Was haben LED ZEPPELIN oder DEEP PURPLE mit Terry Reid zu tun? Eigentlich nichts, bis auf die Tatsache, dass - ja, dass Reid anno '68 bei beiden Kapellen ablehnte, für sie den Frontmann sprich Leadsänger zu spielen. Reid erzielte deren Aufmerksamkeit, nachdem 1968 sein Debütalbum auf den Markt kam. Gleichzeitig mit seiner Absage empfahl er LED ZEPPELIN statt seiner einen gewissen Robert Plant - welch ein Glück für ihn. Ob ihn seine Absage anlässlich des Erfolges dieser beiden Bands später grämte, ist möglicherweise nicht bekannt. Tatsache ist jedoch, dass Reid in so hohem Maße von seinem Talent überzeugt war, dass er eine Karriere als Solokünstler im Blick hatte.
"Bang, Bang You’re Terry Reid" (anfangs lediglich in den USA veröffentlicht) und 1969 den Nachfolger "Terry Reid". Beide Alben verkauften sich recht schlecht, und so dauerte es weitere vier Jahre, bis 1973 sein drittes Album "River" auf den Markt kam. Bis dahin unterstützte er Tourneen von bspw. den ROLLING STONES, CREAM oder Jimy Hendrix.
Trotz dieser ansehnlichen Referenzen konnte Reid auch mit seinem 73'er Album nicht den erhofften Durchbruch erzielen. Dass es heute oft als ein Kultalbum oder Meisterwerk bezeichnet wird, dass Reid in die Reihe namhafter Sänger wie Burdon, Winwood, Cocker oder Morrison gestellt wird, auch das bescherte weder ihm noch dem Album die verdiente Anerkennung. Selbst die einem Ritterschlag gleichkommenden Worte einer Aretha Franklin, die folgendes sagte, nachdem sie 1968 einen 18-jährigen Reid gesehen hatte: „In England passieren nur drei Dinge. Die Beatles, die Rolling Stones und Terry Reid.“ verhalfen seiner Karriere nicht auf die Sprünge.
Wie so oft im Leben fehlt es manchmal am gewissen Quentchen Glück, welches über Erfolg oder Misserfolg entscheiden kann. Entdecken wir hier also ein Album erstmals oder wieder, welches leider nur viel zu selten erwähnt wird.
Terry Reid - The River | GB 1973 | Folk, Blues, Rock
Spätestens, wenn das Album vollständig durchgehört wurde, ist Pages' Interesse an Reed als Sänger der LED ZEPPELIN verständlich: Sein enormer Stimmumfang, der lockere Wechsel von fast hysterisch geschrieener Songs bis hin zur butterweichen, fast geflüsterten, einschmeichelnden Ballade - seine Stimme scheint für alle Spielarten geeignet.
Wie gegensätzlich er seine Stimme einzusetzen vermag, ist sehr gut an den beiden Songs Dean und Milestones herauszuhören. Während er auf dem Opener ---> Dean zunächst recht verhalten zu singen beginnt, steigert sich seine Stimme zum Ende hin immer mehr, scheint sich überschlagen zu wollen und wirkt fast hysterisch. Begleitet wird er übrigens, wie auf den weiteren Songs des Albums, durch niemand geringeren als David Lindley (Electric Guitar, Pedal Steel Guitar, Violin). Ein toller Einstieg. Ganz im Gegensatz steht das erwähnte ---> Milestones, der siebte und letzte Song des Albums. Leise summend beginnt er die Ballade, sein Gesang ist fast über das ganze Stück sehr sanft und von leichter Melancholie.
Aber nicht nur als Sänger weiß Reid zu überzeugen. Sein Songwriting ist ebenso hervorragend wie seine Gitarrenfähigkeiten, weshalb Künstler wie beispielsweise Don Henley, Bonnie Raitt oder Jackson Browne ihn gerne für ihre Session-Arbeiten buchten. Wie verschiedenen Quellen zu entnehmen ist, ist Reid auch ein begeisterter Gitarrensammler. Zu seinen beliebtesten Instrumenten zählen eine Gibson Les Paul Goldtop von 1952, eine Gretsch Black Falcon, eine Stratocaster mit maßgeschneiderten Jimi Hendrix-Tonabnehmern von Seymour Duncan, eine Martin D-45 von 1972, eine Gibson J-200 Custom und ein Danelectro-Bariton. Seine wertvolle Telecaster von 1952, die er 1968 gekauft hatte, veräußerte er seinem guten Freund Joe Bonamassa. „Joe hat eine große Leidenschaft für Gitarren und er liebt die gesamte Geschichte dieser Gitarre“, berichtete er.
