Metaphor - Starfooted

 
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Metaphor - Starfooted

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Gepostet: 24.01.2025 - 15:15 Uhr  ·  #1
Metaphor - Starfooted
(2000 - Koehler, Mabry, Post, Smith, Spooner)



Metaphor waren einst eine Genesis-Coverband. "Starfooted" ist nun ihr Albumdebut - und ein recht ambitioniertes dazu. Sie wagen sich gleich zu Beginn an ein Konzeptalbum mit einem recht komplexen und für manche wohl auch heiklen Thema: Religion. Genauer genommen befassen sie sich mit den Gnostikern - und Metaphor gehen sehr kritisch an die Sache.

Metaphor lassen sich dabei - kein Wunder bei der Vergangenheit - von Genesis inspirieren, in Form der Gabriel Phase von 1970 - 1974. Aber um Bedenken gleich auszuräumen: sie kopieren nicht, sie lassen sich nur von den Songstrukturen inspirieren sowie vom damaligen Gesamtsound von Genesis.

Das macht sich schon nach wenigen Takten des Openers "Ladder From The Sky" bemerkbar - die E-Gitarre von Malcolm Smith könnte genausogut von Steve Hackett stammen. Es stellt sich sofort ein Wiedererkennungswert ein, was jedoch allein am Sound liegt, nicht an der Komposition selbst.

Was mir an Metaphor gefällt: sie lehnen sich zwar am Sound von Genesis an, versuchen aber nicht, diese zu kopieren. Nur hier und da wird ein wenig kokettiert - wie z.B. bei dem Songtitel "In The Cave" oder bei dem Akustikgitarrenintermezzo "The Illusion Of Flesh", bei dem Sänger John Mabry am Ende flüstert: " And in the cave, I told my secret to John..." - wer es nicht weiß: John war der Bruder nach dem Rael, der Held des Genesis-Konzeptwerkes "The Lamb Lies Down On Broadway", sucht.

Womit ich kurz zum Gesang komme: John Mabry hat eine durchweg gute Stimme, nur an einigen Stellen merkt man, daß er auch ein wirklich guter Gabriel-Imitator ist, aber Mabry zitiert Gabriel nur an wenigen Stellen: so z.B. am Ende von "Chaos With A Crown Of Gold" bei dem der leicht geröchelte Gesangsstil von Gabriel in "The Colony Of Slippermen" Pate stand.

Aber abgesehen von den wohl bewußten Stilzitaten, geht Mabry seinen eigenen Weg - und er singt wirklich gut. Die Songs selbst sind meist sehr komplex aufgebaut. Es gibt viele instrumentale Passagen, Tempiwechsel, verschiedene Teile mit durchgehendem Grundthema innerhalb der Lieder, für Abwechslung ist also gesorgt.

Es gibt aber auch Schwächen bei den fünf Amerikanern. Manche Instrumentalpassage basiert zu sehr auf Wiederholung und Variation nur eines Themas, eines Riffs - es mangelt dort an wirklich starken und überzeugenden Melodien. In dieser Hinsicht erreichen sie ihre Vorbilder von Genesis eigentlich fast nie. Und während die E-Gitarre recht gut klingt, obwohl Smith es manchmal mit den Hackett-Zitaten meines Erachtens ein wenig übertreibt (er bedient sich aber auch bei Anthony Philipps oder auch bei Mike Holmes von IQ und manchmal sogar ein wenig bei Steve Howe - zumindest ist sein Stil für mich eine Melange aus den vier Gitarristen), gibt es für mich einige Abzüge bei den Keyboards.

Es gibt natürlich die beinahe obligatorischen Mellotron-Samples, aber die Keyboards an sich klingen manchmal einfach nur billig - nicht immer, aber leider doch des öfteren wirklich störend. Ok, nun hat Tony Banks in jüngerer Zeit auch manch grausamen Plastikton erzeugt, aber mancher Sound hier klingt nach 200 DM Casio-Keyboard aus dem Supermarkt. Vor allem bei "Chaos With A Crown Of Gold" frage ich mich ernsthaft, wieso dieser wirklich schrecklich dünne und billige Synthiesound gewählt wurde.

Auch das Stück "Battle Of The Archons" kann mich mit seinem seltsam gewählten jamaicanischen Steeldrum-Sound nicht begeistern. Hinzu kommt, daß sich dabei die weitere sporadisch auftretende Schwäche von Metaphor zeigt - daß ein Grundthema in diversen Variationen einfach nur heruntergespielt wird, aber dabei eine echte Melodie fehlt.

Nach all den Kritikpunkten möchte ich aber auch deutlich sagen, daß Metaphor eine vielversprechende Band sind und daß vieles, was sie auf "Starfooted" spielen, gut, manchmal sogar sehr gut ist - das Album lohnt durchaus den Kauf, wenn man oben genannte Schwachpunkte, die in einigen Liedern leider auftreten, akzeptieren kann und wenn man nichts gegen Bands hat, die sich explizit bei den Stilmitteln von Genesis bedienen. Metaphor lassen aber auch eine gute Prise mittelalterliche Strukturen à la Gentle Giant in ihre Musik fließen.

Höhepunkte des Albums sind für mich das 15-minütige "Starfooted In a Garden Of Cans" (trotz sporadischer Plastikkeyboards), der Opener "Ladder From The Sky", "Seed" (schönes instrumentales Intro) und auch "In The Cave" kann fast immer voll überzeugen. Das einzige Lied, das mir nicht zusagt ist das oben zitierte "Battle Of Archons". Ich hoffe, daß Metaphor noch einiges von sich hören lassen. Sie besitzen großes Potential und wenn sie noch an ihrem Sound (Keyboards, die nicht nach Plastik klingen) feilen, sowie hier und da die instrumentalen Exkursionen mit wirklich melodischen Gitarren- oder Keyboardsoli schmücken und generell mehr Emotionen noch in ihre Melodien legen, müßte das nächste Album hochklassig werden. "Starfooted" ist so ein guter Ansatz, die Musik gefällt fast immer, es ist progressiv, und es ist auf jeden Fall kein Fehler, das Album im CD-Spieler zu haben.

10 Punkte

TO
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