Daniel Cavanagh - Monochrome

 
caramel
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Daniel Cavanagh - Monochrome

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Gepostet: 12.12.2024 - 20:13 Uhr  ·  #1
Anathema ist eine Band, die mich immer wieder verzaubert und aus deren Feder einige meiner Lieblingssongs stammen, spätestens, seitdem sich 1998 mit ihrem 4. Album "Alternative 4" ihr Musikstil vom Doom-Metal zum Alternative Rock änderte.

Anathema, das sind u. a. die Brüder Daniel Cavanagh (Leadgitarre, Keyboard), Vincent Cavanagh (Rhythmusgitarre, Gesang) und Jamie Cavanagh (Bass).

Daniel Cavanagh widmete sich in den letzten Jahren auch immer wieder anderen Projekten wie der Band Weather Systems und veröffentlichte diverse Tributealben. Mit "Monochrome" legte er 2017 sein erstes Soloalbum vor.

Daniel Cavanagh - Monochrome | GB 2017 | Alternative-Rock

Was wir zu hören bekommen ist eine zurückgenommene, fast schlichte Musik, die dabei doch immer melodisch und atmosphärisch durch den Raum schwebt und zu einer Tasse Tee bei Kerzenlicht auf das Sofa einlädt.

Man könnte vielleicht sagen: "Anathema auf Sparflamme". Hieraus ergibt sich für mich vielleicht auch schon der einzige Kritikpunkt. Ein wenig Abwechslung hätte dem Album sicher gut getan. Überwiegend sanfte Melodien werden nur hin und wieder durch kraftvollere Töne durchbrochen. Allerdings hat dieses Album ja den Titel "Monochrome"; und unter eben diesem Gesichtspunkt, eine einzige Klangfarbe zu verwenden, ist es perfekt gelungen. Dieser einheitliche musikalische Stil - und damit auch die erzeugte Stimmung und Atmosphäre - zieht sich konsequent durch die sieben Stücke. Das Klavier und Cavanaghs eindringlich berührender Gesang sind dabei die zentralen Elemente des Albums.

Zu Beginn gleich ein Highlight. Das Eröffnungsstück The Exorcist wird getragen von Cavanaghs Gesang. Dieser ist gewohnt emotional und eindringlich. Das Stück baut langsam auf, mit dezenten, begleitenden Klaviertönen, um sich dann - ganz in Anathema Manier - zu steigern.

Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=rtN0FuoQErY

This Music lebt von den wunderschönen Gesangsharmonien von Cavanagh und Anneke van Giersbergen. Dachte ich hier anfänglich, die gesangliche Unterstützung käme von Lee Douglas, die seit 2000 Anathema als Sängerin verstärkt, habe ich erst beim Lesen der Besetzung meinen Irrtum festgestellt. Beide Damen klingen für meine Ohren ähnlich gut. Beide verfügen über eine sanfte, melancholische und wenn nötig kraftvolle Stimme.

Auch beim nächsten Stück Soho kommt Anneke van Giersbergen zum Einsatz. Das Stück beginnt extrem zurückhaltend und getragen, wobei das Klavier im Vordergrund steht. Beide Sänger wechseln sich begleitet vom Klavier stimmlich ab, bis der Song nach gut 3 Minuten - allerdings nur kurzfristig - förmlich explodiert.

The Silent Flight Of The Raven Winged Hours, welch seltsamer, düster klingender Titel. Wer denkt da nicht an E. A. Poe? So wie der Titel, so klingt auch das Stück, ein wenig düster und geheimnisvoll. Gesungen wird nicht, lediglich streckenweise gemurmelt, fast gebrabbelt.

Kann man einen Song hervorheben? Ja, sicherlich den leider zu kurzen fünften Titel Dawn. Gekonntes Fingerpicking und das Geigenspiel von Anna Phoebe geben dem Stück eine folkige Atmosphäre, völlig abseits von Anathema Klängen. Auch hier kein Gesang, nur ein AAAHA im Hintergrund (was m.M.n. nicht hätte sein müssen).

Oceans Of Time wird wieder im Duett mit van Giersbergen gesungen. Es ist extrem minimalistisch und melancholisch und gefällt mir wohl deshalb nicht so wie die beiden anderen gemeinsam gesungen Stücke This Music und Soho.

Das abschließende Instrumentalstück Some Dreams Come True macht dem Albumtitel "Monochrome" alle Ehre. Es ist ganz minimalistisch auf das Klavier reduziert, ohne große Variationen in der Melodie.

