AEROSMITH – Same - 1973

 
caramel
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AEROSMITH – Same - 1973

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Gepostet: 22.05.2024 - 13:12 Uhr  ·  #1
Beim Frühstück lief heute der AEROSMITH-Klassiker Dream On im Radio. Ich muss gestehen, dass AEROSMITH mich nie so ganz erreicht haben. Mein Problem mit vielen Hardrock-Bands wie z.B. Aerosmith, Bon Jovi, Guns N' Roses, AC/DC ist, dass ich deren Stücke alle relativ schnell satt habe; und so rezensiere ich diesmal eine Platte, die nicht in meinem Schrank steht.

AEROSMITH – Same - 1973

Gegründet wurde die Band 1970 in Boston. Bis zum Erscheinen des selbstbetiteltem Debütalbums im Jahr 1973, auf dem sich eben auch dieses Dream On befindet, tourte die Band fleißig durch Amerikas Clubs und Konzertsäle. Aerosmith spielen eine Mischung aus Bluesrock und Hardrock, wobei musikalischer Hintergrund sicher der Blues in all seinen Facetten ist. Als Markenzeichen der Band gelten die Stimme von Frontmann Steven Tyler und das Gitarrenspiel von Joe Perry, der regelmäßig in der Liste des Rolling Stone der 100 besten Gitarristen aller Zeiten auftaucht.

Der Opener Make It beginnt mit den Worten “Good evening people, welcome to the show!" und eröffnete so manches Konzert. Mit seinen klaren Riffs und dem treibenden Rhythmus ein solider Rocksong.

Somebody , das zweite Stück der Scheibe, ist ein purer, roher Rocksong mit starken Gitarrenriffs.

Der Song, der definitiv heraussticht ist Dream On. Eine wunderbare und zeitlose Ballade, die durch die hohe und kraftvolle Stimme von Steven Tyler getragen wird – so schön hat er selten gesungen. Das Lied steigert sich nur langsam, bleibt über die vollen 4 ½ Minuten intensiv und gefühlvoll, wozu auch das elektrische Cembalo und das Mellotron beitragen. Da kann ich sogar Tylers Geschrei ertragen - das passt hier einfach und geht unter die Haut. Dream On war die erste Single der Band, ist bis heute ein Klassiker und mein Lieblingssong der Band.

Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=89dGC8de0CA


Mit One Way Street folgt für mich das zweitbeste Stück des Albums. Beginnend mit einem mitreißenden Mundharmonika-Solo von Steven Tyler - hier erkennt man deutlich die Blues-Wurzeln der Band - fetzt das Stück roh und ungeschliffen los. Brad Whitford und Joe Perry glänzen mit Gitarrensoli. Dieser brettharte, kraftstrotzende Bluesrock hat eine schöne Länge und es kommt trotzdem keine Sekunde Langeweile auf.

Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=XAnqknd2C5w

Mama Kin ist ein schnörkelloser, kraftvoller Rocksong. Interessant und ungewöhnlich ist die Verstärkung durch das Saxophon. Hier noch eine nette Live-Version der Guns N' Roses mit Special Guests Steven Tyler und Joe Perry: Guns N' Roses - Mama Kin / Train Kept A Rollin' Live In Paris, June 6, 1992


Write Me a Letter ist ein solider Rock’n’Roll-Song, der ganz nett groovt. Hier kommt wieder die Mundharmonika zum Einsatz, leider zu kurz. Das folgende Stück, Movin' Out, beginnt mit kurzem dreckigem Lachen und einem klassischen Gitarrenriff. Das anfängliche Zusammenspiel zwischen Gesang und Gitarre und der schleppende Rhythmus sind genial. Leider ist der Song zu lang geworden, die ersten 4 Minuten hätten für meinen Geschmack gereicht. Movin' Out ist das erste Stück, welches die "Toxic Twins" Tyler und Perry zusammen geschrieben haben. Diesen Beinamen erhielten die beiden in den 70ern aufgrund ihres erheblichen Drogenverbrauchs.

