Dezember 2024 | MARILLION - Script for a Jester's Tear

 
hmc
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Dezember 2024 | MARILLION - Script for a Jester's Tear

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Gepostet: 04.12.2024 - 13:22 Uhr  ·  #1
MARILLION - Script for a Jester's Tear | (1983 - Fish, Kelly, Pointer, Trewavas, Rothery)

Marillion waren zusammen mit "IQ" und teilweise auch "Pendragon" die Wegbereiter des Neo-Progs in den frühen 80er Jahren. Inspirationsquelle dieser Musik waren vor allem die frühen Genesis.

Als einzige Vertreter des Genres erreichten Marillion mit ihrer Musik dabei einen großen Bekanntheitsgrad und verkauften vor allem ihre letzten Alben mit Fish erfolgreich. Die in etwa zu gleicher Zeit beginnenden "IQ" hingegen, die für mich die um einiges bessere Musik spielen, sind außer in Progrockkreisen niemanden bekannt. In gewisser Weise genießen Marillion somit einen besonderen Status in der Neo-Prog Szene, da sie es sogar schafften, Singlehits in die Charts zu bringen. Das Debutalbum der Band bietet sehr lange, lyrische und stimmungsvolle Lieder. Der Gesang von Fish ist dabei sehr variantenreich, von gefühlvollen bis wütenden Stimmungen reicht hier seine Interpretation. Die Musik von Marillion wird dabei von Keyboards und Gitarre bestimmt - allerdings gibt es nicht ganz so lange Instrumentalpassagen wie bei anderen Gruppen des Genres, da hier die Musik mehr mit und von den Texten auch lebt.

Das Titelstück "Script for a Jester's Tear" beginnt mit den bedeutungsvollen Worten: "So here I am once more, in the playground of the broken hearts..." und bildet den beeindruckenden Anfang eines Albums, das - obwohl ein Debut - sehr ausgereift klingt. Als Vergleich sei hier das im selben Jahr erschienene "Tales from the lush attic" von "IQ" erwähnt, bei dem die Musik zwar mehr symphonischen Progrock bietet, dafür aber hier und da noch von der Produktion her unreif klingt (drei Tage dauerte diese nur, während Marillion mehrere Monate Zeit hatten im Studio).

Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=gaBjdLQ0LJ0

Die anderen Lieder auf dem Album spielen fast alle auf dem gleichen hohen Niveau wie das Titelstück, wobei aber die Komplexität der Vorgänger aus den 70er Jahren nicht erreicht wird.

Herausragen ist für mich noch "The Web", das eine sehr dichte Stimmung erzeugt, und wenn Fish zu Beginn die Enge eines kleinen Zimmers besingt, kann man die Beklemmung regelrecht spüren. "Garden Party" ist ein Liveklassiker der Band, es wird eine versnobte englische Gartenparty besungen und die gewiß bekannteste Zeile des Liedes ist "I'm rocking, I'm fucking..."

"Chelsea Monday" wartet im Mittelteil mit einem längeren Gitarrensolo von Steve Rothery auf, der zur einen Hälfte den Sound in den frühen Jahren von Marillion charakterisiert. Marillion leben in dieser Zeit sehr auch von Fishs Präsenz, so wie dereinst Peter Gabriel Genesis ein Profil verleihte, was die zweite Hälfte des Sounds von Marillion ausmacht.

Ich halte "Script for a Jester's Tear" für ein wirklich gutes Album. Als Meilenstein des Progrocks sehe ich es aber nicht. Marillion waren Vorreiter der Neo-Prog Bewegung und in diesem Kontext gesehen ist das vorliegende Album gewiss ein Eckpfeiler für anderen Bands gewesen, aber rein musikalisch gesehen finde ich "IQ" zur gleichen Zeit bereits besser.

Das Album sollte aber in keiner Sammlung fehlen, es bietet einige brilliante Lieder, wenn diese auch nicht ganz die Qualität der Vorbilder Genesis und Yes und ihrer Kollegen von "IQ" erreichen.
holger_fischer
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Re: Dezember 2024 | MARILLION - Script for a Jester's Tear

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Gepostet: 04.12.2024 - 19:35 Uhr  ·  #2
Hallo Horst,
danke für die Wiederentdeckung. Ich habe mir das Album vor vielen Jahren auch zugelegt, weil alle Leute, die davon sprachen, voll des Lobes waren. Da ich schon drei spätere Werke der Band besaß, die ich auch ganz gut fand und auch heute noch finde, vor allem Marbles, habe ich mir die CD blind/taub gekauft. Ich war aber enttäuscht. Ganz nett, aber auch nicht mehr. Habe seitdem auch nie mehr das Bedürfnis gespürt, sie in den CD-Player zu stecken. Vielleicht sollte ich dem Album noch eine Chance geben.
caramel
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Re: Dezember 2024 | MARILLION - Script for a Jester's Tear

