Steve Hackett - Darktown

 
hmc
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Steve Hackett - Darktown

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Gepostet: 21.09.2024 - 11:47 Uhr  ·  #1
Steve Hackett - Darktown
(1999)



Der Klappentext des Albums von Steve Hackett kündigt Darktown als das bisher privateste an, wobei es sogar autobiografische Züge trägt.

Die Musik auf dem Album zeigt sich dabei sehr stimmungs- und variantenreich. Der Beginn der CD ist für Hackett sehr ungewöhnlich: "Omega Metallicus" ist mit Slap-Bass und Drum-Samples sehr funky geraten. Dieses Instrumental verwirrt ein wenig beim ersten Zuhören, man sollte sich aber alles andere als abschrecken lassen.

Hackett beschreitet ansonsten verträumt romantische oder gar epische Pfade - die Texte zu den Liedern sind sehr ungewöhnlich, so gibt es Texte über den Lehrerterror an englischen Schulen (Darktown), über die Wiedergeburt (Rise Again) oder gar den sehr interessanten und mutigen Text aus der Ich-Perspektive über einen kleinen holländischen Jungen im 2. Weltkrieg, der versteckte Juden an die Nazis verrät und später in die Schweiz flüchtet. Doch daneben gibt es auch wunderbare romantische Werke wie "Days of long ago", das vom schottischen Sänger Jim Diamond intoniert wird.

Ansonsten singt Steve Hackett seine Lieder selbst. Nun ist Steve sicherlich nicht der begnadetste Sänger, aber hier wirkt sein mal düsterer und dann auch sehr klarer Gesang absolut richtig und verleiht den Liedern die jeweils passende Stimmung.

So vielseitig die Texte so vielseitig auch die Musik. Das bereits erwähnte "Omega Metallicus" bildet da nur den Anfang. "Darktown" (hier meine ich nun das Titelstück) kommt äußerst beunruhigend daher - nicht zuletzt aufgrund Hacketts düsteren Sprechgesangs - und mit vibrierendem Saxophon. Die für Hackett so typschen Gitarrenriffs erinnern dabei an alte Genesiszeiten.

Gleich danach folgt mit "Man Overboard" ein absolut wunderschönes und sehr entspannendes Lied, das seine Atmosphäre sofort im Raum verbreitet und mir die Seele streichelt. Steve Hacketts Akustikgitarre klingt herrlich wie eh und je und sein Gesang hier glockenrein und sehr angenehm.

Neben dem bereits erwähnten Lied über den Jungen in Holland - "Days of Golden Steam" - und dem einfach hinreißend zärtlichen Liebeslied "Days of Long Ago" gibt es mit "Twice Around The Sun" auch ein instrumentales Highlight. Allein die wuchtigen Mellotron-Samples zu Beginn lassen kleine Schauer über meinen Rücken laufen und ich fühle mich zurückgesetzt in alte Tage. Steves E-Gitarre, die das Lied als führendes Melodieinstrument trägt, erzeugt viel Gefühl und "Twice Around The Sun" ist eines jener Instrumentalstücke, die ich immer wieder und wieder hören kann - und doch immer wieder andere Bilder im Kopf erzeugen.

Mit "Jane Austen's Door" gibt es dann noch ein sehr entspanntes und schönes Lied, das sozusagen als kleine Erholung und Oase der Ruhe vor den letzten beiden sehr intensiven Stücken dient. Da wäre zum einen das instrumentale Darktown Riot, das sehr wuchtig klingt und leicht gespenstische Gitarrentöne (zumindest klingt es auf mich so) liefert. Darktown Riot beschreibt dabei den Aufstand der Unterdrückten, die immer nur herumgeschubst werden, bis die Grenze erreicht wird.

Großer abschließender Höhepunkt ist aber das epische und düster geratene "In Memoriam". Auch hier singt Steve Hackett einige kurze Zeilen mit düster verzerrter Stimme, was aber selten so gut klang wie hier. Der größte Part des Liedes ist aber instrumental, getragen von der E-Gitarre, im Hintergrund ein Choral der mir wieder leise Schauer über den Rücken jagt.

Darktown ist sicherlich kein Album das beim ersten Hören voll ergründet werden kann. Wenn man sich aber mit Steve Hackett zusammen auf die Reise begibt, ergründen sich von Mal zu Mal immer wieder andere wunderschöne Momente und das Album fasziniert einfach von der ersten bis zur letzten Note. Es ist dabei auch anzumerken, daß Hackett nicht müde wird, neue und andere Einflüsse in seine Musik einfließen zu lassen.

