Jean Michel Jarre - Aero
(2004)
Zugegeben, die letzten paar Jahre mögen für Fans des klassischen Jean Michel Jarres schwer gewesen sein. Zuerst gab es mit "Metamorphoses" einen verwandelten Jarre, der recht geschickt mehr in Richtung Elektropop/rock-Gefilden wandelte, dann mit dem Kuriosum "Sessions 2000" ein Werk, das man auch sofort wieder vergessen sollte, bis dann mit "Geometry of Love" zwar ein gelungenes Stück Musik folgte, das aber vom typischen Jarresound mehrere Galaxien entfernt war.
Vielleicht dachte sich Jarre auch, daß er mal wieder seine Stammkundschaft bedienen soll. Was auch immer der Grund gewesen sein mag: "Aero" ist ein Best Of Album der etwas anderen Art - nicht zuletzt steht "Aero" für "Anthology of Electronic Revisited Originals".
Jean Michel Jarre hatte seine Musik immer dreidimensional gesehen, nur daß die Einschränkungen der Technik lediglich normalen Stereoton ermöglichten. Mit der Einführung der DVD hat sich dies jedoch geändert, das DVD-Audioformat erlaubt 5.1 Surroundklang und höhere Samplingraten als CD-Audio.
Also hat sich Jarre an die Arbeit gemacht, seine alten Instrumente hervorgeholt, und viele seiner bekanntesten und beliebtesten Klassiker komplett neu eingespielt. Erfahrungen damit hatte er ja schon bei "Oxygene 7-13" gesammelt. Doch "Aero" geht etwas weiter: Jarre hat die Neueinspielungen mit den Originalinstrumenten des jeweiligen Albums von Anfang an als 5.1 Surround geplant, erst später wurde daraus auch ein Stereomix.
Jarre bedient sich hauptächlich bei seinen ersten drei klassischen Alben, "Oxygene", "Equinoxe" und "Magnetic Fields", umrahmt wird das ganze von vier (eigentlich nur drei) neuen Liedern, die dem Aero-Thema folgen. Jarre begibt sich damit auf jeden Fall schon mal auf die sichere Seite, was die Musikauswahl betrifft. Er hat die Stücke für die Aerofassung allerdings nicht sklavisch originalgetreu nachgespielt, sondern subtil im Arrangement angepaßt, es wurden auch neue Einführungen und Überleitungen hinzukomponiert, so daß "Aero" wie aus einem Guß gemacht scheint.
Nun besitze ich leider keine Surroundanlage, kann also zur DVD nicht viel sagen, außer daß der visuelle Teil mit den Augen der französischen Schauspielerin Anne Parillaud (die Isabelle Adjani als Jarres Lebensgefährtin ersetzt hat mittlerweile) nicht wirklich essentiell ist. Bleibt mir also nur die Audio-CD. Und klanglich ist "Aero" eine echte Offenbarung. Ich habe selten, eigentlich noch nie, einen so plastischen und kristallklaren Klang erlebt. Im Vergleich zu den Originalalben wirkt es so, als würden diese in irgendwelchen Pappkartons gespielt werden. Somit ist es schon mal für alle Jarrefans sehr interessant.
Die Änderungen an den Liedern sind meist recht gering, nur gelegentlich fällt es sehr auf, daß Jarre etwas variiert hat, vor allem "Magnetic Fields 1" ist anders geraten, leider auch nicht so gut wie das Original. Es fehlt der Neufassung an Dynamik und Energie, wenn auch der Klang natürlich um ein vielfaches besser ist. Dafür sind andere Sachen auch schöner geraten als im Original noch: "Chronologie 6" habe ich damals nicht so genossen, in der neuen Fassung wirkt es sehr viel besser und auch lebendiger.
Jarre macht bei seinen Neuinterpretationen ausgiebigen Gebrauch von der 5.1 Technik (ich vermute es zumindest). So wurden die Lieder teilweise auch mit zusätzlichen Effekten angereichert, vor allem die Ein- und Überleitungen bieten zahlreiche Gimmicks auf, herumfliegende Tauben, Streichhölzer, die entzündet werden, blubberndes Wasser, schon im Stereomix füllen sie das Hörfeld sehr gut aus. Manchmal finde ich aber, daß es Jarre mit den Effekten etwas übertreibt, so habe ich das Gefühl, daß Jean Michel Jarre im Überschwang der neuen Möglichkeiten, etwas zu viel herumspielt gelegentlich und die Effekte um der Effekte willen einsetzt.
