The Marshall Tucker Band – A New Life (Capricorn 1974)
Irgendwann 1973 fand sich Im Melody Maker das Bild einer 6-köpfigen Band auf der Bühne
und mit der Aussage:
[cover]Marshall Tucker Band: 'Allmans Like Us'[/cover]
Kein großes Werbegeschrei also, keine lauten Superlative, sondern sechs nach ländlichen
Hippies aussehende Jungs, die alleine von diesem s/w Bild her signalisierten, daß sie keine
Hau-Ruck-Mucke spielten, sondern eher eine Art Südstaaten-Grateful Dead waren.
Zwei Gitarristen, aber auch ein Flötenspieler und Congas waren im Bild...
Überhaupt strahlte das Foto eine bescheidene Zuversicht aus..., irgendwie verbindend,
irgendwie rückversichernd!
Und wenn DAS den Allmans gefiel, dann, ohne einen Ton gehört zu haben, mußte es mir
geradezu auch gefallen. Ganz sicher!
(Und außerdem gefielen die MTB dem damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter so gut, daß er sie
diverse Male einlud, sogar ins Weiße Haus; und sie in einer Rückbesinnung anläßlich seines
100. Geburtstags (!) immer noch besonders hervorhob....!)
Obwohl es die Allmans schon ein paar Jahre gab, befand sich das eigentliche Southern Rock-Genre
noch im Aufbau; Phil Walden hatte gerade Capricorn Records gestartet und die MTB
sollten DIE erztypische Southern Rock Band werden.
Aber ihre Debüt-LP hatte es bislang nicht in europäische Läden geschafft.
Endlich dann die Zweite: A New Life.
Immer noch keinen Ton der Band gehört, John Peel hatte sie nicht im Programm, aber
wieder waren es die Augen, die erkannten: sieht sooo gut aus, kann nur gut sein:
ein gezeichnetes Cover, auf dem ein Fiedel-spielender Cowboy zu Tal reitet, dort unten
scheint das Ziel zu sein, vielleicht für einen Neuanfang auf einer neuen Farm...
Von den Farben bis zur Zeichnung strahlt das alles eine wohltuende Harmonie aus.
Diese Harmonie wird im Innencover noch übertroffen; sechs lächelnde Landjungen in Jeans und
bequemen Hemden stehen da, eine absolut glücklich aussehende Stute schaut auch in die Kamera...
"Du bist jetzt unter Freunden" wurde da deutlich gemacht.
Das Teil mußte sofort aufgelegt werden:
Tatsächlich gabs kein lautes Rocken und Rumpeln zu hören, sondern fast zu erwartende
ländlichen Klänge, die Jazz und immer auch ein bißchen Blues umfaßten. Mit Jerry Eubanks
hatten sie einen Flötenspieler und Saxophonisten; die beiden Gitarristen George McCorkle
und Toy Caldwell lieferten sich keine schrillen Duelle, sondern aufeinander eingehendes
Zusammenspiel (George griff aber auch mal zum Banjo), der Rhythmus kam nicht nur von
Paul Riddles Drums, sondern wurde durch Percussion des Sängers Doug Gray unterstützt.
Toys Bruder Tommy bediente den Bass, half gelegentlich beim Gesang und sollte später
auch einige Stücke schreiben.
Das Tempo reichte von 'bedächtigem Trab' bis zu 'lockerem Aufgallop'; keine 100 Meilen pro
Stunde, aber immer in der Vorwärtsbewegung und immer sicher im Sprung durchs Gelände.
Schon mit dem ersten und Titelstück wird dieses Neue Leben definiert:
In Denver einen Mann erschossen, Jahre hinter Gittern gesessen, vor Heimweh fast umgekommen,
aber jetzt gehts endlich heim nach Georgia um neu anzufangen.
Kein rührseliges Stück, sondern eine Bestandsaufnahme nach dem Motto 'es wird schon wieder
werden', untermalt durch leicht gallopierende Drums und beruhigende Flöte und Gitarrensoli.
Texte dieser Art, die immer wieder die Heimkehr und die Verbundenheit mit dem Süden hatten,
waren erst noch neu, später fanden sie sich bei praktisch allen Southern Rockern und irgendwann
wurden sie zum Klischee. Hier aber wirken sie beruhigend und aufbauend, die Harmonie verdichtet
sich jetzt Zug um Zug.