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Gepostet: 04.12.2024 - 21:56 Uhr  ·  #3
Marillion wieder zu entdecken lohnt sich immer, schon alleine wegen Steve Rothery. Und wenn ich mir Script for a Jester's Tear anhöre, bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich Fish als Sänger nicht sogar lieber habe. Die alten Sachen mit ihm und seine Stimme sind noch näher an den frühen Genesis mit Gabriel.

Danke für diese Wiederentdeckung.
frimp
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Re: Dezember 2024 | MARILLION - Script for a Jester's Tear

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Gepostet: 04.12.2024 - 22:59 Uhr  ·  #4
Drehte sich hier neulich wieder. Ich fand die erste Inkarnation immer etwas besser, auch sicherlich Fish geschuldet. Die Vergleiche mit Gabriel jedoch verliert er klar.
hmc
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Re: Dezember 2024 | MARILLION - Script for a Jester's Tear

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Gepostet: 06.12.2024 - 12:05 Uhr  ·  #5
Die Stimme von Fish passt wie die Faust aufs Auge bei dieser Art von Musik.
Ihre Stilrichtung hat sich im Laufe der Jahre mehr zum melancholischen gewandelt, das finde ich den neuen Sänger durchaus gut.
Der Stil würde zu Fish nicht passen.
badMoon
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Re: Dezember 2024 | MARILLION - Script for a Jester's Tear

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Gepostet: 06.12.2024 - 13:42 Uhr  ·  #6
Eines von vielen tollen Marillion-Alben. Die Band hatte ich erst ein wenig später - Schande auf mein Haupt - mit "Misplaced Childhood" für mich entdeckt. Gut in Erinnerung ist mir das entsprechende Konzert in der Düsseldorfer Philipshalle geblieben, bei dem das Album 1:1 gespielt wurde.

Im Gegensatz zu vielen anderen Hörern dieser Band ist mir Hogarth als Sänger lieber. Für meinen Geschmack ist er wesentlich ausdrucksstärker und ist in der Lage, den Songs mehr Tiefe zu verleihen. Aber - das ist mein subjektives Empfinden, jede(r), wie er mag.

Besten Dank für die fein umschriebene Wiederentdeckung. Hier erinnere ich mich auch wieder daran, auf welchen Wegen seinerzeit das Konzertposter zu Dir gekommen war :-)
xanadu
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Re: Dezember 2024 | MARILLION - Script for a Jester's Tear

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Gepostet: 06.12.2024 - 19:27 Uhr  ·  #7
Eigentlich für mich keine Wiederentdeckung, da dieses und das Misplaced Childhood Album von Marillion des Öfteren bei mir laufen.
Das sind auch meine liebsten von und mit Fish.
Und mit Hogarth gibt es ebenfalls zwei Alben (Easter + Brave) die auf meine Insel mitkommen.
Darum möchte ich diese 2 Sänger nicht mehr untereinander bewerten, jeder hatte seine Höhepunkte, genauso Schwachpunkte in ihren jeweiligen Dekaden !!

Auf jeden Fall vielen Dank Horst für die Vorstellung des wirklich starken Album, sogar mit viel Erinnerungswert, Script.... war tatsächlich die allererste CD was ich mir gekauft hatte !!! '88 oder so
Trurl
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Re: Dezember 2024 | MARILLION - Script for a Jester's Tear

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Gepostet: 15.12.2024 - 12:47 Uhr  ·  #8
schöne Wiederentdeckung :-) Ich habe mir daher mal die drei Debütplatten von MARILLION, IQ und PALLAS angehört.
Ich habe die ja auf den BBS sehr kritisch besprochen, bin inzwischen etwas milder, sie hat schöne Passagen, aber insgesamt gesehen ist sie mir immer noch zu nahe an GENESIS. Interessant fand ich Deinen Vergleich mit IQ. Deren Debüt habe ich nur in der Neuausgabe. Die sind noch näher an den berühmten Vorbild, aber die CD ist insgesamt konsistenter im Ablauf, gefällt mir daher auch etwas besser. Aber ich bin großer Fan von PALLAS, die gewinnen bei mir klar vor den beiden :-)

trurl
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