Jean Michel Jarre - Oxygene

 
hmc
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Jean Michel Jarre - Oxygene

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Gepostet: 21.09.2024 - 11:31 Uhr  ·  #1
Jean Michel Jarre - Oxygene
(1976)



Mancher mag sich wohl wundern, was Jean Michel Jarre auf einer Website zu suchen hat, die Progressive Rock zum Thema hat. Progressive Musik ist ein weitläufiges Genre und nicht unbedingt an bestimmte Instrumente oder Albenformate gebunden. Weitflächige Kompositionen, die normale Radiomusik transzendieren, können genauso auf elektronischem oder synthetischem Wege umgesetzt werden.

In der Tat gibt es einige Gruppen, die elektronische Musik gespielt haben und spielen und durchaus dem progressiven Zweig der Musik zuzuordnen sind. Besonders prominent sind natürlich die deutschen Vertreter der Berliner Schule wie Tangerine Dream oder auch Ashra. Aber auch eine Formation wie Kraftwerk hat nachhaltig beeinflußt. Und doch müssen sie sich letztlich alle dem französischen Bombastmusiker Jean Michel Jarre beugen. Denn während Tangerine Dream z.B. bis zur Mitte der 70er Jahre zwar sehr experimentierfreudig und innovativ waren, waren sie ebenso schwer greifbar für die meisten Menschen. Kraftwerk pflegten und hegten ein sehr maschinelles Image, das bis hin zur Sterilität auch mal ging und die Maschine in der Musik teilweise über den Menschen stellte.

Jean Michel Jarre beschritt andere Wege. Genaugenommen ist "Oxygene" nicht sein Debutalbum, hatte er doch 1972 bereits "Deserted Palace" und 1973 den Soundtrack zum Film "Les granges Brûlées" veröffentlicht. An anderer Stelle mehr dazu. "Oxygene" aber wurde zum Meilenstein und Markenzeichen für Jarre, für elektronische Musik, für elektronische Musik vor allem, die an sich nicht wirklich radiotauglich war, aber gleichzeitig die Menschen auf eine Weise erreichte, von der die deutschen Gruppen bisher nicht mal träumen konnten. 15 Millionen verkaufte Exemplare von Oyxgene bis zum heutigen Tage legen davon Zeugnis ab.

Jean Michel Jarre ist, der Nachname verrät es fast von selbst, kein geringerer als der Sohn des weltberühmten Komponisten Maurice Jarre, der u.a. die Filmmusik zu solchen Werken wie "Dr. Schiwago" oder "Lawrence von Arabien" komponierte. Jean Michel Jarres Vater Maurice spielte aber keine große Rolle in seinem Leben, entschied sich Maurice Jarre Mitte der 50er Jahre doch dazu, Frau und Kind zu verlassen und in die USA überzusiedeln, während Jean Michel Jarre mit seiner Mutter zurück in Frankreich blieb.

Jean Michel Jarre studierte klassisches Piano, doch sein Interesse für neuere Musikformen zeigte sich recht früh. So suchte er, kaum zwanzig geworden, die Nähe zu den Großmeistern der elektronischen Musik jener Tage, u.a. Karlheinz Stockhausen in Deutschland und vor allem Pierre Schaeffer in Frankreich. Beim von Schaeffer geleiteten Groupe de Recherches Musicales blieb Jarre knappe drei Jahre, ehe er endgültig eigene Wege einschlug. Bei Schaeffer machte Jarre Bekanntschaft mit der musique concrète, die Schaeffer erfunden hatte. Musique concrète verwendet Tonbandaufnahmen, um daraus Collagen und Verfremdungen zu bilden, die schließlich zu ganz neuen Musikwerken werden. Jarre war sich in dieser Zeit aber auch nicht zu schade, um Jingles und Werbemusik zu komponieren. So u.a. für Pepsi oder Nestlé.

So ausgebildet und zwei recht obskure Alben im Gepäck machte sich Jarre 1976 schließlich daran, das Genre der elektronischen Musik herunter vom Thron des allzu elitären und entrückten zu holen und direkt massenkompatibel zu machen. Jarres erklärtes Ziel war, Musik zu erschaffen, die Gefühle weckt, die die Menschen auf emotionaler Basis anspricht und kein Handbuch benötigt, um dem Publikum die Absichten des Komponisten zu erklären, während irgendein Zwölftonstück gnadenlos vor sich hin spielt.

Und man mag von "Oxygene" halten, was man will, Jean Michel Jarre erreichte sein Ziel definitiv. Ohne wirkliches Konzept, ist "Oxygene" blubbernde, zischende, immer aber sanft dahinströmende Musik, dessen ersten drei Stücke nahtlos ineinanderübergehene Reisen ins elektronische Traumland sind, in dem man Gedanken völlig frei schweifen lassen kann. Die ehemals zweite Seite der LP wird dann vom sicherlich bekanntesten und wohl auch erfolgreichsten elektronischen Stück Jarres eröffnet. "Oxygene IV" mit seiner Radiofreundlichkeit ist für manche gewiß eine notorische Hitsingle geworden, sie ist auf jeden Fall sehr eingängig geraten und ebnet den Weg für die etwas sperrigeren Stücke, die folgen, die sich anfangs sehr sphärisch, beinahe luftig zeigen, langsam aufbauend und meditativ gehalten, ehe plötzlich mit Stereoeffekten garnierte Sequenzerbeats das Tempo anziehen. Der Schluss von "Oxygene" zeigt sich da eher etwas betulich, mit Brandungsgeräuschen und Quietscheentchen, das wohl eher eine Möwe sein soll, aber am Ende halt einfach nur quietscht.