Und natürlich, wenn man erst mal wieder daheim ist, der Hauptgrund ist doch, daß man seine
lang vermißte "Southern Woman" wieder bei sich haben will. Fast acht romantisch-trabende Minuten
mit zwar ruhiger, aber doch intensiver Instrumentation; jazzige Gitarrenintros, tragendes Piano und
verhaltene, aber punktgenaue Rhythmusarbeit.
Flotter wirds mit 'Blue Ridge Mountain Sky', Charlie Daniels gastiert und eröffnet mit seiner Fiddle,
George McCorkle treibt das Banjo voran; textlich gehts wieder darum, die Schönheit der Heimat
zu begreifen und zu genießen.
'Too Stubborn' bringt zum ersten Mal Toy Caldwells Steel Gitarre nach vorne, sie weint zur Selbstanklage
von Doug Gray, der sein Mädchen deshalb verlor, weil er zu dumm war, sich um sie zu kümmern.
Armer Doug, merk dirs für die Zukunft.
Aber dann doch nicht: "Another Cruel Love", da ists, bläserunterstützt um die Botschaft zu unterstreichen,
schon wieder passiert. Doug, wo soll das noch enden mit Dir. Toy und George müssen verschärfte Riffs
hinzuspielen, damit wir trotz des Laments flott dazu tanzen (!) können.
Aber er hat gelernt: "You Ain't Foolin' Me"; reinlegen läßt er sich natürlich auch nicht, und um das zu
untersteichen, intensivieren alle Bandmitglieder inklusive der Percussionisten ihr Spiel und drücken
immer mal wieder aufs Tempo. Bei 7 Minuten ist Zeit für einen kleinen Jam per Saxophon/Gitarre.
Noch'n Liebeslied, nochmal die Erfahrung, nach langer Abwesendheit endlich wieder zu der
zurückzukehren, an die jeden Tag "24 Hours At A Time" gedacht wird. Das kann man als flotten und
gitarreninensiven Rocker präsentieren.
Und bitte begreifen: textlich sind das keine dummen Klischees, nein, hier kommt einfach zur Sprache,
was Doug Gray bewegt und zwar völlig unkitschig, ohne jegliches Pathos.
So gehts auch im letzten Stück "Fly Eagle Fly" um die nachdenkliche Betrachtung der Adler und der
sie umgebenden Natur; also Mitgefühl mit der Kreatur;
und die kann man nicht mit Volldampf, sondern erneut nur im leichten Trab haben. Trotzdem:
man muß sich bewußt bleiben, das hier 6 oder 7 Musiker (Gäste eingeschlossen) sehr soundintensive
und dichte Arbeit machen... dies ist mit Sicherheit keine akkustische Platte.
Irgendwie fühlte ich mich damals nach dem ersten Anhören geläutert und harmonisch voll
integriert... und war damit nicht der Einzige. Aus irgend einem Grund war gerade Bonn voller
Southern Rock- und damit MTB-Enthusiasten.
Viele von uns waren dabei, als MTB, zusammen mit den genau so beindruckenden Grinderswitch,
ihre einzige Europatournee spielten. Da hatten sie schon ein paar weitere und fast noch bessere
Werke veröffentlicht. Noch in 1974 folgte mit 'Where We All Belong' eine weitere LP, die man hier
unbedingt besprechen müßte, weil sie, wie der Titel schon besagt, klarmachte,
Wohin Wir Denn Gehören.... Es ist eben immer Zeit, heimzukehren.
Viele Jahre und LPs hielt die Freundschaft an, die mit diesem Neuen Leben begann.
Für Toy und Tommy Caldwell und George McCorkle
01 A New Life 6:36
02 Southern Woman 7:43
03 Blue Ridge Mountain Sky 3:30
04 Too Stubborn 3:47
01 Another Cruel Love 3:55
02 You Ain't Foolin' Me 7:00
03 24 Hours At A Time 5:00
04 Fly Eagle Fly 4:15
Banjo, Acoustic & Electric Guitar – George McCorkle
Bass, Backing Vocals – Tommy Caldwell
Drums – Paul Riddle
Flute, Saxophone, Backing Vocals – Jerry Eubanks
Steel , Slide, Acoustic, Electric Guitar – Toy Caldwell
Vocals, Percussion – Doug Gray
Writter – Toy Caldwell
Congas – Jaimoe (Allman Brothers)
Fiddle – Charlie Daniels (Charlie Daniels Band)
Keyboards – Paul Hornsby (Capricorn und Allman Brothers Produzent)
Horn – Earl Ford, Harold William , Oscar Jackson, Todd Logan
Irgendwann 1973 fand sich Im Melody Maker das Bild einer 6-köpfigen Band auf der Bühne
und mit der Aussage:
[cover]Marshall Tucker Band: 'Allmans Like Us'[/cover]
Kein großes Werbegeschrei also, keine lauten Superlative, sondern sechs nach ländlichen
Hippies aussehende Jungs, die alleine von diesem s/w Bild her signalisierten, daß sie keine
Hau-Ruck-Mucke spielten, sondern eher eine Art Südstaaten-Grateful Dead waren.
