Simple Minds – New Gold Dream (81-82-83-84)
VÖ: 13.September 1982
Tracklist:
01 – Someone Somewhere In Summertime 4:37
02 – Colours Fly And Catherine Wheel 3:49
03 – PromisedYou A Miracle 4:27
04 - Big Sleep 5:00
05 – Somebody UP There Likes You 5:02
06 – New Gold Dream 5:38
07 – Glittering Prize 4:33
08 – Hunter And The Hunted 5:54
09 – King Is White And In The Crowd 7:03
Gesamt 46:07 min
Ich erinnere mich an die nachfolgende Begebenheit noch sehr genau – so, als wäre es gestern erst passiert. Wir schreiben das Jahr 1986. Stattmeister macht seine Ausbildung zum Bankkaufmann und besucht dafür zwischendurch die Berufsschule. Kurz vor Ende der Schulzeit und vor der Abschlußprüfung steht eine viertägige Klassenfahrt an. Diese führt uns in die damals noch existente DDR (hier nach Weimar und Dresden). Im Reisebus laufen zur musikalischen Erquickung der durchweg Anfang Zwanzigjährigen zwei Compact Cassetten mit einem musikalischen sehr akzeptablen Mix, die der Busfahrer entweder bewusst für eine derartige Zielgruppe ausgewählt hatte oder er hörte selber derartige Klänge. Ich glaube nicht, dass wir dies damals aufgeklärt haben. Ein Lied dieser Mixtapes wird aber von meinem Sitznachbarn Henning jedesmal besonders gefeiert. Auf Nachfrage erfahre ich, dass es sich dabei um „Promised You A Miracle“ von den Simple Minds handelt. Beim zweiten Anhören springt dann auch bei mir der Funke über und wir haben uns noch soeben im Griff fortan nicht bei jeder Wiederholung lauthals mitzusingen. Rhythmisches Kopfnicken reicht uns. Bei jeder Fahrt (und wir sitzen häufig im Bus) warten wir schon voller Vorfreude auf den Zeitpunkt wann der Song läuft. Gefühlt hören wir ihn während des Ausflugs sechs- bis siebenmal.
Promised You A Miracle
Direkt nach der Klassenfahrt suche ich natürlich meinen heimischen Plattendealer auf und verlange gegen Übergabe einiger bunter Geldscheine die Herausgabe der Langspielplatte die dieses Lied enthält und „New Gold Dream (81-82-83-84)“ heißt. Diese ist allerdings nicht über den Zeitraum 81-84 verteilt erschienen, sondern erblickte exakt am 13. September 1982 das Licht der Welt. „Promised You A Miracle“ wurde allerdings als Single bereits im April 1982 (da wurde ich gerade volljährig) veröffentlicht und gab den Ton des Albums vor.
Bis zu diesem Album hatten die 1977 gegründeten Simple Minds sich mehr oder minder semi-erfolgreich mit ihrem New Wave-Sound mit leichten Punkeinflüssen in der Musikwelt eingefunden und fünf Alben veröffentlicht, wobei das 81er Werk „Sons And Fascination“, produziert vom Gong-Mitglied Steve Hillage, etwas mehr Gehör fand und einen Achtungserfolg verbuchte. Nach einer Australien-Tour gemeinsam mit den damals sehr angesagten „Icehouse“ beschloss die Band um Mastermind und Sänger Jim Kerr einen etwas pop-kompatibleren Weg einzuschlagen der in der Single „Promised…“ mündete, die mit ihrem funky Bass, breiten Synthesizer-Flächen und hymnischer Melodieführung prompt zu einem Hit avancierte.
Das Album führte dann diesen Stil in verschiedenen Ausprägungen fort und machte „New Gold Dream“ rasch zu einem Kult-Album der beginnenden 80er, vereinte es doch erstmalig auf unnachahmliche Weise den damals populären New Wave-Sound mit einem gewissen Art-Pop-Touch. Schon der Eröffnungstrack „Someone Somewhere In Summertime“ nimmt einen schon gefangen. Ein hypnotischer fließender Klangteppich lässt den Zuhörer regelrecht schweben. Nach dem schon beschriebenen „Promised..“ folgt „Big Sleep“, welches, mit einigen Rock-Gitarren veredelt, den damals die ebenfalls in den Startlöchern stehenden U2 nach ihren eigenen Angaben als wichtigen Einfluss ansahen.
Someone Somewhere In Summertime
Der Titelsong, versehen mit einem unverwechselbaren Synthesizer-Motiv, eröffnete den „einfachen Geistern“ dann auch den Weg auf den Dancefloor der damaligen Zeit.
New Gold Dream
Und bei „Hunter And The Hunted“ steuerte sogar Jazz-Größe Herbie Hancock das Synthie-Solo bei.
Hunter And The Hunted
Wie es mir dann auch bei anderen Bands passiert ist, verlor ich in den 90ern die Simple Minds aus den Augen, obwohl sie 1989 mit „Street Fighting Years“ noch ein Top-Album aufgenommen hatten, danach begann auch ihr Stern leider etwas zu sinken. So schlummerte „New Gold Dream“ dann auch friedlich im Plattenschrank vor sich hin. Als ich aber vor einigen Wochen meinen Plattenbestand mal wieder neu sortierte fiel mir die LP in die Hände und die Geschichten der Klassenfahrt (die ich als sehr gelungen in Erinnerung habe, da sich unser Klassenlehrer sehr gut vorbereitet hatte und uns interessante Informationen über die DDR geben konnte und auch die Stimmung unter den knapp 20 „Azubis“ sehr gut war) waren sofort wieder präsent.
Natürlich kam dann die Platte direkt auf den sich drehenden Teller und spätestens bei „Promised…“ saß ich gedanklich im Bus neben Henning und die Gänsehaut ließ nicht lange auf sich warten – also wegen des Songs, nicht wegen des Gedankens an Henning.
Auch 41 Jahre nach ihrem Erscheinen ist mir „New Gold Dream“ die liebste Scheibe von den Simple Minds geblieben und ich freue mich, sie wiederentdeckt zu haben.
Musiker
Jim Kerr – Vocals
Charlie Burchill – Guitar, Effects
Michael MacNeil – Keyboards, Effects
Derek Forbes – Bass
Mel Gaynor – Drums
Gastmusiker
Herbie Hancock – Synthesizer
Mike Ogeltree – Drums, Percussion
Kenny Hyslop – Drums
Sharon Campbell - Vocals
Produzent
Peter Walsh
Ich mag das Album auch ganz gern, das letzte wirklich gute SM-Album bis später mit Street fighting years noch mal ein ähnlich gutes, musikalisch aber völlig anderes Album erschien. Ich bevorzuge allerdings die vorangegangenen Alben mehr, da hatten sie mehr Ecken und Kanten, speziell "Real to reel Cacophony" und der Doppelschlag "Sons & Fascination/Sister fellings call"