Die neuen Kompositionen können ebenfalls nicht ganz mithalten, der deutliche Bruch zwischen klassischem Material und aktuellen Liedern ist deutlich zu hören, während die alten Werke sich meist auf Stimmungen und Gefühle stützen und sehr melodisch zu werke gehen, sind die Aerokompositionen mal wieder eher rhythmisch orientiert und klingen etwas beliebig. Wobei "Aero Opening" kein Lied in dem Sinne ist, sondern so eine Art Jean Michel Jarre Variante des THX-Trailers aus dem Kino, der nach 50 Sekunden auch gleich nahtlos in den ersten absoluten Höhepunkt des Albums, "Oxygene 2" überleitet. Letztlich fallen die Aero-Stücke nicht so sehr ins Gewicht, von den mehr als 73 Minuten Spielzeit des Albums machen sie nur knapp 13 Minuten aus.
"Aero" ist also zwar kein wirklich neues Album von Jean Michel Jarre, aber dafür eines, das mit dem zumeist bekannten Material sehr gut umgeht, es technisch ins 21. Jahrhundert holt und zeigt, daß Jarres großen Werke in der Tat völlig zeitlos sind, da sie auch in neueste technische Gewänder gekleidet allerbestens funktionieren. Vom Klang her ist "Aero" perfekt. Man kann Jarre auch die manchmal zu oft eingesetzen Effekte verzeihen. Das Album ist ein großer Spaß für alle Anhänger des klassischen Jean Michel Jarres. Nachdem man "Aero" gehört hat, wünscht man sich glatt, daß er vielleicht seine ersten drei Alben noch mal komplett neu aufnehmen sollte, andererseits verlieren die Originale aber auch nicht ihren Charme. Klanglich können sie zwar nicht mithalten, emotional jedoch allemal und der Zauber der Musik ist auch nach "Aero" bei den Originalaufnahmen ungebrochen.
12 Punkte
(2004)

Zugegeben, die letzten paar Jahre mögen für Fans des klassischen Jean Michel Jarres schwer gewesen sein. Zuerst gab es mit "Metamorphoses" einen verwandelten Jarre, der recht geschickt mehr in Richtung Elektropop/rock-Gefilden wandelte, dann mit dem Kuriosum "Sessions 2000" ein Werk, das man auch sofort wieder vergessen sollte, bis dann mit "Geometry of Love" zwar ein gelungenes Stück Musik folgte, das aber vom typischen Jarresound mehrere Galaxien entfernt war.
Vielleicht dachte sich Jarre auch, daß er mal wieder seine Stammkundschaft bedienen soll. Was auch immer der Grund gewesen sein mag: "Aero" ist ein Best Of Album der etwas anderen Art - nicht zuletzt steht "Aero" für "Anthology of Electronic Revisited Originals".
Jean Michel Jarre hatte seine Musik immer dreidimensional gesehen, nur daß die Einschränkungen der Technik lediglich normalen Stereoton ermöglichten. Mit der Einführung der DVD hat sich dies jedoch geändert, das DVD-Audioformat erlaubt 5.1 Surroundklang und höhere Samplingraten als CD-Audio.
Also hat sich Jarre an die Arbeit gemacht, seine alten Instrumente hervorgeholt, und viele seiner bekanntesten und beliebtesten Klassiker komplett neu eingespielt. Erfahrungen damit hatte er ja schon bei "Oxygene 7-13" gesammelt. Doch "Aero" geht etwas weiter: Jarre hat die Neueinspielungen mit den Originalinstrumenten des jeweiligen Albums von Anfang an als 5.1 Surround geplant, erst später wurde daraus auch ein Stereomix.
Jarre bedient sich hauptächlich bei seinen ersten drei klassischen Alben, "Oxygene", "Equinoxe" und "Magnetic Fields", umrahmt wird das ganze von vier (eigentlich nur drei) neuen Liedern, die dem Aero-Thema folgen. Jarre begibt sich damit auf jeden Fall schon mal auf die sichere Seite, was die Musikauswahl betrifft. Er hat die Stücke für die Aerofassung allerdings nicht sklavisch originalgetreu nachgespielt, sondern subtil im Arrangement angepaßt, es wurden auch neue Einführungen und Überleitungen hinzukomponiert, so daß "Aero" wie aus einem Guß gemacht scheint.
