Über Woody Guthrie ist schon so viel geschrieben worden. In unserem Forum allerdings wird er - wenn ich nichts übersehen habe - immer nur am Rande erwähnt.
Meine Bekanntschaft mit ihm hält sich bisher in Grenzen. Für mich war er immer der Vater von Arlo Guthrie sowie der Schöpfer der inoffiziellen Nationalhymne This Land Is Your Land und natürlich der Protestsänger, der viele nachfolgende Songwriter beeinflusst hat. Ich wusste auch um seine fürchterliche Krankheit Chorea Huntington, die er von seiner Mutter geerbt und an zwei seiner Kinder weitergegeben hat. Damit hatte sich mein Wissen erschöpft.
Dass er neben hunderten Folksongs auch Zeichnungen, Bücher und zahlreiche Schriften verfasst hat, war mir nicht bekannt und selbst das Buch, welches seit einer gefühlten Ewigkeit auf meinem Bookreader schlummerte, hatte ich nicht mehr auf dem Schirm.
Diesen Roman "Haus aus Erde" habe ich nun gelesen.
Inspiriert wurde Guthrie zu diesem Buch durch die häufigen, leidbringenden Sandstürme, insbesondere durch den verheerenden Sandsturm, der am 14.04.1935 über das Land fegte.
In den 30ern litten die Menschen nicht nur unter der größten Wirtschaftskrise des 20ten Jahrhunderts. Große Teile der USA und Kanadas hatten mit extremen Wetterbedingungen zu kämpfen. Die Winter waren besonders lang und kalt. Im Sommer folgten schwere Dürreperioden. Überweidung und intensive Landwirtschaft hatten den Mutterboden zudem ausgelaugt. Schwere heiße Sandstürme, die das Land völlig verwüsteten, waren die Folge. Zahlreiche Menschen verloren Hab und Gut, wenn nicht sogar ihr Leben. Das Vieh starb an Nahrungs- und Wassermangel. Die von dieser Umweltkatastrophe betroffenen Gebiete gingen als "Dust Bowl", als Staubschüssel, in die Geschichte ein.
Guthrie erlebte die Katastrophe am 14.04.1935 hautnah, da er 1929 nach Pampa / Texas gezogen war. Viele, die diesen Sturm miterlebten, dachten damals, das sei das Ende der Welt.
So entstand 1940 eines der ersten Konzeptalben, handelt es doch durchgehend von den Sorgen und dem Überlebenskampf der Menschen in der Dust Bowl. Dieses Album "Dust Bowl Ballads" enthält unter anderem den Song Great Dust Storm Disaster.
„…
On the 14th day of April of 1935,
There struck the worst of dust storms that ever filled the sky.
You could see that dust storm comin', the cloud looked deathlike black,
And through our mighty nation, it left a dreadful track.
…“
Dieser Tag wurde auch in vielen Fotos festgehalten. Hier eine kurzes Video mit eindrücklichen Bildern:
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=yyExSjvwkU4
Woody Guthrie - Haus aus Erde
Das 304seitige Buch ist in 4 Kapitel aufgeteilt. Jedem Kapitel steht eine Zeichnung von Woody Guthrie voran. Es enthält ein langes, sehr informatives Vorwort von Douglas Brinkley und Johnny Depp, in dessen neu gegründetem Verlag das Buch erstmals veröffentlicht wurde.
Die Handlung des Romans, welcher in den Jahren zwischen 1940 und 1947 verfasst, Jahre unentdeckt in einer Schublade schlummerte und schließlich 2013 veröffentlicht wurde, spielt in der Nähe der Stadt Pampa, im fast baumlosen, ausgetrockneten Westen Texas. Er gibt dem Leser Einblicke in das harte Leben und den Überlebenskampf der verarmten Menschen dort. "Der Wind war Teil des Wetters, und das Wetter war Herr über Leben und Tod von Menschen und Feldfrüchten." (Kap.2, E-Book S. 75).
Es ist in erster Linie ein politischer Roman. Er prangert gleichermaßen den Kapitalismus und die damit verbundenen sozialen Ungerechtigkeiten an, wie auch die ökologische Bedrohung, die aufgrund der Zerstörung der Natur besteht.