So komme ich zum Schluß, daß Steve Hackett für mich mittlerweile das Ex-Genesis bzw. Genesis-Mitglied mit den interessantesten und besten Soloalben ist. Hier und da blitzt mal ein kurzes Deja Vu auf und man fühlt sich an andere Genesis-Zeiten erinnert. Die meiste Zeit aber erzeugt Hackett einfach nur sehr intensive Stimmungen, die von aggressiv über düster und episch bis hin zu zärtlicher Romantik reichen.

Es ist dabei kein gewöhnlicher progressiver Rock, der mitunter auch zu einer Schablone geraten kann, sondern eine sehr individuelle Musik voller Facetten und durchsetzt von Steve Hacketts Persönlichkeit.

Dies unterstreichen auch die sehr interessanten Anmerkungen von ihm zu jedem der Lieder, was auch dazu beiträgt, dieses Album als etwas persönliches zu begreifen. Ich hoffe, dass Steve Hackett noch einiges zu erzählen hat.

TO.
Mr. Upduff
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Re: Steve Hackett - Darktown

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Gepostet: 21.09.2024 - 12:44 Uhr  ·  #2
... vom besenmann wurde mir damals die Wild Orchid von ihm befohlen, die ich mir sofort gekauft habe und auch noch immer sehr hörenswert finde...

... deine drei neuen Vorstellungen machen mich neugierig, so dass ich mich in den nächsten Tagen mal mit die ihm intemsiver auseinandersetzen werde...
badMoon
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Re: Steve Hackett - Darktown

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Gepostet: 22.09.2024 - 14:29 Uhr  ·  #3
Was für ein Album! Dieses habe ich erst durch den Verfasser dieser glänzend geschriebenen Rezension kennen- und schätzen gelernt. Kein einziger Song, der nicht gefällt. Insgesamt ein eher düsteres Album, wie es manchmal bestens zu bestimmten Stimmungen passen mag.

Allein die Qualität der highfidelen Aufnahmen sind eine Wonne. So sollte das Gesamtpaket musikalisch und klangtechnisch eigentlich viele begeisterte Hörer finden. Aus dem Ärmel geschüttelt fällt mir hier bspw. dan ein, dem ich diese CD empfehlen würde - sofern er dieses Album nicht bereits in seinem Regal stehen hat.

Ein kleines Songbeispiel, stellvertretend für den Rest des Albums:

Dreaming With Open Eyes

Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=Gxp5dxe7fSE
Trurl
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Re: Steve Hackett - Darktown

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Gepostet: 22.09.2024 - 18:08 Uhr  ·  #4
Für mich eines seiner wirklich guten Alben ohne wirklichen Hänger, die der gern mal mit einbaut :-)

Trurl
hmc
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Re: Steve Hackett - Darktown

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Gepostet: 23.09.2024 - 14:59 Uhr  ·  #5
Dan hat mir das Album damals nahe gelegt.
Tom Cody
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Re: Steve Hackett - Darktown

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Gepostet: 24.09.2024 - 18:10 Uhr  ·  #6
Mit dem Ausstieg von Peter Gabriel bei Genesis war das Kapitel für mich erledigt. Phil Colins am Mikro habe ich nie gemocht. Insoweit habe ich die späteren Soloprojekte der einzelnen Mitglieder auch nicht auf dem Radar. Steve Hackett mag durchaus ein guter Gitarrist sein, aber seine Musik erreicht mich nicht. Sorry, ist einfach so.

Horst, vielen Dank für diese schöne Rezension ! :-D
caramel
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Re: Steve Hackett - Darktown

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Gepostet: 24.09.2024 - 20:10 Uhr  ·  #7
Hacketts Solosachen sind (für mich) nicht alle hörbar, Darktown aber unbedingt. Live auf der Bühne ist er eine sichere Bank für einen gelungenen Musikabend.

Danke für diese ausführliche Vorstellung. Sehr treffend und schön beschrieben :]
Mr. Upduff
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Re: Steve Hackett - Darktown

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Gepostet: 25.09.2024 - 17:52 Uhr  ·  #8
... der Opener ist ja echt der Hammer mit dem Slabbass...In Memorian (übrigens ein Aaaeeeiiioouuusong) für mich der emotionalen Höhepunkt (die Gitarre erinnert stark an King Crimson)... das Album werde ich mir noch öfters anhören, bis es ganz angelangt ist... vielen Dank für die anfixende Rezi und eure eben solche Kommentare dazu...
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