Wenn ein Musiker mit dem Namen Billy Sherwood, ehemaliges Yes-Mitglied und Produzent, ruft, hat es den Anschein, dass sich die Prog-Garde nicht lang bitten lässt; so liest sich die Gästeliste wie ein Who is Who des Prog.
Das Prog Collective ist Billy Sherwoods Baby und er schreibt, arrangiert, produziert und spielt alle Instrumente fast alleine ein. Zum Verfeinern der Songs holt er sich ausgesuchten Musiker. Mittlerweile seit 2012 hält er dieses Kollektiv aktiv und nun ist er mit "Dark Encounters" beim seschsten Album angelangt.
Das sind schon mal die guten Nachrichten, nun zur Musik …
Es gibt so viele Arten progressiver Musik und bei vielen davon hatte Billy sicherlich schon seine Finger im Spiel – ob als aktiver Musiker oder eben als Produzent und er sollte es eigentlich wissen. Darum freute ich mich zuerst auf dieses Album zumal ich bis dato von Prog Collective noch nichts gehört hatte. Was ich dann zu Ohren bekam hat mich (zuerst) zutiefst enttäuscht, es war Musik ohne Leben und ohne Seele; und das macht Prog-Musik doch aus. Hier plätschern vor allem die Instrumentals einfach so dahin, musikalisch, kompositorisch und spieltechnisch natürlich alles hochprofessionell. Aber vielleicht zu perfekt und dadurch steril.
Fangen wir bei der Singleauskopplung "Darkest Hour" an, mit keinen Geringeren als Steve Stevens. Falls es jemand nicht weiß, das ist der Gitarrist von Billy Idol. Den Grundtenor bilden spacig aufbauende Synthesizer-Sequenzen, untermalt durch Steves pikante Schnellläufe die, wie ich finde, nicht mal richtig sauber ausgespielt wurden. Bei "Omnious Signs" unterstützt der von mir geschätzte Steve Morse mit seinen Spiel die sehr vertrackten und dunklen Songstrukturen als Gegensatz mit einem helleren und angenehmen Gitarrenton.
Weiter geht es mit King Crimsons Violinen-Meister David Cross. Wie eine vor sich hintreibende dunkle Regenwolke baut sich Billy Sherwood sein Gerüst auf, zu dem die Violine einen feinen Kontrast bildet. Das dauert nicht ganz vier Minuten und wenn man sich erst mal daran gewöhnt hat, ist es auch schon wieder vorbei. "Dark Days" ist einer von fünf Kompositionen, die mit Gesang daher kommen und insgeheim mein Tipp auf diesem Album. Es erinnert leicht an die Machart vom Kollegen Steven Wilson. Hier wird auch mehr Rhythmus durch den mitspielenden Drummer Omar Hakim eingestreut. Da ist der Funke, auf den ich schon seit Anfang gewartet habe. Prog-Musik vom Feinsten, aufbauend, spannend, eine abwechlungsreiche Atmosphäre und eine Stimme, die passender nicht sein könnte: die von Ron’Bumblefoot' Thal. Dazu das Spiel von Patrick Moraz, seines Zeichen begnadeter Keyboarder unter andern bei Moody Blues, Yes und vielen anderen, Das bringt Leben in dieses Album, aber warum das Stück so schnell und abrupt endet, bleibt mir ein Rätsel.
"The Long Night" ist der zweite Song im Bunde der Gesangsnummen. Hier veredelt Sänger Frank Dimino, Frontman der Metal-Band Angel, diesen kurzen, leicht heiteren Track. Überraschend nicht überheblich wild, sondern eher klar wie ein Engel und mit einer feinen Melodielinie schaukelt er diesen bis zum Ende hin. Nach zwei belanglosen Instrumentels kommt "Beetween Two Worlds" mit Steve Hillage und seinen Drum-Partner Gregg Bissonette. Hier ist Billy Sherwood selbst am Mikro und bringt eine gehörige Portion Peter Gabriel aka Genesis hinein. Das Lied könnte ohne Weiteres auf einem Gabriel-Album erscheinen. Ganz leicht poppig, jazzig angehaucht, aufgebaut auf die Gesangspassage. Ein prägender Bass, der Sting-würdig erscheint und dann, wie aus dem Nichts, ertönt dieser unüberhörbare Ton eines Hillage. Ein schönes Stück Musik, das zu den Highlights auf "Dark Encounters" zählt.