Zwei Gitarristen, aber auch ein Flötenspieler und Congas waren im Bild...
Überhaupt strahlte das Foto eine bescheidene Zuversicht aus..., irgendwie verbindend,
irgendwie rückversichernd!
Und wenn DAS den Allmans gefiel, dann, ohne einen Ton gehört zu haben, mußte es mir
geradezu auch gefallen. Ganz sicher!
(Und außerdem gefielen die MTB dem damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter so gut, daß er sie
diverse Male einlud, sogar ins Weiße Haus; und sie in einer Rückbesinnung anläßlich seines
100. Geburtstags (!) immer noch besonders hervorhob....!)
Obwohl es die Allmans schon ein paar Jahre gab, befand sich das eigentliche Southern Rock-Genre
noch im Aufbau; Phil Walden hatte gerade Capricorn Records gestartet und die MTB
sollten DIE erztypische Southern Rock Band werden.
Aber ihre Debüt-LP hatte es bislang nicht in europäische Läden geschafft.
Endlich dann die Zweite: A New Life.
Immer noch keinen Ton der Band gehört, John Peel hatte sie nicht im Programm, aber
wieder waren es die Augen, die erkannten: sieht sooo gut aus, kann nur gut sein:
ein gezeichnetes Cover, auf dem ein Fiedel-spielender Cowboy zu Tal reitet, dort unten
scheint das Ziel zu sein, vielleicht für einen Neuanfang auf einer neuen Farm...
Von den Farben bis zur Zeichnung strahlt das alles eine wohltuende Harmonie aus.
Diese Harmonie wird im Innencover noch übertroffen; sechs lächelnde Landjungen in Jeans und
bequemen Hemden stehen da, eine absolut glücklich aussehende Stute schaut auch in die Kamera...
"Du bist jetzt unter Freunden" wurde da deutlich gemacht.
Das Teil mußte sofort aufgelegt werden:
Tatsächlich gabs kein lautes Rocken und Rumpeln zu hören, sondern fast zu erwartende
ländlichen Klänge, die Jazz und immer auch ein bißchen Blues umfaßten. Mit Jerry Eubanks
hatten sie einen Flötenspieler und Saxophonisten; die beiden Gitarristen George McCorkle
und Toy Caldwell lieferten sich keine schrillen Duelle, sondern aufeinander eingehendes
Zusammenspiel (George griff aber auch mal zum Banjo), der Rhythmus kam nicht nur von
Paul Riddles Drums, sondern wurde durch Percussion des Sängers Doug Gray unterstützt.
Toys Bruder Tommy bediente den Bass, half gelegentlich beim Gesang und sollte später
auch einige Stücke schreiben.
Das Tempo reichte von 'bedächtigem Trab' bis zu 'lockerem Aufgallop'; keine 100 Meilen pro
Stunde, aber immer in der Vorwärtsbewegung und immer sicher im Sprung durchs Gelände.
Schon mit dem ersten und Titelstück wird dieses Neue Leben definiert:
In Denver einen Mann erschossen, Jahre hinter Gittern gesessen, vor Heimweh fast umgekommen,
aber jetzt gehts endlich heim nach Georgia um neu anzufangen.
Kein rührseliges Stück, sondern eine Bestandsaufnahme nach dem Motto 'es wird schon wieder
werden', untermalt durch leicht gallopierende Drums und beruhigende Flöte und Gitarrensoli.
Texte dieser Art, die immer wieder die Heimkehr und die Verbundenheit mit dem Süden hatten,
waren erst noch neu, später fanden sie sich bei praktisch allen Southern Rockern und irgendwann
wurden sie zum Klischee. Hier aber wirken sie beruhigend und aufbauend, die Harmonie verdichtet
sich jetzt Zug um Zug.