Das Buch ist aber auch ein Liebesroman. Die ersten Seiten widmen sich überwiegend und sehr ausführlich, in teils drastischen Beschreibungen dem Intimleben bzw. einem Liebesakt der beiden Hauptakteure Tike und Ella May Hamlin, wohl auch um zu zeigen, wie nah und eins die beiden sich in ihrem Elend sind. "Ihre Arme waren verknotet wie Ranken, die an den Bäumen hinaufklettern, und die Bäume schwankten und wiegten sich, und ihre Bewegungen folgten einem Rhythmus und einem Takt.“ (Kap.1, E-Book S. 58 und 59), "Als wäre er sie und sie wäre er, als wäre er in ihr und sie in ihm, als wäre er ganz um sie herum und sie zugleich ganz um ihn herum." (Kap.1, E-Book S. 60).
Wir lernen die beiden kennen als ein liebendes, aber ums Überleben kämpfendes Paar. Das Land, auf dem die beiden leben und das sie bearbeiten, gehört ihnen nicht. Sie leben dort in permanenter Abhängigkeit und sind der Gnade ihres Verpächters unterworfen. Selbst ein "Haus aus Erde" können sie nicht so einfach bauen.
Mit seiner freizügigen Sprache ist Woody Guthrie seiner Zeit weit voraus. Insbesondere wenn er den Liebesakt der beiden beschreibt, bricht er Tabus, vor allem die der damaligen Zeit. Beide Protagonisten sprechen eine deftige Sprache, wobei Tike zusätzlich häufig in den einfachen Slang der Landbevölkerung fällt. Der Leser merkt schnell, dass Ella May ihrem Mann bildungsmäßig überlegen ist. Im Laufe der Geschichte erfahren wir, dass sie für ihn ein wohlhabenderes Elternhaus aufgegeben hat.
Immer wieder wird betont, wie wenig Schutz ihnen ihr einfaches Holzhaus bietet. Guthrie lässt seinen Traum zu dem Traum der Hauptfiguren werden, nämlich ein Haus aus Erde, Stein und Lehm zu bauen, welches ihnen Schutz und ein besseres Leben bietet.
"Eine Welt der großen steinernen Zwölfzimmerhäuser und der hölzernen Zehnzimmerhäuser, und eine Welt der Hütten. Von den baufälligen, verrotteten Hütten gibt es mehr als von den hübschen Holzhäusern, und die Hütten schauen auf die größeren Häuser und verfluchen sie, heulen, weinen und fragen nach Fäulnis, Schmutz und Schmerz, Elend, dem Verfall von Land und Familien. Zwischen den kleineren Häusern, den Hütten und den größeren Häusern gibt es viel Streit." (Kap.1, E-Book S. 35 und 36).
In seinem Lied Bling Blang schreibt er:
"I'll grab some mud and you grab some clay
So when it rains it won't wash away.
We'll build a house that'll be so strong,
The winds will sing my baby a song."
Er verwendet eine Sprache, die durch lange Aufzählungen seine Aussagen noch eindringlicher macht.
"Bei den Menschen isses immer jeder gegen jeden. Sie belügen sich, sie betrügen sich, sie rennen und pirschen und hehlen und stehlen und zählen und schummeln, und dann schummeln sie noch mehr." (Kap.1, E-Book S. 43)
"...und sie spürte den Schmerz, das Weh, die Qual, die Krankheit, den Jammer und die Fröhlichkeit aller Dinge um sie her." (Kap.1, E-Book S. 49)
"Und ein Jahr Arbeit, das sind dreihundertvierundsechzig, -fünfundsechzig oder –sechsundsechzig Tage Rennen, Hasten, Laufen, Hüpfen und Springen, Streitereien, Keilereien, alkoholisierte Schlägereien, Katerstimmung, Kopfweh und all so was." (Kap.3, E-Book S. 94)
"Und dann hab ich das Zimmer hier gesehen und das ganze Haus, und ich hab kein Haus gesehen, sondern ne Art große, große, große Falle, schlimmer als n großes, großes, großes Tellereisen oder n Fangnetz. Und die Falle hatte lange, scharfe Zähne…." (Kap.3, E-Book S. 129)
Häufig nutzt er eine Bildsprache, die dem Leser die Charaktere und Orte lebendiger werden lassen, die zwar poetisch klingt aber doch die elende Welt der Hamlins wiederspiegelt.