Dann wieder dieses instrumentale Aneinanderreihen der Töne. Auch wenn ein Chad Wackermann trommelt oder ein Joe Blouchard (BÖC) seine Gitarrenkünste präsentiert, es kommt bei mir nicht an, es ist leider zu belanglos. Als Bonustrack hören wir ein luftig leichtes "I Saw The Light" mit einem erheiternden Todd Rundgren, der von Piano-Man Rick Wakeman begleitet wird. Das passt so eigentlich nicht unbedingt auf dieses Album, lockert es aber wiederum auch auf. Zum Schluss haben wir noch eine schöne Coverversion von 10ccs "I’m Not In Love", das er mit der Krautrockband Nektar und Rick Wakeman einspielt.
Ich muss diese Platte in zwei Teile spalten, damit ich es einigermaßen neutral bewerten kann. Das eine sind die Vocalsongs, da hört und spürt man das gute Songwriting und wie oben schon erwähnt das, was Progmusik ausmacht. Das sind definitiv die Highlights auf dem Album.
Die andere Seite sind Billy Sherwoods Instrumentalstücke, die vor sich hin wummern und obwohl hochkarätige Musiker hier am Werk sind, diese nicht unter Kontrolle bringen. Das ist mir persönlich zu langwierig und zu spacig. Mir fehlt da komplett die Seele, alles fühlt sich an wie irgendwie schon mal gehört und man hätte lediglich verschiedene Sounds darüber gelegt. Für einen reinen Progressiv-Hörer ist dies wahrscheinlich die Erfüllung, für mich halt nicht.
So ist das Leben.
Line up:
Billy Sherwood (all instruments)
Tracklist "Dark Encounters":
Darkest Hour with Steve Stevens
Ominous Signs with Steve Morse
At The Gates with David Cross
Dark Days with Ron’Bumblefoot' Thal, Patrick Moraz & Omar Hakim
Lonely Landscape with Kasim Sulton
The Long Night with Frank Dimino & Marco Minnemann
The Quasi Effect with Billy Sherwood
The 11th Hour with John Etheridge
Between Two Worlds with Steve Hillage & Gregg Bissonette
Distant Thunder with Todd Sucherman
Dark Money with Joe Bouchard
For All To See with Pat Mastelotto
Beyond Reason with Chad Wackerman
I Saw The Light – Todd Rundgren with Rick Wakeman (Bonus)
I’m Not In Love – Nektar with Rick Wakeman (Bonus)
Gesamtspielzeit: 59:21, Erscheinungsjahr: 2024
Das Prog Collective ist Billy Sherwoods Baby und er schreibt, arrangiert, produziert und spielt alle Instrumente fast alleine ein. Zum Verfeinern der Songs holt er sich ausgesuchten Musiker. Mittlerweile seit 2012 hält er dieses Kollektiv aktiv und nun ist er mit "Dark Encounters" beim seschsten Album angelangt.
Das sind schon mal die guten Nachrichten, nun zur Musik …
Es gibt so viele Arten progressiver Musik und bei vielen davon hatte Billy sicherlich schon seine Finger im Spiel – ob als aktiver Musiker oder eben als Produzent und er sollte es eigentlich wissen. Darum freute ich mich zuerst auf dieses Album zumal ich bis dato von Prog Collective noch nichts gehört hatte. Was ich dann zu Ohren bekam hat mich (zuerst) zutiefst enttäuscht, es war Musik ohne Leben und ohne Seele; und das macht Prog-Musik doch aus. Hier plätschern vor allem die Instrumentals einfach so dahin, musikalisch, kompositorisch und spieltechnisch natürlich alles hochprofessionell. Aber vielleicht zu perfekt und dadurch steril.
Fangen wir bei der Singleauskopplung "Darkest Hour" an, mit keinen Geringeren als Steve Stevens. Falls es jemand nicht weiß, das ist der Gitarrist von Billy Idol. Den Grundtenor bilden spacig aufbauende Synthesizer-Sequenzen, untermalt durch Steves pikante Schnellläufe die, wie ich finde, nicht mal richtig sauber ausgespielt wurden. Bei "Omnious Signs" unterstützt der von mir geschätzte Steve Morse mit seinen Spiel die sehr vertrackten und dunklen Songstrukturen als Gegensatz mit einem helleren und angenehmen Gitarrenton.