Und natürlich, wenn man erst mal wieder daheim ist, der Hauptgrund ist doch, daß man seine
lang vermißte "Southern Woman" wieder bei sich haben will. Fast acht romantisch-trabende Minuten
mit zwar ruhiger, aber doch intensiver Instrumentation; jazzige Gitarrenintros, tragendes Piano und
verhaltene, aber punktgenaue Rhythmusarbeit.
Flotter wirds mit 'Blue Ridge Mountain Sky', Charlie Daniels gastiert und eröffnet mit seiner Fiddle,
George McCorkle treibt das Banjo voran; textlich gehts wieder darum, die Schönheit der Heimat
zu begreifen und zu genießen.
'Too Stubborn' bringt zum ersten Mal Toy Caldwells Steel Gitarre nach vorne, sie weint zur Selbstanklage
von Doug Gray, der sein Mädchen deshalb verlor, weil er zu dumm war, sich um sie zu kümmern.
Armer Doug, merk dirs für die Zukunft.
Aber dann doch nicht: "Another Cruel Love", da ists, bläserunterstützt um die Botschaft zu unterstreichen,
schon wieder passiert. Doug, wo soll das noch enden mit Dir. Toy und George müssen verschärfte Riffs
hinzuspielen, damit wir trotz des Laments flott dazu tanzen (!) können.
Aber er hat gelernt: "You Ain't Foolin' Me"; reinlegen läßt er sich natürlich auch nicht, und um das zu
untersteichen, intensivieren alle Bandmitglieder inklusive der Percussionisten ihr Spiel und drücken
immer mal wieder aufs Tempo. Bei 7 Minuten ist Zeit für einen kleinen Jam per Saxophon/Gitarre.
Noch'n Liebeslied, nochmal die Erfahrung, nach langer Abwesendheit endlich wieder zu der
zurückzukehren, an die jeden Tag "24 Hours At A Time" gedacht wird. Das kann man als flotten und
gitarreninensiven Rocker präsentieren.
Und bitte begreifen: textlich sind das keine dummen Klischees, nein, hier kommt einfach zur Sprache,
was Doug Gray bewegt und zwar völlig unkitschig, ohne jegliches Pathos.
So gehts auch im letzten Stück "Fly Eagle Fly" um die nachdenkliche Betrachtung der Adler und der
sie umgebenden Natur; also Mitgefühl mit der Kreatur;
und die kann man nicht mit Volldampf, sondern erneut nur im leichten Trab haben. Trotzdem:
man muß sich bewußt bleiben, das hier 6 oder 7 Musiker (Gäste eingeschlossen) sehr soundintensive
und dichte Arbeit machen... dies ist mit Sicherheit keine akkustische Platte.
Irgendwie fühlte ich mich damals nach dem ersten Anhören geläutert und harmonisch voll
integriert... und war damit nicht der Einzige. Aus irgend einem Grund war gerade Bonn voller
Southern Rock- und damit MTB-Enthusiasten.
Viele von uns waren dabei, als MTB, zusammen mit den genau so beindruckenden Grinderswitch,
ihre einzige Europatournee spielten. Da hatten sie schon ein paar weitere und fast noch bessere
Werke veröffentlicht. Noch in 1974 folgte mit 'Where We All Belong' eine weitere LP, die man hier
unbedingt besprechen müßte, weil sie, wie der Titel schon besagt, klarmachte,
Wohin Wir Denn Gehören.... Es ist eben immer Zeit, heimzukehren.
Viele Jahre und LPs hielt die Freundschaft an, die mit diesem Neuen Leben begann.
Für Toy und Tommy Caldwell und George McCorkle
01 A New Life 6:36
02 Southern Woman 7:43
03 Blue Ridge Mountain Sky 3:30
04 Too Stubborn 3:47
01 Another Cruel Love 3:55
02 You Ain't Foolin' Me 7:00
03 24 Hours At A Time 5:00
04 Fly Eagle Fly 4:15
Banjo, Acoustic & Electric Guitar – George McCorkle
Bass, Backing Vocals – Tommy Caldwell
Drums – Paul Riddle
Flute, Saxophone, Backing Vocals – Jerry Eubanks
Steel , Slide, Acoustic, Electric Guitar – Toy Caldwell
Vocals, Percussion – Doug Gray
Writter – Toy Caldwell
Congas – Jaimoe (Allman Brothers)
Fiddle – Charlie Daniels (Charlie Daniels Band)
Keyboards – Paul Hornsby (Capricorn und Allman Brothers Produzent)
Horn – Earl Ford, Harold William , Oscar Jackson, Todd Logan