Ned Roberts - Dream Sweetheart

 
badMoon
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Ned Roberts - Dream Sweetheart

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Gepostet: 01.10.2024 - 16:59 Uhr  ·  #1
Es ist gar nicht so lange her, dass hier im Forum erwähnt wurde, dass es neue Künstler sehr schwer haben, einen größeren Bekanntheitsgrad zu erreichen. "Früher" gab es einige Musikmagazine, einige wenige Musiksendungen im TV und das Radio. Und es gab nicht die Fülle an Musikern, die für sich einen Platz in der Musikwelt erobern wollten, wie es heute der Fall ist. So sorgen YouTube oder Streamingdienste nicht nur für jederzeitige Verfügbarkeit jedweder Musik. Vielmehr haben es auch die Scharen an Musikern wesentlich einfacher, sich zu produzieren. Leider jedoch geht jeder einzelne in der Menge der Neuankömmlinge unter und muss sehr viel Glück haben, bemerkt zu werden und in Erinnerung zu bleiben. Es ist eben nicht mehr leicht, in die Fußstapfen eines Gordon Lightfoot, Jackson Browne oder James Taylor, um nur einige zu nennen, zu treten.

Aber - gerade erst wurde hier der Singer-Songwriter James Harries erwähnt. Er wäre möglicherweise ein Kandidat, die sich wohl oder übel auftuenden Lücken zu füllen. Wie vielleicht auch der Künstler, den ich gerade für mich entdeckt habe: Ned Roberts.

Über den aus York stammenden Gitarristen und Songwriter Ned Roberts ist zu lesen, dass er nunmehr zwar in London lebt, sein musikalischer Geist jedoch über dem Laurel Canyon schwebt. Im "The Guardian" wurde seine Musik unter anderem so beschrieben: „Ein herrlicher Leckerbissen … seine Melodien erinnern an Leonard Cohen mit lyrischen Anspielungen auf Bob Dylan, und seine Stimme erinnert an Tim Hardin“. Ergänzend würde mir noch ein Vergleich mit dem frühen Paul Simon einfallen. Ob all das zutreffend ist?

Ned Roberts - Sweet Heart | UK 2020 |Folk, Americana, Singer-Songwriter

Wurde bereits sein Debütalbum von dem amerikanischen Instrumentalisten Luther Russell produziert, so findet diese Zusammenarbeit auch auf diesem dritten Werk von Roberts statt. Nicht nur, dass Russell dieses Album produzierte, er bedient ebenso die Tasteninstrumente, spielt Schlagzeug, Gitarre, Bass und auch das Banjo. Mit Russell am Mischpult setzt sich die Zusammenarbeit auf seiner dritten Veröffentlichung "Dream Sweetheart" fort. Gemeinsam mit dem Gesang der Songwriterin ---> Sarabeth Tucek entwickelt sich in manchem Song auf bezaubernde Weise ein wunderbarer Harmoniegesang.

Ob nun ---> Falling Away als Opener richtig gewählt wurde, wird sich gezeigt haben, wenn die Hörer "dran geblieben" sind. Fast 15 Sekunden lang ist erst einmal ein Streichquartett zu hören, bevor die Basstrommel, dann Gitarre und Gesang einsetzen. Gewagt, Herr Roberts, aber der Song entwickelt sich und zeigt gleich auf, was auf dem Album zu erwarten ist. Seine Falsettstimme wird wunderbar von der sich aufbauenden Klangfülle getragen. Voller Herzschmerz singt sich Roberts durch dieses Stück, in den beendenden Beckenschlag schließt sich fast nahtlos ---> Miles Betweens an, eine schöne, wehmütige Nummer über eine verlorene Liebe.

Mit Wrong Side Of You folgt der wohl schmissigste Song des Albums - das wäre meine Wahl für den Opener. Herrlich, wie das Stück an Tempo zunimmt. Unweigerlich erwische ich mich dabei, dass meine Füße im Takt mitklopfen und die Stimmung zu steigen beginnt, obwohl sich der Text wieder um das Ende einer Beziehung dreht, in der es darum geht, den unbekannten Weg vor sich zu nehmen, aber im Kopf immer noch an den Weg hinter uns zu denken.

Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=tfQMTq_ZIDg

"Mein Verstand ist ein Narr, wenn ich mich nach dir sehne. / Ein Fluss ohne Grund, ein Himmel ohne Blau." heißt es in einer Strophe des Liedes ---> Cradle To The Crow, einem wunderschönen Folksong, in dem Roberts Falsettstimme wieder wunderbar mit der melancholischen Stimmung des Stückes harmoniert.

Zunächst war ich im Track ---> Stay A Little Longer ob der Geräusche leicht irritiert und schaute mich verdutzt im Zimmer um. In diese etwas traurige, zum Text passende Melodie mischt sich mehr und mehr das Geräusch auf den Schienen klappernder Räder. Wird im Text gehofft, dass "Sie" noch ein wenig länger bleibt, deutet das Geräusch der weiterziehenden Bahn anderes an.

Hier eine akustische Liveaufnahme dieses Stücks:

Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=ETRhIJ597H4

Mit ---> The Songbird stellt Roberts ein weiteres Mal seine Songwriterqualitäten unter Beweis. Auch in diesem Text geht es um die Gedanken an eine verlorene Liebe, eingehüllt in sehnsuchtsvolle Melodien.

Den Abschluss des Albums bildet das Stück Slower Than The Sea, bei dem ich am ehesten einen Vergleich zu James Taylor ziehen würde. Dieser Song wurde später, auf der Compilation "From The Reels 2012 - 2020" in einer neuen, reduzierten Version (Pedal Steel) dargeboten. Hier die beiden Versionen:

Sweetheart-Version: ---> Slower Than The Sea

Pedal Steel-Version: ---> Slower Than The Sea

Ned Roberts hat mit diesem, seiner dritten Veröffentlichung, ein Werk geschaffen, in dem Text und Musik wie eine Symbiose zusammengehören. Mit seinen tiefgründigen und gefühlvollen Texten sowie den wunderschönen, melodischen Kompositionen berühren seine Songs Herz und Seele.

So bleibt zu hoffen, dass neben dem bereits erwähnten James Harries ein weiterer junger Künstler in die Fußstapfen ebenfalls genannter Singer-Songwriter treten mag. Neben einiger bereits in der Musikerszene hochgelobter Alben wäre auch genügend Talent vorhanden.

[Die Songs]

01. Falling Away 04:49
02. Miles Between 04:02
03. Wrong Side of You 03:09
04. Cradle to the Crow 03:50
05. Stay A Little Longer 03:11
06. The Root 03:45
07. The Songbird 03:45
08. The Arbour 03:33
09. 'Cross the Boughs 02:47
10. Slower than the Sea 03:35

[Das Album auf Bandcamp]

---> Ned Roberts - Dream Sweetheart
hmc
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Re: Ned Roberts - Dream Sweetheart

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Gepostet: 01.10.2024 - 19:58 Uhr  ·  #2
Tolle Rezi über einen mir unbekannten Musiker.
Aber das muss ja nicht so bleiben.

Wenn wir uns irgendwann mal wiedersehen sollten, so könntest Du ja mal ein Werk vorspielen.
hmc
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Re: Ned Roberts - Dream Sweetheart

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Gepostet: Gestern um 09:54 Uhr  ·  #3
Hier lief sein Album "Ned Roberts".
Tragend, sentimental, traurig, nachdenklich und wunderschön.

Obwohl viele Titel mehr reine Singer/Songwriter Kompositionen sind, gefällt mir die Musik sehr gut.
Sein leicht nasaler Gesang passt genau zu dieser Art Musik. Alles ist minimalistisch gehalten, so auch die Instrumentalisierung.
Chello, Akustik Gitarre (gelegentlich zwei zusammen) und Gesang, das wars. Passt aber.
Die Musik ist nichts für jede Stimmung, ist sie aber spürbar, dann sollte man das Werk auflegen und träumen.

Meine ehrliche Einschätzung lieber Rezi Verfasser.
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