"Und Tike sagte ihr: "Bei allen Greifern und Grashüpfern, genau das mach ich. Genau das. Ich schwör’s bei zwanzig Reihen verbrannter Maispflanzen, ich werd’s tun. Ich werd’s tun, so wahr ich hier liege."
"Wirst du das wirklich tun, Tike?" Sie schlug die Augen auf und sprach wie eine Feendichterin, die einer heimatlosen Blume dabei zusieht, wie sie sich öffnet und schließt." (Kap.1, E-Book S. 56)
Guthries Protest gegen die unersättliche Gier der herrschenden Klasse und die Zerstörung der Umwelt kommt mit den folgenden Zeilen wunderbar deutlich zum Ausdruck: "Nur eine kleine Hütte aus dünner Pappe im Land des grasenden Viehs, der Ölfelder, der kohlschwarzen Pflanzen, der Schafherden, der Hühnerfarmen und der schnurgeraden Highways, flach wie Schützengräben an der Front. Vor allem eine Welt des Flachlands. Verkrusteten, harten Flachlands. Einige ausgetrocknete Gräben, tief genug, um junge Canyons zu sein, einige Schluchten und einige Canyons, groß genug, um mehrere eurer großen Städte, Klippen und Tafelberge zu verschlingen..." (Kap.2, E-Book S. 90)
Woody Guthrie hat mit diesem Buch den Abgehängten des Landes eine Stimme gegeben. Um das Leid, die Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit, aber auch die Wut der Menschen auszudrücken, hat er wunderbare Worte gefunden. Wohl auch, weil er auf seinen Wanderungen durch das Land diesen Menschen nah war und sah, wie sie in ihren baufälligen Hütten, abgerissenen Zelten oder gar Pappkartons lebten. Zudem war er als Wanderarbeiter selbst Entbehrungen ausgesetzt. Er wusste also, wovon er sprach.
Zeit seines Lebens setzte er sich für unterdrückte Menschen ein. Während er zu Lebzeiten wohl nie die verdiente Beachtung fand, erlangte er nach seinem Tod wirkliche Berühmtheit und Legendenstatus. Er starb nach langen Leidensjahren an der Krankheit Chorea Huntington.
Viele seiner Texte, wie auch der Roman "Haus aus Erde", haben an Aktualität bis heute - leider - nichts verloren.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=bphP7Hh_gxU
Meine Bekanntschaft mit ihm hält sich bisher in Grenzen. Für mich war er immer der Vater von Arlo Guthrie sowie der Schöpfer der inoffiziellen Nationalhymne This Land Is Your Land und natürlich der Protestsänger, der viele nachfolgende Songwriter beeinflusst hat. Ich wusste auch um seine fürchterliche Krankheit Chorea Huntington, die er von seiner Mutter geerbt und an zwei seiner Kinder weitergegeben hat. Damit hatte sich mein Wissen erschöpft.
Dass er neben hunderten Folksongs auch Zeichnungen, Bücher und zahlreiche Schriften verfasst hat, war mir nicht bekannt und selbst das Buch, welches seit einer gefühlten Ewigkeit auf meinem Bookreader schlummerte, hatte ich nicht mehr auf dem Schirm.
Diesen Roman "Haus aus Erde" habe ich nun gelesen.
Inspiriert wurde Guthrie zu diesem Buch durch die häufigen, leidbringenden Sandstürme, insbesondere durch den verheerenden Sandsturm, der am 14.04.1935 über das Land fegte.
In den 30ern litten die Menschen nicht nur unter der größten Wirtschaftskrise des 20ten Jahrhunderts. Große Teile der USA und Kanadas hatten mit extremen Wetterbedingungen zu kämpfen. Die Winter waren besonders lang und kalt. Im Sommer folgten schwere Dürreperioden. Überweidung und intensive Landwirtschaft hatten den Mutterboden zudem ausgelaugt. Schwere heiße Sandstürme, die das Land völlig verwüsteten, waren die Folge. Zahlreiche Menschen verloren Hab und Gut, wenn nicht sogar ihr Leben. Das Vieh starb an Nahrungs- und Wassermangel. Die von dieser Umweltkatastrophe betroffenen Gebiete gingen als "Dust Bowl", als Staubschüssel, in die Geschichte ein.
Guthrie erlebte die Katastrophe am 14.04.1935 hautnah, da er 1929 nach Pampa / Texas gezogen war. Viele, die diesen Sturm miterlebten, dachten damals, das sei das Ende der Welt.