Nun besitze ich leider keine Surroundanlage, kann also zur DVD nicht viel sagen, außer daß der visuelle Teil mit den Augen der französischen Schauspielerin Anne Parillaud (die Isabelle Adjani als Jarres Lebensgefährtin ersetzt hat mittlerweile) nicht wirklich essentiell ist. Bleibt mir also nur die Audio-CD. Und klanglich ist "Aero" eine echte Offenbarung. Ich habe selten, eigentlich noch nie, einen so plastischen und kristallklaren Klang erlebt. Im Vergleich zu den Originalalben wirkt es so, als würden diese in irgendwelchen Pappkartons gespielt werden. Somit ist es schon mal für alle Jarrefans sehr interessant.
Die Änderungen an den Liedern sind meist recht gering, nur gelegentlich fällt es sehr auf, daß Jarre etwas variiert hat, vor allem "Magnetic Fields 1" ist anders geraten, leider auch nicht so gut wie das Original. Es fehlt der Neufassung an Dynamik und Energie, wenn auch der Klang natürlich um ein vielfaches besser ist. Dafür sind andere Sachen auch schöner geraten als im Original noch: "Chronologie 6" habe ich damals nicht so genossen, in der neuen Fassung wirkt es sehr viel besser und auch lebendiger.
Jarre macht bei seinen Neuinterpretationen ausgiebigen Gebrauch von der 5.1 Technik (ich vermute es zumindest). So wurden die Lieder teilweise auch mit zusätzlichen Effekten angereichert, vor allem die Ein- und Überleitungen bieten zahlreiche Gimmicks auf, herumfliegende Tauben, Streichhölzer, die entzündet werden, blubberndes Wasser, schon im Stereomix füllen sie das Hörfeld sehr gut aus. Manchmal finde ich aber, daß es Jarre mit den Effekten etwas übertreibt, so habe ich das Gefühl, daß Jean Michel Jarre im Überschwang der neuen Möglichkeiten, etwas zu viel herumspielt gelegentlich und die Effekte um der Effekte willen einsetzt.
Die neuen Kompositionen können ebenfalls nicht ganz mithalten, der deutliche Bruch zwischen klassischem Material und aktuellen Liedern ist deutlich zu hören, während die alten Werke sich meist auf Stimmungen und Gefühle stützen und sehr melodisch zu werke gehen, sind die Aerokompositionen mal wieder eher rhythmisch orientiert und klingen etwas beliebig. Wobei "Aero Opening" kein Lied in dem Sinne ist, sondern so eine Art Jean Michel Jarre Variante des THX-Trailers aus dem Kino, der nach 50 Sekunden auch gleich nahtlos in den ersten absoluten Höhepunkt des Albums, "Oxygene 2" überleitet. Letztlich fallen die Aero-Stücke nicht so sehr ins Gewicht, von den mehr als 73 Minuten Spielzeit des Albums machen sie nur knapp 13 Minuten aus.
"Aero" ist also zwar kein wirklich neues Album von Jean Michel Jarre, aber dafür eines, das mit dem zumeist bekannten Material sehr gut umgeht, es technisch ins 21. Jahrhundert holt und zeigt, daß Jarres großen Werke in der Tat völlig zeitlos sind, da sie auch in neueste technische Gewänder gekleidet allerbestens funktionieren. Vom Klang her ist "Aero" perfekt. Man kann Jarre auch die manchmal zu oft eingesetzen Effekte verzeihen. Das Album ist ein großer Spaß für alle Anhänger des klassischen Jean Michel Jarres. Nachdem man "Aero" gehört hat, wünscht man sich glatt, daß er vielleicht seine ersten drei Alben noch mal komplett neu aufnehmen sollte, andererseits verlieren die Originale aber auch nicht ihren Charme. Klanglich können sie zwar nicht mithalten, emotional jedoch allemal und der Zauber der Musik ist auch nach "Aero" bei den Originalaufnahmen ungebrochen.
12 Punkte