Fast habe ich das Gefühl, dass auf ---> Avenue , dem zweiten Song des Albums, mehr gejammt wird als dass es sich um eine Studioaufnahme handelt. Lindleys' Slide leitet das Stück ein, Reids' Gesang setzt ein, und die Rhythmusgruppe treibt den Song locker voran. Wer die beiden Erstwerke von Terry Reid kennt stellt fest, dass sein Gesang hier ganz anders, viel geschmeidiger klingt. Insgesamt ein Gebräu aus Rock und Blues mit einer kräftigen Prise Southern Rock sowie einem prächtig aufspielenden Lindley.
Ist Reid zum Zeitpunkt dieses Albums tatsächlich noch so "jung"? Kaum zu glauben, dass ---> Things To Try von einem damals erst 24-jährigen Künstler aufgenommen wurde. Rau und heiser klingt seine Stimme, als wäre hier ein alter Barde am Werk, der bereits vieles im Leben erlebt hat. Begleitet von seiner Top-Band, könnte dies mein Highlight sein, wären die anderen Stücke nicht ebenbürtig.
Wieder scheint die Truppe eher zu jammen als dass es sich hier um eine Studioaufnahme handelt. Voller Spiellaune geht es auf ---> Live Life zu Werke, sodass es eine reine Freude ist, dem Stück zuzuhören. Stilrichtungen wie Country-Rock, Southern-Rock und Blues reichen sich die Hand. Am liebsten würde ich am Bühnenrand stehen und den Jammern zusehen.
Live Life live
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=JN0ygSc8yBQ
Ganz im Gegensatz zu Live Life steht der Folgesong ---> River. Ganz gemächlich und entspannt schlunzt die Rhythmuskapelle das Stück voran, Reid singt sehr weich, fast melancholisch. Eine feine Mischung aus Westcoast und Jazz mit einem Schuss Folk, dem sich das großartige ---> Dream anschließt. Sehr wehmütig begleitet sich Reid hier auf seiner Akustikgitarre. Ein verträumter, nachdenklich machender Song, der Reid von seiner sanften Seite zeigt.
So gut bis hervorragend das Album auch sein mag - River blieb der kommerzielle Erfolg aus und Terry Reid blieb für viele nur ein Geheimtipp. Der damalige Zeitgeist wandte sich dem Progressive Rock, dem Heavy Metal oder Folk zu und ließen Reid in Vergessenheit geraten.
Dennoch, "River" kann problemlos mit anderen als Meisterwerk bezeichneten Alben mithalten. „Astral Weeks“ von Van Morrison sei hier stellvertretend für weitere Werke genannt, hinter denen sich "River" nicht verstecken braucht. Leider aber brachte Reid auch eine Neuauflage im Jahr 2002 oder der nochmalige Versuch mit dem Album „The Other Side of The River“ im Jahr 2016, versehen mit einigen Bonussongs, nicht den erhofften Durchbruch.
In die Reihe derer, die das Album lange, zu lange nicht würdig betrachteten, darf auch leider ich mich nahtlos einreihen. Wenngleich dieses Album bereits seit sehr langer Zeit neben seinen beiden Erstwerken im Regal steht, habe ich es erst jetzt anlässlich seines 50-jährigen Bestehens genauer unter die Lupe genommen. Vielleicht geht es auch einigen anderen Musikfreunden so. Sollte es so sein - zieht diese Perle wieder aus dem Regal und lasst es krachen. Wer es noch nicht kennen oder besitzen sollte - nutzt die Chance. Es ist preiswert zu haben und sollte entdeckt werden!