So entstand 1940 eines der ersten Konzeptalben, handelt es doch durchgehend von den Sorgen und dem Überlebenskampf der Menschen in der Dust Bowl. Dieses Album "Dust Bowl Ballads" enthält unter anderem den Song Great Dust Storm Disaster.
„…
On the 14th day of April of 1935,
There struck the worst of dust storms that ever filled the sky.
You could see that dust storm comin', the cloud looked deathlike black,
And through our mighty nation, it left a dreadful track.
…“
Dieser Tag wurde auch in vielen Fotos festgehalten. Hier eine kurzes Video mit eindrücklichen Bildern:
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=yyExSjvwkU4
Woody Guthrie - Haus aus Erde
Das 304seitige Buch ist in 4 Kapitel aufgeteilt. Jedem Kapitel steht eine Zeichnung von Woody Guthrie voran. Es enthält ein langes, sehr informatives Vorwort von Douglas Brinkley und Johnny Depp, in dessen neu gegründetem Verlag das Buch erstmals veröffentlicht wurde.
Die Handlung des Romans, welcher in den Jahren zwischen 1940 und 1947 verfasst, Jahre unentdeckt in einer Schublade schlummerte und schließlich 2013 veröffentlicht wurde, spielt in der Nähe der Stadt Pampa, im fast baumlosen, ausgetrockneten Westen Texas. Er gibt dem Leser Einblicke in das harte Leben und den Überlebenskampf der verarmten Menschen dort. "Der Wind war Teil des Wetters, und das Wetter war Herr über Leben und Tod von Menschen und Feldfrüchten." (Kap.2, E-Book S. 75).
Es ist in erster Linie ein politischer Roman. Er prangert gleichermaßen den Kapitalismus und die damit verbundenen sozialen Ungerechtigkeiten an, wie auch die ökologische Bedrohung, die aufgrund der Zerstörung der Natur besteht.
Das Buch ist aber auch ein Liebesroman. Die ersten Seiten widmen sich überwiegend und sehr ausführlich, in teils drastischen Beschreibungen dem Intimleben bzw. einem Liebesakt der beiden Hauptakteure Tike und Ella May Hamlin, wohl auch um zu zeigen, wie nah und eins die beiden sich in ihrem Elend sind. "Ihre Arme waren verknotet wie Ranken, die an den Bäumen hinaufklettern, und die Bäume schwankten und wiegten sich, und ihre Bewegungen folgten einem Rhythmus und einem Takt.“ (Kap.1, E-Book S. 58 und 59), "Als wäre er sie und sie wäre er, als wäre er in ihr und sie in ihm, als wäre er ganz um sie herum und sie zugleich ganz um ihn herum." (Kap.1, E-Book S. 60).
Wir lernen die beiden kennen als ein liebendes, aber ums Überleben kämpfendes Paar. Das Land, auf dem die beiden leben und das sie bearbeiten, gehört ihnen nicht. Sie leben dort in permanenter Abhängigkeit und sind der Gnade ihres Verpächters unterworfen. Selbst ein "Haus aus Erde" können sie nicht so einfach bauen.
Mit seiner freizügigen Sprache ist Woody Guthrie seiner Zeit weit voraus. Insbesondere wenn er den Liebesakt der beiden beschreibt, bricht er Tabus, vor allem die der damaligen Zeit. Beide Protagonisten sprechen eine deftige Sprache, wobei Tike zusätzlich häufig in den einfachen Slang der Landbevölkerung fällt. Der Leser merkt schnell, dass Ella May ihrem Mann bildungsmäßig überlegen ist. Im Laufe der Geschichte erfahren wir, dass sie für ihn ein wohlhabenderes Elternhaus aufgegeben hat.
Immer wieder wird betont, wie wenig Schutz ihnen ihr einfaches Holzhaus bietet. Guthrie lässt seinen Traum zu dem Traum der Hauptfiguren werden, nämlich ein Haus aus Erde, Stein und Lehm zu bauen, welches ihnen Schutz und ein besseres Leben bietet.