Weiter geht es mit King Crimsons Violinen-Meister David Cross. Wie eine vor sich hintreibende dunkle Regenwolke baut sich Billy Sherwood sein Gerüst auf, zu dem die Violine einen feinen Kontrast bildet. Das dauert nicht ganz vier Minuten und wenn man sich erst mal daran gewöhnt hat, ist es auch schon wieder vorbei. "Dark Days" ist einer von fünf Kompositionen, die mit Gesang daher kommen und insgeheim mein Tipp auf diesem Album. Es erinnert leicht an die Machart vom Kollegen Steven Wilson. Hier wird auch mehr Rhythmus durch den mitspielenden Drummer Omar Hakim eingestreut. Da ist der Funke, auf den ich schon seit Anfang gewartet habe. Prog-Musik vom Feinsten, aufbauend, spannend, eine abwechlungsreiche Atmosphäre und eine Stimme, die passender nicht sein könnte: die von Ron’Bumblefoot' Thal. Dazu das Spiel von Patrick Moraz, seines Zeichen begnadeter Keyboarder unter andern bei Moody Blues, Yes und vielen anderen, Das bringt Leben in dieses Album, aber warum das Stück so schnell und abrupt endet, bleibt mir ein Rätsel.
"The Long Night" ist der zweite Song im Bunde der Gesangsnummen. Hier veredelt Sänger Frank Dimino, Frontman der Metal-Band Angel, diesen kurzen, leicht heiteren Track. Überraschend nicht überheblich wild, sondern eher klar wie ein Engel und mit einer feinen Melodielinie schaukelt er diesen bis zum Ende hin. Nach zwei belanglosen Instrumentels kommt "Beetween Two Worlds" mit Steve Hillage und seinen Drum-Partner Gregg Bissonette. Hier ist Billy Sherwood selbst am Mikro und bringt eine gehörige Portion Peter Gabriel aka Genesis hinein. Das Lied könnte ohne Weiteres auf einem Gabriel-Album erscheinen. Ganz leicht poppig, jazzig angehaucht, aufgebaut auf die Gesangspassage. Ein prägender Bass, der Sting-würdig erscheint und dann, wie aus dem Nichts, ertönt dieser unüberhörbare Ton eines Hillage. Ein schönes Stück Musik, das zu den Highlights auf "Dark Encounters" zählt.
Dann wieder dieses instrumentale Aneinanderreihen der Töne. Auch wenn ein Chad Wackermann trommelt oder ein Joe Blouchard (BÖC) seine Gitarrenkünste präsentiert, es kommt bei mir nicht an, es ist leider zu belanglos. Als Bonustrack hören wir ein luftig leichtes "I Saw The Light" mit einem erheiternden Todd Rundgren, der von Piano-Man Rick Wakeman begleitet wird. Das passt so eigentlich nicht unbedingt auf dieses Album, lockert es aber wiederum auch auf. Zum Schluss haben wir noch eine schöne Coverversion von 10ccs "I’m Not In Love", das er mit der Krautrockband Nektar und Rick Wakeman einspielt.
Ich muss diese Platte in zwei Teile spalten, damit ich es einigermaßen neutral bewerten kann. Das eine sind die Vocalsongs, da hört und spürt man das gute Songwriting und wie oben schon erwähnt das, was Progmusik ausmacht. Das sind definitiv die Highlights auf dem Album.
Die andere Seite sind Billy Sherwoods Instrumentalstücke, die vor sich hin wummern und obwohl hochkarätige Musiker hier am Werk sind, diese nicht unter Kontrolle bringen. Das ist mir persönlich zu langwierig und zu spacig. Mir fehlt da komplett die Seele, alles fühlt sich an wie irgendwie schon mal gehört und man hätte lediglich verschiedene Sounds darüber gelegt. Für einen reinen Progressiv-Hörer ist dies wahrscheinlich die Erfüllung, für mich halt nicht.
So ist das Leben.
Line up:
Billy Sherwood (all instruments)
Tracklist "Dark Encounters":
Darkest Hour with Steve Stevens
Ominous Signs with Steve Morse
At The Gates with David Cross
Dark Days with Ron’Bumblefoot' Thal, Patrick Moraz & Omar Hakim
Lonely Landscape with Kasim Sulton
The Long Night with Frank Dimino & Marco Minnemann
The Quasi Effect with Billy Sherwood
The 11th Hour with John Etheridge
Between Two Worlds with Steve Hillage & Gregg Bissonette
Distant Thunder with Todd Sucherman
Dark Money with Joe Bouchard
For All To See with Pat Mastelotto
Beyond Reason with Chad Wackerman
I Saw The Light – Todd Rundgren with Rick Wakeman (Bonus)
I’m Not In Love – Nektar with Rick Wakeman (Bonus)
Gesamtspielzeit: 59:21, Erscheinungsjahr: 2024