[Die Songs]
* Dean - 4:45
* Avenue - 5:08
* Things to Try - 4:25
* Live Life - 5:11
* River - 5:45
* Dream - 5:20
* Milestones - 5:52
Alle Songs by Terry Reid
[Die Band]
* Terry Reid - vocals, guitar
* David Lindley - electric guitar, steel guitar, slide guitar, violin
* Lee Miles - bass guitar
* Conrad Isidore - drums
* Willie Bobo - all percussion parts on "River"
[Terry Reid Live oder Warum Led Zeppelin ihn gerne hätte]
Filmore West 1968
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=Bq1OHOPCvuk
Rich Kid Blues 1969
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=uyf9j7ntBt0
I've Got News For You | Olympia in Paris, 1970
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=X7aYMKKP5ZU
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=IZtFiMa0n2Q
Montreux 1971
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=gY-y7aBaO8c
Superlungs - A Terry Reid Documentary - Statements und Soundbeispiele
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=-tc6T2gBY6M
"Bang, Bang You’re Terry Reid" (anfangs lediglich in den USA veröffentlicht) und 1969 den Nachfolger "Terry Reid". Beide Alben verkauften sich recht schlecht, und so dauerte es weitere vier Jahre, bis 1973 sein drittes Album "River" auf den Markt kam. Bis dahin unterstützte er Tourneen von bspw. den ROLLING STONES, CREAM oder Jimy Hendrix.
Trotz dieser ansehnlichen Referenzen konnte Reid auch mit seinem 73'er Album nicht den erhofften Durchbruch erzielen. Dass es heute oft als ein Kultalbum oder Meisterwerk bezeichnet wird, dass Reid in die Reihe namhafter Sänger wie Burdon, Winwood, Cocker oder Morrison gestellt wird, auch das bescherte weder ihm noch dem Album die verdiente Anerkennung. Selbst die einem Ritterschlag gleichkommenden Worte einer Aretha Franklin, die folgendes sagte, nachdem sie 1968 einen 18-jährigen Reid gesehen hatte: „In England passieren nur drei Dinge. Die Beatles, die Rolling Stones und Terry Reid.“ verhalfen seiner Karriere nicht auf die Sprünge.
Wie so oft im Leben fehlt es manchmal am gewissen Quentchen Glück, welches über Erfolg oder Misserfolg entscheiden kann. Entdecken wir hier also ein Album erstmals oder wieder, welches leider nur viel zu selten erwähnt wird.
Terry Reid - The River | GB 1973 | Folk, Blues, Rock
Spätestens, wenn das Album vollständig durchgehört wurde, ist Pages' Interesse an Reed als Sänger der LED ZEPPELIN verständlich: Sein enormer Stimmumfang, der lockere Wechsel von fast hysterisch geschrieener Songs bis hin zur butterweichen, fast geflüsterten, einschmeichelnden Ballade - seine Stimme scheint für alle Spielarten geeignet.
Wie gegensätzlich er seine Stimme einzusetzen vermag, ist sehr gut an den beiden Songs Dean und Milestones herauszuhören. Während er auf dem Opener ---> Dean zunächst recht verhalten zu singen beginnt, steigert sich seine Stimme zum Ende hin immer mehr, scheint sich überschlagen zu wollen und wirkt fast hysterisch. Begleitet wird er übrigens, wie auf den weiteren Songs des Albums, durch niemand geringeren als David Lindley (Electric Guitar, Pedal Steel Guitar, Violin). Ein toller Einstieg. Ganz im Gegensatz steht das erwähnte ---> Milestones, der siebte und letzte Song des Albums. Leise summend beginnt er die Ballade, sein Gesang ist fast über das ganze Stück sehr sanft und von leichter Melancholie.
Aber nicht nur als Sänger weiß Reid zu überzeugen. Sein Songwriting ist ebenso hervorragend wie seine Gitarrenfähigkeiten, weshalb Künstler wie beispielsweise Don Henley, Bonnie Raitt oder Jackson Browne ihn gerne für ihre Session-Arbeiten buchten. Wie verschiedenen Quellen zu entnehmen ist, ist Reid auch ein begeisterter Gitarrensammler. Zu seinen beliebtesten Instrumenten zählen eine Gibson Les Paul Goldtop von 1952, eine Gretsch Black Falcon, eine Stratocaster mit maßgeschneiderten Jimi Hendrix-Tonabnehmern von Seymour Duncan, eine Martin D-45 von 1972, eine Gibson J-200 Custom und ein Danelectro-Bariton. Seine wertvolle Telecaster von 1952, die er 1968 gekauft hatte, veräußerte er seinem guten Freund Joe Bonamassa. „Joe hat eine große Leidenschaft für Gitarren und er liebt die gesamte Geschichte dieser Gitarre“, berichtete er.