Das Album endet mit einer Coverversion von Rufus Thomas‘ Walkin‘ the Dog. Aerosmith haben aus dem R&B-Song einen knackigen Bluesrock-Song ohne jeglichen Firlefanz gemacht. Ganz leise hört man zwischendurch immer wieder eine Holzflöte.

Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=eZNow_MX_IY

Zum Vergleich: Hier das Original von Rufus Thomas: Rufus Thomas - Walking The Dog (1964)

Alles in allem sicher ein starkes Debütalbum, das im Laufe der Jahre zweifachen Platin-Status in den USA und in Kanada erreicht hat.

Abschließend sei erwähnt, dass die Band nach über 50 Jahren gemeinsamer Arbeit 2023 ihre "Peace Out: The Farewell Tour" begonnen hat. Diese musste abgebrochen und um ein Jahr verschoben werden, da Steven Tyler sich während eines Auftrittes eine Stimmbandverletzung zuzog. September 2024 soll es nun mit der Abschiedstournee in Nordamerika und Kanada weitergehen. Die Fans in Europa warten allerdings (bislang) vergeblich auf Termine.

Besetzung
Tom Hamilton - Bass
Joey Kramer - Schlagzeug, Percussion
Joe Perry - Lead Gitarre, Hintergrundgesang
Steven Tyler - Gesang, Piano, Harmonika
Brad Whitford - Rhythm Guitar
Tracks 5 und 6 verstärkt durch den Studiomusiker David Woodford am Saxophone


Songs
Make It - 3:38 (Tyler)
Somebody - 3:45 (Tyler, Steven Emspak)
Dream On - 4:27 (Tyler)
One Way Street - 7:00 (Tyler)
Mama Kin - 4:27 (Tyler)
Write Me a Letter - 4:10 (Tyler)
Movin' Out - 5:02 (Tyler, Perry)
Walkin' The Dog - 3:12 (Rufus Thomas)
Tom Cody
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Re: AEROSMITH – Same - 1973

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Gepostet: 22.05.2024 - 14:49 Uhr  ·  #2
An dieses Debütwerk der Gruppe habe ich so gut wie keine Erinnerungen mehr. Vielleicht in den 70ern mal gehört, aber offenbar nichts hängengeblieben.

Deine Vorstellung macht mich jedoch neugierig. Von daher werde ich mir das Album etwas näher vornehmen.

Von der Band kenne ich nur die "Toys In The Attic" mit "Sweet Emotion" aus dem Jahr 1975.

Christa, danke für diese gelungene Performance ! :-D
Floyd Pink
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Re: AEROSMITH – Same - 1973

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Gepostet: 22.05.2024 - 15:20 Uhr  ·  #3
Auch bei mir ist Dream On der Lieblingssong der Band, ansonsten konnte ich nie so sehr viel mit diesem AOR anfangen. Hatte auch nur die "Live Bootleg" als Doppel-LP, dafür dann noch was vom Joe Perry Project, den fand ich als Gitarrist nicht so übel. Mit Steve Tyler ging es mir immer ein bißchen so wie mit Mick Jagger - zu viel Lippe, zu viel Boulevard.
Als sie dann noch ein Blues Platte gemacht haben (Honkin' On Bobo), war es vollends vorbei.
Triskell
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Re: AEROSMITH – Same - 1973

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Gepostet: 22.05.2024 - 17:09 Uhr  ·  #4
Auch so eine Band. Davon kenne ich überhaupt rein gar nicht. :-/
holger_fischer
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Re: AEROSMITH – Same - 1973

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Gepostet: 22.05.2024 - 19:22 Uhr  ·  #5
Danke für die ausführliche Rezi, Christa!