Die Verpackung des Silberlings passt zu dem musikalischen Inhalt. Monochrom: Hülle und Booklet sind kunstvoll in Schwarz, Weiß und Grautönen gestaltet. Die enthaltenen Illustrationen zeigen stilisierte Bilder aus dunklen, nachtschwarzen einsamen Städten und spiegeln die Stimmung der Musik wider. Es sind keine Texte abgedruckt, bis auf einzelne Auszüge. Nötig ist dies wohl auch nicht, da selbst die Texte, die von Liebe und Verlust erzählen, kurz und knapp gehalten sind. Sie bestehen aus vielen Wiederholungen, was die Intensität der Aussagen unterstreicht.

Fazit:
Wer Anathema mag, wird sich auch gerne auf diese musikalische Reise mit Daniel Cavanagh begeben. "Monochrome" ist ein eindrucksvolles Soloalbum, welches sich durch seine melancholische Stimmung und atmosphärische Tiefe vielleicht gerade besonders gut für die dunkle Jahreszeit eignet – siehe oben: Tee, Kerze und Sofa.

Titelliste:
The Exorcist - 6:43
This Music - 4:50
Soho - 7:39
The Silent Flight Of The Raven Winged Hours - 9:03
Dawn - 2:42
Oceans Of Time - 8:14
Some Dreams Come True - 8:34

Musikalische Unterstützung:
Anna Phoebe - Violine (3, 4, 5)
Anneke van Giersbergen - Gesang (2, 3, 6)
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Re: Daniel Cavanagh - Monochrome

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Gepostet: 13.12.2024 - 08:39 Uhr  ·  #2
Danke für die Vorstellung eines Albums von einem Musiker den auch ich sehr schätze. Ich hatte seinerzeit auch mit dem Erwerb geliebäugelt, aber nach einigen Hörproben war ich doch etwas enttäuscht. Inbesondere der doch recht gleichförmige Aufbau aller Stücke, so beschreibst du es ja auch, hat mich Abstand nehmen lassen. Sein neues Projekt "Wheather Systems" spricht mich da schon mehr an. Hast du die Scheibe schon erworben? Bei mir steht sie immer noch auf der Wish-List.
caramel
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Re: Daniel Cavanagh - Monochrome

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Gepostet: 13.12.2024 - 15:16 Uhr  ·  #3
Zitat

...neues Projekt "Wheather Systems" spricht mich da schon mehr an. Hast du die Scheibe schon erworben?

Erworben nein, gehört ja. Ocean without a shore sprach mich auf Anhieb nicht an, obwohl Gemeinsamkeiten mit Anathema deutlich vorhanden sind.
Mir fehlt diese Tiefgründigkeit. Der emotionale Ausdruck, das manchmal regelrecht Beklemmung auslösende Gefühl auf den letzten Anathemaalben ist für mich kaum zu übertreffen.

Noch weniger sprach mich übrigens Vincent Cavanaghs Projekt The Radicant an, mir zu elektronisch.

Ich denke, mit der CD Monochrome und den Anathema-Alben selbst hat sich das Thema Anathema und alles drumherun für mich erledigt.
hmc
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Re: Daniel Cavanagh - Monochrome

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Gepostet: 13.12.2024 - 17:31 Uhr  ·  #4
Klasse Beschreibung, die mich zum handeln zwingt.
Ich werde berichten.
holger_fischer
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Re: Daniel Cavanagh - Monochrome

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Gepostet: 14.12.2024 - 18:58 Uhr  ·  #5
Danke für die Vorstellung. Sehr interessant! Von Anathema stehen auch hier einige Alben. Habe sie auch schon live erlebt. Eine hervorragende Band. Und jetzt die Zusammenarbeit eines der Mitglieder mit einer meiner Lieblingssängerinnen (AvG). Das kann nicht daneben gehen. Etwas weniger getragen und schwülstig wäre aber noch OKer gewesen :-).
caramel
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Re: Daniel Cavanagh - Monochrome

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Gepostet: 15.12.2024 - 14:34 Uhr  ·  #6
Zitat

Habe sie auch schon live erlebt.

Hallo Holger, ist bei uns leider nun schon über 10 Jahre her. Wir haben sie in der Christuskirche in Bochum gesehen, zusammen mit Opeth, und ich hätte sie gerne noch einmal gesehen.
Aber das wird wohl nichts mehr geben. Man liest so allerhand Gerüchte über die Brüder, und die angekündigte Pause der Band dauert jetzt einfach schon zu lange.
xanadu
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Re: Daniel Cavanagh - Monochrome

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Gepostet: 15.12.2024 - 14:41 Uhr  ·  #7
Ich hab tatsächlich erst seit kurzem Anathema für mich entdeckt und gerade das Album "A Natural Desaster" hat es mir angetan.
Bin noch da am durch hören der Diskografie. Wusste auch nicht das das Brüder sind und gut zu wissen das hier auch noch solo was gibt.
Dankeschön für die tolle Rezi Caramel.
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