"Eine Welt der großen steinernen Zwölfzimmerhäuser und der hölzernen Zehnzimmerhäuser, und eine Welt der Hütten. Von den baufälligen, verrotteten Hütten gibt es mehr als von den hübschen Holzhäusern, und die Hütten schauen auf die größeren Häuser und verfluchen sie, heulen, weinen und fragen nach Fäulnis, Schmutz und Schmerz, Elend, dem Verfall von Land und Familien. Zwischen den kleineren Häusern, den Hütten und den größeren Häusern gibt es viel Streit." (Kap.1, E-Book S. 35 und 36).
In seinem Lied Bling Blang schreibt er:
"I'll grab some mud and you grab some clay
So when it rains it won't wash away.
We'll build a house that'll be so strong,
The winds will sing my baby a song."
Er verwendet eine Sprache, die durch lange Aufzählungen seine Aussagen noch eindringlicher macht.
"Bei den Menschen isses immer jeder gegen jeden. Sie belügen sich, sie betrügen sich, sie rennen und pirschen und hehlen und stehlen und zählen und schummeln, und dann schummeln sie noch mehr." (Kap.1, E-Book S. 43)
"...und sie spürte den Schmerz, das Weh, die Qual, die Krankheit, den Jammer und die Fröhlichkeit aller Dinge um sie her." (Kap.1, E-Book S. 49)
"Und ein Jahr Arbeit, das sind dreihundertvierundsechzig, -fünfundsechzig oder –sechsundsechzig Tage Rennen, Hasten, Laufen, Hüpfen und Springen, Streitereien, Keilereien, alkoholisierte Schlägereien, Katerstimmung, Kopfweh und all so was." (Kap.3, E-Book S. 94)
"Und dann hab ich das Zimmer hier gesehen und das ganze Haus, und ich hab kein Haus gesehen, sondern ne Art große, große, große Falle, schlimmer als n großes, großes, großes Tellereisen oder n Fangnetz. Und die Falle hatte lange, scharfe Zähne…." (Kap.3, E-Book S. 129)
Häufig nutzt er eine Bildsprache, die dem Leser die Charaktere und Orte lebendiger werden lassen, die zwar poetisch klingt aber doch die elende Welt der Hamlins wiederspiegelt.
"Und Tike sagte ihr: "Bei allen Greifern und Grashüpfern, genau das mach ich. Genau das. Ich schwör’s bei zwanzig Reihen verbrannter Maispflanzen, ich werd’s tun. Ich werd’s tun, so wahr ich hier liege."
"Wirst du das wirklich tun, Tike?" Sie schlug die Augen auf und sprach wie eine Feendichterin, die einer heimatlosen Blume dabei zusieht, wie sie sich öffnet und schließt." (Kap.1, E-Book S. 56)
Guthries Protest gegen die unersättliche Gier der herrschenden Klasse und die Zerstörung der Umwelt kommt mit den folgenden Zeilen wunderbar deutlich zum Ausdruck: "Nur eine kleine Hütte aus dünner Pappe im Land des grasenden Viehs, der Ölfelder, der kohlschwarzen Pflanzen, der Schafherden, der Hühnerfarmen und der schnurgeraden Highways, flach wie Schützengräben an der Front. Vor allem eine Welt des Flachlands. Verkrusteten, harten Flachlands. Einige ausgetrocknete Gräben, tief genug, um junge Canyons zu sein, einige Schluchten und einige Canyons, groß genug, um mehrere eurer großen Städte, Klippen und Tafelberge zu verschlingen..." (Kap.2, E-Book S. 90)
Woody Guthrie hat mit diesem Buch den Abgehängten des Landes eine Stimme gegeben. Um das Leid, die Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit, aber auch die Wut der Menschen auszudrücken, hat er wunderbare Worte gefunden. Wohl auch, weil er auf seinen Wanderungen durch das Land diesen Menschen nah war und sah, wie sie in ihren baufälligen Hütten, abgerissenen Zelten oder gar Pappkartons lebten. Zudem war er als Wanderarbeiter selbst Entbehrungen ausgesetzt. Er wusste also, wovon er sprach.
Zeit seines Lebens setzte er sich für unterdrückte Menschen ein. Während er zu Lebzeiten wohl nie die verdiente Beachtung fand, erlangte er nach seinem Tod wirkliche Berühmtheit und Legendenstatus. Er starb nach langen Leidensjahren an der Krankheit Chorea Huntington.
Viele seiner Texte, wie auch der Roman "Haus aus Erde", haben an Aktualität bis heute - leider - nichts verloren.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=bphP7Hh_gxU