Dream On ist ganz klar das Highlight des Albums. Ich habe Aerosmith immer gern gehört, auch wenn ich bei den Alben große Lücken habe. Immerhin sind es aber 6 Stück. Ans Herz legen möchte ich euch auf jeden Fall noch die Alben Toys In The Attic und vor allem Draw The Line. Letztere ist mehr heavy als hart. Paradestück dort ist für mich Kinks And Queens.

Live ist die Band eine Bank. Vor etlichen Jahren auf dem Rock am Ring - Festival zogen sie eine wirklich überzeugende Show ab mit einem überragenden Sound.
firebyrd
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Re: AEROSMITH – Same - 1973

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Gepostet: 22.05.2024 - 19:45 Uhr  ·  #6
das ist auch eine jener Bands, zu deren Sound ich nie den Zugang fand, erklären kann ich es auch gar nicht einmal so genau...
Nun, zur Zeit des Debüts war ich ja auch musikalisch ganz anderweitig unterwegs.

Tatsächlich, nach der "Öffnung", versuchte ich es einmal mit "Pump", aber das wurde gar nichts. Vom heutigen Standpunkt betrachtet, sagt mir das Debüt dann doch eher zu, obwohl ich hier eine Menge der Stones und auch das Eine oder Andere von Led Zeppelin zu spüren meine, das hat man später ja auch noch ausgebaut.

Aber - wo ich dann viel später noch "schwach" wurde, das war das Blues-Rock-Album "Honkin' On Bobo ", doch, das konnte und kann ich mir gut anhören, direkt und drauf los.....
hmc
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Re: AEROSMITH – Same - 1973

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Gepostet: 23.05.2024 - 21:04 Uhr  ·  #7
Klasse Arbeit Caramel.
Mir gefiel die Band, allen voran der Lippenschreihals, nie wirklich.
Es gibt recht gute Ansätze, mehr leider nicht.
Umso mehr finde ich diese Art Rezis gut, da auch, na ja, ich nenne es einmal, handwerklich nicht unbedingte top Bands besprochen werden.

Ich schaue mal, ob ich eine Rezi über den großen roten Vogel hinbekomme. :)
holger_fischer
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Re: AEROSMITH – Same - 1973

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Gepostet: 23.05.2024 - 21:13 Uhr  ·  #8
Zitat geschrieben von hmc

...
na ja, ich nenne es einmal, handwerklich nicht unbedingte top Bands besprochen werden.
...


Horst, meinen Gruß zuvor!

Also die Band muss einem wirklich nicht gefallen. Man findet sie vielleicht einfallslos. Aber woran machst du das Handwerkliche, also das technische Können, eben das Beherrschen der Instrumente, fest? Das ist zumindest für mich das Handwerkliche. Ich bin kein Musiker, aber das, was ich von den Musikern bisher live erlebt habe, als Aerosmith und als Hollywood Vampires, war wirklich klasse. Die können sich auf der Bühne mit jeder Top-Band in dem Genre messen. Sound, Spielfreude, Performance usw.. Ob sich da jetzt einer ab und zu mal verspielt hat, weiß ich natürlich nicht. Da fehlt mir das Musikergehör. Klang jedenfalls gut.
frimp
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Re: AEROSMITH – Same - 1973

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Gepostet: 23.05.2024 - 21:59 Uhr  ·  #9
Die Musik ist soweit OK. Besser hat mir tatsächlich nur die von Tom genannte „Toys in the Attic“ gefallen.
caramel
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Re: AEROSMITH – Same - 1973

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Gepostet: 26.05.2024 - 12:39 Uhr  ·  #10
@All, vielen Dank für eure Kommentare.

Wie gesagt, ohne Dream On im Radio wäre ich wohl nicht auf die Idee gekommen, mir diese Platte so ausführlich anzuhören. Ist nicht unbedingt meine Lieblingsband.

Vor allem die Art des Gesangs ist nicht nach meinem Geschmack... auch ein Grund, warum mir die BluesRock-Scheibe "Honkin' On Bobo" nur streckenweise gefällt. Da kommt bei mir so gar kein Blues-Feeling auf.
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