Fast habe ich das Gefühl, dass auf ---> Avenue , dem zweiten Song des Albums, mehr gejammt wird als dass es sich um eine Studioaufnahme handelt. Lindleys' Slide leitet das Stück ein, Reids' Gesang setzt ein, und die Rhythmusgruppe treibt den Song locker voran. Wer die beiden Erstwerke von Terry Reid kennt stellt fest, dass sein Gesang hier ganz anders, viel geschmeidiger klingt. Insgesamt ein Gebräu aus Rock und Blues mit einer kräftigen Prise Southern Rock sowie einem prächtig aufspielenden Lindley.
Ist Reid zum Zeitpunkt dieses Albums tatsächlich noch so "jung"? Kaum zu glauben, dass ---> Things To Try von einem damals erst 24-jährigen Künstler aufgenommen wurde. Rau und heiser klingt seine Stimme, als wäre hier ein alter Barde am Werk, der bereits vieles im Leben erlebt hat. Begleitet von seiner Top-Band, könnte dies mein Highlight sein, wären die anderen Stücke nicht ebenbürtig.
Wieder scheint die Truppe eher zu jammen als dass es sich hier um eine Studioaufnahme handelt. Voller Spiellaune geht es auf ---> Live Life zu Werke, sodass es eine reine Freude ist, dem Stück zuzuhören. Stilrichtungen wie Country-Rock, Southern-Rock und Blues reichen sich die Hand. Am liebsten würde ich am Bühnenrand stehen und den Jammern zusehen.
Live Life live
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=JN0ygSc8yBQ
Ganz im Gegensatz zu Live Life steht der Folgesong ---> River. Ganz gemächlich und entspannt schlunzt die Rhythmuskapelle das Stück voran, Reid singt sehr weich, fast melancholisch. Eine feine Mischung aus Westcoast und Jazz mit einem Schuss Folk, dem sich das großartige ---> Dream anschließt. Sehr wehmütig begleitet sich Reid hier auf seiner Akustikgitarre. Ein verträumter, nachdenklich machender Song, der Reid von seiner sanften Seite zeigt.
So gut bis hervorragend das Album auch sein mag - River blieb der kommerzielle Erfolg aus und Terry Reid blieb für viele nur ein Geheimtipp. Der damalige Zeitgeist wandte sich dem Progressive Rock, dem Heavy Metal oder Folk zu und ließen Reid in Vergessenheit geraten.
Dennoch, "River" kann problemlos mit anderen als Meisterwerk bezeichneten Alben mithalten. „Astral Weeks“ von Van Morrison sei hier stellvertretend für weitere Werke genannt, hinter denen sich "River" nicht verstecken braucht. Leider aber brachte Reid auch eine Neuauflage im Jahr 2002 oder der nochmalige Versuch mit dem Album „The Other Side of The River“ im Jahr 2016, versehen mit einigen Bonussongs, nicht den erhofften Durchbruch.
In die Reihe derer, die das Album lange, zu lange nicht würdig betrachteten, darf auch leider ich mich nahtlos einreihen. Wenngleich dieses Album bereits seit sehr langer Zeit neben seinen beiden Erstwerken im Regal steht, habe ich es erst jetzt anlässlich seines 50-jährigen Bestehens genauer unter die Lupe genommen. Vielleicht geht es auch einigen anderen Musikfreunden so. Sollte es so sein - zieht diese Perle wieder aus dem Regal und lasst es krachen. Wer es noch nicht kennen oder besitzen sollte - nutzt die Chance. Es ist preiswert zu haben und sollte entdeckt werden!
[Die Songs]
* Dean - 4:45
* Avenue - 5:08
* Things to Try - 4:25
* Live Life - 5:11
* River - 5:45
* Dream - 5:20
* Milestones - 5:52
Alle Songs by Terry Reid
[Die Band]
* Terry Reid - vocals, guitar
* David Lindley - electric guitar, steel guitar, slide guitar, violin
* Lee Miles - bass guitar
* Conrad Isidore - drums
* Willie Bobo - all percussion parts on "River"
[Terry Reid Live oder Warum Led Zeppelin ihn gerne hätte]
Filmore West 1968
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=Bq1OHOPCvuk
Rich Kid Blues 1969
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=uyf9j7ntBt0
I've Got News For You | Olympia in Paris, 1970
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=X7aYMKKP5ZU
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=IZtFiMa0n2Q
Montreux 1971
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=gY-y7aBaO8c
Superlungs - A Terry Reid Documentary - Statements und Soundbeispiele
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=-tc6T2gBY6M