Oxygene ist ohne Zweifel einer der Klassiker der elektronischen Musik. Und selbst wenn einige bei Jarre die Augen verdrehen oder es als seichte Fahrstuhlmusik abtun, letztlich ist "Oxygene" das Album, das elektronische Musik wohnzimmertauglich gemacht hat. Ein echter Meilenstein des Genres, der auch seine Auswirkungen auf andere Musiker und Bands hatte, die vor Jarre schon elektronische Musik veröffentlicht hatten. So wurden auch Bands wie Tangerine Dream in der Folge eingängiger.

Oxygene, als Meisterwerk, hat aber, wie oben schon angedeutet, auch seine Schwachpunkte, vor allem die zweite Hälfte kann nicht immer das Niveau der ersten vier Stücke halten. Etwas, was sich seltsamerweise in späteren Werken ebenfalls fortsetzen sollte.

"Oxygene" ist übrigens mein allererstes jemals gekauftes Album, man mag mir also verzeihen, wenn ich vielleicht nicht ganz objektiv erscheine. Ich besitze es nun seit über 20 Jahren und finde das Album nach wie vor genauso gut und frisch wie ehedem. Es zeigen sich trotz des Alters des Albums keine Abnutzungserscheinungen. Jarres Musik auf "Oxygene" ist zeitlos. Ein Franzose hatte die Welt der elektronischen Musik kräftig erschüttert. Was ursprünglich von Francis Dreyfus, einem Freund Jarres, in einer Auflage von 50.000 Stück gepresst wurde, geriet zum Millionenseller und Startschuss des Disques Dreyfus Labels, auf dem für lange Zeit alle weiteren Alben Jarres erscheinen sollten. Jarre selbst hatte sein Erfolgsrezept gefunden, das als Blaupause für die nächsten Alben dienen sollte.
Mr. Upduff
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Re: Jean Michel Jarre - Oxygene

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Gepostet: 21.09.2024 - 12:50 Uhr  ·  #2
.... lief nach Erscheinung bei meinem Freundeskreis hoch und runter (auch Frauen konnten seltsamerweise damit was anfangen)... war damals spannend zu hören...aber jetzt finde ich es zu flach und hintergrundsmäßig...
badMoon
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Re: Jean Michel Jarre - Oxygene

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Gepostet: 22.09.2024 - 14:29 Uhr  ·  #3
Im Gegensatz zu Mr.Upduff finde ich dieses Album noch immer spannend und hörenswert. Sicher, die "große" Zeit derartiger elektronischer Musik ist vorbei, manches Album hat diese Zeit jedoch überlebt und bleibt bis heute. Hierzu gehört für mich auch dieses Werk - mag man die Augen nun verdrehen oder nicht. Und das oft als "Fahrstuhlmusik" bezeichnete Oxygene Pt.4 flirrt auch heute noch mit erhöhter Lautstärke gerne durch die Zimmer. Ein elektronischer Genuss.

Thx für die tolle Rezi, die ich 1:1 unterschreiben würde. Klasse gemacht.
Trurl
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Re: Jean Michel Jarre - Oxygene

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Gepostet: 22.09.2024 - 17:47 Uhr  ·  #4
Da ich zu der Zeit schon die Berliner Schule oder auch manches aus den USA bevorzugte, teile ich eher Upduffs Meinung. Es gibt manche schöne Passage, vieles andere ist für meine Ohren aber eher seicht und flach. Wirklich spannend fand und finde ich da Zoolook von ihm.

Trurl
White Bird
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Re: Jean Michel Jarre - Oxygene

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Gepostet: 22.09.2024 - 22:35 Uhr  ·  #5
Wie bereits Mr. Upduff andeutete, gehöre ich auch zu dem Kreis der Frauen, die etwas mit der Musik anfangen konnten. Allerdings habe ich nie den Tonträger besessen, sondern wurde durch das Radio berieselt.

Durch die damalige Dauerbeschallung, denn die Musik war seinerzeit unheimlich angesagt und folglich auch präsent, haben sich einige Stücke im Gedächtnis festgesetzt. Vielleicht sollte ich mal wieder bei YouTube reinlauschen ....
kraut-brain
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Re: Jean Michel Jarre - Oxygene

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Gepostet: 22.09.2024 - 23:26 Uhr  ·  #6
Elektronische Musik und ich werden wohl nie so meine Freunde werden. Das trifft auch auf die sogenannte Berliner bzw. Düsseldorfer Schule zu. Natürlich gibt es auch hier einige Alben aus dem Bereich, aber sie sind zum Teil von verknüpft mit traditioneller Musik.

Natürlich habe ich damals den Jean Michel Jarre mit seinem Album Oxygene wahrgenommen, aber es hat nicht richtig mein Herz erwärmt. Für mich war das Popmusik in einem Elektronikgewand.

Trotzdem war es interessant für mich, welch Eindrücke du von dem Album vermittelt hast und welchen Stellenwert es für dich heute noch hat. Insofern Danke für deine lesenswerte Rezi.
Tom Cody
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Re: Jean Michel Jarre - Oxygene

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Gepostet: 23.09.2024 - 18:35 Uhr  ·  #7
Die Musik dieser Multiinstrumentalisten wie hier Jean Michel Jarre, aber auch Mike Oldfield, hat mich nicht so berührt. Einzelne Tracks ja, aber ein ganzes Album kann ich mir dann nicht anhören.

Von "Equinox" gibt es einen Track, den ich gerne höre. Kann ihn allerdings nicht konkret benennen. Es gab dazu früher einmal einen Clip auf MTV oder VIVA. Bei Mike Oldfield ist es das Lied mit Chappo "Shadow On The Wall". Ansonsten ist diese Musik nicht so meine Welt.

Vielen Dank, Horst, für diese schöne Vorstellung ! :-D
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