu jedes Detail im Saal hat Auswirkungen auf die Akustik. So wurde die Sitzfläche der Stühle auf einer genau berechneten und mit einem speziellen Schaumstoff hinterlegten Lochplatte aufgebaut. Die Wände des Saals sind komplett mit Akustikelementen ausgekleidet. Die gerundeten Gipselemente, die mit Wolle hinterfüttert sind, verleihen dem Raum nicht nur einen sanften, dekorativen Wellenrhythmus, sondern haben in erster Linie die Funktion, die Schallwellen optimal zu reflektieren, damit keine akustischen Löcher entstehen.

Ihr Set am Sonntag bestand schwerpunktmäßig aus ihrem 2024er Album „Soft Tissue“ welches komplett gespielt wurde. Die Stücke haben mir so gut gefallen, dass ich später am Merch-Stand sofort das Album erwarb.
22 Lieder packten sie in ihren rund 120minütigen Auftritt und ernteten zu Recht nach vier Zugaben donnernden Applaus. Für mich besonders erfreulich: meine Frau, sonst eher nicht so auf meiner musikalischen Wellenlänge, war sehr angetan von dem Konzert und „erhört“ sich jetzt nach und nach die hier vorhandenen Alben der Band.
Hier als Beispiel mal das wundervolle "Travelling Light"
Travelling Light
Und mein derzeitiges Highlight "New World"
New World
Die Tindersticks spielten in dieser Besetzung:
Stuart A. Staples - Gesang, Gitarre, Melodica, Perkussion
David Boulter - Klavier, Keyboard, Orgel, Gitarre, Perkussion
Neil Fraser - E-Gitarre, Akustikgitarre
Earl Harvin - Schlagzeug, Perkussion
Dan McKinna - Bass, Keyboard, Gesang
Gastsängerin: Gina Foster
Setlist:
How He Entered
A Night So Still
Trees Fall
Falling, the Light
Nancy
Second Chance Man
Lady With the Braid (Dory Previn cover)
Willow
The Bough Bends
Medicine
Always a Stranger
The Secret of Breathing
New World (with Gina Foster)
Don’t Walk, Run
Slippin' Shoes
Show Me Everything (with Gina Foster)
Turned My Back (with Gina Foster)
Soon to Be April
Encore:
Stars at Noon
Another Night In
Travelling Light (with Gina Foster)
For the Beauty
Diskografie:
• Tindersticks First Album (1993)
• Tindersticks Second Album (1995)
• Curtains (1997)
• Simple Pleasure (1999)
• Can Our Love... (2001)
• Waiting for the Moon (2003)
• The Hungry Saw (2008)
• Falling down a Mountain (2010)
• The Something Rain (2012)
• Across Six Leap Years (2013)
• Ypres (2014)
• The Waiting Room (2016)
• Minute Bodies – The Intimate World of Percy Smith (2017)
• No Treasure But Hope (2019)
• Distractions (2021)
• Soft Tissue (2024)